Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Schnittstelle von Evangelikalismus und Politik und untersucht die politische Kommunikation der DEA anhand herausgegebener Schriften und Stellungnahmen.
Die DEA ist die größte und einflussreichste evangelikale Dachorganisation und eignet sich deswegen als Vertreter des deutschen Evangelikalismus. Ziel ist es, das politische Profil der DEA herauszuarbeiten und kritisch zu sichten.
Um sich dem Thema zu nähern, beginnt die Untersuchung mit einigen einleitenden Fragen, in denen der deutsche Evangelikalismus vorgestellt wird und die politischen Rahmenbedingungen geklärt werden. Danach erfolgen einige theoretische und methodische Überlegungen zur Kritischen Diskursanalyse. Schließlich beginnt die Untersuchung mit der Strukturanalyse und einer sich anschließenden Feinanalyse. Die Ergebnisse werden im letzten Teil kurz zusammengefasst.
Die in dieser Arbeit vorgelegte Untersuchung brachte einige Erkenntnisse über das evangelikale Verhältnis zum Staat. Die DEA, die unter ihrem Dach die verschiedenen Ausrichtungen der Evangelikalen bündelt, agiert in einem weltanschaulich neutralen Staat und versteht sich als Stimme in einer religiös vielfältigen Gesellschaft. Um ihre Stimme hören und wirken zu lassen, strebt sie auch politischen Einfluss an.
Als politische Bewegung wird sie dort aktiv, wo aus ihrer Sicht ethische Maßstäbe verschoben werden und die Gesellschaft ihre christlichen Grundlagen übersieht. Das wichtigste Politikfeld ist dabei die Familien- und Sozialpolitik. Hier tritt die DEA für das klassische Familienbild ein, gegen die Gleichstellung homosexueller Partnerschaften, gegen Abtreibungen und spezielle biomedizinische Forschungen. Andere Themenfelder werden zwar erwähnt, sind aber weniger von Bedeutung.
Inhalt
1. Einführung
1.1. Diskursiver Kontext (a): Evangelikale in Deutschland
1.1.1. Entstehung und Verbreitung des Begriffes „evangelikal“
1.1.2. Theologisches Profil der evangelikalen Bewegung
1.1.3. Klassifikation evangelikaler Gruppen: die Vielfalt der Bewegung
1.2. Diskursiver Kontext (b): Der säkularisierte Staat
1.3. Diskursiver Kontext (c): Evangelikalismus und Politik
1.3.1. Die Politisierung der evangelikalen Bewegung
1.3.2. Der Evangelikalismus als Bewegung
1.3.3. Moderne und Antimodernismus
1.3.4. Evangelikalismus und Christliche Rechte
1.4. Diskursiver Kontext (d): Die DEA als Vertreter der Evangelikalen
2. Theoretischer Hintergrund
2.1. Definitionen und terminologische Festlegungen
2.2. Wissen und Macht
2.3. Kollektivsymbole
2.4. Text als Interpretationsgrundlage
2.5. Ziel
2.6. Weltanschaulicher Hintergrund und (selbst-)Kritische Vorbemerkung
3. Methode
3.1. Kontextanalyse
3.2. Strukturanalyse
3.3. Feinanalyse
4. Empirische Anwendung (Diskursanalyse)
4.1. Strukturanalyse
4.1.1. Tabellarische Erfassung
4.1.2. Analyse
4.2. Feinanalyse
4.2.1. Institutioneller Rahmen
4.2.2. Textoberfläche
4.2.3. Sprachlich-rhetorische Mittel
4.2.4. Inhaltlich-ideologische Aussagen
5. Zusammenfassung und Fazit
6. Literaturverzeichnis
1. Einführung
„Intensiv evangelische Christen“ – mit diesen Worten beschrieb die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel im Jahr 2010 gegenüber einer Delegation der Deutschen Evangelischen Allianz (in Folge mit DEA abgekürzt) ihr Verständnis von evangelikalen Christen und äußerte sich damit gewohnt diplomatisch (Pro-Medienmagazin 2010: o.A.). Offen bei ihrer Aussage bleibt, worauf die Intensivität zu beziehen ist und worin der Unterschied zu „gewöhnlichen“ evangelischen Christen besteht. Sicherlich hat sie den intensiv-persönlich gelebten Glauben vieler Evangelikaler vor Augen, der zu den auffälligsten Formen christlicher Frömmigkeit gehört und in einem starken Gegensatz zu einem anders orientierten Kulturchristentum steht. Vielleicht dachte Merkel bei ihrer Aussage auch an die Entwicklung der letzten Jahrzehnte, bei der Evangelikale ihren Glauben nicht nur im stillen Kämmerlein lebten, sondern zunehmend auch über die Kirchenmauern hinaus intensiv die Öffentlichkeit suchten und durch die Teilnahme an gesellschaftlichen Diskussionen und politische Einflussnahme auffielen. Auch oder gerade wegen der US-Präsidentschaft Donald Trumps und der schon älteren Allianz zwischen amerikanischen Evangelikalen und Republikanern (vgl. Gorski 2020: 150ff) wird diese Tendenz von Beobachtern kritisch beurteilt und medial häufig als gefährliches Schreckensbild heraufbeschworen (vgl. Lambrecht/Baars 2009: 168ff; vgl. Guske 2014: 178ff). Evangelikale werden auch in Deutschland mit fanatischem Fundamentalismus in Verbindung gesetzt, der sich politisch vor allem im Rechtskonservatismus und der Nähe zu rechtsstehenden Parteien ausdrücken soll (vgl. Guske 2014: 87).
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Schnittstelle von Evangelikalismus und Politik und untersucht die Politische Kommunikation der DEA anhand herausgegebener Schriften und Stellungnahmen. Die DEA ist die größte und einflussreichste evangelikale Dachorganisation und eignet sich deswegen als Vertreter des deutschen Evangelikalismus (vgl. Bauer 2012: 643). Ziel ist es, das politische Profil der DEA herauszuarbeiten und kritisch zu sichten. Dabei soll auch das oben beschriebene Bild untersucht werden.
Um sich dem Thema zu nähern, beginnt die Untersuchung mit einigen einleitenden Fragen, in denen der deutsche Evangelikalismus vorgestellt wird und die politischen Rahmenbedingungen geklärt werden (1.). Danach erfolgen einige theoretische (2.) und methodische Überlegungen (3.) zur Kritischen Diskursanalyse. Schließlich beginnt die Untersuchung mit der Strukturanalyse (4.1) und einer sich anschließenden Feinanalyse (4.2). Die Ergebnisse werden im letzten Teil kurz zusammengefasst (5.).
1.1. Diskursiver Kontext (a): Evangelikale in Deutschland
Der Evangelikalismus weist keine homogene Struktur auf, auch wenn in der Außenwahrnehmung häufig ein einheitliches Bild gezeichnet wird (vgl. Bauer 2012: 57ff). Er bildet vielmehr eine von verschiedenen Lebenswelten geprägte und internationale Bewegung, die auf eine ungefähr dreihundertjährige Geschichte zurückblicken kann und in einer fast unüberschaubaren Vielfalt an Strömungen, Gemeinden und Frömmigkeitsformen sichtbar und fassbar wird (vgl. Hemminger 2016: 8). Das macht eine eindeutige terminologische Präzisierung zwar schwierig und eine inhaltliche Ein- und Abgrenzung zunächst unsicher, aber nicht verzichtbar (vgl. Guske 2014: 87f; Hochgeschwender 2018: 21f).
