Die Bedeutung von Verschwörungstheorien in den sozialen Medien


Seminararbeit, 2021

22 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffliche Grundlagen
2.1 Verschwörungstheorien
2.2 Medien
2.3 Soziale Medien

3. Historischer Kontext

4. Verschwörungstheorien in sozialen Medien
4.1 Besonderheiten
4.2 Gefahren und Risiken

5. Beispiele medialer Verschwörungstheorien
5.1 Chemtrails
5.2 Lügenpresse

6. Fakten-Check

7. Fazit

Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Die Journalisten der Lügenpresse sind von der Politik gelenkt, die Erde ist eine Scheibe und hochrangige Politiker und Geschäftsleute wollen mit Hilfe von Chemtrails die Gedankenwelt der Bevölkerung manipulieren. Theorien wie diese sind längst keine Seltenheit mehr und gründen auf einer jahrhundertelangen Tradition, der zufolge sich sogenannte Großmächte bzw. Strippenzieher gegenüber dem Volk verschworen haben sollen. Im Zeitalter der Digitalisierung verzeichnen Verschwörungstheorien aufgrund der rasanten Verbreitung und der grenzenlosen Fülle an Informationen, die zur Verfügung stehen, Hochkonjunktur. Schon immer faszinieren uns Menschen negative Nachrichten mehr als vergleichsweise unspektakuläre, wissenschaftliche Botschaften in den Massenmedien. Durch soziale Medien und Nachrichtendienste wie Twitter, Facebook, Telegram und Co. erhalten Theoretiker ein Sprachrohr, das ihnen nicht nur vermehrt Aufmerksamkeit, sondern auch den Zuspruch von Bürgern sämtlicher Schichten und Bildungsniveaus sichert (vgl. Bingmann 2020).

In Anbetracht dieser Entwicklungen gewinnt die Frage, warum sich Verschwörungstheorien besonders gut über soziale Medien verbreiten lassen, zunehmend an Gewicht. Im Zuge dessen erscheint auch die Betrachtung potenzieller Gefahren, die von einer Verbreitung konspirativer Denkweisen im sozialen Netz ausgehen, als wesentlich für die Forschungsfrage.

In diesem Zusammenhang ist es wichtig, zu erwähnen, dass Verschwörungstheorien nicht per se krude ‚Spinnereien‘ implizieren. Betrachtet man beispielsweise den 2015 öffentlich gewordenen Skandal der Firma Volkswagen, die über elf Millionen Dieselautos in Hinblick auf ihre Abgaswerte manipulierte, wird deutlich, dass konspirative Behauptungen nicht von Grund auf haltlose Fantasien und Vorwürfe gegenüber Dritten bedeuten müssen. Jedoch können Verschwörungstheorien – unabhängig davon, ob diese real oder fiktiv sind – einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf unsere Politik, Gesellschaft und die damit verbundene Demokratie ausüben (vgl. Hepfer 2015, S. 12f.). Dies soll in der vorliegenden Arbeit dargelegt werden.

Kapitel 2 beschäftigt sich zunächst mit dem zentralen Begriff der Verschwörungstheorie und darüber hinaus mit Medien im Allgemeinen und sozialen Medien im Speziellen. Diese Erläuterungen stellen die Basis der darauffolgenden Kapitel dar. In Kapitel 3 geht es um die historische Entwicklung von Medien in der Gesamtheit und die damit verbundenen strukturellen Veränderungen alltäglicher Kommunikation. Kapitel 4 befasst sich daraufhin mit der zentralen Fragestellung der Arbeit, indem eine Auseinandersetzung mit den Besonderheiten und Gefahren von Verschwörungsideologien im sozialen Netz erfolgt. Um die genannten Aspekte anschließend anhand von Beispielen zu veranschaulichen, wird in Kapitel 5 auf zwei bekannte Verschwörungstheorien Bezug genommen. Kapitel 6 bietet Antworten auf die Frage, wie wahre von falschen Theorien unterschieden werden können und welche medientechnischen Kompetenzen dabei eine zentrale Rolle spielen. Das letzte Kapitel schließt mit einer Zusammenfassung der gewonnenen Erkenntnisse ab.

Zum Zwecke des Leseverständnisses habe ich mich entschieden, in dieser Arbeit bei Personenbezeichnungen und personenbezogenen Substantiven nur die maskuline Form zu verwenden. Natürlich gelten die entsprechenden Begriffe im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter und die verkürzte Sprachform hat nur einen stilistischen, keinen wertenden Hintergrund.

