"Christ lag in Todes Banden" von Johann Sebastian Bach. Ist das Stück ein Sonderfall unter seinen Frühwerken?


Hausarbeit, 2017

16 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Entstehungskontext
2.1 Mühlhausen und Arnstadt
2.2 Musikhistorischer Kontext des Stückes
2.2 Der Begriff der Kantate

3. Analyse: Christ lag in Todes Banden

4. Einflüsse
4.1 Dietrich Buxtehude
4.1 Johann Pachelbel

5. Vergleich mit anderen Frühwerken Bachs
5.1 Die Frühwerke Bachs - Authentizität
5.2 Die Frühwerke Bachs – Form und Kompositionstechnik
5.3 Die Frühwerke Bachs – Form und Kompositionstechnik
5.4 Die Frühwerke Bachs – Form und Kompositionstechnik
5.5 Die Frühwerke Bachs – Form und Kompositionstechnik

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In dieser Hausarbeit erörtere ich das Stück "Christ lag in Todes Banden" von Johann Sebastian Bach anhand der Fragestellungen: "Stellt Christ lag in Todes Banden einen Sonderfall unter J.S. Bachs Frühwerken dar?" und "Wie wurde er beim Schreiben dieses Stückes beeinflusst?".

Zunächst ordne ich das Werk in den historischen Kontext der Zeit, um es mit der Biographie Bachs zu verbinden. Das heißt konkret, welche zeitlich bedingten Einflüsse haben auf ihn gewirkt, beeinflusst und wie hat ihn seine biografische Situation in seinem musikalischen Schaffen geprägt. Desweiteren setze ich mich kritisch mit dem Begriff der Kantate auseinander, erkläre warum dieser einige Probleme mit sich bringt und wie dieser auf Bachs Frühwerke anwendbar ist. Der dritte Punkt meiner Hausarbeit beschäftigt sich mit der Analyse des Werkes. Hierbei geht es darum, ein Fundament an Wissen zu erarbeiten, um das Stück "Christ lag in Todes Banden" im weiteren Verlauf mit anderen Frühwerken Bachs zu vergleichen. Hierzu gehe ich hauptsächlich auf die einzelnen Bestandteile des Stückes ein. Vorab jedoch werde ich mich mit zwei seiner wichtigsten Einflüsse beschäftigen, Johann Pachelbel und Dietrich Buxtehude.

Um ein besseres Verständnis des Stückes und generell seiner frühen Werke zu erhalten, ist es absolut notwendig, sich den Einfluss dieser beiden Musiker auf Bach vor Augen zu führen. Wie bereits angedeutet, wird es einen Vergleich der Frühwerke Bachs geben.

Dafür werde ich seine frühen Kantaten unter Berücksichtigung verschiedener Gesichtspunkte miteinander vergleichen. Ich stelle die instrumentalen Einleitungssätze, die Chöre, Arien/Ariosi und die Choralbearbeitungen gegenüber und kläre abschließend in einem zusammenfassenden Fazit, ob das Werk "Christ lag in Todes Banden" tatsächlich einen Sonderfall unter Bachs Frühwerken darstellt. Hier wird es dann um Gemeinsamkeiten und Unterschiede des Werkes "Christ lag in Todes Banden" mit den anderen Frühwerken gehen.

2. Entstehungskontext

2.1 Mühlhausen und Arnstadt

Das Stück "Christ lag in Todes Banden" BWV4 von Johann Sebastian Bach ist eine Choralkantate basierend auf auf dem gleichnamigen Osterlied von Martin Luther aus dem Jahre 1524. Es stellt eines der Frühwerke von Johann Sebastian Bach dar und ist außerdem sein frühestes Osterwerk – Es handelt sich bei der Kantate um ein Werk für den Ostersonntag. Es sind nur noch Abschriften aus Bachs Zeit in Leipzig aus den Jahren 1724 und 1725 vorhanden. Jedoch entstand das Werk vermutlich in Bachs Mühlhausener Zeit um 1707, also vor seiner Zeit in Weimar, was sich aufgrund verschiedener stilistischer Merkmale sagen lässt.1 Außerdem sind vielen der Frühwerke von J.S. Bach – darunter auch Christ lag in Todes Banden - kein konkreter Anlass zugeordnet, was auch wiederum gegen Weimar als Entstehungsort spricht, da er in Weimar monatlich Stücke schreiben sollte, worunter auch Kantaten fielen2. Genaue Angaben, wie die Urfassung von "Christ lag in Todes Banden" ausgesehen hat, kann man jedoch nicht machen. Anfang Dezember des Jahres 1706 stirbt der Organist der Blasiuskirche von Mühlhausen Johann Georg Ahle und die Stelle des Organisten wird frei. Bach bewirbt sich als einziger Bewerber für die Stelle nachdem Johann Gottfried Walther seine Bewerbung zurückzieht. Auf Vorschlag des sehr angesehenen Seniorkonsuls, Bach für die Stelle des Organisten einzustellen, ohne andere, infrage kommende Kandidaten in Betracht zu ziehen, wird der Stadtschreiber Bellstedt beauftragt, einen Vertrag mit Bach auszuhandeln3. Für die Bewerbung waren, Briefen Walthers zufolge4, zwei selbstkomponierte Vokalwerke erforderlich, die zusammen mit den Bewerbungsunterlagen einzureichen waren. Am 24. April 1707 legt J.S. Bach seine öffentliche Prüfung ab und es besteht Grund zur Annahme, dass er unter anderem "Christ lag in Todes Banden" vortrug5. Die Stellung reizt Bach unter anderem, da in Mühlhausen sehr großer Wert auf Vokalmusik gelegt wurde. Er hat sich bei seiner vorherigen Stellung in Arnstadt viel mit Vokalmusik vertraut gemacht, da ihm seine dortige Anstellung an der neuen Kirche erlaubte, viel Zeit in Übung und Komposition zu investieren. Er übte sich hier vor allem in der Komposition von Vokalmusik, worauf die Ausgereiftheit seiner frühesten Kantaten schließen lässt6. Er hat sogar eine Reise zu Fuß nach Lübeck angetreten, um den dortigen Organisten der Marienkirche Dietrich Buxtehude zu treffen und von ihm zu lernen. Er nahm sich dafür Urlaub, überzog diesen aber gleich um mehrere Monate. Damit machte er sich natürlich nicht sehr beliebt bei seinen Vorgesetzten. Generell gab es in Arnstadt zwischen Bach und seinen Vorgesetzten immer wieder Auseinandersetzungen. Bach hat es grundsätzlich abgelehnt, mit dem Chor der Lateinschule zu spielen. Er führte im Gottesdienst lieber eine norddeutsche Figuralmusik mit einer Sängerin auf und provozierte so sogar seine Vorgesetzten7. Er sah seine Pflichten im reinen Organistendienst und dachte, dass es genügen muss, einen Gemeindechoral zu nutzen und die musikalische Form selbst zu bestimmen8. Bach wurde bei seiner Arbeit in Arnstadt vorgeworfen, dass "gar nichts musicret worden"9 : Damit kann nur das gemeint sein, was man heute unter einer Kantate versteht.

