Bildungsvorstellungen, Einstellung zur Lernfähigkeit und Lernbegriff älterer Erwachsener

"Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr."


Seminararbeit, 1996

23 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. DIE PROBLEMATIK IM ALLGEMEINEN

2. "BILDUNG FÜR GEBILDETE" - DEMOGRAPHISCHES

3. EINSTELLUNGEN ZUR LERNFÄHIGKEIT IM ALTER
3.1. "in unserem Alter!?" und andere Mythen
3.2. Art der Weiterbildungsteilnahme
3.3. Interesse an Weiterbildung
3.4. Formaler Schulabschluß
3.5. Berufsgruppenzugehörigkeit
3.6. Altersgruppe
3.7. Allgemeine Einstellungen zum Lernen im Alter

4. DER LERNBEGRIFF ÄLTERER MENSCHEN

5. GRÜNDE FÜR EINE TEILNAHME AN BILDUNGSVERANSTALTUNGEN

6. WAS VERSTEHEN MENSCHEN UNTER BILDUNG?
6.1. Bildungsvorstellungen: Ein Vergleich aus dem Jahre 1958
6.2. Typologie von Bildungsvorstellungen

7. ZUR BERECHTIGUNG VON BILDUNG IM ALTER
7.1. Strukturmerkmale der Veränderung

8. DIE THEMATIK IN DER LITERATUR

9. KRITISCHE BETRACHTUNG
9.1. Methodische Kritik
9.2. Inhaltliche Kritik
9.3. Target-group "Nichtteilnehmer"

10. ABSCHLIEßENDE DISKUSSION

11. ENTWICKLUNG EINER KONKRETEN FRAGESTELLUNG

12. LITERATUR

1. Die Problematik im Allgemeinen

Hauptziel der Untersuchung war das Prüfen der Hypothese, wonach die „Einschätzung älterer Menschen gegenüber der eigenen Lernund Bildungsfähigkeit nicht so sehr vom Alter, sondern vielmehr von Variablen sozialer, psychologischer und pädagogischer Natur abhängt“. Groth & Stahlhofen berufen sich dabei auf Arbeiten von U. Lehr, einer These, die sich deutlich von traditionellen Ansätzen absetzt. Ihr zufolge ist das Lernen älterer Menschen im Vergleich zu den jüngeren anders strukturiert, weil es in den bisherigen Lernerfahrungen viel stärker eingebunden ist.

Drei Gruppen älterer Menschen; Seniorenstudenten der Uni Mannheim, Volkshochschulhörer und Nichtteilnehmer an weiterbildenden Veranstaltungen (insgesamt 182; Durchschnittsalter 66 Jahre, rd. 53% weiblich) wurden in der vorliegenden Untersuchung mit einem 39 Items umfassenden Fragebogen befragt, welcher vier Themenbereiche betraf:

- Einstellungen zur Lernfähigkeit
- Lernbegriff
- Gründe für die Weiterbildungsteilnahme im Alter
- Bildungsvorstellungen

2. "Bildung für Gebildete" - Demographisches

Nach Bildungsniveau charakterisiert, stellt sich heraus, daß mehr als der Seniorenstudenten (69.1%) ein sehr hohes Bildungsniveau besitzen (mit Abitur oder einem abgeschlossenem Studium). Die Volkshochschulhörer haben in der Mehrzahl einen durchschnittlichen Bildungsabschluß. Bei der Nichtteilnehmer Gruppe ist der Volksschulabschluß Anteil fast doppelt so hoch wie bei den Volkshochschulhörern (51%). Allerdings beträgt ist der Anteil der Abiturientenund Hochschulabsolventen bei den Nichtteilnehmern recht hoch (20.4%).

