Besteht ein Zusammenhang zwischen der Internetabhängigkeit im Jugendalter und dem Bildungsstatus der Eltern? Portfolio empirischer Studien


Forschungsarbeit, 2021

20 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Ausgangsstudie zusammengefasst

2 Reflexion der Anschlussstudie
2.1 Titel und Abstrakt
2.2 Einleitung
2.3 Planung und Forschungsdesign
2.3.1 Datenerhebung
2.3.2 Datenaufbereitung
2.3.3 Datenauswertung
2.5 Diskussion der Ergebnisse und Ausblick

3 Literaturverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Festlegung der Variablen

Tabelle 2: Fragebogen

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Ausgangsstudie zusammengefasst

Titel der Studie (eigene Übersetzung):

„Die Längsschnittstudie für die empirische Validierung eines ätiopathogeneti- schen1Models der Internetabhängigkeit im Jugendalter basierend auf der frühen emotionalen Regulierung“

Originaltitel:

„A Longitudinal Study for the Empirical Validation of an etiopathogenetic Model of Inter­net Addiction in Adolescence based on Early Emotion Regulation“

Quelle: Cimino S. and Cerniglia L. (2018)

Zusammenfassung

Seit die Medien weltweit den Alltag, vor allem der Jugendlichen, beherrschen, wird in den Bereichen Sucht und Internetabhängigkeit (kurz: IA) viel geforscht. Mehrere ätiopa- thogenetische Modelle für den Beginn einer IA sind bereits konzipiert. Die vorgestellte Studie ist ein Teil einer großen Forschung, welche dank der Zusammenarbeit von öffent­lichen psychiatrischen Zentren in Italien durchgeführt wurde. Sie wurde von der Ethik­kommission der Psychologischen Fakultät in Sapienza, Universität Rom, genehmigt und entsprach der Deklaration von Helsinki. Die Längsschnittstudie für die empirische Vali­dierung eines ätiopathogenetischen Models der IA im Jugendalter basierend auf der frü­hen Emotionsregulierung (kurz: ER) wurde im Jahr 2018 unter dem Originaltitel „A Lon­gitudinal Study for the Empirical Validation of an etiopathogenetic Model of Internet Ad­diction in Adolescence based on Early Emotion Regulation“ von Hindawi BioMed Rese­arch International publiziert. In ihrer 12-jährige Forschungsarbeit behandeln die Autoren Silvia Cimino und Luca Cerniglia die Thematik der IA, genauer die Auswirkung bzw. den vorhersagenden Effekt der frühen Emotionsregulierungsstrategien (kurz: ERS) im Klein­kindalter auf die Entwicklung der IA im Jugend- und damit auch im Erwachsenenalter, was bisher, laut den Autoren, von keiner anderen Studie berücksichtigt wurde.