2.2 Musikhistorischer Kontext des Stückes

Wie zu Beginn erwähnt, trägt das Stück "Christ lag in Todes Banden" die Bezeichnung "Kantate" beziehungsweise "Choralkantate". Auf formaler Ebene betrachtet, entspricht dieses Werk jedoch eher der Form des "Choralkonzertes", wie es im 17. Jahrhundert im mitteldeutschen Raum üblich war. Hier wird der Einfluss der Musik Mitteldeutschlands deutlich: Schon als Junge wird Bach mit dem Repertoire der mittledeutschen Tastenmusik durch seinen großen Bruder Johann Christoph vertraut gemacht. Auch in der Verarbeitung desselben Kirchenliedes durch Johann Pachelbel, welcher ein wichtiger Vertreter der Musik Mitteldeutschlands darstellt, finden sich diese Elemente wieder. Das Werk "Christ lag in Todes Banden" setzt sich allerdings auch von der Musik im mitteldeutschen Raum ab – Einige der Elemente lassen sich eher aus der Begegnung mit dem Vokalwerks von Dietrich Buxtehude erklären. "Christ lag in Todes Banden" und auch die anderen der Mühlhäuser Kantaten sind also durch diese Traditionsbindung nicht vom Formenwandel betroffen, welcher kurz nach der Jahrhundertwende eintritt. Sie stehen auf dem Fundament der protestantischen Kirchenmusik des 17. Jahrhunderts10. Deshalb enthalten sie auch keine der musikalischen Formen der jüngeren Kirchenkantaten, wie zum Beispiel Rezitative und Arien. Viele der Frühwerke Bachs nutzen allerdings auch modernere Formen, in vielen der Werke werden Arien und Rezitative verwendet aber auch Fugentechniken und Ähnliches. Es wird also erkennbar, dass die Frühwerke Bachs nicht unbedingt einheitlich komponiert wurden. Sie sind sehr unterschiedlich und der nachfolgende Abschnitt soll demonstrieren, wie sich der Begriff der Kantate zusammen setzt und warum Kantaten so unterschiedlich sein können.

2.2 Der Begriff der Kantate

Der Begriff "Kantate" wurde nun im Verlauf des Textes bereits mehrfach verwendet, was versteht man jedoch unter diesem Begriff?

[...]


1 Christoph Wolff: Johann Sebastian Bach, Frankfurt am Main 2000, S. Fischer Verlag GmbH, S.115

2 Reinmar Emans/Sven Hiemke: Bachs Kantaten, das Handbuch, Freiburg 2012, Laaber Verlag, S.45

3 Christoph Wolff: Johann Sebastian Bach, Frankfurt am Main 2000, S. Fischer Verlag GmbH, S.115

4 Ebd. S.114

5 Ebd. S.115

6 Ebd. S.116

7 Reinmar Emans/Sven Hiemke: Bachs Kantaten, das Handbuch, Freiburg 2012, Laaber Verlag, S.46

8 Ebd. S.47

9 Konrad Küster: Bach Handbuch, Kassel 1999, Bärenreiter Verlag, S.131

10 Ebd. S.132

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
"Christ lag in Todes Banden" von Johann Sebastian Bach. Ist das Stück ein Sonderfall unter seinen Frühwerken?
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Note
1,3
Jahr
2017
Seiten
16
Katalognummer
V1151985
ISBN (eBook)
9783346544131
ISBN (Buch)
9783346544148
Sprache
Deutsch
Schlagworte
christ, todes, banden, johann, sebastian, bach, stück, sonderfall, frühwerken
Arbeit zitieren
Anonym, 2017, "Christ lag in Todes Banden" von Johann Sebastian Bach. Ist das Stück ein Sonderfall unter seinen Frühwerken?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1151985

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