In der vorliegenden Proseminararbeit soll ausgehend von der Definition des englischen Merkantilismus untersucht werden, wie der englische Staat den Grundstein für seine spätere Position als so genannte erste See- und Handelsmacht der Welt legen und ausbauen konnte. Im Zentrum dieser Arbeit stehen dabei die Bestrebungen des englischen Staates zur Erschaffung und Stärkung der eigenen Wirtschafts- und Handelskraft.
Inhalt
Einleitung
1. Definition des englischen Merkantilismus
2. England zu Beginn der frühen Neuzeit
3. Der frühe Merkantilismus
3.1. Die Sicherung des eigenen Handels
3.2. Handelsgesellschaften als Motor der Staatswirtschaft
4. Der Navigation Act
4.1. Entstehung und Inhalt
4.2. Bedeutung und Wirkung
5. Auswertung
Quellen- und Literaturverzeichnis
Einleitung
Betrachtet man die Stellung Englands in der Geschichte, so wird sie häufig mit der Vorstellung von Welthandelsmacht und Beherrschung der Meere verbunden. Die Würdigung Englands als Wirtschaftsmacht gerät hierbei leicht in den Irrtum die gewaltige Entwicklung des 18. und noch mehr des 19. Jahrhunderts in eine zu frühe Zeit zu projizieren, in der die Insel noch nicht die Überlegenheit über alle anderen erreicht hatte, sondern erst vorbereitete und erkämpfte. Diese Zeit der Vorbereitung fällt in die Epoche des Merkantilismus, in der sich England langsam von einem Agrarstaat zur Handelsmacht entwickelte. In dieser Epoche gingen wirtschaftliche und kriegerische Auseinandersetzungen ständig ineinander über. Es entsprach durchaus dem zeitgenössischen Denken, das nicht von einem Kontrast zwischen friedlichem Handel und zerstörerischem Krieg ausging, sondern beide als Arena ein und derselben Rivalität betrachtete. Reichtum und Macht waren fest verbundene Größen im Streben nach Vorherrschaft. So fasste zum Beispiel der Schriftsteller Roberts drei Wege zusammen wie England seinen Reichtum mehren konnte: “arms and conquest“, ferner “planting of colonies, building of well scituated Towns, and the like" und schließlich „traffique and foreign trade, which is held the most certain, easiest and soonest way“.[1]
Betrachtet man Literatur und Forschungsschwerpunkte so ist festzustellen, dass sich nicht wenige Arbeiten mit Englands Geschichte beschäftigt haben. Der Großteil jedoch mit den englischen Königshäusern, den Kriegen oder dem späteren Industriestaat England.
In der vorliegenden Proseminararbeit soll ausgehend von der Definition des englischen Merkantilismus untersucht werden, wie der englische Staat den Grundstein für seine spätere Position als so genannte erste See- und Handelsmacht der Welt legen und ausbauen konnte. Im Zentrum dieser Arbeit stehen dabei die Bestrebungen des englischen Staates zur Erschaffung und Stärkung der eigenen Wirtschafts- und Handelskraft.
1. Definition des englischen Merkantilismus
Der Merkantilismus wird als Wirtschaftstheorie und -praxis zur Zeit des Absolutismus (1500/50 - 1750) verstanden. Er bedeutet die Regulierung der Wirtschaft durch den Staat. Das Ziel der merkantilen Fürsten war das eigene politisch geeinte und rechtlich vereinheitlichte Territorium zu einem einheitlichen Wirtschaftsgebiet zusammenzufassen und gleichzeitig die Erhöhung seiner Finanzkraft zu forcieren. Um eine Steigerung des Gewinns zu erzielen, stützten sich die Landesherren auf drei zentrale Pfeiler des Merkantilismus: Autarkie, Geldzirkulation im Inland und die Steigerung der Produktion für den Export. So geht auch die Theorie des Merkantilismus davon aus, dass Geld als Basis für Reichtum die Grundlage für die Macht des Staates ist.[2]
Trotzdem entwickelten sich in verschiedenen europäischen Ländern auch unterschiedliche Varianten des Merkantilismus wie zum Beispiel der Kameralismus in Deutschland und der Küstenländische Merkantilismus.
In England stand die Lehre von der aktiven Handelsbilanz im Zentrum der merkantilen Überlegungen. Das Ziel war über den Außenhandel einen Zuwachs an eigenem Wohlstand zu erreichen. Es musste somit einen wertmäßigen Überschuss der Exporte gegenüber den eigenen Importen erreichen. England stützte sich dabei auf zwei grundlegende Bedingungen. Zum einen gingen die englischen Merkantilisten von einem “Nullsummenspiel“ aus. Dies bedeutete, dass der Wohlstand den ein Land gewann ein anderes Land verlieren müsse, was der englische Staat auch mit Hilfe von so genannten Handelskriegen durchsetzte. Zum anderen sollte die erhöhte Menge an Exportgütern stets auf internationalen Märkten absetzbar sein. Diese Absetzbarkeit der Exportgüter wurde notfalls auch mit Druck in den eigenen Kolonien verfolgt.
