„Nichts“ scheint am Ende der letzten Nachtwache übrig zu bleiben. Das dreifach ausgerufene „Nichts!“ beschließt endgültig eine Reihe nihilistischer Aussagen und Episoden, die im Verlauf des Textes zunehmend an Schärfe gewinnen. Die Hausarbeit steht unter der Frage, ob der in den Nachtwachen von Bonaventura von Klingemann so deutlich formulierte Nihilismus als Negation oder als Kritik zu verstehen ist. Die Nihilismus-These, wie sie in der Literatur verwendet wird, bezieht sich zumeist auf den Nihilismus als Leugnen und Negieren aller Werte und jeden Sinns. Möglich ist aber auch eine Interpretation, die in dem vorgetragenen Nihilismus ein dichterisches Mittel Klingemanns sieht, um scharfe Kritik am Zeitgeist zu üben und aufzuklären.
Wolfgang Paulsen , Jeffrey Sammons , Walter Pfannkuche , Richard Brinkmann und Dieter Arendt bewerten den Nihilismus in den Nachtwachen als negativ und sinnleugnend und als „Kehrseite der Frühromantik“ . Linde Katritzky , Jörg Schönert und Rita Terras hingegen interpretieren die Nachtwachen als Satire und sehen den vorgetragenen Nihilismus als Mittel zur Aufklärung und Kritik, durch den Werte infrage gestellt, aber nicht geleugnet werden.
Das breite Spektrum der unterschiedlichen Deutungsansätze und Interpretationsmethoden macht deutlich, dass es weder die eine richtige Methode noch das eine korrekte Interpretationsergebnis geben kann. Diese Hausarbeit bedient sich daher zweier unterschiedliche methodischer Ansätze, deren Ergebnisse sie miteinander vergleicht. Gegliedert ist der Hauptteil dementsprechend in zwei Abschnitte: Zunächst werden die Deutungsmöglichkeiten betrachtet, die sich mithilfe einer Strukturanalyse ergeben. Danach werden die intertextuellen Bezüge des Textes erarbeitet. Im Schluss werden die erarbeiteten Interpretationsangebote zusammengefasst und beide Methoden in ihrer Anwendbarkeit auf die Nachtwachen unter der Frage der Plausibilität ihrer Ergebnisse bewertet.
Nicht leisten kann die Hausarbeit einen Überblick oder gar eine Kritik der verwendeten Sekundärliteratur, die vor allem dazu benutzt wurde, neue Ansätze und Bedeutungsspielräume kennen zu lernen. Das Ergebnis der Bewertung wird sich daher eng auf die Nachtwachen selbst beziehen.
Inhaltsverzeichnis
- Auf den ersten Blick: Nichts.
- Strukturanalyse
- Strukturelle Merkmale im Aufbau.
- Strukturelle Merkmale der Motive.
- Intertextuelle Analyse
- Intertextuelle Bezüge zwischen den Nachtwachen und Hamlet.
- Demaskierung als Kritik oder Negation?
- Nichts hinter dem Nichts?
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob der in den Nachtwachen von Bonaventura von Klingemann' deutlich formulierte Nihilismus als Negation oder als Kritik zu verstehen ist. Es wird untersucht, ob Klingemanns Nihilismus-These als Leugnung aller Werte und jeden Sinns interpretiert werden soll oder ob dahinter ein dichterisches Mittel zur scharfen Kritik am Zeitgeist und zur Aufklärung steckt.
- Analyse des Nihilismus in den Nachtwachen
- Untersuchung der strukturellen Merkmale des Textes
- Erforschung der intertextuellen Bezüge zu anderen Werken
- Bewertung der unterschiedlichen Interpretationsansätze
- Plausibilität der Ergebnisse beider Methoden
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt die grundlegende Frage nach der Bedeutung des Nihilismus in den Nachtwachen und beleuchtet die unterschiedlichen Interpretationsansätze, die in der Sekundärliteratur vertreten werden. Das zweite Kapitel analysiert die strukturellen Merkmale des Textes, sowohl im Hinblick auf den Aufbau als auch die Verwendung von Motiven. Das dritte Kapitel untersucht die intertextuellen Bezüge, insbesondere zu Hamlet, und betrachtet die Frage, ob die Demaskierung in den Nachtwachen als Kritik oder Negation zu verstehen ist.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter der vorliegenden Arbeit sind: Nihilismus, Kritik, Negation, Strukturanalyse, Intertextualität, Nachtwachen, Bonaventura von Klingemann, Hamlet, Zeitgeist, Aufklärung.
- Arbeit zitieren
- Anna Milena Jurca (Autor:in), 2005, Nihilismus als Negation oder Kritik?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116295