2. Begriffliche Grundlagen

Zum Verständnis der vorliegenden Arbeit bedarf es zunächst der Erläuterung einiger relevanter Begriffe sowie deren konzeptuellen Gehalts. Zentraler Ausgangspunkt der Arbeit sind Verschwörungstheorien und ihre Entstehung. Da Verschwörungen für die Verbreitung ihrer Theorien primär auf Informationsträger angewiesen sind, erfolgt zudem eine Explikation des Medienbegriffs im Allgemeinen und der sozialen Medien im Speziellen.

2.1 Verschwörungstheorien

Theorien stellen vereinfachte Modelle der Wirklichkeit dar, indem sie sich auf ein System aus Sätzen stützen und sich so begründen lassen. Anders als wissenschaftlich fundierte Theorien, die einer expliziten, methodischen Vorgehensweise unterliegen, basieren Verschwörungstheorien in der Regel auf keinerlei validen oder verifizierbaren Forschungsmethoden. Zu Beginn ihrer „Forschungen“ steht meist weder eine zentrale Fragestellung noch stützen sich Vertreter von Konspirationstheorien auf vorhandene Primärliteratur. Darüber hinaus findet keine Orientierung an geeigneten Methoden zur Erhebung valider Fakten statt, weshalb Verschwörungsideologien auch häufig im Widerspruch zu belegten Daten oder sogar zu Naturgesetzen stehen. Normalerweise werden Thesen so formuliert, dass sie durch anknüpfende Arbeiten entweder verifiziert und weiterentwickelt oder auch im Zweifelsfall widerlegt werden können. Konspirative Theorien hingegen sind aufgrund ihrer Unwissenschaftlichkeit und Ferne zu natürlichen Gesetzmäßigkeiten in der Regel nicht haltbar (vgl. Götz-Votteler/Hespers 2019, S. 35). Den genannten Kriterien zur Überprüfung ihrer Authentizität können Verschwörungstheorien meist nicht standhalten. Sie sind vielmehr „ganz spezielle Theorien zur Erklärung und Beschreibung der Wirklichkeit“ (ebd.), die unsere Welt in ‚Gut‘ und ‚Böse‘ einteilen.

Verschwörungstheorien zufolge muss es immer einen Profiteur von Ereignissen oder schlimmen Katastrophen geben. Davon ausgehend wird gezielt nach Beweisen gesucht, die diese Annahme stützen, wobei abweichende Erklärungen für gewöhnlich abgewertet oder ausgeblendet werden. Die aus der selektiven Wahrnehmung resultierende Überzeugung, zu wissen, was hinter allem steckt, gibt uns Menschen ein Gefühl von Kontrolle und Sicherheit. Theorien über Verschwörungen reduzieren außerdem die Komplexität, der unsere Welt prinzipiell zugrunde liegt, drastisch und stellen sie sehr vereinfacht dar. Kleine Ungereimtheiten in Bezug auf Ereignisse oder wissenschaftliche Theorien werden dabei als Basis für grundlegende Zweifel und Misstrauen gegenüber den Erzählungen aus Wissenschaft, Politik und Medien herangezogen (vgl. Planet Wissen 2020).

Verschwörungen zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass eine Gruppe von mehreren Personen im Geheimen Pläne mit einem bestimmten Vorsatz schmiedet. Sogenannte „Drahtzieher“, die unsere Geschicke lenken, werden für sämtliche mysteriösen Phänomene, die nicht auf natürliche Weise erklärt werden können, verantwortlich gemacht. Dadurch werden eindeutige Tatsachen verdreht, indem das Offensichtliche als falsch dargestellt und die damit verbundene soziale Wirklichkeit sowie deren Vertreter diffamiert werden (ebd.).

Welche besondere Rolle soziale Medien als Kommunikationsträger bei der Verbreitung von Verschwörungstheorien spielen, wird ab Kapitel 4 deutlich.

2.2 Medien

Der Begriff Medium stammt ursprünglich aus dem Lateinischen und bedeutet übersetzt so viel wie „Mitte“ oder „das Mittlere“ (Seo Lexikon 2021). Damit ist im kommunikativen Zusammenhang ein vermittelndes Element gemeint, das zur Weitergabe oder Verbreitung von Informationen durch Sprache, Mimik, Gestik, Musik, Schrift oder Bild ermöglicht. Medien sind folglich als eine Art Vermittlungsträger anzusehen, der zum Informationsaustausch zwischen mindestens zwei Individuen dient. Informationen können sowohl mündlich als auch schriftlich oder visuell in Form von Printmedien oder digitalen Medien verbreitet werden (vgl. Seo Lexikon 2021).

