Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Ethik und CSR
3 SCR in der Pharmazie
4 Relevanz der Ethik in den Apotheken
4.1 Berufsbild des Apothekers
4.2 Gesetz versus Ethik
5 Konsumentenmoral
6 Resümee
7 Literaturverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1 Differenzierung der Unternehmensverantwortung
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Thematisierung der ethischen Fragen in der Medizin ist eine Selbstverständlichkeit. Das Leben, die Gesundheit und der Tod der Patienten liegen oft in der Hand der Medizin, wobei der Arzt die Entscheidung und somit die Verantwortung darüber trägt. Hat die Pharmazie nicht ebenfalls den Einfluss auf das Leben bzw. die Lebensqualität der Patienten? Durchaus! Bereits in der Herstellung der Arzneimittel und anderer medizinischer Produkte fängt der Eingriff, auch wenn indirekt, in das Wohlergehen der Patienten an. Wie positiv oder negativ die Auswirkung ausfällt, hängt von vielen Faktoren ab. Die Wirkungen und Nebenwirkungen müssen exzellent erforscht werden, die Darreichungsformen müssen für möglichst alle Patientengruppen geboten werden, usw. Einen direkten Einfluss hat der Apotheker in der Beratung. Seine Aufgabe ist, ein richtiges, passendes Mittel für den jeweiligen Patienten zu bestimmen und somit die Verantwortung über seine Gesundheit zu übernehmen. Das Vertrauen spielt hierbei für beide Parteien eine große Rolle. Der Patient vertraut in die Fachkenntnisse und die Ehrlichkeit des Apothekers, und die einwandfreie Qualität des pharmazeutischen Präparates. Der Apotheker vertraut in die Compliance des Patienten. Ohne Einhaltung der moralischen Aspekte einer Gesellschaft würde die Vertrauensbasis für alle Beteiligte nicht existieren können. Wie wichtig die Ethik und die Unternehmensverantwortung in den pharmazeutischen Bereichen sind, soll in der vorliegenden Arbeit analysiert werden. Betrachtet werden die Stakeholder der pharmazeutischen Branchen, wie die Pharmaindustrie und die Apotheken, die Kunden und die Patienten als Konsumenten, wobei besonderer Akzent den Apotheken gelten soll.
Dem Thema der Ethik in der Pharmazie wird in der Pharmaindustrie und in dem Vertrieb durch die Apotheken unterschiedlich viel bzw. wenig Beachtung geschenkt. Während Pharmaunternehmen immer größeren Akzent auf Unternehmensverantwortung (CR) und Nachhaltigkeit setzen, wird die ethische Thematik bei den Apotheken wenig beachtet, worauf eine geringe Anzahl an umfangreicher Literatur deutet. (Heide, 2019, S. 2). Drei Publikationen existieren in deutscher Sprache: „Ethik in der Apotheke“ von Rainer Heide, „Gibt es pharmazeutische Ethik?“ von Anderegg-Wirth und Rehmann-Suter und das Buch von Fink und Tromm „Pharmazie und Ethik“. In englischer Sprache dagegen ist die Menge an Publikationen und informativen Werken deutlich höher, was auf höhere Signifikanz hindeutet als dies im deutschsprachigen Raum der Fall ist.
