Entwicklung des Binnentourismus in der Bundesrepublik Deutschland seit 1945


Hausarbeit (Hauptseminar), 2006

27 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Grundlagen und Definitionen
2.1 Der Tourismus und seine wirtschaftliche Bedeutung in Deutschland
2.2 Binnentourismus
2.3 Motivationen der Reisenden im Binnentourismus (Tourismusarten)

3. Entwicklung des Binnentourismus
3.1 Entwicklung des Binnentourismus in Deutschland von 1945 bis zur Wiedervereinigung im Jahr
3.2 Entwicklung des Binnentourismus in der DDR von 1945 bis zur Wiedervereinigung im Jahr
3.3 Entwicklung des Binnentourismus in den alten und neuen Bundesländern nach der Wiedervereinigung von 1990 bis
3.4 Aktuelle Entwicklungen im Binnentourismus

4. Zusammenfassung und Ausblick

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Das Reisen ist wahrscheinlich so alt wie die Menschheit selbst. Jedoch reisten die Menschen […] [früher] nur äußerst selten um des Reisens selbst willen. Schließlich bedeutete jede Reise, den Weg ins Unbekannte anzutreten und sich zahlreichen Gefahren auszusetzen.“ (Deutscher Tourismusverband 2002, S. 4)

Die folgende Arbeit befasst sich mit der Entwicklung des Binnentourismus in Deutschland von 1945 bis zur heutigen Zeit.

Dabei wird zu Beginn ein allgemeiner Überblick über die Bedeutung des Binnentourismus für die deutsche Wirtschaft gegeben, und es werden grundlegende Begriffe und Definitionen erklärt.

Im Hauptteil der Arbeit werden zunächst die Entwicklung des Binnentourismus in der BRD sowie in der DDR von 1945 bis zur Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 vorgestellt, um anschließend die gemeinsame Entwicklung nach der Wiedervereinigung Deutschlands sowie aktuelle Entwicklungen im Binnentourismus aufzuzeigen.

Der Schlussteil stellt in einer kurzen Zusammenfassung die Entwicklung des Binnentourismus in Deutschland dar, gibt einen Ausblick in die Zukunft und zeigt mögliche Tendenzen und Entwicklungen des deutschen Binnentourismus.

2. Grundlagen und Definitionen

2.1 Der Tourismus und seine wirtschaftliche Bedeutung in Deutschland

Der Begriff Tourismus beschreibt die Gesamtheit der Beziehungen und Erscheinungen, die sich aus einem Ortswechsel und dem Aufenthalt von Personen ergeben, die am Aufenthaltsort weder hauptsächlich noch ständig leben und arbeiten.

Er führt zu alljährlichen Wanderbewegungen von Millionen von Menschen und sowohl zu soziokulturellen Begegnungen als auch zu Konfrontationen zwischen den Reisenden und den Einheimischen (Dettmer 1998, S.14f.).

Der Tourismus stellt einen erheblichen Wirtschaftsfaktor dar und gehört insgesamt zu den wichtigen Wachstumsbranchen in Deutschland (Bundesministerium für Wirtschaft 1998, S.6). „Eine Besonderheit der Branche liegt in ihrer Heterogenität. Zu ihr zählen Reiseveranstalter und Reisemittler, Transportunternehmen, Campingplatzbetreiber, Hotels- und Gaststätten, Sport- und Freizeitparks sowie Teile des Einzelhandels.“ (Bundesministerium für Wirtschaft 1998, S. 6) Diese Heterogenität führt dazu, dass der Tourismus eine bedeutende Position in der deutschen Wirtschaft einnimmt. Die Gesamtzahl der Beschäftigten in diesen unmittelbar und mittelbar dem Tourismus zugeordneten Bereichen beträgt heute etwa 4 Millionen (Deutsche Zentrale für Tourismus 2006, S. 5). Der Anteil der vom Tourismus abhängigen Arbeitsplätze an der Gesamtbeschäftigung liegt somit bei rund acht Prozent (Deutsche Zentrale für Tourismus 2004, S. 5). Die folgende Graphik zeigt den Anteil des Tourismus am Bruttoinlandsprodukt im Vergleich mit den anderen Staaten der EU. In Deutschland trägt die Tourismuswirtschaft ca. acht Prozent zur Entstehung des Volkseinkommens bei.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Anteil des Tourismus am BIP in den EU-Staaten

