Depressionen und Ängste - Der fiktive Fall der Klientin Helene P.


Hausarbeit, 2001

12 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I Die diagnostische Einschätzung des Falles Klientin Helene P

II Organische Darbietung depressiver Krankheitsbilder und die Medikation (Zuständigkeitsgebiet: Psychiatrie), zitiert nach Daniel Hell:

III Die diagnostischen Schritte (Konsilium: Psychiater und Hausarzt)
III.1 Bei der Stellung der Diagnose bei der Klientin Helene P. konnten ausgeschlossen werden:
III.2 Differenzialdiagnose (Zuständigkeitsgebiet: Ärztekonsilium, hier Psychiater und Hausarzt Klientin Helene P.):

IV Hypothesen
IV.1 Heuristische Hypothese:

V Diagnostischer Prozess
VI.1 Gegenwärtige Entwicklung
VI.2 Dynamisierung (hypothetisch)

VI Orientierung der ergriffenen Beratungsmaßnahmen bei der Klientin Helene P. (Psychiater und psychologischer Berater) Aufwertung und Steigerung des Selbstwertsgefühls von Klientin Helene P

VII Epikrise (Ärztekonsilium, psychologischer Berater)

VIII Katamnese

Literatur:

Hypothesen

In die Beratungspraxis des psychologischen Beraters kommt 52-jährige Klientin, Helene P. in Begleitung ihrer ältesten Tochter, Brigitte P. (32 J.). Sie ist dunkel gekleidet, hat Tränensäcke unter den Augen, wirkt antriebsgestört.

Die Tochter, Brigitte P. erzählt, dass die Mutter seit der Zeit, wo der Vater (56 J., Bankdirektor) seinen schweren Herzinfarkt erlitt, sich sehr verändert habe. Sie verstehe das nicht, denn sie wohne zusammen mit den Eltern und sei immer für die Mutter da, wenn sie sie braucht. Außerdem kümmere sie sich auch um den Vater, natürlich dann, wenn sie Zeit dafür aufbringe.

Es falle ihr auf, dass die Mutter Angst habe, wenn sie spazieren oder ins Theater gehen solle, was ihr früher so viele bedeutet habe. Ihre Mutter könne nicht mal einkaufen und zum Arzt gehen, da habe sie Angst davor!

Im persönlichen Gespräch mit Klientin Helene P., berichtet sie:

Sie habe viel Angst um Ihren Mann, der vor einem halben Jahr einen Herzinfarkt erlitten habe. Sie seien seit 32 Jahren verheiratet, hätten 3 Kinder. Sie könne nicht mehr klar denken, ständig verspüre sie innere Unruhe, habe Angst, was noch passieren könnte. Die Gedanken an ihren kranken Mann und Ängste, die sie früher nicht gekannt habe, seien so unerträglich, dass sie sich kaum aus dem Haus zu gehen traue. Sie möge keine Besuche mehr empfangen, denn sie könne sich nur schwer konzentrieren, außerdem mache es ihr keine Freude mehr, Familie und Bekannte zu treffen.

Früher sei sie eine gute Hausfrau und Mutter gewesen, jetzt könne sie sich nicht mehr dazu aufraffen, zuhause aufzuräumen.

Die älteste Tochter Brigitte, die sie ja heute in die Beratungspraxis begleitet, habe nie geheiratet, lebe mit den Eltern in einem Haus zusammen. Sie habe nie einen Beruf erlernt und arbeite nicht. Das mache die ganze Situation noch schwieriger, denn die Brigitte könne nicht verstehen, was sie, ihre Mutter, durchmache.

Leise erzählend, fügt die Klientin, hinzu:

Ihr Sohn, Joachim (30 J.) habe ihr erzählt, dass ihre jüngste Tochter ( 26 J., den Vornamen ihrer Tochter erwähnt die Klientin nicht), die verheiratet sei und ein Kind habe, in großen Schwierigkeiten stecke.

Nun, stelle es sich heraus, dass der Schwiegersohn kaufsüchtig und ein Trinker sei. Das dürfe aber niemand erfahren, denn was würden die Leute sagen? Auch ihr Mann dürfe das nicht erfahren, denn er sei herzkrank und das könnte ihn sehr aufregen.

I Die diagnostische Einschätzung des Falles Klientin Helene P.

Nach den von dem Konsilium der zu beratenden Ärzte (v.a. Psychiater und Hausarzt von Klientin Helene P.) ergriffenen Maßnahmen entsprechend der klinischen Psychologie lautete (nach ICD-10): „Anpassungsstörungen“ und „längere depressive Reaktion“.

Bei der Klientin (nach ICD-10) handelte es sich um „Zustände von subjektivem Leiden und emotionaler Beeinträchtigung, die soziale Funktionen und Leistungen behindern und während des Anpassungsprozesses nach einer entscheidenden Lebensveränderung, nach einem belastenden Lebensereignis, oder auch nach schwerer körperlicher Krankheit auftreten.