Für die Ausarbeitung vorliegender Ergebnisse, welche valide, reliabel und objektiv sind, wurden Daten durch die Literaturrecherche erhoben und qualitativ ausgewertet. Zu diesem Zweck wurden die Datenbanken durchsucht und mehrere Berichte und Studienergebnisse qualitativ analysiert. Die Übersicht wird mit Hilfe der deduktiven Gliederung verschafft. Zur sprachlichen Vereinfachung und besseren Lesbarkeit wird für die personenbezogenen Substantive die männliche als geschlechtsneutrale Form verwendet. Im Kapitel 2 werden für den Verständnis der Thematik ausschlaggebenden Begriffe zu Ethik und Unternehmensverantwortung definiert. Im 3. Kapitel wird der Umsetzungsmaßstab der Social Corporate Responsibility, kurz: SCR, in den pharmazeutischen Unternehmen analysiert. SCR wird in Deutschland allgemein für die Unternehmensverantwortung eingesetzt. Der 4. Kapitel setzt sich mit Relevanz der Ethik und Präsenz der ethischen Fragen im Apothekenwesen. Hierfür wird zunächst das Berufsbild des Apothekers und Apothekenbetrieb auf ethische Komponente betrachtet. Im Weiteren werden die möglichen berufsbedingten ethischen bzw. gesetzlichen Konflikte beleuchtet. Die ethische Haltung des Konsumenten, sowohl individuell als auch die allgemeine Konsumentenmoral sind ebenfalls von Bedeutung und werden im Kapitel 5 dargestellt. Im Resümee werden die Erkenntnisse zu einem Fazit, die Forschungsfrage beantwortend, zusammengefasst und ausgewertet.
2 Ethik und CSR
Für das Verständnis der Thematik sind die wesentlichen Begrifflichkeiten zu definieren bzw. festzulegen. Es handelt sich um Begriffe, die das theoretische Gerüst der für die Unternehmen angewandten Ethikwissenschaft bilden, die Unternehmensethik. Die Unternehmensethik als Teilbereich der Wirtschaftsethik bzw. der Ethik ist die Grundlage und der Leitfaden für verantwortungsvolle unternehmerische Handeln und Urteilen (Müller, o. J. 1, S. 41ff).
EthikNach Elisabeth Göbel ist Ethik die Lehre der Moral, während unter der Moral die zeit- und gesellschaftsabhängige Bewertung (gut und wünschenswert oder schlecht und verboten) der Denkweisen und Handlungen zu verstehen ist (Müller, o. J. 1, S. 11f.). Die Einhaltung der ethischen Normen, welche ungeschrieben ihre Gültigkeit finden oder in Form von Gesetzestexten festgehalten werden, ermöglicht die Existenz einer sozialen Gruppe, von einer Familie über ein Unternehmen bis hin zu der Bevölkerung eines Landes. Es werden 3 ethische Ansätze unterschieden:
1. Teleologie oder Folgenethik: sowohl die Handlung selbst als auch das Ziel als Folge sind von Bedeutung.
2. Utilitarismus oder Nutzenethik legt den Wert auf den guten Zweck einer Handlung.
3. Deontologie, Tugend- oder Pflichtenethik verpflichten zur guten Handlung unabhängig von den Konsequenzen.
(Müller, o. J. 1, S. 19ff.)
Unternehmensethiksetzt laut Göbel die Übernahme der Verantwortung aller an einem Unternehmen Beteiligten, der Stakeholder, voraus (Müller, o. J. 1, S. 44). Man spricht von der unternehmerischen Verantwortung, engl. Corporate Responsibility (CR). Die Unterteilung ist in der Tabelle 1 dargestellt.
Tabelle 1 Differenzierung der Unternehmensverantwortung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Tabelle gibt den Aufschluss über die Zusammensetzung der CR und liefert die jeweilige Bedeutung der Verantwortungsebenen (Quelle: Eigene Darstellung basierend auf Müller, o. J. 2, S., Müller, o.J. 6, S. 11f. und Jung, 2010).
Nachhaltigkeitbedeutet, dass die Entwicklungsvorgänge einer gesellschaftlichen Generation unter Berücksichtigung seiner Bedürfnisse auf die folgenden Generationen ökonomisch, ökologisch und social keine nachteilige Auswirkungen haben (Müller, o. J. 2, S. 13f.).
Diversitätist die Verschiedenheit der Menschen, differenziert nach unterschiedlichen (individuellen bis gesellschaftlichen) Faktoren (Müller, o. J. 2, S. 27f.).