Quelle: Deutsche Zentrale für Tourismus 2004, S. 5

2.2 Binnentourismus

Nach den Reiseströmen und der Herkunft der Nachfrager touristischer Leistungen kann eine Segmentierung des touristischen Marktes vorgenommen werden, so dass man die im folgenden Modell dargestellten Grundformen des Tourismus unterscheiden kann (Dettmer 1998, S.52).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Tourismusformen aus der Sicht der Nachfrage

Quelle: Dettmer 1998, S. 52

Eine dieser Grundformen des Tourismus ist der Binnentourismus. Er zählt zur Tourismuskategorie des Inlandstourismus und beschreibt die Gesamtheit aller Phänomene, die sich aus der Reise oder dem Aufenthalt von Inländern im Inland ergeben, für die der Aufenthaltsort weder ständiger Wohn- noch Arbeitsort ist (Dettmer 1998, S.52).

2.3 Motivationen der Reisenden im Binnentourismus (Tourismusarten)

Nach der Motivation der Reisenden lässt sich eine Klassifizierung des Reiseverkehrs im Binnentourismus erstellen, da sich im Reiseverhalten das zugrunde liegende Motiv ausdrückt. Jedes einzelne Motiv muss aber nicht unbedingt alleinbestimmend für das Reiseverhalten sein, vielmehr sind es oftmals eine Vielzahl verschiedener Motive, die das Reiseverhalten jedes Einzelnen bestimmen. Aufgrund der Gliederung des Binnenreiseverkehrs nach der übergeordneten Motivsituation der Reisenden unterscheidet man drei verschiedene Tourismusarten: Den Erholungstourismus, den Messe-, Kongress- und Tagungstourismus und den Geschäfts- und Dienstreiseverkehr. Beim Erholungstourismus liegt das entscheidende Motiv für die Reise bei der Erholung, d.h. das Ziel dieser Reise ist sowohl die physische als auch die psychische Regeneration der Reisenden. Zum Erholungstourismus zählen demnach Urlaubsreisen, wie z.B. der Familienurlaub, aber auch der Gesundheits- und der Kurtourismus zur Erhaltung und Wiederherstellung der Gesundheit der Reisenden. Die Hauptmotive des Messe-, Kongress- und Tagungstourismus sind die Bildung und die Information des Reisenden. Zu ihnen zählen zusätzlich zu den Messereisen, die in regelmäßigen Intervallen zu demselben Standort stattfinden und ihm so eine dauerhafte Attraktivität verleihen, den Kongressreisen und den Tagungsreisen, die sich durch einen wechselnden Veranstaltungsort auszeichnen, auch Konferenzreisen, Seminarreisen und Schulungsreisen. Das Motiv des Geschäfts- und Dienstreiseverkehrs ist die Erledigung von dienstlichen und geschäftlichen Aufgaben und Aufträgen am Zielort (Luft 1996, S.16ff).

3. Entwicklung des Binnentourismus

3.1 Entwicklung des Binnentourismus in Deutschland von 1945 bis zur Wiedervereinigung im Jahr 1990

Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges bestand in Deutschland zunächst nur ein geringes Interesse an touristischen Reisen, denn kaum einer mochte angesichts der existentiellen materiellen und seelischen Not an das Verreisen denken. Die Menschen waren sowohl mit der Sicherung ihrer Existenz als auch mit dem Wiederaufbau beschäftigt, und die, die unfreiwillig unterwegs waren, mussten aus heutiger Sicht unter unvorstellbar schlechten Bedingungen reisen (Deutscher Tourismusverband 2002, S. 8). Des Weiteren bestanden Bestimmungen der Besatzer, die das Reisen stark reglementierten, z.B. mussten bestimmte Kontrollpunkte passiert werden, und das Überschreiten einer Besatzungszonengrenze brachte erhebliche Schwierigkeiten mit sich.