Zur Durchsetzung dieser merkantilistischen Überlegungen setzte die englische Krone dem Handel gegenüber schließlich auf eine protektionistische Politik. England förderte zum Beispiel den Export gewerblicher Waren, wie den englischer Tuche teils durch Subventionen, aber auch durch Aufhebung der Ausfuhrzölle. Gleichzeitig behinderte und verbot der Staat den Export von Rohstoffen, wie zum Beispiel Wolle und Getreide. Um ebenfalls den englischen Absatzmarkt sowie die Manufakturen zu schützen, wurden auch die Importe von Fertigwaren, besonders von Stoffen und Kleidung erschwert, der Import von Rohstoffen und Vorprodukten für das Exportgewerbe aber wurde teilweise subventioniert.[3]
Im inneren Englands gestaltete sich somit ein Freihandel, da es hier keine Binnenzölle gab, gleichzeitig wurde die Alleinherrschaft der englischen Kaufleute im englischen Außenhandel angestrebt. Diese Monopolisierung erfolgte in England zum einen durch die Privilegierung von privaten Seehandelskompanien wie der British East India Company oder der Levante Company. Zum anderen sollte durch den Ausbau der englischen Seeschifffahrt die Herrschaft den Überseehandel betreffend erreicht werden.
Mit Begründung und Erstarkung der englischen Kolonien sollten auch diese den englischen Handel stärken, indem sie dem Mutterland als Rohstofflieferant und Absatzmarkt für Fertigwaren dienten.[4] England beanspruchte für sich hier das Handelsmonopol, welches es mal mehr, mal weniger konsequent durchsetzte.
Hierzu sollte vor allem der Navigation Act von 1651 und dessen spätere Erweiterungen beitragen.
2. England zu Beginn der frühen Neuzeit
Ausgangs des Mittelalters lag England am Rand des europäischen Wirtschafts-gebietes als Produzent und Exporteur von Rohstoffen. Die englische Wolle war hier der wohl wichtigste Exportrohstoff, danach folgten Leder, Blei und Zinn. Der Handel wurde bestimmt von italienischen und hansischen Kaufleuten und deren Kapital sowie von ausländischen vor allem niederländischen Wollabnehmern und Verarbeitern.[5] Soweit englische Kaufleute am Außenhandel teilnahmen, hatten diese zumeist ein Monopol auf bestimmte Exportgüter. Bis Anfang des 16. Jahrhunderts spielten hier die Stapelkaufleute, die Exporteure der Rohwolle, die größte Rolle im vergleichsweise geringen englischen Außenhandel. Sie wurden schließlich von den “unternehmenden Kaufleuten“, den so genannten Merchant Adventurers abgelöst. Diese waren jedoch zu Beginn der Neuzeit noch ein loser Zusammenschluss von englischen Kaufleuten im Ausland, die auf eigene Rechnung arbeiteten. Der Zusammenschluss diente den englischen Kaufleuten dazu Handels-hemmnissen entgegenzutreten, da der englische Staat noch zu schwach war, sie im Ausland zu schützen.[6] Erst später sollte dieser Zusammenschluss als Vorbild für das Prinzip der Handelsgesellschaften dienen.
Die englische Wirtschaft selbst war zu Beginn der Neuzeit eine Subsistenz-wirtschaft, das heißt, dass das Wohlergehen des Landes sehr stark von den jährlichen Ernteergebnissen abhing. Um 1500 war England ein Agrarstaat, 90% der Bevölkerung lebten auf dem Land. Die restlichen 10% der Bevölkerung verteilten sich auf die circa 700 Städte, wobei London die mit Abstand größte war. Ackerbau und Viehzucht waren die grundlegenden Arbeiten, doch ging ein großer Teil der Bevölkerung mehreren Tätigkeiten nach. Im Winter arbeiteten viele aus der Bauernschaft in der Tuchherstellung, die sich bereits im 13. Jahrhundert in Form von Tuchunternehmen in den ländlichen Gegenden niedergelassen hatten. So konnte sich England bereits im Mittelalter als Woll- & Tuchproduzent etablieren.[7]
[...]
[1] Schacht, Hjalmar: Der theoretische Gehalt des englischen Merkantilismus - Reprogr. Nachdr. d. Diss., S. 52.
[2] Vgl. Staatslexikon, Bd.5, Freiburg 1960, S. 669-673.
[3] http://www.vwl.uni-muenchen.de/ls_spree/vo050506.pdf, S. 3.
[4] http://magnet.atp.tuwien.ac.at/scholz/projects/WUGeschichte/node7.html, S. 2.
[5] Haussherr, Hans: Wirtschaftsgeschichte der Neuzeit vom Ende des 14. bis zur Höhe des 19. Jhd., S.245.
[6] Brentano, Lujo: Eine Geschichte der wirtschaftlichen Entwicklung Englands, Bd. 2, S. 139ff.
[7] Maurer, Michael: Kleine Geschichte Englands, S. 84ff.
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