3 SCR in der Pharmazie
Der humane und wohlwollende Aspekt der SCR ist durchaus vorteilhaft für das Ansehen jedes Unternehmens. Gutes Ansehen ist die Voraussetzung für erfolgversprechendes Unternehmen, was Überlegenheit im Wettbewerb bringt und somit wirtschaftlichen Profit erzeugt. Als gewinnorientierte Branche, aber auch auf Grund der Globalisierung der Märkte und Erzielung der Nachhaltigkeit der Geldanlagen verleiht die Pharmaindustrie der CSR eine große Bedeutung. (Jung, 2010). Besonders den Großkonzernen wird die Nachhaltigkeit und die CSR abverlangt. Zu diesem Zweck werden Nachhaltigkeitsberichte, oft in die Geschäftsberichte integriert, veröffentlicht, wovon die Mehrheit nach dem aktuellen Stand keine Auskunft über die Ressourcenquellen angibt. Ungewiss bleiben auch die ethischen und ökologischen Handlungen der multinationalen Unternehmen. Die kleinen und mittleren Unternehmen haben dagegen gute Nachhaltigkeitskonzepte vorzuweisen. (Junker, 2019). Somit gehören Nachhaltigkeit und CSR zu den Kritikpunkten der Pharmaindustrie.
Ein ethisches Dilemma ist kaum zu vermeiden, denn einerseits ist der gute Zweck, den kranken, leidenden Menschen durch Zurverfügungstellung wirkungsvoller und preisgünstiger Medizin zu helfen, andererseits wird die anspruchsvolle Herstellung solcher Medikamente aus moralischen, sozialen und ökologischen Gründen stark eingeschränkt. Nach dem teleologischen Prinzip können kaum bestmöglichen Resultate weder in der Vorgehensweise noch im Ergebnis erzielt werden. Entscheidet sich ein Pharmaunternehmen utilitaristisch zu handeln, nämlich unter der Vernachlässigung der ethischen Normen ein sicheres Medikament kostengünstig zu erzeugen, dieses im großen Umfang zu prüfen, um dann eine zielführende Medikationen aller Kranken zu ermöglichen, wird das Handeln gesellschaftlich kritisiert. So hat sich zwar die Nachhaltigkeit in der Ökologie (Energie- und Wasserverbrauch, Abfälle und Schadstoffe, Gewässerbelastung) und der Einsatz für den Umweltschutz sehr verbessert, die Erprobung der Medikamente an Tieren oder an Probanden aus den Schwellenländern und genmanipulierende Experimente stehen jedoch im Kritikfokus (Junker, 2019). Ein deontologischer, pflichtbewusster und ethisch korrekter Weg der Medikamentenherstellung könnte sich als mühsam, kostspielig und unsicher erweisen, was die Erreichung der Patienten beispielsweise wegen der fehlenden Zulassung auf Grund der mangelhaften Testergebnisse oder wegen des hohen herstellungsbedingten Preises erschwert bzw. verhindert. Ein weiteres ethisches Dilemma sind die Reimporte, die in Deutschland produziert und in andere europäische Länder zu günstigen Preisen exportiert werden, um dann wieder nach Deutschland zum vergleichbar günstigeren Verkauf reimportiert zu werden (Gronig, 2017). Ökonomisch mag diese Strategie für die Pharmaunternehmen und die kostentragenden Krankenkassen vorteilhaft sein, die sozial-ethische und ökologische Verantwortung wird hierbei jedoch vernachlässigt.
Bezüglich der CSR haben sich in den Pharmaunternehmen folgende Maßnahmen etabliert:
- Verbesserte Transparenz der Unternehmen
- Internationale Selbsteinschränkung (Marketing & Vertrieb)
- Zugänglichkeit der Medikamente weltweit
- Umweltmanagementsysteme werden erarbeitet
- Medikamentenversorgung in den Entwicklungsländern
- Unterstützung der Ärzte in den Entwicklungsländern
(Junker, 2019; Jung, 2010).
Einen Nachhaltigkeitsbericht erstellte 2018 das weltweit agierende und kooperierende Großhandelskonzern Phönix Group, in dem die Berichte zu den vier Verantwortungsbereichen der Wertschöpfung, der Umwelt, der Mitarbeiter und der Gesellschaft veröffentlicht wurden (PhönixGroup, 2018).