Nur die Stadtbewohner, die in den deprimierenden Trümmerlandschaften lebten und somit die Folgen des Krieges immer vor Augen hatten, suchten die Flucht aus dem Aufbaualltag und verreisten, da Autos noch keine Selbstverständlichkeit waren, mit Bus oder Bahn ins Grüne. Übernachtet wurde am Urlaubsort in Pensionen oder in Zelten (Krempien 2000, S. 151).

Erst Ende der 40er Jahre setzte in Westdeutschland der touristische Aufschwung ein. Nach der langen Zeit des Krieges, die für die Menschen mit Entbehrungen verbunden war, gab es bei großen Teilen der Bevölkerung nun einen Nachholbedarf an Reisen. Auch wenn die langen Arbeitszeiten und die geringen Urlaubsansprüche die Entwicklung des Tourismus zunächst noch hemmten, so schuf doch der wirtschaftliche Aufschwung die materiellen Voraussetzungen für die erfolgreiche Entwicklung des Binnentourismus in Deutschland (Deutscher Tourismusverband 2002, S.8).

In den 50er Jahren dominierte der Binnentourismus weiter das Reiseverhalten der Deutschen, und die meisten Deutschen verbrachten somit ihren Urlaub im Inland. „Die beliebtesten Reiseziele waren […] landschaftlich reizvolle Gegenden wie der Schwarzwald, der Bayerische Wald, der Bodensee, die Mittelgebirge und die [..] [Nord- und Ostseeküste].“ (Krempien 2000, S.153) Im Jahr 1954 unternahmen 24% der Bevölkerung, also ca. 9,3 Millionen Menschen eine Urlaubsreise. Davon verbrachten 85% der Reisenden ihren Urlaub im Inland. Bei der Verkehrsmittelwahl spielte die Bahn eine sehr bedeutende Rolle. 56% der Urlauber nutzten sie als Transportmittel zum Zielort. Etwa 19% reisten mit dem PKW in den Urlaub und nur 17% der Touristen nutzten den Bus. See- und Flugreisen waren bei der Verkehrsmittelwahl im Binnentourismus kaum von Bedeutung, da die zurückzulegenden Strecken meist relativ kurz und diese Reisen für viele unerschwinglich waren (Deutscher Tourismusverband 2002, S. 9).

Der Campingtourismus war Mitte der 50er Jahre die beliebteste Urlaubsform. Die Ansprüche der Reisenden an den Komfort waren noch relativ gering, und die finanziellen Mittel reichten oftmals nicht für kostspielige Übernachtungen in Hotels oder Pensionen, so dass sich der Campingurlaub auch aufgrund der zunehmenden Motorisierung immer größerer Beliebtheit erfreute. Wurde anfänglich noch häufig gezeltet, so begann Ende der 50er Jahre die Attraktivität des Wohnwagens immer mehr zu steigen, da er den Aufenthalt der Urlauber komfortabler und bequemer gestaltete, und außerdem der zeitaufwendige Zeltaufbau entfiel. Da mit dem Wohnwagen in Etappen angereist werden konnte, nahmen nun viele Urlauber weiter entfernte und meist im Ausland gelegene Ziele in Angriff. Der Binnentourismus erlebte dadurch erstmals eine kleine Schwächung, war aber immer noch dominierender Faktor im deutschen Tourismus (Krempien 2000, S.154).

Mit Beginn der 60er Jahre und dem Inkrafttreten des Bundesurlaubsgesetzes standen jedem Arbeitnehmer nun jährlich 18 Tage bezahlter Urlaub zu, so dass eine Reise für eine breitere Bevölkerungsschicht zur Selbstverständlichkeit wurde (Krempien 2000, S.159). Im Jahr 1960 unternahmen 28%, also etwa 11,8 Millionen Menschen eine Ferienreise. Aufgrund der zunehmenden Motorisierung fuhren davon schon 38% mit dem PKW an den Urlaubsort. Durch das verstärkte Angebot von preisgünstigen Charterflügen wurde das Ausland für deutsche Reisende immer beliebter, und der Binnentourismus verlor weiter an Bedeutung (Deutscher Tourismusverband 2002, S. 9). „Blieben 1960 noch 69 Prozent der Urlauber im Inland, so verreisten 1968 zum ersten Mal mehr westdeutsche Urlauber ins Ausland – nämlich 51 Prozent oder 8,6 Millionen Bundesbürger – als im Inland blieben.“ (Deutscher Tourismusverband 2002, S. 9)

