Diese Hausarbeit wird sich speziell auf die Frühe Neuzeit und ihr populäres Medium der Flugblätter fokussieren.
Hierbei lassen sich einige Exemplare an Flugblättern finden, welche insbesondere die Rolle der Frau in unterschiedlichen Kontexten abbilden. Dabei wird auffällig, dass diese Darstellungen nicht immer positiv interpretiert werden können, sondern sogar, nach unserer heutigen Definition dieses Begriffes folgend, als misogyn aufgefasst werden.
Nach einer kurzen Einführung in die Bedeutsamkeit und die thematischen Kontexte von Flugblättern zur Zeit der Reformation wird die Rolle der Frau in der Gesellschaft, sowie durch die Reformation einhergehende Veränderungen ihrer Position in der Familie, dargestellt. Kontrastiv dazu soll anschließend die Darstellung des weiblichen Geschlechts speziell auf Flugblättern analysiert werden. Hierfür greift die Hausarbeit exemplarisch auf die Thematik der Prügelrezepte und die der Hosenkampfblätter zurück. Auch der Anspruch der Satire sowie die Rolle der Sexualmoral am Beispiel der Flohliteratur als möglicher Beweggrund für die widersprüchliche Darstellung der Frau werden anschließend betrachtet. Das Fazit wird schließlich die wichtigsten Erkenntnisse zusammenfassen und hoffentlich die Frage beantworten können, wie und warum die Misogynie eine so zentrale Rolle in der frühneuzeitlichen Bildpublizistik gespielt hat und inwiefern sich diese Darstellungen von der realen Situation der Frauen unterscheiden.
I. Einleitung
Durch die Digitalisierung und Globalisierung unserer heutigen Gesellschaft fühlen wir uns umso mehr abhängig davon, ununterbrochen auf dem neuesten Stand der Dinge zu bleiben. Diese Informationen erhalten wir über verschiedenste Medien, manche seriöser als andere. Zeitungen, die Nachrichten, Blogposts, soziale Medien… sie alle versuchen auf ihre eigene Art und Weise, Neues und Grandioses zu vermitteln. Doch nicht jedes Jahrhundert verfügte über diese Bandbreite an informationsvermittelnden Medien. Diese Hausarbeit wird sich speziell auf die Frühe Neuzeit und ihr populäres Medium der Flugblätter fokussieren.
Hierbei lassen sich einige Exemplare an Flugblättern finden, welche insbesondere die Rolle der Frau in unterschiedlichen Kontexten abbilden. Dabei wird auffällig, dass diese Darstellungen nicht immer positiv interpretiert werden können, sondern sogar, nach unserer heutigen Definition dieses Begriffes folgend, als misogyn aufgefasst werden.
Nach einer kurzen Einführung in die Bedeutsamkeit und die thematischen Kontexte von Flugblättern zur Zeit der Reformation wird die Rolle der Frau in der Gesellschaft, sowie durch die Reformation einhergehende Veränderungen ihrer Position in der Familie, dargestellt. Kontrastiv dazu soll anschließend die Darstellung des weiblichen Geschlechts speziell auf Flugblättern analysiert werden. Hierfür greift die Hausarbeit exemplarisch auf die Thematik der Prügelrezepte und die der Hosenkampfblätter zurück. Auch der Anspruch der Satire sowie die Rolle der Sexualmoral am Beispiel der Flohliteratur als möglicher Beweggrund für die widersprüchliche Darstellung der Frau werden anschließend betrachtet. Das Fazit wird schließlich die wichtigsten Erkenntnisse zusammenfassen und hoffentlich die Frage beantworten können, wie und warum die Misogynie eine so zentrale Rolle in der frühneuzeitlichen Bildpublizistik gespielt hat und inwiefern sich diese Darstellungen von der realen Situation der Frauen unterscheiden.
II. Frühneuzeitliche Bildpublizistik
1. Charakteristika von Flugblättern zur Zeit der Reformation
Der Begriff Flugblatt bezeichnete zur Zeit der Reformation ein Kleinschrifttum, das meist nur aus einer bedruckten Seite bestand und teilweise durch eine Illustration ergänzt wurde. Oft wurden Bild und Text von einer Überschrift unterstützt. Ihr Vorteil lag damit vor allem in der Kürze und Prägnanz behandelter Themen. Durch die angehängte Illustration konnten zudem auch Analphabeten den Inhalt verstehen, welche einen Großteil der Bevölkerung in Deutschland ausmachten. Ein entscheidendes Merkmal, wodurch sich das Flugblatt von anderen ähnlichen Textsorten abgrenzt, ist auch das Kriterium des Verkaufs. Anders als heute, wo sich Flugblätter (tendenziell auch eher als Flyer bekannt) ebenfalls noch großer Beliebtheit erfreuen und in der Regel kostenlos verteilt werden, wurden Flugblätter in der Frühen Neuzeit für den Handel erstellt. Mit Flugblättern in Bauchläden verstaut, zogen Händler durch die Straßen, über Märkte und von Haus zu Haus. Durch das Ausrufen oder das Singen thematisierter Inhalte, wurde das Interesse potenzieller Käufer geweckt. Hierbei handelte es sich meist um den Gemeinen Mann. Doch nicht jeder konnte sich so ein Flugblatt leisten. Zwei bis vier Kreuzer musste die Kundschaft im Durchschnitt für ein Blatt bezahlen.1 Michael Schilling bietet in seinem Aufsatz „Zum Flugblatt der Frühen Neuzeit“ einen anschaulichen Vergleich, um die Kosten zu dieser Zeit zu verstehen:
„Für vier Kreuzer konnte man 1640/41 in Augsburg wahlweise 250 g Butter oder Schmalz, einen Schafskopf, zw ö lf Eier, zwei Maß helles Bier, 100 g Zucker, 125 g holländischen Käse, 40 Ä pfel oder 50 Weinbergschnecken kaufen 2 “. In späterer Forschung zwar oft als Massenmedium bezeichnet, hielten sich die Auflagen eines einzelnen Blattes doch tatsächlich eher klein. Bis zu 2000 Auflagen gehörten zur durchschnittlichen Menge.3 Für Drucker und Verleger gab es einen vergleichsweise geringen Kostenaufwand, weshalb Flugschriften oft ganzen Bänden vorgezogen wurden. Für die Verkaufszahlen spielte insbesondere der Inhalt, beziehungsweise die Thematik der Flugschriften eine einflussreiche Rolle.