4 Relevanz der Ethik in den Apotheken
Während in den Unternehmen, darunter auch Pharmaunternehmen, ethisches Verhalten einen zunehmenden Stellenwert einnimmt, werden ethische Überlegungen in den Apotheken eher vernachlässigt (Heide, 2019, S. 1). Zwar existiert für die Pharmazeuten eine ethische Grundlage „Code of Ethics for Pharmacists“ von der FIP, dem Welt-Apotheker- verband, diese ist jedoch in den Fachkreisen wenig bekannt und von keiner vergleichbaren Bedeutung, wie bspw. das ethische Regelwerk der Ärzteschaft, das „Hippokratische Eid“ (Heide, 2019, S. 43). Ein Absatz des medizinischen Bundesgesetzes, das Medizinalberufegesetz (MedBG), gibt neben den Tätigkeitsbestimmungen den Ethikansatz für die Pharmazeuten folgenderweise vor:
„Absolventinnen und Absolventen des Studiums der Pharmazie respektieren die Würde und Autonomie des Menschen, kennen die Begründungsweisen der Ethik, sind vertraut mit den ethischen Problemfeldern der Medizin, insbesondere mit der Therapie mit Arzneimitteln, und lassen sich dabei in ihrer beruflichen und wissenschaftlichen Tätigkeit von ethischen Grundsätzen zum Wohl der Menschen leiten.“
(MedBG, 2020, Art. 9, Abs. g).
Auf Basis des zitierten Gesetzestextes wurde an den Universitäten das Fach Ethik im Pharmaziestudium eingeführt. Um die Relevanz der Ethik und die Wahl der pharmazierelevanten, ethischen Themen herauszufinden, initiierte die lehrbeauftragte Apothekerin Elisabeth Anderegg-Wirth eine Umfrage bei den Offizinapothekern. Lediglich 2/3 der 24 verteilten Fragebögen wurden ausgefüllt, wovon einige ihre Begeisterungslosigkeit von der Thema Ethik bekundeten. Dennoch konnten viele kritische Fragen aus dem Berufsalltag kristallisiert werden. Hierzu gehören die Themen der ethisch-wirtschaftlicher Konflikte, Loyalität und Zusammenarbeit unter den Gesundheitswesenakteuren, richtiges Entscheiden und Handeln, Maß der Patientenautonomie, Qualität und Abgabefähigkeit der AM. (Anderegg-Wirth & Rehmann-Sutter, 2008). Da die Apotheker-Kunde-Beziehung auf dem Vertrauen aufbaut, denn ohne Einhaltung der moralischen Aspekte einer Gesellschaft die Vertrauensbasis für alle Beteiligte nicht existenzfähig sein kann, ist dieses als ethische Grundlage zu betrachten. Einerseits sind die sozialen Komponenten, wie Sympathie und Empathie, für die Beratung der Apothekenkunden, nämlich oft schwer kranke und psychisch sensible Patienten, und die sachlich-fachliche Komponente der pharmazeutischen Wissenschaft von großer Bedeutung. Andererseits müssen die ökonomischen Vorgaben, wie bspw. Rabattverträge, erfüllt, eingehalten und Gewinne erwirtschaftet werden. Die CSR Aspekte im täglichen Apothekenbetrieb zu vereinbaren, kann für das pharmazeutische Personal eine ethische Herausforderung darstellen, als Kaufmann oder als Heilberufler zu handeln (Heide, 2019, S. 46).
In Deutschland werden die Rechte und Pflichten des Apothekers per Gesetz, basierend auf den gesellschaftlichen Normen, geregelt, jedoch bietet der Gesetzgeber keinen Wegweiser in ethischen Fragen. Der Apotheker hat bereits in der Beratung einen Einfluss auf die Gesundheit des Patienten. Er trägt die Verantwortung für die Gesundheit des Patienten und damit der Allgemeinheit, und die Entscheidungslast, ein richtiges Mittel zu bestimmen, außerdem trägt die unternehmerische Verantwortung, wirtschaftlich zu handeln. Die ethischen und gesetzlichen Richtlinien diesbezüglich sollen in folgenden Unterkapiteln beleuchtet werden.