Es wird die These gestützt, daß mit zunehmenden Schulabschluß und höherem beruflichen Status die Teilnahme an organisierter Weiterbildung zunimmt. Dies wird auch bei der Aufteilung der Befragten in Berufsgruppen ersichtlich, wo der Anteil der Arbeiter bei den Nichtteilnehmern mit 28.6% signifikant höher als bei den Seniorenstudenten und Volkshochschulhörern ist. Daraus formulieren die Autoren die Zielgruppe der Weiterbildungsteilnehmer wie folgt: Ältere Menschen mit mittlerem und höherem Schulabschluß, Angestellte sowie Beamte sind die typischen Weiterbildungsteilnehmer bei der Gruppe der älteren Menschen.

3. Einstellungen zur Lernfähigkeit im Alter

Motto: "Was Hänschen nicht lernt,…"

Um internalisierte Meinungen zum Lernen im Alter zu erhalten, wurde das Sprichwort „Wa s Hänschen nich t lernt, lernt Hans nimmermehr“ den Befragten zur Beurteilung vorgelegt, die durch Aussagen bezüglich Lernen und Weiterbildung im Alter ergänzt wurden.

Das Ziel bestand nun darin, die Beziehung der Lernfähigkeit zu unterschiedlichen Variablen zu erfassen. Es sollte also herausgefunden werden, inwieweit Variablen wie Alter, Schulabschluß oder die Teilnahme an Weiterbildungsmaßnahmen die Einstellung zur Lernfähigkeit im Alter möglicherweise verändern. Folgende Variablen wurden im einzelnen auf ihren Einfluß untersucht:

- Art der Weiterbildungsteilnahme
- Interesse an Weiterbildung
- Formaler Schulabschluß
- Berufsgruppenzugehörigkeit
- Altersgruppe

Die den Fragen zugrundeliegenden Hypothesen und die Ergebnisse der Untersuchung sollen nun im einzelnen zusammenfassend dargestellt werden.

3.1. "…in unserem Alter!?" und andere Mythen

Gleichsam als "Nebenergebnis" konnten Groth & Stahlhofen zwei grundlegende Punkte feststellen:

A) Die Einstellungen älterer Menschen gegenüber ihren eigenen Lernund Bildungsmöglichkeiten sind keineswegs einzig auf die Variable „Alter“ zurückzuführen.
B) Auch wenn ältere Menschen von einer im Alter eingeschränkten Lernfähigkeit ausgehen, so sind sie doch in einem doch recht hohen Maße an Weiterbildung interessiert. Viele erwägen auch in höherem Alter noch die Teilnahme an unterschiedlichen Kursen sowohl an Universitäten, Volkshochschulen, etc.

3.2. Art der Weiterbildungsteilnahme

Die von den Autoren vor der Untersuchung aufgestellte Hypothese bezüglich der Beziehung zwischen dieser Variable und der Einstellung zur Lernfähigkeit lautete folgendermaßen: Eine positive Weiterbildungserfahrung würde sich günstig auf die Einstellung zur Lernfähigkeit im Alter auswirken.

Ergebnisse

Nichtteilnehmer kennzeichneten sich durch eine im Gegensatz zu den Teilnehmern überwiegend negative Einstellung zur Lernfähigkeit im Alter aus. Bei den Teilnehmern weisen besonders die Seniorenstudenten (Volkshochschulbesucher etwas geringer) eine sehr positive Einstellung auf.

Die Annahme über den Zusammenhang zwischen Weiterbildungsteilnahme und der Einstellung zur Lernfä- higkeit konnte durch die Untersuchungsergebnisse weitgehend gestützt werden. Man sollte jedoch aus diesem Umstand keine Kausalaussagen über die Beziehung ableiten.

3.3. Interesse an Weiterbildung

Wenn man die Hypothese bezüglich der Art der Weiterbildungsteilnahme weiterführen würde, so müßte dann nicht an Weiterbildungsmaßnahmen Interessierte häufiger den Satz "Was Hänschen ..." bejahen als weiterbildungsinteressierte ältere Personen.

Ergebnisse

Wie vermutet, zeigten alle Weiterbildungsteilnehmer Interesse an Weiterbildung, während 51% der Nichtteilnehmer kein Interesse bekunden. Ebenso bestätigte sich, daß Interesse an Weiterbildung und positive Einstellung zur Lernfähigkeit im Alter (kein Interesse - negative Einstellung) einander bedingen.