1.1.1. Entstehung und Verbreitung des Begriffes „evangelikal“
Der Terminus ist ein aus dem Englischen („evangelical“) eingedeutschtes Wort und bedeutet übersetzt zunächst einfach nur „evangelisch“ (vgl. Hornung 2018: 49). Im angelsächsischen Sprachraum wurde er jedoch nicht nur als Synonym für Anhänger des vor fünfhundert Jahren in der Reformation entstandenen Protestantismus gebraucht, sondern auch im Zuge der (methodistischen) Erweckungsbewegungen im 18. Jahrhundert verwendet (vgl. Jung 2001: 11f). Damit stand der Begriff für eine bestimmte Spielart des Protestantismus, für einen erweckten Glauben, der auch außerhalb der (anglikanischen) Kirche gelebt werden konnte und zusätzlich zu reformatorischen Inhalten Wert auf den persönlich gelebten Glauben legte (vgl. ebd.: 6).
In den 1960er Jahren verbreitete sich der Begriff in Deutschland im Kontext der Deutschen Evangelischen Allianz und dem von Billy Graham organisierten Berliner Weltkongress für Evangelisation (vgl. Jung 2001: 7; vgl. Bauer 2012: 29) und setzte sich als Selbstbezeichnung mit einer kirchenpolitisch-polemischen Konnotation („evangelikal“ als Protest) auf der einen Seite und einer frömmigkeitsgeschichtlich-phänomenologischen Konnotation („evangelikal“ als Frömmigkeitstyp) auf der anderen Seite durch (vgl. Bauer 2012: 30). „Evangelikal“ wird damit als ein dem biblischen Evangelium verpflichteter, theologisch-konservativen Protestantismus verstanden, der sich zum Teil ganz bewusst von evangelischen Landeskirchen abgrenzt und sich durch besondere Charakteristika in Theologie und Frömmigkeit auszeichnet (vgl. Hemminger 2016: 19). Er ist transkonfessionell ausgerichtet und als Erneuerungsbewegung will er in den verschiedenen Denominationen zu einer Rückbesinnung auf das biblische Evangelium führen und zur einer geistlichen Erweckung beitragen (vgl. Bauer 2012: 30). So entstand 1966 die Bekenntnisbewegung Kein anderes Evangelium, ein Zusammenschluss von konservativen Christen, die sich gegen eine bibelkritische Theologie an evangelischen Fakultäten (Bultmann-Schule), gegen eine vermeintliche Anpassung der Kirchen an den Zeitgeist und gegen charismatisch-pfingstlerische Einflüsse zu wehren suchte (vgl. Breitschwerdt 2019: 585ff; vgl. Holthaus 1993: 247ff). 1969 wurde die Konferenz evangelikaler Mission gegründet, um dem Hauptanliegen der Mission wieder mehr Aufmerksamkeit zu schenken (vgl. Guske 2014: 88). Durch den Informationsdienst der Allianz IDEA – das Pendant zum kirchlichen Evangelischen Pressedienst – wird der Begriff seit 1970 bewusst für sich in Anspruch genommen und in der breiten Öffentlichkeit verbreitet (vgl. Bauer 2012: 644ff). Bis heute informiert die Evangelische Nachrichtenagentur IDEA über evangelikale und kirchliche Entwicklungen, sowie über Politik aus konservativer Perspektive (vgl. Guske 2014: 174f). Ebenfalls 1970 wurde die Konferenz bekennender Gemeinschaften in den evangelischen Kirchen Deutschlands ins Leben gerufen, um die evangelikale Sammlungs- und Protestbewegung innerhalb der Kirchen zu organisieren (vgl. Bauer 2012: 591ff; vgl. Holthaus 1993: 257). Spätestens 1974 – auf dem International Congress on World Evangelisation in Lausanne und durch die Entstehung der Lausanner Bewegung – scheint der Begriff endgültig angekommen und angenommen zu sein (vgl. Guske 2014: 89).
Der „Aufbruch der Evangelikalen“, so der programmatische Titel eines für die Bewegung wegweisenden Buches von Fritz Laubach von 1972 (Laubach 1972), zeigt sich bis heute in zahlreichen missionarischen Aktionen, Konferenzen und Gemeindetagen. Auch die theologische Forschung und publizistische Aktivität hat zugenommen. Nach wie vor ist der Evangelikalismus zu einem großen Teil durch ein Gegenüber zur Evangelischen Kirche und durch eine Kritik an kirchlichen Entwicklungen gekennzeichnet (vgl. Bauer 2012: 83; vgl. Guske 2014: 127ff). So gründete sich beispielsweise 2015 das Netzwerk Bibel und Bekenntnis um den evangelischen Pfarrer Ulrich Parzany mit dem Ziel, der Öffnung evangelischer Landeskirchen für die Anerkennung und Segnung gleichgeschlechtlicher Paare entgegenzutreten und mit dem Vorwurf, die Kirchen hätten sich dem „Zeitgeist“ viel zu sehr angepasst. In den letzten Jahren lässt sich aber auch eine Abkehr vom Begriff „evangelikal“ beobachten. Dies hat mit der unzweifelhaft negativen Konnotation des Wortes zu tun (vgl. Guske 2014: 90). Dazu kommen innerevangelikale Konflikte, die – eingebettet in umfassendere Diskurse in der gesamten Gesellschaft – zu dem Auseinanderdriften des konservativen und liberalen Lagers in der Bewegung führen. So gibt es vermehrt evangelikale Christen, die sich von ihrem bisherigen Glaubenshintergrund verabschieden (indem sie beispielsweise grundlegende Lehren des christlichen Glaubens ablehnen oder umdeuten), ohne notwendigerweise die Gemeinde zu wechseln (vgl. Faix/Hofmann/Künkler 2014). Der Aufbruch wird zum Umbruch (vgl. Till 2019; Dietz 2018).
1.1.2. Theologisches Profil der evangelikalen Bewegung
Trotz der globalen Einflüsse und der Vielseitigkeit evangelikalen Lebens und Lehrens, weist die evangelikale Glaubensprägung elementare theologische und spirituelle Gemeinsamkeiten auf (vgl. Jung 2001: 8f). Weitläufig bekannt und viel zitiert ist das Bebbington-Quadrilateral, welches vier Identifikationsmerkmale des Evangelikalismus benennt: (1) conversionism, (2) activism, (3) biblicism und (4) crucicentrism (vgl. Bebbington 1989: 2ff; vgl. Hochgeschwender 2018: 27). Demnach betonen Evangelikale die Notwendigkeit der bewussten Entscheidung für den Glauben („Bekehrung“), die Wichtigkeit der persönlichen Lebensübergabe und der Wiedergeburt – verbunden mit einer oft datierbaren und beschreibbaren Bekehrungserfahrung. Dabei steht das persönliche Erleben verbunden mit einer praxisbetonten Gottesbeziehung in Gemeinschaft mit anderen Christen im Vordergrund. Außerdem heben sie das aktive Handeln für die persönliche Heiligung in der Nachfolge hervor und sehen in Mission und Diakonie ihren vorrangigen Auftrag. Die Orientierung an der Bibel als vom Heiligen Geist inspiriertes und unmittelbar zu verstehendes Gotteswort wird ganz bewusst im starken Gegensatz zur Bibelkritik moderner Theologie gelebt. Die Schrift gilt als höchste Autorität in Glaubens- und Lebensfragen und ist verbindliche Grundlage der evangelikalen Ethik (vgl. Bauer 2012: 65ff). Zudem stützen sie sich auf das Erlösungswerk Jesu als stellvertretendes Leiden für die Menschen, glauben an seine leibhaftige Auferstehung aus den Toten und erwarten die sichtbare Wiederkunft Jesu, um sein Reich aufzurichten (vgl. Hemminger 2016 79ff.; auch das Glaubensbekenntnis: Deutsche Evangelische Allianz 2018: o.A.).