4.1 Berufsbild des Apothekers
„Der Apotheker ist berufen, die Bevölkerung ordnungsgemäß mit Arzneimitteln zu versorgen. Er dient damit der Gesundheit des einzelnen Menschen und des gesamten Volkes.“
(BApO, 2019, §1).
Der erste Paragraph der Bundes-Apothekerordnung (BApO) legt den Fokus des Apothekerberufes fest, nämlich die Gesundheit der Menschen durch die ordnungsgemäße Arzneimittelversorgung. Um den Apothekerberuf ausüben zu dürfen, erhält ein Pharmazeut nach Erfüllung bestimmter Kriterien auf Antrag eine Apothekererlaubnis. Die Apothekertätigkeiten und wie ordnungsgemäß die Bevölkerung zu versorgen sei, ist in den Folgeparagraphen des BApO, aber auch in den anderen Gesetzestexten, wie ApoG, ApBetrO und AMG geregelt. Die ApBetrO und das ApoG verdeutlichen, dass die Wirtschaftlichkeit in den Apotheken nicht die Priorität hat, Bestimmungen des Gewerbe- und Handelsrechts sind auf Grund der spezielleren Bestimmungen zu vernachlässigen (Gor- nig, 2017).
Übersetzt und an die deutschen Gegebenheiten angepasst wird der „Code of Ethics for Pharmacists“ von Johannes M. Metzger, dem Präsidenten der Bundesapothekerkammer, als Grundlage für das Berufsbild des Apothekers verwendet. Folgende Verantwortungsgrundsätze und ethische Leitgedanken für den Apothekerberuf haben sich etabliert:
- Wohl des einzelnen Patienten, dessen Recht auf sichere und wirksame Behandlung zu fördern sei, durch sachgerechtes Handeln stellt die wichtigste Verantwortung des Apothekers dar und steht über die persönlichen und wirtschaftlichen Interessen des Apothekers.
- Unter Achtung des Lebens und der Menschenwürde ist jeder Patient, unabhängig von der Diversität, gemäß seinen persönlichen Umständen mit der gleichen beruflichen Zuwendung zu behandeln bzw. zu beraten.
- Unter Achtung des Rechts auf freie Behandlungswahl ist der Patient bei der Erstellung eines Therapieplans durch den Apotheker einzubeziehen.
- Schutz und Vertraulichkeit der Patientendaten, mit Ausnahme des Einverständnisses des Patienten oder eines dringenden Grundes, sind vom Apotheker zu gewährlisten.
- Vertrauensvolle und ethisch korrekte Zusammenarbeit mit Kollegen und Vertretern anderer Gesundheitsberufen.
- Beraten, handeln und behandeln nach bestem Wissen und Gewissen.
- Die berufliche Kompetenz des Apothekers ist durch Fortbildungen zu gewährleisten.
- Fortlaufende Behandlung des Patienten ist sicherzustellen, bspw. durch den Hinweis auf andere Apotheken.
(Metzger, 2004)
Einen Verhaltenskodex für die Apotheker bietet die Apothekerkammer des Saarlandes. Bezüglich der Ethik gelten die allgemeinen Werte und Prinzipien, wie Integrität, Rechts- schaffenheit und Menschenwürde.
4.2 Gesetz versus Ethik
Das unethische Verhalten ist im Apothekenalltag sowohl wissentlich als auch unwissentlich möglich. Ob falsche Beratung und Medikamentenempfehlung als Folge einer unzureichender, fehlerhaften Symptombeschreibung oder böswillige Qualitätsminderung bei der Herstellung eines Arzneipräparates, um wirtschaftliche Vorteile zu erzielen, beide Beispiele stellen ethisches Dilemma dar. Basierend auf den gesellschaftlichen Normen und Werten regelt das Gesetz das unzulässige Verhalten des pharmazeutischen Personals in den Apotheken.