3.4. Formaler Schulabschluß

Groth und Stahlhofen waren der Auffassung, daß Personen mit zunehmender schulischer Qualifikation eine günstigere Einstellung zur Lernfähigkeit im Alter haben müßten als Personen mit "schlechterer Ausbildung".

Ergebnisse

Die oben erwähnte Hypothese (höhere Schulbildung Ð günstigere Einstellung) konnte durch die Untersuchungsergebnisse nicht bestätigt werden. Man muß also davon ausgehen, daß die Einschätzung der Lernfähigkeit im Alter von anderen Faktoren als der Schulausbildung abhängt.

3.5. Berufsgruppenzugehörigkeit

Bei dieser Variable sollte geprüft werden, ob zunehmende berufliche Qualifikation der älteren Befragten mit einer positiveren Einstellung zum Lernen einhergeht.

Ergebnisse

Wie schon im Bezug auf die Variable Schulbildung, so muß auch die Variable Berufsgruppe als erklärender Faktor für unterschiedliche Einstellungen zur Lernfähigkeit ausgeschieden werden. Die Ausgangshypothese konnte also nicht bestätigt werden, d.h. eine Zunahme an beruflicher Qualifikation bedingt nicht gleichermaßen eine Zunahme an positiver Einstellung gegenüber der Lernfähigkeit.

3.6. Altersgruppe

Die im vorhinein aufgestellte Hypothese ging von der (wie sich später herausstellen sollte) fälschlichen Annahme aus, d]aß sich das Alter bzw. die Altersgruppe der Befragten auf die subjektive Einstellung zur Lernfähigkeit im Alter auswirken würde.

Ergebnisse

Wieder erwarten wurde die aufgestellte Hypothese durch die Ergebnisse nicht gestützt, demnach hat also das Alter der Befragten keinen Einfluß auf Einstellung zur Lernfähigkeit.

3.7. Allgemeine Einstellungen zum Lernen im Alter

Es wurden im Rahmen der Untersuchung auch allgemeine Einstellungen zum Lernen im Alter mittels Beurteilung einfacher Statements zu erfassen versucht.

Bsp. "Lernen sie weniger leichter als früher?"

Bsp. "Welche Funktion kann lernen im Alter haben?"

Mehr als die Hälfte der älteren Menschen antworteten auf diese Frage mit "Ja" (60,4%), d.h. ihnen fällt nach eigenen Angaben das Lernen schwerer als in früheren Jahren. Dies darf aber nicht zu dem Schluß führen, daß diese Leistungseinbußen alleine auf das Alter zurückgeführt werden.

Zusammenfassend kann man sagen, daß die positiven Einstellungen zum Lernen im Alter überwiegen, wobei sich vor allem Seniorenstudenten und andere Weiterbildungsteilnehmer durch ein hohes Maß an expressiver Motivation auszeichnen. Nichtteilnehmer sind im Gegensatz dazu von einer instrumentell orientierten Einstellung geprägt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Bildungsvorstellungen, Einstellung zur Lernfähigkeit und Lernbegriff älterer Erwachsener
Untertitel
"Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr."
Hochschule
Leopold-Franzens-Universität Innsbruck  (Institut für Psychologie)
Veranstaltung
SE2: Neuere Fachliteratur
Note
1
Autoren
Jahr
1996
Seiten
23
Katalognummer
V114924
ISBN (eBook)
9783640160471
ISBN (Buch)
9783640160488
Dateigröße
422 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bildungsvorstellungen, Einstellung, Lernfähigkeit, Lernbegriff, Erwachsener, Neuere, Fachliteratur
Arbeit zitieren
Krause (Autor:in)Dorfer (Autor:in)Grubinger (Autor:in)Oberkleiner (Autor:in), 1996, Bildungsvorstellungen, Einstellung zur Lernfähigkeit und Lernbegriff älterer Erwachsener, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114924

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