„Musik stört Dichterlesung“ überschrieb in den sechziger Jahren der Rezensent einer deutschen Zeitung seinen Artikel über eine frühe Jazz & Poetry-Veranstaltung, in der Gedichte von Heinrich Heine zu Jazzmusik vorgetragen wurden. Die Verbindung von Jazz und Lyrik zur bimedialen Gattung Jazz & Poetry war damals neu und somit fremd und ungewohnt für die Rezipienten.
In der heutigen Zeit stößt solch eine Veranstaltung, die zwei einzelne künstlerische Ausdrucksformen miteinander verbindet, nicht mehr auf Erstaunen oder gar Ablehnung durch die Zuhörer, werden doch die Phänomene intermedialer Bezüge in der Welt der Kultur immer bekannter und alltäglicher: „Daß sich mediale Ausdrucksformen und Gattungen aufeinander zu bewegen, sich mischen, gegenseitig durchdringen und aufeinander Bezug nehmen, ist keineswegs eine neue, wohl aber eine immer offenkundiger und allgegenwärtig zutage tretende Tendenz.“
Folglich beschäftigt sich auch die Forschung mit dem Phänomen des Intermedialen, dem so genannten „Drang nach Grenzüberschreitungen, nach gegenseitiger Befruchtung und Hybridisierung der Diskurse.“ Im Rahmen des Hauptseminarthemas „Nordische Literatur in, neben und zwischen den Medien – Zur Inter- und Transmedialität seit dem Mittelalter“ soll die vorliegende Arbeit einen Beitrag zum Verständnis der bimedialen Gattung Jazz & Poetry leisten.
Nach einem Einblick in die Jazzdiskurse der skandinavischen Literaturen und in die ihnen innewohnenden intermedialen Bezüge zwischen Jazz und Lyrik am Beispiel Schwedens wird die Entstehung von Jazz & Poetry thematisiert, worauf eine eingehende Analyse der intermedialen Aspekte dieser Gattung am Beispiel der Jazz & Poetry Jan Erik Volds, des bekanntesten skandinavischen Jazz & Poetry-Schaffenden, und anderer Künstler folgt.
Da die bimediale Kunstform Jazz & Poetry ganz offensichtlich aus den zwei Einzelmedien Jazz und Lyrik besteht, sollen diese Begriffe zunächst kurz definiert und umrissen werden, da dies im weiteren Verlauf der Arbeit als Grundwissen in der Intermedialitätsdiskussion und bei den damit zusammenhängenden Überlegungen zur Affinität zwischen Jazz und Lyrik unabdinglich ist.
Schon in der Definition der beiden Einzelmedien nämlich werden einige Verbindungspunkte augenscheinlich, die zwischen der Musik und der Lyrik existieren und die letztendlich das Entstehen von Jazz & Poetry mit begünstigt oder gar hervorgerufen haben dürften.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Jazz und Jazz & Poetry als intermediale Phänomene...
- Kurzdefinition der zwei Einzelmedien
- Jazz
- Lyrik
- Zur Etablierung des Jazz in Skandinavien: Jazzdiskurse in der schwedischen Literatur.......
- Die Initialphase
- Etablierungsphase.........
- Die Ästimationsphase.........
- Zur Entstehung und Entwicklung der bimedialen Gattung Jazz & Poetry
- Die Ursprünge in den USA
- Anfänge von Jazz & Poetry in Europa........
- Jazz & Poetry des Norwegers Jan Erik Vold
- Biografischer Überblick
- Die Jazz & Poetry-Vortragsweise Jan Erik Volds
- Jazz und Lyrik: Eine Medienkombination
- Intermediale Aspekte im Vergleich mit anderen Künstlern……………………..
- Improvisation pur – Jack Kerouac
- Die Medienkombination Jazz / Film – Miles Davis.......
- Vergleich der Medienkombinationen Jazz & Poetry und Lied – Bob Dylan.……………………..
- Musik als Sprache - Medienwechsel bei John Coltrane..\n
- Jazz und Sprache – eine geeignete Kombination für den Rezipienten?
- Zusammenfassung.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht das intermediale Phänomen Jazz & Poetry, insbesondere im Kontext der skandinavischen Literatur. Sie setzt sich zum Ziel, das Zusammenspiel von Jazz und Lyrik zu erforschen und die Entwicklung dieser bimedialen Gattung nachzuzeichnen. Dabei werden die Jazzdiskurse in der schwedischen Literatur sowie die Jazz & Poetry-Praxis des norwegischen Künstlers Jan Erik Vold analysiert, um die spezifischen intermedialen Aspekte dieser Gattung hervorzuheben.
- Die Rolle des Jazz in der skandinavischen Literatur und Kultur
- Die Entwicklung der bimedialen Gattung Jazz & Poetry
- Intermediale Aspekte von Jazz & Poetry
- Die Arbeit von Jan Erik Vold als prominentes Beispiel für Jazz & Poetry
- Die Affinität zwischen Jazz und Lyrik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Entstehung und Relevanz von Jazz & Poetry als intermediale Gattung. Kapitel 2 bietet eine kurze Definition von Jazz und Lyrik, wobei insbesondere die Verbindungspunkte zwischen den beiden Medien herausgestellt werden. Kapitel 3 widmet sich der Etablierung des Jazz in der schwedischen Literatur und untersucht die verschiedenen Phasen der Rezeption und Interpretation des Jazz in der Literatur. In Kapitel 4 wird die Entstehung und Entwicklung von Jazz & Poetry als bimediale Gattung, sowohl in den USA als auch in Europa, dargestellt. In Kapitel 5 wird Jan Erik Vold als prominenter Vertreter der skandinavischen Jazz & Poetry-Szene analysiert. Hierbei werden die spezifischen Eigenschaften seiner Jazz & Poetry-Vortragsweise, die Intermedialität seiner Kunstform und die Verbindung zwischen Jazz und Sprache im Werk Volds beleuchtet.
Schlüsselwörter
Jazz, Lyrik, Jazz & Poetry, Intermedialität, Skandinavien, Schweden, Jan Erik Vold, Musik, Sprache, Improvisation, Rezeption, Kultur, Literatur.
- Quote paper
- Susanne Hasenstab (Author), 2008, Jazzdiskurse und Jazz & Poetry in Skandinavien – zwei intermediale Phänomene , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115095