„längere depressive Reaktion

Ein leichter depressiver Zustand als Reaktion auf eine länger anhaltende Belastungssituation, der aber nicht länger als 2 Jahre dauert“[1] (…)

II Organische Darbietung depressiver Krankheitsbilder und die Medikation (Zuständigkeitsgebiet: Psychiatrie), zitiert nach Daniel Hell:

„In einer akuten Belastungssituation reagiert der Körper zunächst mit der Ausschüttung des „Notfallshormons“ Adrenalin. Durch Pulsanstieg, verbesserte Muskeldurchblutung und Erweiterung der Bronchien werden günstige körperliche Voraussetzungen für einen Angriff oder eine Flucht geschaffen. Diese Reaktionsweise ist so lange sinnvoll, wie eine akute äußere Bedrohung – etwa ein körperlicher Angriff – besteht. Bei andauernder psychischer Überlastung (sog. Disstress) hilft aber der „Adrenalinschub„ nicht weiter. Hält der Stress an, wird der Adrenalinspiegel in der Regel auch heruntergefahren.

Statt dessen kommt ein zweites Hormon in Aktion, das bei der Depressionsentwicklung eine wichtige Rolle spielt: die sog. „hormonelle Stressachse“. Über regulierende Zentren im Gehirn wird bei anhaltender Belastung von der Nebennierenrinde das „Dauerstresshormon“ Cortisol produziert.

Und weiter heißt es:

„Ein akuter Anstieg des „ Dauerstresshormons“ Cortisol führt zur verstärkten Serotonin-Synthese und verbessert damit die biologischen Voraussetzungen, Angst und Aggressivität zu kontrollieren“. Bleibt der Cortisolspiegel über lange Zeit hoch, kann sich die Serotoninsynthese erschöpfen. Der weitere Aufbau von Serotonin wird im Hirn gebremst. Dadurch nehmen Angst und Aggressivität zu. Bei entsprechender erblicher Anlage - etwa bei Personen mit einer kurzen Variante des sog. 5-HTT-Transporterprotein-Gens – kann die Serotonin-Antwort behindert sein und die Ängstlichkeit und Aggressionsproblematik entsprechend zunehmen“

Zum Einsatz der Antidepressiva, schreibt der Autor:

„Die heute bekannten, antidepressiv wirksamen Substanzen bewirken ganz unterschiedliche biochemische Veränderungen an den Übertragungssystemen des Gehirns und haben dennoch eine weitgehend gleiche Wirkung auf die Symptome depressiver Menschen“. Auch dieser Umstand macht es unwahrscheinlich, dass allein die veränderte Konzentration eines bestimmten Botenstoffes an den Verbindungsstellen von Nerven (Synapsen) die Ursache einer Depression beseitigt“(…)[2]

III Die diagnostischen Schritte (Konsilium: Psychiater und Hausarzt)

III.1 Bei der Stellung der Diagnose bei der Klientin Helene P. konnten ausgeschlossen werden:

a) eine organische Erkrankung (z.B.:Hirntumore)
b) pharmakogene Depression[3]
c) organische Depression
d) Klimakterium tardum
e) Abusus (z.B.:Tabletten, Alkohol)

III.2 Differenzialdiagnose (Zuständigkeitsgebiet: Ärztekonsilium, hier Psychiater und Hausarzt Klientin Helene P.):

Wurden im Prozess der Diagnosestellung unterschiedliche Diagnosen gestellt und fand eine Abgrenzung zwischen ähnlichen Krankheitsbildern statt, so resultierte aus diesem Verfahren eine Differenzialdiagnose[…][4]

IV Hypothesen

Die schwere organische Krankheit des Ehemannes von Klientin Helene P. war ein enorm belastendes Lebensereignis für sie („Letalängste“ um ihre wichtigste Bezugsperson und daraus resultierende Existenzängste).

Die wesentliche Einschränkung ihres sozialen Wirkungskreises, „Kontaktarmut“ mit Familienangehörigen und innerhalb ihres gewohnten Umfelds, das Gefühl der Unbrauchbarkeit und Vereinsamungsempfindungen führten zur abnormen Senkung des Selbstwertgefühls.

Die Besorgnis um die Familie ihrer jüngsten Tochter, die Angst, künftig Prestigeverluste zu erleiden, die unklare berufliche Situation der ältesten Tochter sind als weitere belastende Faktoren im Leben der Klientin anzusehen.

IV.1 Heuristische Hypothese:

Ein bedeutungsvoller Kontext dieser „heuristischen Hypothese“ im Fall der Klientin Helene P. ist „die kranke (krankmachende)“ Familie P. Die Familienmitglieder sind nicht dazu fähig, entstandene Probleme und Konflikte miteinander auszudiskutieren, Spannungen und Frustrationen entgegen zu wirken.

[...]


[1] Weltgesundheitsorganisation, 1999, S.170ff

[2] Daniel Hell 2007, S. 119ff.

[3] Hrsg. Volker Faust 1995, S.936

[4] Ders.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Depressionen und Ängste - Der fiktive Fall der Klientin Helene P.
Autor
Jahr
2001
Seiten
12
Katalognummer
V11563
ISBN (eBook)
9783638176897
ISBN (Buch)
9783638771177
Dateigröße
414 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Depressionen, Fall, Klientin, Helene
Arbeit zitieren
Isabell Traue (Autor:in), 2001, Depressionen und Ängste - Der fiktive Fall der Klientin Helene P., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11563

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