Der Effekt der ERS im Kindsalter auf das eventuell negative Internetverhalten (Über­oder Missbrauch) im Jugendalter wird in der benannten Studie in einer Stichprobe von 142 Jugendlichen mit IA überprüft. Es wird untersucht, ob und wie die ERS im Alter von 2 Jahren für die Symptome im Schulalter vorhersagend sind. Des Weiteren wird unter­sucht inwieweit das Verhalten im Schulalter die IA im Jugendalter fördert. Die Symptome bzw. das Verhalten der Kinder können selbst2 - oder fremdfokussierten3 (externale Fo­kussierung) Charakter haben und zur Internalisierung4 oder Externalisierung5 führen. Die Erscheinungsformen der IA werden in notleidende6 und zwanghafte Nutzung des Internets unterteilt. Folgend diesen Annahmen, welche auf qualitativen Datenerhebung beruhen, wurden 2 Hypothesen formuliert: Hypothese 1: Selbstfokussierte ERS führt tendenziell zur Internalisierung im Kindsalter, was die notleidende Internetnutzung vor­hersagen; Hypothese 2: fremdfokussierte ERS führt tendenziell zur Externalisierung im Kindsalter, was die zwanghafte Nutzung des Internets vorhersagen. Die Untersuchun­gen werden im Rahmen eines dyadisch-systemische Modells mithilfe von Experimenten mit Probanden durchgeführt. Das Modell konzentriert sich auf intersubjektive Interaktio­nen zwischen dem Kind und seiner Pflegekraft sowie auf den Einfluss seiner Affektregu­lationsprozesse auf die Entwicklung von Kindheit über die Jugend bis zum Erwachse­nenalter. Nach der Aufstellung der beiden Hypothesen für die vorliegende Vorstudie, basierend auf der theoretischen, qualitativen Forschung der vorhandenen Literatur, wird eine 12-jährige quantitative Forschungsarbeit mit einem gemischten Forschungsdesign durchgeführt. Dazu gehören zunächst die Untersuchung und Beobachtung der Familien. Ab 2005 werden Familien in ihren Häusern besucht, als Kinder 2 (T1), 8 (T2) und 14 (T3) Jahre alt sind und mithilfe von Videoüberwachung beobachtet. Auf diese Weise werden Daten erhoben zur Erkennung von psychopathologischen Risiken bei Eltern und/oder Kindern und Identifizierung der Risikofamilien. Im Jahr 2016 ergibt die Untersuchung eine Stichprobe von 142 Jugendlichen mit IA ohne Komorbidität zur Auswertung der Stu­die. Die entsprechenden Videoaufnahmen und psychometrische Daten von Familien der Jugendlichen wurden aus der Datenbank für weitere Experimente ausgewählt. Bei T1 werden basierend auf früheren Untersuchungen von 2-jährigen Kleinkindern Verhaltens­strategien dieser zur ER während 8-minütiger Eltern-Kind-Interaktionen beobachtet, wo­bei die Eltern bzw. Mütter genau instruiert wurden. Dies sollte bei den Kindern zu einer leichten Belastung führen und entsprechende ERS auslösen. Zur Identifizierung der selbst- oder externfokussierten Strategien von Kleinkindern wurden die Videoaufzeich- nungen von klinischen Psychologen entsprechend der Literatur zu Mutter-Kind-Interak­tionen bewertet und einer der folgenden Kategorien zugeordnet: überwiegend selbstfo­kussiert; überwiegend elternorientiert; ausgewogen. Bei T2 im Alter von 8 Jahren der Kinder werden die Familien erneut aufgesucht. Die Mütter werden befragt. Sie erhielten eine Checkliste mit 118 Fragen für das Verhalten von Kindern (Version 6-18 CBCL), mit drei Antwortmöglichkeiten: 0 = nicht wahr, 1 = etwas/ manchmal wahr oder 2 = sehr/oft wahr. Zur Auswertung wurden 2 Skalen, für Internalisierungs- und Externalisierungs- probleme aufgestellt. Die eingetragenen Daten wurden mit Cronbachs Alpha-Wert7 aus­gewertet, welcher bei a > 0,88 lag. In diesem Teil der praktischen Forschung wird die Tendenz der Kinder zur Internalisierung oder Externalisierung analysiert. Bei T3 wurde IA von den im psychiatrischen Dienst tätigen Psychologen und Psychiatern in einer Be­fragung der 12-jährigen Jugendlichen analysiert. Die Befragung basiert auf den von Be­ard und Wolf8 vorgeschlagenen Kriterien und Feststellung der Alltagsprobleme durch Selbstauskunft der Jugendlichen. Zusätzlich wird ein klinisches Interview mit den Ju­gendlichen durchgeführt, das auf den Kriterien von Beard und Wolf beruht, um IA unter Berücksichtigung der generalisierten problematischen Internetnutzungsskala 2 (GPIUS2)9 zu diagnostizieren. Die Ergebnisse werden, auf den Grundlagen weiterer Li­teraturen, in zwei Skalen für notleidende und zwanghafte Internetnutzung zusammenge­fasst.

Die beiden theoretisch aus der vorhandenen Literatur auf dem Gebiet der Internetnut­zungsstörungen abgeleiteten Hypothesen konnten durch die Ergebnisse der Studie be­stätigt werden. Sie zeigen, dass eine frühe ER einen Einfluss auf das emotionale Ver­halten in der mittleren Kindheit hat, was wiederum einen Einfluss auf den Beginn der IA im Jugendalter hat. Darüber hinaus zeigten die Ergebnisse einen statistischen Zusam­menhang zwischen den Merkmalen von ERS im Kindesalter und IA im Jugendalter. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine gemeinsame Wurzel einer unausgegli­chenen ER zu zwei unterschiedlichen Erscheinungsformen der IA in der Jugend führt und bei der Beurteilung und Behandlung von Jugendlichen mit IA nützlich sein könnte. Zur Validierung der Hypothesen wurde ein theoretisches Modell mit latenten Variablen für Selbstfokussierte und fremdfokussierte ERS erarbeitet und getestet. Alle Variablen wurden gemäß der Empfehlung von Bollen und Long10 als latente Einzelindikatorvariable gesetzt. Nach dem Testen der Modifikationsindizes wurde das hypothetische Modell kor­rigiert, um einen direkten Effekt von ERS auf die Internetsucht (verzweifelt und zwang­haft) zu berücksichtigen. Das überarbeitete Modell ergab eine Übereinstimmung mit den erhobenen Daten während der Studie, sodass die Ergebnisse das theoretische Modell und die Hypothesen bestätigten. In Bezug auf Hypothese 1 sagten selbstfokussierte frü­hen ERS eine Internalisierung im mittleren Kindesalter und verzweifelte Internetnutzung im Jugendalter voraus. In Bezug auf Hypothese 2 sagten fremdfokussierte frühen ERS eine Externalisierung im mittleren Kindesalter und zwanghafte Internetnutzung im Ju­gendalter voraus. In beiden Fällen könnten die Jugendlichen das Internet über- oder missbrauchen, um die unausgeglichenen ERS zu reparieren.