1.1.3. Klassifikation evangelikaler Gruppen: die Vielfalt der Bewegung
Die geschichtlichen Wurzeln des Evangelikalismus liegen im Pietismus des 17. und 18. Jahrhunderts, im Methodismus und in der Erweckungs- und Gemeinschaftsbewegung (vgl. Guske 2014: 59ff). Alle vier Bewegungen prägen den Evangelikalismus bis heute. So zahlreich die historischen Wurzeln sind, so vielfältig ist auch die gegenwärtige Bewegung. In Deutschland gibt es ungefähr 1 bis 1,5 Millionen evangelikale Christen (vgl. Hemminger 2016: 25f). Während die großen Kirchen einen in der Geschichte einzigartigen Mitgliederverlust verzeichnen müssen, bleibt die Anzahl evangelikaler Christen nach Schätzungen gleich oder wächst sogar (vgl. Guske 2014: 57). Um sich einen Überblick über den deutschen Evangelikalismus zu verschaffen, werden unterschiedliche Typisierungen vorgeschlagen (vgl. Jung 2001: 34; Holthaus 1993: 54f). Hempelmann unterteilt zwei Typen (vgl. Hempelmann 2009: 10f; vgl. Guske 2014: 86): Da sei auf der einen Seite der klassische Typ, der sich der Evangelischen Allianz, der Gemeinschaftsbewegung und der Lausanner Bewegung zugehörig wüsste. Er finde sich vor allem in den etablierten Freikirchen und im landeskirchlichen Pietismus. Das theologische Spektrum sei sehr vielfältig und von Ortsgemeinde zu Ortsgemeinde unterschiedlich. Auf der anderen Seite stehe der fundamentalistische Typ (zum Fundamentalismusbegriff siehe Fritz 2021: 309; auch Schnabel 1995: 15ff). Er falle durch sein konservatives Bibelverständnis auf, das von der Irrtumslosigkeit der Bibel ausgehe (vgl. Chicago-Erklärung). Dieser Typ gliedere sich wieder in drei verschiedene Frömmigkeitsformen auf: Erstens in den bekenntnisorientierten Typ („Bekenntnis-Evangelikale“), der sich durch die Auseinandersetzung mit der Bibelkritik „moderner Theologie“ ausgeprägt habe. Hemminger geht davon aus, dass dieser Typ den Kern des Rechts-Evangelikalismus ausmacht und dass hier eine Verbindung zur Politik besteht. Dabei wolle dieser Typ seine konservativ politische Gesinnungen und religiös begründete Überzeugungen auch politisch durchsetzen (vgl. Hemminger 2016: 22). Daneben werden noch der missionarisch-diakonisch orientierte Typ und der pfingstlich-charismatische Typ aufgezählt. Seit den 1990er Jahren vermischen sich die Grenzen immer mehr. Viele evangelikale Gemeinden werden unter das Dach der DEA versammelt. Andere Gruppierungen lassen sich den genannten Typen gar nicht einordnen (so z.B. Aussiedler- und Migrantengemeinden).
Die evangelikale Bewegung umfasst eine Vielzahl unterschiedlicher christlicher Gruppen, Gemeinschaften und Gemeinden. Zu den klassischen evangelikalen Freikirchen gehören der Bund Freier evangelischer Gemeinden (FeG), die Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden (EFG), die Evangelisch-methodistische Kirche, die Mennoniten, die Siebenten-Tags-Adventisten und verschiedenen Richtungen der Brüderbewegung. Daneben existieren noch eine Vielzahl kleinerer Gemeinden wie z.B. die Herrnhuter Brüdergemeine, die Kirche des Nazareners, die Gemeinde Gottes und die Heilsarmee (vgl. Voigt 2004: 51ff).
1.2. Diskursiver Kontext (b): Der säkularisierte Staat
Evangelikale sind in der Bundesrepublik Deutschland mit einer säkularen Grundrechtsdemokratie konfrontiert, die weltanschauliche und religiöse Neutralität für sich beansprucht. Nach dem Staatskirchenrecht verzichtet der Staat auf jede religiöse Legitimation seiner Entscheidungen und darf sich nicht mit einer bestimmten Religion oder Weltanschauung identifizieren (vgl. Guske 2014: 49). Er verhält sich neutral und stellt alle Religionsgemeinschaften gleich. Er beschäftigt sich mit den „vorletzten“ Fragen, über Fragen des gesellschaftlichen Miteinanders und der sozialen Ordnung; er beschäftigst sich aber nicht mit den „letzten“ Fragen, die den Sinn des menschlichen Lebens betreffen (vgl. Dreier 2018: 11). Erst dadurch wird Religions- und Gewissensfreiheit möglich (vgl. Art. 4 GG). Säkularisierung in diesem verfassungsrechtlichen Sinne bedeutet Freiheit zur Religion, aber nicht Freiheit von Religion. Weil die Säkularität des Staates, die nicht mit der Säkularisierung der Gesellschaft gleichgesetzt werden darf (vgl. Taylor 2012: 11ff), kein anti-religiöses Projekt ist, „befindet sich der säkulare Staat in einem Verhältnis der Äquidistanz zu allen religiösen wie weltanschaulichen Positionen, nicht in einer Oppositionshaltung“. (Dreier 2018: 12) Der Staat sei nicht „ Widerpart des Glaubens, sondern bietet diesem eine Plattform.“ (ebd.: 10). Der säkulare Staat ermöglicht nicht nur ein Nebeneinander von Religion, sondern auch die politische Partizipation religiöser Menschen und Institutionen. Die öffentliche Mitgestaltung der Gesellschaft durch Religionsgemeinschaften wird zugelassen und im Gegensatz zum französischen Laizismus nicht als negativ bewertet. Auch wenn es keine Staatskirche gibt, stehen Staat und Kirche in partnerschaftlicher Kooperation zueinander (vgl. Guske 2014: 51). Die Säkularisierung führte entgegen manchen Erwartungen nicht zum Untergang oder Bedeutungsverlust der Religion – ganz im Gegenteil. Viel eher muss von einer Rückkehr der Religion in die öffentliche Sphäre gesprochen werden:
Die privatisierte, gleichsam unsichtbar werdende Religion ist in den letzten zwanzig Jahren jedoch vehement in den öffentlichen Raum zurückgekehrt. Diese ‚Deprivatisierung’ des Religiösen kann sich in drei distinkten Arenen vollziehen: im Staat, im politischen Diskurs und in der Zivilgesellschaft. (Graf 2004: 53; gesehen bei Guske 2014: 24)
In diesem Kontext nutzt die DEA die vom Staat gegebene Plattform und sieht sich als Teil der Gesellschaft dazu verpflichtet, Anschluss an das politische System zu gewinnen und ihre Stimme hören zu lassen:
Die im demokratisch verfaßten [sic] Rechtsstaat vorhandenen weitgehenden Möglichkeiten einer konstruktiv-kritischen Begleitung und Mitwirkung sind uns Gabe und Aufgabe zugleich. (Deutsche Evangelische Allianz 1994: 1)
1.3. Diskursiver Kontext (c): Evangelikalismus und Politik
1.3.1. Die Politisierung der evangelikalen Bewegung