2. Zentrale Themen von Flugblättern
Ein zentraler Aspekt, den die Publizisten und Autoren von Flugblättern auszunutzen wussten, war der in der Frühen Neuzeit wieder entfachte Drang der curiositas. Im Mittelalter noch verboten und als Sünde betitelt, wurde die Sehnsucht nach Sensationellem und Neuem in der Frühen Neuzeit immer mehr von der Zensur befreit und insbesondere durch die Bildpublizistik angefeuert. Phänomene wie Himmelserscheinungen, Missbildungen an Menschen und Naturkatastrophen wurden nicht nur deshalb gern thematisiert, weil sie relativ selten zu sehen waren, sondern auch, weil diese Themen oft als Zeichen Gottes gedeutet wurden und damit auf die Furcht vor dem Jüngsten Gericht anspielten. Aber auch andere Themen, wie das politische und gesellschaftliche Geschehen, gaben Anlass zur Neugierde. So wurden vor allem Hochzeiten bekannter Bürger, Schlachten und Kriege, Verbrechen oder auch Hinrichtungen thematisiert. Zugleich konnten Drucker die Sucht nach etwas Neuem auch in Ihrer Gestaltungsweise anwenden. Durch die relativ geringen Kosten beim Druck wurde mit vielfältigen Darstellungsmöglichkeiten gespielt. Holzschnitte mit aus Gegenständen zusammengesetzten Figuren, Wendeköpfe (welche beim Drehen das dargestellte Gesicht veränderten), Klappbilder, Drehscheiben oder auch Faltbilder erregten die Neugierde beim Leser.4
Quantitativ zwar weniger auftretend, inhaltlich aber dennoch genauso interessant, ist zudem die Darstellung von Geschlechterverhältnissen mit Fokus auf Darstellung der Frau in Flugblättern der Frühen Neuzeit.
III. Gesellschaftlicher Stand der frühneuzeitlichen Frau
Der Katholizismus verstand die Ehe als ein heiliges Zeichen und damit als eines der sieben Sakramente im Christentum. Durch Martin Luther und die Reformation erhielt die Eheschließung hingegen einen neuen Status und eine entscheidende Aufgabe. Er bezeichnete die Ehe sogar als „[…] der eltist stand unter allen der gantzen welt, ja, alle andere komen aus dem her5 “ (Luther: Der grosse Kätechismus. 1529.). Die Ehe bildete, so Luther, den Grundstein für alle anderen Gesetze auf der Erde.6 Entscheidend hierbei war Luthers Trennung der geistlichen von der irdischen, also der weltlichen Welt. Gottes Befugnis wurde auf die außerirdische Welt, also das Leben nach den Tod, beschränkt. So wurde auch das Bündnis der Ehe von der Gottesebene heruntergeholt und unterlag damit der weltlichen Justiz. Auch das vom Katholizismus vorgeschriebene Gebot des Zölibats lehnte Luther ab. Stattdessen vertrat er die Ansicht, Gott habe durch die Schöpfung des weiblichen und männlichen Geschlechts wissentlich den Akt der Fortpflanzung geschaffen und das Zölibat sei deshalb keine erstrebenswerte Lebensweise.
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1 Vgl. Schilling, Michael: Zum Flugblatt der Frühen Neuzeit. Eine fachwissenschaftliche Einführung. In: Mitteilungen des Deutschen Germanistenverbandes (2018), S. 4ff.
2 Ebd. S. 6.
3 Vgl. ebd. S. 6.
4 Vgl. ebd. S. 6ff.
5 Luther, Martin: Der grosse Kätechismus. 1529. In: ders.: Luthers Werke 4. Schriften von 1529-1545. Bd. 4. Hg. v. Otto Clemen. Berlin/Boston 2016, WA 30/ I: 151.
6 Vgl. Harrington, Joel F.: Reordering marriage and society in Reformation Germany. Cambridge University Press, 1995. S. 26.
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