Die Studie behandelt ein aktuell sehr wichtiges Thema der Suchtentwicklung bei den Jugendlichen und leistet mit den Ergebnissen einen nützlichen Beitrag zur Erkennung der IA bei Jugendlichen und zur Entwicklung der Präventions- und Interventionspro­gramme. Die Autoren greifen die Entwicklung von Suchtpotenzial sozusagen an den Wurzeln auf, nämlich bereits in der frühen Kindheit. Diese Strategie ist durchaus sinnvoll, um die Suchtproblematik, hier speziell IA, möglichst früh zu erkennen und effizient da­gegen zu steuern. Hilfreich sind die Ergebnisse der Studie auch für Entwicklung der The­rapien für Jugendlichen (oder auch Erwachsene) mit IA. Aufgebaut ist die Studie über­sichtlich, gut strukturiert und somit gut nachvollziehbar. Diese Studie weist einige Lücken auf, welche von den Autoren angegeben wurden. Erstens wurden die psychopathologi­schen Risiken der Eltern nicht mitbewertet, was wichtig und prädiktiv für die Entwicklung und Anpassung der psychischen Funktionen von Kindern und Jugendlichen ist. Aufgrund unvollständiger oder nicht verfügbarer Daten konnten bei Vater-Kind-Interaktionen nicht mitberücksichtigt werden. Darüber hinaus schränkt die Homogenität der Stichprobe in Bezug auf den kulturellen, geografischen und sozioökonomischen Status der Studie ein. Weitere Forschung in diesen Richtungen wäre von Bedeutung und Interesse und kann der Folgestudie fortgesetzt werden.

[...]


1 Ätiopathogenese ist das wissenschaftliche Erklärungsmodell für Ursache, Entstehung und Ent­wicklung von Krankheiten. Der Begriff setzt sich aus den Worten Ätiologie und Pathogenese zu­sammen. (Quelle: flexikon.doccheck.com)

2 Selbstfokussierung: wird hier synonym für Selbstaufmerksamkeit bzw. aufmerksame gedankli- che/psychische Beschäftigung mit sich selbst verwendet. (Quelle: Spektrum.de Lexikon der Psy­chologie)

3 Externfokussierung: wird hier für externe Aufmerksamkeit, verwendet. Der Fokus wird auf an­dere Menschen und die Umwelt gelegt.

4 Internalisierung: Übernahme von Normen und Werten in die Motiv- und Handlungsstruktur von Individuen durch Sozialisation und Erziehung. (Quelle: Wirtschaftslexikon.gabler.de)

5 Externalisierung: Verlagerung und Abwälzung von Motiven oder Zuschreibungen nach außen. (Quelle: lexikon.stangl.eu Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik)

6 Notleidende Nutzung: wird hier synonym für verzweifelte, frustrierte Nutzung verwendet.

7 Cronbachs Alpha ist ein Verfahren, um die Reliabilität zu quantifizieren und kann Werte zwi- sehen-« und 1 annehmen (Quelle: matheguru.com), wobei a > 0,8 als hoch zu verstehen ist (Quelle: statistikguru.de).

8 K. W. Beard & E. M. Wolf (2001) „Modification in the proposed diagnostic criteria for Internet DOI: 10.1089/109493101300210286

9 GENERALIZED PROBLEMATIC INTERNET USE SCALE 2 (GPIUS 2) Scale Items & Instruc­tions (2019) DOI:10.13140/RG.2.2.18923.08483

10 Bollen & Long (1993) „Testing Structural Equation Models“ ISBN 978-0-8039-4507-4

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Besteht ein Zusammenhang zwischen der Internetabhängigkeit im Jugendalter und dem Bildungsstatus der Eltern? Portfolio empirischer Studien
Hochschule
Hochschule Fresenius Idstein
Note
1,7
Autor
Jahr
2021
Seiten
20
Katalognummer
V1170495
ISBN (eBook)
9783346592729
ISBN (Buch)
9783346592736
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Internetabhängigkeit, frühe Emotionsregulierungsstrategie, Internetnutzungsstörung, Ausgangsstudie, Anschlussstudie
Arbeit zitieren
Sabine Schwab (Autor:in), 2021, Besteht ein Zusammenhang zwischen der Internetabhängigkeit im Jugendalter und dem Bildungsstatus der Eltern? Portfolio empirischer Studien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1170495

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