Innerhalb der evangelikalen Bewegung gibt es ganz unterschiedliche Grundhaltungen zur politischen Aktivität. Einige Gruppen nehmen eine distanziert-ablehnende, einige eine eher distanziert-gleichgültige und andere eine zugewandte Haltung gegenüber der Politik ein (vgl. Stockhausen 2018: 307). Die Frage, ob sich Christen überhaupt politisch engagieren sollen, hängt auch von eschatologischen Vorverständnissen ab, wozu es in der evangelikalen Theologie ganz gegensätzliche Ansichten gibt (vgl. Prämillenialismus und Postmillenialismus; vgl. Mühling 2007: 203ff). In den letzten Jahrzehnten hat der aktivistische Evangelikalismus zugenommen, der nicht nur das demokratische System biblisch begründen und fördern will, sondern auch selbst politisch aktiv ist. Religiöse Prinzipen werden auf den politischen und sozialen Bereich übertragen, indem die transformierende Wirkung des Evangeliums auf die Gesellschaft betont wird. Diese Entwicklung wird von Bauer als eine „beachtliche Kehrtwende“ beschrieben (Bauer 2012: 88), die seit den 90er Jahren zu beobachten sei (vgl. Stockhausen 2018: 306) und sich bis heute noch nicht abgeschlossen sei. Es könne von einer Politisierung der evangelikalen Bewegung gesprochen werden (vgl. Guske 2014: 199). So kam es in diesem Zeitraum zu evangelikalen Parteigründungen, wie der Partei bibeltreuer Christen (heute Bündnis C ) oder der Christliche[n] Partei Deutschlands (vgl. Guske 2014: 166ff). Ursache für diesen Wandel von der Politik-Aversion zum politischen Aktionismus könne in dem Wegfall von Vertretern gesehen werden. So sah man lange Zeit keinen Grund zum eigenständigen politischen Engagement, weil man sich genügend von der Parteienpolitik der CDU/CSU und zum Teil durch die Stellungnahmen der EKD vertreten fühlte (vgl. Bauer 2012: 86). Statt gesellschaftlicher Beeinflussung und dem Drang nach politischer Macht, habe der Fokus auf der nach innen gerichteten Kritik an kirchlichen Entwicklungen gelegen. Bemerkenswerter Weise sei gerade auch die Politisierung der EKD bemängelt worden (vgl. ebd.). Mittlerweile habe sich die evangelikale Haltung zur Politik der evangelischen Kirche angeglichen (vgl. ebd.: 89). Aus der Frömmigkeitsbewegung ist eine politisch einflusssuchende Bewegung geworden. Zu beachten ist dabei, dass dieser Einfluss im Vergleich zum amerikanischen Evangelikalismus deutlich geringer ist (vgl. Stockhausen 2018: 311).
1.3.2. Der Evangelikalismus als Bewegung
Der Evangelikalismus wird häufig als Bewegung wahrgenommen. Während er lange Zeit als innerprotestantische Bewegung bezeichnet werden musste (vgl. Bauer 2012: 34), so ist heute von einer „sozialen Bewegung“ zu sprechen (vgl. Guske 2014: 102). Nach Guske will eine soziale Bewegung „sozialen und politischen Wandel herbeiführen oder verhindern und insofern in gesellschaftliche Prozesse eingreifen.“ (ebd.: 97). Für das Fortbestehen der Bewegung sei eine gemeinsame Idee und Identität notwendig, um eine „kollektive Einheit“ zu ermöglichen, die den Zusammenhalt stärke und sich nach außen abgrenze. „Soziale Bewegungen richten sich ganz klar gegen etwas aus und kämpfen für etwas.“ (ebd. 100). Kennzeichnend sei zudem die starke soziale und personale Vernetzung innerhalb der Bewegung. All diese Merkmale treffen auch auf die evangelikale Bewegung zu – wobei es in Deutschland unterschiedliche Grade der Institutionalisierung und der Anhängerschaft gibt. Dennoch verbindet alle evangelikal geprägte Christen eine gemeinsame Idee vom echten und ursprünglichen Christentum und der Anspruch, diese Identität durch Mission, Diakonie und politischer Teilhabe auch nach außen hin zu zeigen und die Gesellschaft zu beeinflussen (vgl. Kern/Pruisken 2018: 261ff). Eine der wichtigsten evangelikalen Sammlungsbewegungen bildet die DEA.
1.3.3. Moderne und Antimodernismus
Die Moderne brachte Umbrüche in allen Bereichen der menschlichen Lebenswelt mit sich. Auch der religiöse Bereich war gleich in mehrfacher Weise von den Modernisierungsprozessen betroffen, deren Folgen vor allem in der Individualisierung und Pluralisierung der Gesellschaft bestanden. Diese Entwicklungen brachte auch Gegner hervor, die sich gegen die Moderne richteten und den Sinnverlust und der damit einhergehenden Aufhebung von Sicherheiten mit radikalen, aber dafür eindeutigen Positionen begegneten. „Die Moderne bringt Antimodernisten hervor“ (Guske 2014: 41). Dazu zählen vor allem fundamentalistische Strömungen, die die „Kompliziertheit, die ‚neue Unübersichtlichkeit‘ des Lebens, die Sehnsucht nach Einfachheit und Klarheit, nach Reduktion von Komplexität“ (Hempelmann 2009: 29) ernstgenommen hätten und Bedürfnisse nach Geborgenheit stillen und Sicherheit versprechen würden. Was gemeinhin als Wachstum und Progressivität empfunden werde, sei in dieser Ansicht Verhärtung und Abfall vom Christentum. Statt Konsensfindung und die Suche nach Kompromissen, suche man Profilbildung und Abgrenzung. Das äußere sich dann im Kampf gegen den sogenannten Zeitgeist. Auch wenn sich Evangelikalismus und Fundamentalismus zum Teil überschneiden (vgl. Jung 2001: 22), lassen sie sich nicht gleichsetzen. Zudem können konservative Glaubensvorstellungen und ihre politischen Konsequenzen nicht einfach als Zeichen kultureller Rückständigkeit gewertet werden.
1.3.4. Evangelikalismus und Christliche Rechte
Zweifellos lassen sich Verbindungen zwischen der evangelikalen Bewegung und konservativen bzw. rechten Parteien ziehen (vgl. Bednarz 2018: 33ff; vgl. Bauer 2012: 89). Sowohl in Amerika als auch in Deutschland sehen sich Evangelikale durch rechtsstehende Parteien vertreten und gehen ein enges Verhältnis mit ihnen ein. Die Liaison gründet auf gemeinsamen ethischen Positionen, die zum Beispiel den Schutz des ungeborenen Lebens oder die Ablehnung der sogenannten „Gender-Ideologie“ betreffen (vgl. Guske 2014: 162). Jedoch ist die Wahrnehmung, der Evangelikalismus sei mit der religiösen Rechten gleichzusetzen, verkürzt (vgl. Bednarz 2018: 82). Die evangelikale Bewegung ist nicht einheitlich und – wie gezeigt – sowohl theologisch als auch politisch breit aufgefächert. So lässt sich für den amerikanischen und deutschen Raum auch eine evangelikale Linke ausmachen, die in der sozialen Frage nach Gerechtigkeit und dem Umweltschutz ihre Verantwortung sieht und die transformierende Wirkung des Evangeliums hervorhebt. Sie grenzen sich vom Nationalismus ab und geben dem sozialem Engagement einen zentralen Stellenwert (vgl. Pally 2010; vgl. Stockhausen 2018: 310). Damit ist auch das Verhältnis der Evangelikalen zur AfD ambivalent (vgl. Hemminger 2016: 176). Auf der einen Seite scheint die AfD gerade für konservative Christen attraktiv zu sein. Seit einiger Zeit existiert die Vereinigung Christen in der AfD, die aber nicht viele Mitglieder hat und hauptsächlich aus katholischen Christen besteht. Andererseits trat die frühere Vorsitzende und evangelikale Christin Anette Schultner 2017 wegen Gewissensgründen aus der Partei aus. Die DEA hat sich zur AfD und ihren Einzug in den Bundestag nicht geäußert und beruft sich auf parteipolitische Neutralität. Auch wenn es in politischen Fragen eine gemeinsame Schnittmenge zwischen Evangelikalismus und AfD gibt (vgl. Bednarz 2018: 218ff), so gibt es zugleich auch offene Ablehnung (vgl. ebd: 231ff). Uwe Heimowski, der Politikbeauftragte der EAD, positionierte sich gegen rechte Tendenzen innerhalb der evangelikalen Bewegung und rief dazu auf, sich klar von der AfD abzugrenzen (vgl. auch Malessa 2017).