Aufgrund der Vielzahl an verschiedenen Kommunikationsformen werden Medien in vier Formen unterteilt: in primäre, sekundäre, tertiäre und quartäre Medien. Primäre Medien beschreiben einen wechselseitigen Austausch, in dem der Kontakt zwischen zwei Personen unmittelbar über Mimik, Gestik oder Sprache verläuft. Diese Art der Kommunikation impliziert in der Regel eine dyadische bzw. dialogische Struktur und benötigt kein zwischengeschaltetes Hilfsmittel. Sekundäre Medien erfordern hingegen ein Objekt, das zur Weitergabe der Botschaften eingesetzt wird. Der Absender ist in diesem Fall darauf angewiesen, Kommunikationsträger wie Signale, Schriften, Drucke, Fotografien etc. zu nutzen. Das bedeutet, dass eine direkte, einseitige Kommunikation vorliegt, die eine Weitergabe von Informationen an Dritte ermöglicht. Sogenannte tertiäre Medien können nur dann funktionieren, wenn beiden Kommunikationspartnern technische Hilfsmittel wie Telefone, Rundfunkgeräte oder Fernseher zur Verfügung stehen. Die örtliche und zeitliche Dimension spielt dabei eine untergeordnete Rolle, da weder Absender noch Empfänger auf die Gleichzeitigkeit von Übertragung und Empfang der Nachrichten angewiesen sind und somit keine unmittelbare Reaktion für eine reibungslose Kommunikation erforderlich ist. Quartäre Medien umfassen schließlich eine auf medientechnischen Hilfsmitteln basierende Kommunikation. Je nach Plattform findet dabei ein indirekter und entweder einseitiger (E-Mails, Blogeinträge, Videos etc.) oder wechselseitiger (Online-Chats, Videotelefonie etc.) Austausch unter den Akteuren statt (vgl. Uni Tübingen 2019). Für die Typisierung ist es daher entscheidend, ob die Interaktion direkt oder indirekt, wechselseitig oder einseitig sowie in Anwesenheit oder Abwesenheit der Akteure stattfindet.

2.3 Soziale Medien

Soziale Medien, aus dem Englischen Social Media, umfassen insbesondere digitale Formen quartärer Medien (vgl. Schmidt 2017, S. 4). Aufgrund der Vielzahl an verschiedenen Plattformen und deren vielseitigen Ausprägungen, Strukturen und Organisationsformen, formalen Angebotsweisen sowie technisch bedingten Eigengesetzlichkeiten und Funktionsweisen ist es nahezu unmöglich, soziale Medien als umfassenden Begriff zu erläutern (ebd.).

Dennoch teilen diverse digitale Anbieter wie Facebook, Instagram, YouTube oder der Kurznachrichtendienst Twitter, aber auch digitale Foren, Webseiten oder Internet-Enzyklopädien, eine Eigenschaft. Sie ermöglichen es Nutzern, mediale Inhalte wie Bilder, Videos und Botschaften in kürzester Zeit und unkompliziert über digital vernetzte Plattformen zu verbreiten bzw. sich über geteilte Inhalte auszutauschen. Adressaten von Informationen können dabei sowohl einzelne Personen als auch ausgewählte Gruppen oder sogar die breite Öffentlichkeit sein. Außerdem bieten sämtliche sozialen Medien die Möglichkeit, zwischenmenschliche Beziehungen zu pflegen oder neue Kontakte aufzubauen (vgl. Schmidt 2017, S. 4f.).

Inwiefern soziale Vernetzung im Internet eine besondere Rolle im Zusammenhang mit Verschwörungstheorien spielt, wird im weiteren Verlauf der Arbeit näher erläutert.

3. Historischer Kontext

Um einen Eindruck davon zu bekommen, seit wann Verschwörungstheorien existieren und auf welche Weise sie sich in den vergangenen Jahrhunderten sukzessive verbreitet haben, befasst sich dieses Kapitel mit einem kurzen historischen Abriss.

Aufgrund der Tatsache, dass sich die menschliche Sprache entwickelt hat, um den Informationsaustausch zwischen einzelnen Individuen und Gruppen zu ermöglichen (vgl. Bayerischer Rundfunk 2009), ist es ausgeschlossen, den genauen Zeitpunkt der Entstehung konspirativer Theorien und deren erstmaliger Verbreitung festzulegen. Vermutlich wurden die ersten Verschwörungstheorien zudem ausschließlich mündlich weitergegeben, sodass ein Nachweis durch printmediale Zeugnisse und damit eine genaue Datierung an dieser Stelle unmöglich ist.

[...]

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Die Bedeutung von Verschwörungstheorien in den sozialen Medien
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Note
2,0
Autor
Jahr
2021
Seiten
22
Katalognummer
V1176695
ISBN (eBook)
9783346598455
ISBN (Buch)
9783346598462
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Verschwörung, Verschwörungstheorien, Konspiration, Soziale Medien
Arbeit zitieren
Julia Werner (Autor:in), 2021, Die Bedeutung von Verschwörungstheorien in den sozialen Medien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1176695

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