Der Limes unter Kaiser Hadrian


Hausarbeit (Hauptseminar), 2011

15 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Entstehung des Limes und Entwicklung bis zur Herrschaft Hadrians

2. Forschungsbericht

3. Kaiser Hadrian

4. Der Limes unter Hadrian

5. Der Hadrianswall in Britannien

6. Fazit

7. Bibliographie

1. Entstehung des Limes und Entwicklung bis zur Herrschaft Hadrians

Das römische Imperium war das größte Reich das jemals auf dem westeuropäischen Kontinent existierte. Über mehr als vierhundert Jahre erstreckte sich das Reich vom Hadrianswall in Britannien bis hin nach Mesopotamien, dem heutigen Irak. Dabei bildete eine fast nahezu komplett geschlossene Kette von Festungen und Wällen eine sichtbare Grenze des Staates nach sowohl nach außen als auch nach innen und symbolisierte dadurch die Vorherrschaft des römischen Reichs in Westeuropa.1

Diese Grenze ist uns heute als Limes bekannt und kann an vielen Stellen noch durch archäologische Überreste besichtigt werden. Doch war es wirklich eine Grenze und wie entwickelte sich diese?

Das Wort limes bzw. limitis kommt dabei aus dem lateinischen und bedeutet soviel wie etwas durchqueren, z.B. den Wald durchqueren. Bei der Landvermessung bezeichneten die Römer die Grenze zwischen zwei Grundstücken als limes. Im militärischen Sinne hingegen stellte ein limes eine militärische Schneise oder Weg dar, der dazu genutzt wurde das Feindesland zu erschließen.2

Schon an dieser Stelle zeigt sich, dass der Limes also nicht unbedingt als Grenze angesehen werden kann sondern vielmehr als Schneise, die dazu diente den Machteinflussbereich des römischen Imperiums durch Straßen und Wege immer weiter voran zu treiben. Von einer festen Grenze wie heute oftmals gesprochen wird kann also nicht die Rede sein, zu mindestens nicht für die anfängliche Entwicklung des Limes.

Über die Ursprüngliche Bedeutung des Limes für die Römer liefert die Überlieferung von Senator Iulius Frontinus aus dem Jahr 83 n. Chr., ein gutes Bild: „ Als die Germanen nach ihrer Gewohnheit aus Waldschluchten und dunklen Verstecken heraus die Römer immer wieder überfielen und dabei einen sicheren Rückzug in die Tiefe des Waldes hatten, ließ der Kaiser Caesar Domitianus Augustus [Domitian] mehrere breite limites 120 Meilen in den Wald vorantreiben. Er bewirkte dadurch nicht nur eine Veränderung in der Art der Kriegsführung, sondern auch, dass die Feinde, deren Schlupfwinkel er bloßgelegt hatte, sich ihm unterwarfen.3 Ein weiterer Beleg dafür, dass die Römer unter dem Wort limes keineswegs Grenze verstanden, findet sich zwei Generationen vor Frontinus bei Velleius Paterculus, der an den Feldzügen Kaiser Tiberius teilnahm. Paterculus schreibt in seinen Ausführungen zu den Feldzügen Tiberius: „ penetrat interius, aperit limites, vastat agros.“ Diese Aussage kann man, sofern man limes mit Schneise übersetzt dann übersetzen als: „er drang in das Innere vor, trieb Wege [limites] voran und verwüstete die Äcker. “.4

Bis weit zum Ende des ersten Jahrhunderts nach Christus war die Vorstellung einer festen Grenze den Römern fremd. Vielmehr handelte es sich beim Limes bis dahin stets um eine vorübergehende Lösung. Dabei reichte die römische Macht immer soweit, wie die römischen Legionen kamen, die stets auf dem Vormarsch in noch unerschlossenes Land waren. Um die erreichten Gebiete zu sichern wurden diese stets ausgebaut, was allerdings nur eine temporäre und keineswegs endgültige Festlegung der Stellung bedeutete.5

Im Jahr 58 – 51 v. Chr. schaffte es der römische Feldherr Julius Caesar Gallien zu erobern. Dieses Gebiet dehnte sich über das heutige Frankreich, Belgien, die Westschweiz und den größten Teil des linksrheinischen Deutschlands aus. Caesar war es dadurch gelungen den Einflussbereich der Römer weit nach Norden auszudehnen. In den folgenden Jahrzehnten wurde die in den Gebieten lebende heimische Bevölkerung romanisiert und es endstanden neue römische Provinzen. An der bis dahin als vorläufig angesehenen Grenze im Rheingebiet entstand eine Grenzzone, an welcher die Römer über mehr als vier Jahrhunderte in ständigem Kontakt und meist auch militärischem Konflikt mit den Germanen standen. Erst unter Kaiser Augustus und seinen beiden Stiefsöhnen Tiberius und Drusus begannen neue militärische Vorstöße welche bis zur Donau gelangten. Nachdem Erfolg der Feldzüge wurden die Legionen an den Rhein vorverlegt.6