1.4. Diskursiver Kontext (d): Die DEA als Vertreter der Evangelikalen
Die Deutsche Evangelische Allianz (DEA) ist ein evangelikaler Dachverband, der als Teil der World Evangelical Alliance (WEA) mit der weltweiten evangelikalen Bewegung verbunden ist (vgl. Guske 2014: 65ff). Das Netzwerk mit Sitz in Bad Blankenburg leitet und unterstützt die Zusammenarbeit der verschiedenen Kirchen, Gemeinden, Organisationen und Vereine (vgl. Bauer 2012: 642ff). Neben rund 950 örtlichen Allianzen sind zahlreiche Bibel- und Missionswerke sowie diakonische Einrichtungen unter der DEA zusammengeschlossen. Die Arbeit der DEA besteht auch in der Organisation und Durchführung von Konferenzen, Seminaren, Gottesdiensten, Festivalauftritten und anderen Veranstaltungen (z.B. die Allianz-Gebetswoche, die Evangelisationsplattform ProChrist, der Jugendkongress Christival oder der Kongress christlicher Führungskräfte ) (vgl. Jung 2001: 44). Ähnlich wie der Lausanner Bewegung und anderen evangelikalen Sammlungsbewegungen gelingt es der Allianz innerevangelikale Kontroversen zugunsten der äußeren Geschlossenheit auszublenden und mit einem „undogmatischen Pragmatismus“ Zusammenarbeit auf einer kleinen, aber doch ausreichenden Basis, die die gemeinsamen Glaubensinhalte betont, zu ermöglichen (vgl. Guske 2014: 184ff). Was theologisch möglich ist, gilt auch für die politische Positionierung der DEA. So führt sie an, dass es innerhalb der Allianz eine breite Vielfalt an politischen Meinungen gebe (Deutsche Evangelische Allianz 2017a: 3). Wahlempfehlungen würden nicht gegeben, eine offizielle Festlegung auf eine Partei fände nicht statt. Somit sei es nicht möglich, die DEA einer bestimmten Partei oder einer politische Kategorie zuzuordnen (vgl. Stockhausen 2018: 312).
Die Ursprünge der DEA liegen in der 1846 in London gegründeten Evangelical Alliance und der in Berlin stattfindenden dritten Weltkonferenz der Allianz im Jahre 1857. Politisch stand die Allianz lange Zeit auf Seite der Monarchie und lehnte demokratische Bewegungen ab (vgl. Guske 2014: 66). Nach dem Wirren der Weltkriege und einer im Rückblick kritisierbaren Rolle zwischen den Deutschen Christen und der Bekennenden Kirche im Nationalsozialismus überzeugte sich die DEA von der Demokratie als politisches System und nahm ihre Arbeit mit neuen Schwerpunkten wieder auf (vgl. Jung 2001: 42ff). Guske beschreibt die neue Ausrichtung der DEA in der Nachkriegszeit folgendermaßen:
Die internationale Vernetzung nahm immer stärker zu und lieferte weitere Antriebe, politisch aktiv zu werden. Zunehmend entstand ein Bewusstsein innerhalb der evangelikalen Bewegung, dass Christsein gleichzeitig und automatisch eine öffentliche und damit politische Dimension habe und somit politisches Engagement der Christen gefragt sei. Vertreten wurde dies vor allem von den Wortführern der Bewegung, die nun zunehmend zu politischer Betätigung der Christen aufriefen. Gründe für das Entstehen eines politischen Engagements der evangelikalen Bewegung lagen vor allem darin, dass einige Entwicklungen und Entscheidungen der Regierungen nicht in ihrem Sinne waren und das Gefühl entstand, sich hörbar gegen diese Entwicklungen stellen zu müssen. (2014: 72)
Die DEA beschreibt ihre Arbeitsschwerpunkte auf der offiziellen Homepage mit diesen Worten:
Netzwerk für Einheit, gemeinsames Beten, gemeinsamen Glauben, gemeinsames Bezeugen des Evangeliums, gemeinsame ‚Zeitansagen‘ zu gesellschaftlich relevanten Themen und Übernahme von Verantwortung in unserer Welt. (Deutsche Evangelische Allianz 2021: o.A.)
In diesem breiten Aufgabenspektrum ist vor allem die öffentliche und gesellschaftliche Arbeit hervorgehoben. Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, entsendet die DEA seit 1999 einen Beauftragten der Deutschen Evangelischen Allianz am Sitz der Bundesregierung im Bundestag, wo sie auch als akkreditierter Verband registriert ist (vgl. Stockhausen 2018: 311f). Über den Beauftragten vertritt sie die Anliegen und Interessen der evangelikalen Bewegung und hält Kontakte zu Politikern. Daneben gründete die Allianz 2003 einen Arbeitskreis Politik, in dem sie sich mit politischen Fragestellungen auseinandersetzt und evangelikale Positionen herausarbeitet. Außerdem gibt es Arbeitskreise zu weiteren politischen Themenfeldern: Migration und Integration, Islam, Behinderung und Religionsfreiheit. Kernthemen, zu denen sich häufig positioniert wird, sind Familien- und Sozialpolitik, Religionspolitik und Bildungspolitik (vgl. Guske 2014: 103). Darüber hinaus äußert sich die DEA auch zu außen-, umwelt- und wirtschaftspolitischen Themen. Es scheint, dass es nach der oben beschriebenen Politisierung der deutschen Evangelikalen, zu einer Institutionalisierung der politischen Arbeit gekommen ist (vgl. ebd.: 104).
2. Theoretischer Hintergrund
Die Untersuchung des Forschungsthemas orientiert sich an der Kritische Diskursanalyse (in Folge mit KDA abgekürzt). Die KDA bildet ein Theorie- und Methodenkonzept der qualitativen Sozialforschung, welche maßgeblich von Siegfried Jäger und dem Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung entwickelt und geprägt wurde. Sie knüpft wiederum an der Diskurstheorie an, die Jürgen Link unter Bezugnahme auf Michel Foucault gebildet hat (vgl. Jäger 2001: 81; auch Jäger/Jäger 2007: 17). Das vorliegende Kapitel stellt zunächst einige diskurstheoretische Überlegungen an, um den weiteren Verlauf der Arbeit in das Theorie- und Methodenkonzept einzubetten.