Die BApO und das ApoG regeln jeweils im §1 die Pflicht des Apothekers, die Bevölkerung ordnungsgemäß mit Arzneimitteln zu versorgen (BApO, 2019, §1, ApoG, 2019, §1). Die dafür benötigte Erlaubnis kann dem Apotheker nach bestimmten Gesetzesvertößen (geregelt unter ApoG §§3,4) entzogen werden. Derartige Konsequenz bringt einen Apotheker durchaus dazu, gesetzestreu zu handeln, jedoch aus Angst von der Konsequenz statt aus persönlicher Ideologie. Nach § 7 des ApoG verpflichtet die Erlaubnis zur persönlichen Leitung der Apotheke in eigener Verantwortung, was bedeutet, dass der Apotheker in sämtlichen Rechtsbeziehungen seine fachliche Unabhängigkeit zu wahren hat und keine Mitsprachebefugnisse erteilen darf (Gornig, 2017). Die Unabhängigkeit in diesem Sinne erlaubt dem Apotheker, nach seinem Gewissen, frei von Einflüssen Dritter, zu handeln. Ebenfalls unabhängig muss er nach § 10 ApoG von Arzneimittelherstellern oder -händlern, durch Verzicht auf jegliche, zur Abgabe oder Bevorzugung bestimmter Medikamente verpflichtenden, Abmachungen, bleiben. Bevorzugung bestimmter Medikamente durch Vereinbarungen von Apothekenpersonal mit Personen der Heilberufsgruppen sind nach § 11 ApoG ebenfalls untersagt. Die Verstöße, vorsätzliche oder fahrlässige, werden mit Bußgeldern nach § 25 Abs. 1 Nr. 1 ApoG in Höhe von bis zu zwanzigtausend Euro geahndet (ApoG, 2019, Gornig, 2017) und stellen somit eine weitere Konsequenz gesetzeswidriger Handlungen. Die ethische Komponente, eventuell durch Bevorzugung einer bestimmten Firma bessere Qualität gewährleisten zu können, wird außer Acht gelassen. Eine Apotheke ohne die erforderliche Erlaubnis zu betreiben, wird mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu einhundertachtzig Tagessätzen bestraft (ApoG, § 23).
Das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) dient dem Schutz der Mitbewerber, der Verbraucher sowie der sonstigen Marktteilnehmer vor einem Betrug. § 1 UWG gilt dem Interesse der Allgemeinheit an einem unverfälschten Wettbewerb. Unzulässig sind nach § 3 Abs. 1 und 2 UWG die Handlungen, die Interessen und die Entscheidungen der Zielgruppen, bspw. der Kunden, beeinflussen und der fachlichen Sorgfalt nicht entsprechen bzw. die Angaben nach § 5 UWG irreführend sind. (Gornig, 2017, S. 148f.). Weitere Maßnahme zum Schutz der Kunden vor einer Entscheidungsbeeinflussung sind die Richtlinien für die Arzneimittelwerbung bzw. deren Verbot (HWG, 2019).
Die Angehörigen der Heilberufe, darunter die Apotheker, sind einer Schweigepflicht unterworfen. (StGB, o. J., § 203). Offenbart ein Apotheker ein Kundengeheimnis und verletzt somit das Berufsgeheimnis, wird er auf Strafanzeige des Kunden bei der Staatsanwaltschaft oder bei der Polizei mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft. (StGB, o. J., § 205 Abs. 1). Des Weiteren sind die Entziehung der Betriebserlaubnis, die Zurücknahme der Approbation und die Bestrafung im berufsgerichtlichen Verfahren möglich. (Gornig, 2017, S. 151).
[...]
- Arbeit zitieren
- Sabine Schwab (Autor:in), 2020, Ethik und Corporate Social Responsibility in der Pharmazie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1144773
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