In den 70er Jahren ließ sich ein neuer Trend im Binnentourismus Deutschlands erkennen. Der Trend zur Zweitreise. Weit überdurchschnittlich hatte die Anzahl der Reisenden zugenommen, die zweimal jährlich und öfter Reisen unternahmen. Waren es im Jahr 1969 noch 2,9 Millionen so stieg die Zahl bis auf 5,7 Millionen im Jahr 1978 (Tietz 1980, S.283). Die durchschnittliche Dauer einer solchen Reise betrug 5 bis 14 Tage. Längere Reisen führten häufiger ins Ausland, so dass die Reisedauer der Inlandsreisen kürzer war als die der Auslandsreisen (Tietz 1980, S.289). Die wichtigste Unterkunftsart bei Inlandreisen waren die Betriebe des Beherbergungswesens. Ebenfalls von großer Bedeutung waren Privatunterkünfte ohne Entgelt, da rund ein Fünftel aller Reisen - also etwa 4,6 Millionen - zu Verwandten oder Bekannten führten. Die Zahl der Campingurlaube stieg von 2 Millionen im Jahr 1970 bis auf 2,5 Millionen im Jahr 1978 um 25% an. „Von den Campingreisen hatten 71,2% ein Reiseziel im Ausland, 28,8% im Inland.“ (Tietz 1980, S. 297)

Der Binnentourismus verlor in den 70er Jahren weitere Anteile am gesamten Tourismusvolumen. „Von der Gesamtzahl aller Reisen (36,8 Mill.) entfielen im Jahre 1977/78 44,1% auf Inlandsreisen und 55,9% auf Auslandsreisen.“ (Tietz 1980, S. 290) Damit haben sich die Reiseziele auf Kosten des Binnentourismus weiter verschoben.

Das wichtigste Verkehrsmittel für die Ferienreise war weiterhin der PKW. Von Anfang der 70er bis Ende der 70er Jahre stieg die Anzahl der Reisen mit PKW um 48,9% auf 24,1 Millionen. Obwohl die Zahl der Bahnreisen sich im Laufe der 70er Jahre um 28,7% verringert hatte, wurden trotzdem noch 15,6% der Inlandsreisen im Jahr 1978, also knapp ein Viertel, mit der Bahn durchgeführt. Die Zahl derer, die mit dem Flugzeug anreisten, hatte sich von 2,1 Millionen im Jahr 1970 bis auf 4 Millionen Ende der 70er nahezu verdoppelt. Trotzdem blieb mit 3,1% der Anteil des Flugzeugs als Verkehrsmittel im Binnentourismus weiterhin eher von geringer Bedeutung (Tietz 1980, S.292).

Die 80er Jahre waren weiterhin durch die ungebremste Reiselust und eine steigende Reiseintensität der Deutschen geprägt. Wenn auch immer noch ein Großteil ihren Urlaub im eigenen Land verbrachten, so stieg die Zahl derer die eine Ferienreise ins Ausland bevorzugten doch weiter kontinuierlich an. Die beliebtesten Reiseziele des Binnentourismus waren Bayern, Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg und Niedersachsen (Deutscher Tourismusverband 2002, S.10).

[...]

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Entwicklung des Binnentourismus in der Bundesrepublik Deutschland seit 1945
Hochschule
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen  (Geographisches Institut)
Veranstaltung
Hauptseminar
Note
2,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
27
Katalognummer
V114471
ISBN (eBook)
9783640152926
ISBN (Buch)
9783668399402
Dateigröße
3584 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Entwicklung, Binnentourismus, Bundesrepublik, Deutschland, Hauptseminar, Geographie, Wirtschaftsgeographie, Tourismus, Reisen, DDR
Arbeit zitieren
Verena Bayer (Autor:in), 2006, Entwicklung des Binnentourismus in der Bundesrepublik Deutschland seit 1945, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114471

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