2.1. Definitionen und terminologische Festlegungen
Ein„Diskurs“– vom lateinischen Wort discurrere („durchlaufen“ o. „umherlaufen“) – bezeichnet im alltäglichen Sprachgebrauch zunächst eine Diskussion zwischen Personen (Duden 2021: o.A.). Erweitert sind unter dem Begriff sämtliche Formen des sozialen Dialogs und der intellektuellen Auseinandersetzung innerhalb und zwischen Individuen, sozialen Gruppen, politischen Institutionen und Organisationen (vgl. Donati 2001: 147). Wissenschaftliche Ansätze heben dabei den konstituierenden Charakter von Sprache hervor und erfassen den Prozess der sprachlichen Erzeugung von Realität und der Produktion öffentlicher Meinung (vgl. Jäger 2015: 33ff; vgl. auch Ulrich 2008: 22). So beschreibt Jäger den Diskurs als „Fluss des Wissens durch Zeit und Raum“ (Jäger 2001: 82). Dieser transportiere das gesellschaftliche Wissen durch die Zeit und verlaufe nach bestimmten Regeln (vgl. Jäger/Jäger 2007 23): Diskurse werden als geltendes Regelwerk angesehen, welches vorgibt, was zu einem bestimmten Thema gesagt werden darf und was nicht, wie es gesagt wird sowie wer es sagen darf (vgl. Jäger 2001: 83). Schon Foucault bezeichnet sie als überindividuelle, institutionalisierte und geregelte Redeweisen, die mit Handlungen verknüpft sind und Macht ausüben (vgl. Jäger/Jäger 2007: 19; vgl. auch Bartel/Ullrich/Ehrlich 2008: 54). Der Zusammenhang von Diskursen mit Wissen und Macht wird unten weiter ausgeführt. Die„Analyse“nähert sich dem Diskurs an, indem die soziale und diskursive Wirklichkeit methodisch untersucht wird. Dabei werden die Diskursstränge beleuchtet, Aussagen und deren Häufung vermerkt. Die Analyse erhebt allerdings nicht den Anspruch, objektive Wahrheit abzubilden, sondern diskursive Sagbarkeitsfelder sichtbar zu machen, zu interpretieren und„kritisch“zu begleiten, indem Machtstrukturen offen gelegt werden (vgl. Jäger/Jäger 2007: 20). Die KDA ist demnach nicht nur ein Theorie- und Methodenkonzept, sondern auch ein politisches Konzept, da „sie in der Lage ist, herrschende Diskurse zu hinterfragen, zu problematisieren und zu dekonstruieren“ (ebd.: 37). Neben der sachlichen Beschreibung der diskursiven Sachverhalte, soll also auch eine Bewertung derselben stattfinden (vgl. Jäger 2015: 150ff).
Mithilfe der KDA sollen Diskurse trotz ihrer Heterogenität und Verflochtenheit strukturiert und analysiert werden. Da ein Diskurs zunächst immer abstrakt bleibt, schlägt Jäger einige terminologische Analysekategorien zur Operationalisierung vor, die im Folgenden kurz besprochen werden sollen.
Der gesamtgesellschaftliche Diskurs und Diskursstränge:In jeder Gesellschaft lassen sich eine Vielzahl von Diskursen festmachen. Der gesellschaftliche Gesamtdiskurs, der wiederum Teil eines weltweiten Diskurses ist, erscheint als ein unüberschaubares Netz, weil sich die einzelnen Diskurse ineinander verschränken und verzweigen. Um dieses Netz zu entwirren, arbeitet die KDA Diskursstränge heraus, womit thematisch einheitliche Diskursverläufe gemeint sind, in denen sich homogene Inhalte („Aussagen“) feststellen lassen (Jäger/Jäger 2007: 25). Diskursstränge weisen eine synchrone und diachrone Dimension auf. Die synchrone Dimension beschreibt den qualitativen Aspekt des Stranges und fragt danach, was zu einem bestimmten Zeitpunkt gesagt wurde und sagbar war (vgl. Jäger 2015: 80). Die diachrone Dimension betrachtet dagegen historische Verläufe und Abfolgen der thematisch einheitlichen Diskursfragmente. Diskursstränge weisen die Eigenschaft auf, anderen Stränge zu beeinflussen. Solche Diskursverschränkungen entstehen dann, wenn in einem einheitlichen Text auch anderen Themen angeschnitten werden (Jäger 2015: 86).
Diskursfragmente: Diskursfragmente sind Texte oder Textteile, in denen sich mit einem bestimmten Thema befasst wird (vgl. ebd.: 80). Mehrere Diskursfragmente können sich zu einem Diskursstrang verbinden. Die Untersuchung einzelner Diskursfragmente dient dazu, Aufschluss über den Diskursstrang zu geben. In der später durchzuführenden KDA werden die einzelnen Fragmente empirisch aufgelistet, deren Inhalte und Häufungen erfasst und interpretiert.
Spezial- und Interdiskurs: Jäger unterscheidet zwischen Spezial- und Interdiskursen. Der Spezialdiskurs findet hauptsächlich in den Wissenschaften statt. Alle nicht-wissenschaftliche Diskurse werden als Bestandteile des Interdiskurses aufgefasst. Dabei wirkt der wissenschaftliche Diskurs auf den Interdiskurs ein und umgekehrt (vgl. ebd.: 80).
Diskursive Ereignisse und diskursiver Kontext: Mit einem diskursiven Ereignis ist ein mediales oder politisches Vorkommnis gemeint, welches den Diskurs grundlegend beeinflusst und sich auf die weitere Entwicklung und Qualität des Diskurses ausgewirkt hat (vgl. Jäger/Jäger 2007: 27). Diskursive Ereignisse bilden den Rahmen für den diskursiven Kontext, dessen Ermittlung für die Analyse unabdingbar ist.
Diskursebenen: Diskursebenen bezeichnen die sozialen Orte, auf denen Diskurse stattfinden und von denen gesprochen und geschrieben wird. Dazu gehören beispielsweise die Wissenschaften, die Politik, die Medien oder das Geschäftsleben. Die verschiedenen Ebenen sind stark verflochten und beeinflussen sich gegenseitig, indem sie sich aufeinander beziehen und einander benutzen (vgl. Jäger 2015: 83f).
Diskursgemeinschaften und -positionen:In westlichen Demokratien spielt der öffentliche Meinungsbildungsprozess eine besondere Rolle, bei dem die Demokratie ihren Mitgliedern Teilhabe und Gestaltungsrechte zugesteht. An diesem Prozess beteiligen sich nicht nur Politiker, Parteien und Medien, sondern auch Verbände, Organisationen und Bewegungen. Sie lassen sich bestimmten Diskursgemeinschaften zuordnen, die durch relativ homogene Aussagesysteme gekennzeichnet sind. Jäger definiert sie als „Gemeinschaften (relativ) homogener Bedeutungszuordnungskonventionen“ (Jäger/Jäger 2007: 30). Die Diskursposition beschreibt den politischen und ideologischen Standort einer Person oder einer Gruppe, von der sich ausgehend eine bestimmte Wahrnehmung, Perspektive und Bewertung ergeben. Diskursgemeinschaften beteiligen sich an den Deutungskämpfen und „versuchen öffentliche Deutungsmacht zu erlangen und ihre Meinung als hegemoniale, allgemein gültige zu platzieren“ (Ullrich 2008: 23; vgl. Jäger 2015: 85).