Erst nach Augustus setzte sich nach und nach die Auffassung durch, die eroberten Gebiete zu sichern und zu befestigen. So schreibt der römische Gelehrte Tacitus in seiner Schrift Agricola aus dem Jahr 98 n. Chr. über die Niederlagen unter Kaiser Domitian, dass: „ nicht mehr nur Grenzwall [limes] und Grenzfluss [ripa], sondern auch die Winterlager der Legionen und Reichsgebiet in Gefahr. “ waren.7 Aus dieser überlieferten Textstelle aus Tacitus lässt sich also ableiten, dass sich bei den Römern bis zum Ende des ersten Jahrhunderts durch aus die Vorstellung einer festen Reichsgrenze durchgesetzt hatte. Und spätestens unter Kaiser Hadrian wurde der Limes als Grenze des Reichs angesehen, die verteidigt und befestigt werden musste, wie die Überlieferung von Aelius Spartianus aus dem Jahr 122 n. Chr. zeigt: „ Zu jenen Zeiten wie auch sonst öfter trennte er [Hadrian] die vielen Gegenden, in den die Grenze gegen die Barbaren nicht durch Flüsse, sondern durch künstliche Sperren [limites] gebildet wird, die Barbaren vom Reichsgebiet durch ein System von großen Pfählen, die nach Art eines mauerähnlichen Geheges tief eingerammt und miteinander verbunden wurden “.8

Hier zeigt sich nicht nur, dass für Hadrian der Limes die Grenze des Reichs war, sondern auch, dass es sich beim Baumaterial zur Befestigung der Grenze noch um Holz handelte und es noch keine Mauern aus Stein gab.

Doch schon kurz vor Hadrian noch zur Zeit der Herrschaft Domitians begann die Tendenz hin zu einer Befestigung der Grenze. Nachdem Domitian die Chatten 83 – 84 n. Chr. bekämpft hatte und dabei keinen endscheidenden Sieg erringen konnte, gründete Domitian 84 n. Chr. die beiden Provinzen Germania inferior (Niedergermanien) mit der Hauptstadt Köln und Germania superior (Obergermanien) mit der Hauptstadt Mainz. Für den Kaiser sollte damit die Germanenfrage geklärt sein, welche zuvor unter Augustus nicht gelöst worden war. Der im Anschluss an die Gründung der Provinzen stattfindende Ausbau zeigte auch eine klare Abgrenzung des Provinzgebiets nach Osten hin. Um die lange Grenze zu sichern wurden neue kleine Einheiten ausgehoben, welche oftmals aus den erschlossenen Gebieten stammten. Diese Einheiten wurden entlang des Limes in kleinen Wachkastellen postiert. Heute noch bekannt sind diese Numeri Kastelle entlang des Odenwaldlimes. Somit sind die ersten gesicherten Abschnitte des Limes als Grenze in Folge der Chattenkriege unter Domitian entstanden. Weitere Limesstrecken wurden ab 90 n. Chr. abgesteckt. So wurde bis zum Ende der Herrschaft der Bereich zwischen Main und Neckar durch die Odenwaldlinie verbunden und weitere Strecken mit Hilfstruppen besetzt. Tacitus schreibt über diesen Vorgang in der Germania: „ mox limite acto promotisque prasidiis sinus imperii et pars provinciae habentur („Bald zog man den Limes und schob Kastelle vor, so daß das Land als Vorsprung des Reichs und Teil der Provinz betrachtet wird“) “.9 Mit dem Ende der Herrschaft Domitians war also ein großer Bereich des Limes schon als Grenze abgesteckt, was sich unter Hadrian weiter fortsetzen sollte. Um sich den Ausbau des Limes unter Hadrian und die Wandlung von einer vorgeschoben Truppenschneise hin zu einer Grenze genauer anzusehen, soll an dieser Stelle erst ein Blick auf den Regierungsantritt Hadrians und seine Zeit als Herrscher geworfen werden, sowie ein Blick auf die Quellen und Forschungslage.

[...]


1 Heather, Peter: Der Untergang des römischen Weltreichs. Hamburg 2010, S. 9.

2 Schallmayer, Egon: Der Limes. Geschichte einer Grenze. München ²2007, S. 11.

3 Waldherr, Gerhard: Der Limes. Kontaktzone zwischen den Kulturen. Stuttgart 2009, S. 15f.

4 Ebd. S, 17.

5 Ebd. S. 18.

6 Baatz, Dietwulf: Der römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. Berlin 42002, S. 9ff.

7 Schallmayer, S. 14.

8 Ebd. S. 15.

9 Baatz, S.16ff.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Der Limes unter Kaiser Hadrian
Hochschule
Bergische Universität Wuppertal  (Historisches Seminar)
Veranstaltung
Die Militärgrenzen des Imperium Romanum im Rhein und Donauraum
Note
2,3
Autor
Jahr
2011
Seiten
15
Katalognummer
V1164823
ISBN (eBook)
9783346570871
ISBN (Buch)
9783346570888
Sprache
Deutsch
Schlagworte
limes, kaiser, hadrian
Arbeit zitieren
Master of Arts und Master of Education Sascha Pfeiffer (Autor:in), 2011, Der Limes unter Kaiser Hadrian, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1164823

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