2.2. Wissen und Macht
Der Diskurs ist eine strukturierende kommunikative Praxis, bei dem „Wissen“ transportiert und reproduziert wird (vgl. Jäger 2015: 38). Mit „Wissen“ sind jegliche Inhalte des Bewusstseins gemeint, mit denen die Akteure die umgebende Wirklichkeit verstehen und deuten (vgl. auch Jäger 2001: 81). Diese Bewusstseinsinhalte stammen aus der Sozialisation, bei der die Menschen im Laufe ihres bisherigen Lebens in unterschiedliche Diskurszusammenhängen eingebunden waren (vgl. ebd.). Dabei wird immer wieder betont, dass der Diskurs als „Fluss des Wissens durch Raum und Zeit“ (vgl. Jäger 2015: 121f) und damit das transportierte Wissen immer der Wandelbarkeit unterworfen bleibt (vgl. Jäger/Jäger 2007: 23). Die KDA will deswegen nicht objektive Wahrheiten und die eine Wirklichkeit widerspiegeln, sondern fokussiert ihren Blick auf die Herstellung von Wahrheit und Wirklichkeit und die Deutung auf Basis des eigenen Wissens (vgl. Jäger 2015: 33ff). Die Aufgabe der KDA liegt in der Analyse der „Produktion von Wirklichkeit“ (Jäger/Jäger 2007: 24), die – je nach Interessenlage, Zielvorstellung und Wissenshorizont und Tradition – unterschiedlich verstanden und im Diskurs gedeutet wird (vgl. Jäger 2015: 11). Foucault setzt an dieser Stelle den Begriff „Archäologie des Wissens“ ein und bezeichnet damit die Rekonstruktion des Wissens (vgl. Jäger 2001: 108). Die KDA fragt also danach, was jeweils gültiges Wissen ist, wie es produziert, reproduziert und weitergegeben wird (vgl. Jäger 2001: 81). Zugleich will sie ermitteln, welche Auswirkungen dieses Wissen für die subjektive und kollektive Entwicklung und Gestaltung der Gesellschaft hat (vgl. Jäger/Jäger 2007 32).
Der Diskurs ist eine strukturierende kommunikative Praxis, bei der nicht nur Wissen transportiert wird, sondern auch Macht ausgeübt wird (vgl. Jäger 2015: 38ff). Die Verknüpfung von Diskurs und Macht liegt vor, weil dem Wissen Machteffekte innewohnen, die das subjektive und kollektive Bewusstsein formieren und das individuelle Handeln und damit die Realität bestimmen (vgl. Jäger/Jäger 2007 19). So können Vorgänge, in denen Wissen nachgefragt oder formuliert, weitergegeben oder sanktioniert wird, ein Ausdruck von Macht sein. Dabei entsteht ein bestimmten Angebot von möglichen Deutungen und Interpretationen, welche die soziale Wirklichkeit konstruieren (vgl. Bartel/Ullrich/Ehrlich 2008: 54). Gleichzeitig werden andere Aussagen, Fragestellungen und Blickrichtungen ausgeschlossen, marginalisiert und unterdrückt (Jäger/Jäger 2007: 20). Diskurse sind an sogenannte Sagbarkeitsfelder gebunden, an einen Rahmen für alle möglichen Aussagen, der bestimmt, was geäußert werden kann und was nicht und somit den stattfindenden Diskurs beschränkt (vgl. ebd. 35; vgl. Jäger 2001: 84). Die KDA ermittelt die Grenzen und Wurzeln des Sagbaren, das in einem bestimmten historischen und gesellschaftlichen Raum als normal, machbar und sagbar gilt und zielt auf die Kritik von Macht und Machtverteilung (vgl. ebd.: 102).
2.3. Kollektivsymbole
Bei der KDA kommt der Analyse von Kollektivsymbolen ein wichtige Rolle zu (Jäger 2015 25). Das Konzept stammt von Jürgen Link, der darunter die „Gesamtheit der am weitesten verbreiteten Allegorien und Embleme, Vergleiche (…), Exempelfälle, anschauliche[n] Modelle und Analogien einer Kultur“ versteht (Zitat bei Jäger 2004: 133). Es handelt sich um in der Sozialisation erlernte und deshalb historisch wandelbare und interkulturell verschiedene Symbole (vgl. Jäger 2015: 57), die allen Mitgliedern der Diskursgemeinschaft bekannt sind und auf deren Basis Deutungen von gesellschaftlicher und politischer Wirklichkeit vorgenommen werden. Kollektivsymbole sind immer mehrdeutig und können in sprachlichen und graphischen Kontexten vorkommen (vgl. Jäger 2001: 105).
2.4. Text als Interpretationsgrundlage
Diskurse, die als historische und gesellschaftliche Wissensvorräte in Form von sozialen Dialogen verstanden werden, können nicht nur im mündlichen Dialog, sondern auch in der schriftlichen Form sichtbar werden. Als Texte können sie mittels einer Textinterpretation erschlossen werden (vgl. Jäger 2001: 96). Die KDA ist dementsprechend auch an schriftlichen Texten als Datenmaterial ausgerichtet, weil diese Wissen sprachlich ausformulieren und dadurch anderen zugänglich machen. Wissen wird durch Texterstellung produziert und kommuniziert. Um das Thema dieser Arbeit ansatzweise zu beantworten, sollten deswegen möglichst viele ausgewählte Textprodukte bzw. -fragmente untersucht werden (Jäger 2015: 92), gleichzeitig ist es aber auch notwendig, sich zu beschränken, da nicht alle politischen Texte der Evangelikalen in Deutschland untersucht werden können. Deswegen werden in dieser Arbeit ausschließlich Texte der Deutschen Evangelischen Allianz in den Blick genommen. Doch auch hier wäre die Textauswahl zu groß. Aus diesem Grund erfolgt eine Eingrenzung auf Texte des Arbeitskreises Politik.
2.5. Ziel
Das Ziel der KDA und dieser Arbeit ist es, einen Einblick in das „diskursive Gewimmel“ zu bekommen und das „Wuchern der Diskurse“ zu entwirren (Jäger/Jäger 2007 25; auch 2015: 92). Um sich sprachlichen Diskursen anzunähern, sie nachzuvollziehen und ihre Bedeutung zu verstehen, wird die innere Struktur des Diskurses zunächst sichtbar gemacht und einer systematischen Analyse unterzogen. Die KDA stellt den Anspruch, diskursive Sagbarkeitsfelder darzustellen, die Hauptaussagen, deren Argumentation und stilistische Begleitung herauszuarbeiten und zu reflektieren und Machtstrukturen offenzulegen. Sie will herausfinden, „was als jeweiliges gültiges Wissen“ gilt, welches den Anspruch hat, ewig und objektiv oder auch nur als vernünftig, evident oder alternativlos zu sein (vgl. Jäger/Jäger 2007: 20). Es gilt, die Diskursposition, den ideologischen Standort eines am Diskurs teilnehmenden Akteurs zu bestimmen. Jäger selbst beschreibt die Zielsetzung folgendermaßen:
Analyse aktueller Diskurse und ihrer Macht-Wirkung, um das Sichtbarmachen ihrer (sprachlichen und ikonographischen) Wirkungsmittel, insbesondere um die Kollektivsymbolik, die zur Vernetzung der verschiedenen Diskursstränge beiträgt, und insgesamt um die Funktion von Diskursen als herrschaftslegitimierenden und -sichernden Techniken in der kapitalistischen bzw. globalisierten Gesellschaft. (Jäger/Jäger 2007: 19)
Die Auswahl des Theorie- und Methodenkonzeptes von Jäger gründet sich auf ihrer kritischen Ausrichtung gegenüber Macht und Machtverteilung. Die DEA vertritt als Diskursgemeinschaft hunderttausende Christen in Deutschland, ihre Positionen werden von vielen Anhängern geteilt und verbreitet. Ihre Arbeit hat dementsprechend einen nicht geringen Einfluss auf das individuelle und kollektive Bewusstsein (vgl. Jäger/Jäger 2007: 32). Darüber hinaus bildet die KDA Instrumentarien aus, die politischen und religiösen Fundamentalismus und Ideologien problematisieren und in Frage stellen (vgl. ebd.: 37).
2.6. Weltanschaulicher Hintergrund und (selbst-)Kritische Vorbemerkung
Ausgangspunkt für die KDA bildet die mit dem Poststrukturalismus verbundene Ansicht, dass Sprache die Realität nicht bloß darstelle, sondern auch herstelle. In nicht wenigen diskursanalytischen Ansätzen wird eine (radikal-)konstruktivistische Perspektive eingenommen, in der es eine objektive Realität nicht gibt, Sprache ihre Bedeutung nicht als Abbild der Wirklichkeit erhält, sondern selbst Realität erzeugt und somit nur das existieren kann, was sprachlich bezeichnet ist (vgl. Jäger 2001: 91). Der Verfasser teilt solch eine Position nicht (zur Relativismus- und Konstruktivismuskritik siehe: Boghossian 2013). Entscheidend war deswegen der Gedanke, dass eine Position, die sich des konstituierenden Charakters von Sprache und Kommunikation zwar bewusst ist, „nicht notwendigerweise ein Bekenntnis zum radikalen Konstruktivismus und postmodernen Relativismus“ beinhaltet (Ulrich 2008: 21). Die Untersuchung, inwieweit der Diskurs die Realitätsdefinitionen und Machtstrukturen der Gesellschaft mitbestimmt, lässt sich unabhängig von der Frage anstellen, ob es objektive Realität überhaupt gibt.
Eine zweite Anmerkung muss zur gesellschaftskritischen Orientierung gemacht werden. Die Verwendung der KDA geschieht immer schon auf der Grundlage einer politischen Positionierung des Forschers (vgl. Jäger/Jäger 2007: 15). Die Diskursposition der Analysierenden fließt in die Untersuchung mit ein. Das lässt sich jedoch nicht verhindern, denn Humanwissenschaften deuten gesellschaftliche Wirklichkeit immer auf Basis von Wissen des jeweiligen Forschenden (vgl. Jäger 2015: 10). Dieser steht nicht außerhalb des diskursiven Feldes, sondern ist ein sich am Diskurs aktiv beteiligender Akteur, dem es um den „Kampf um die Wahrheit“ geht (vgl. Jäger 2015: 10f). Das gilt auch für diese Arbeit. Die konfessionelle Ausrichtung des Verfassers lässt gemeinsame Schnittmengen mit den Ansichten zu und hält gewisse Anliegen der evangelikalen Bewegung für berechtigt. Das erfordert umso mehr ein erhöhtes Maß an Objektivität und ein Bemühen um wissenschaftliche Distanz.
3. Methode
Jäger versteht seine Ansätze in Anlehnung an Foucault als „Werkzeugkisten“ (vgl. Jäger 2001: 102; auch Jäger 2015: 19) und hebt den offenen Charakter seiner Methodik hervor (vgl. Jäger 2015: 112). Die KDA beinhaltet interpretative Analyseinstrumente, die je nach Fragestellung variabel eingesetzt werden können. Auch ist es möglich, neue Instrumente zum Methodenrepertoire hinzuzufügen. Die vorgeschlagenen Leitfaden (vgl. Jäger 2001: 102 ff.; 2007: 297ff.; 2015: 90ff) variieren leicht und sind terminologisch nicht immer fixiert. So bleibt es häufig der eigenen Auswahl überlassen, welche Analyseschritte begangen werden. Deswegen erscheint es umso wichtiger, jeden Schritt zu begründen und zu fragen, ob und wie er der Beantwortung der konkreten Fragestellung dient. Eine Schwierigkeit könnte darin bestehen, dass die Methode Jägers vor allem Werkzeuge enthält, die auf Zeitungsartikel spezialisiert sind und nicht auf die Texte, mit denen diese Arbeit umgeht. Dieser Umstand weist darauf hin, dass nur solche Methodenschritte gegangen werden können, die auch auf die untersuchten Texte anwendbar sind. Dies soll neben der Vorstellung der Methode in diesem Abschnitt geschehen.
Die Vorgehensweise einer einfachen Diskursanalyse besteht in der Durchführung einer Kontextanalyse (3.1.), nach der die Struktur des Diskurses analysiert wird (3.2.), bevor ein einzelnes Diskursfragment einer Feinanalyse unterzogen wird (3.3.). Anschließend werden die Ergebnisse der Analysen zur Gesamtanalyse des Diskursstranges zusammengeführt (3.4.) (vgl. Jäger, S. 2009: 190 ff.).
3.1. Kontextanalyse
Die KDA beginnt mit einer Kontextanalyse, die im ersten Kapitel bereits vollzogen wurde, und einer Untersuchung der Diskursebene sowie der Skizzierung des diskursiven Kontextes enthält (vgl. Jäger/Jäger 2007: 297). Mit dem Kontext ist der Rahmen gemeint, zu dem alle Themen und Ereignisse zählen, die den Diskurs bzw. die Diskurse mitgeprägt haben (vgl. Jäger 2015: 120f). Die Darstellung ist unvollständig und selektiv auf das Forschungsinteresse dieser Arbeit zugeschnitten. Für diese Arbeit erschien es notwendig, zunächst allgemein auf den deutschen Evangelikalismus einzugehen (1.1.), dann aber auch über die Rolle von Religionsgemeinschaften in einem säkularisierten Staat wie der Bundesrepublik aufzuklären (1.2.). Darüber hinaus sollten auch einige Bemerkungen zum politischen Verständnis und Wirken der Evangelikalen im Allgemeinen (1.3.) und der DEA im Besonderen gemacht werden (1.4.).
3.2. Strukturanalyse
In der Strukturanalyse werden alle Texte mit thematischen Bezügen erfasst, chronologisch geordnet und systematisch zusammengefasst. Für unser Thema reicht es allerdings nicht aus, sich auf einen Diskursstrang zu konzentrieren, sondern zunächst sämtliche Diskursstränge zu bestimmen, zu denen sich die EAD geäußert hat. Die Auswahl der Diskursstränge bzw. der Politikfelder folgt den Themen in den herausgegebenen Publikationen der DEA, die seit 1994 ohne Regelmäßigkeit erscheinen und bis April 2021 (dem Beginn dieser Arbeit) berücksichtigt werden. Für die Korpuswahl dient die offizielle Seite der EAD und näher der Arbeitskreis Politik. Um auf diese Weise einen ersten Überblick zu gewinnen und erste Aussagen über die Diskurse zu treffen, sollten bestimmte Kategorien entwickelt werden, nach denen die Texte tabellarisch erfasst werden (vgl. Jäger 2015: 96). Die Kategorien sollten begründet werden: Um die Artikel zu kennzeichnen, wird danach gefragt, wann (Datum) der Text von wem (Autor) und als was (Textsorte) veröffentlicht wurde. Um die Artikel zu klassifizieren, werden die Texte auf Überschriften, Themen (Diskursstrang) und Inhalt (Diskursposition) zusammengestellt. In einem darauffolgenden Arbeitsschritt sollen die Texte nach inhaltlichen Schwerpunkten gruppiert und die wichtigsten Themen erfasst werden (vgl. Jäger/Jäger 2007: 299). Außerdem wird danach gefragt, zu welchen Themen sich die EAD wie häufig äußert und zu welchen nicht, welche argumentativen Verknüpfungen hergestellt werden und ob es Gemeinsamkeiten zwischen den Texten gibt (vgl. Jäger 2015: 95). Aus der Strukturanalyse ergibt sich die begründete Auswahl eines Artikels, der für die darauffolgende Feinanalyse geeignet ist.
3.3. Feinanalyse
Die Werkzeugkiste enthält auch das Instrumentarium der Feinanalyse. Dabei wird ein einzelner, typischer Text einer genaueren Analyse unterzogen. Fünf Arbeitsschritte sind zu vollziehen (vgl. Jäger 2015: 98):
Institutioneller Rahmen:Hier sollen einleitende Fragen nach dem Verfasser, dem Anlass und Kontext des Artikels, der Zielgruppe und der Textsorte beantwortet werden.
Text- „Oberfläche“:Hier wird die graphische Gestaltung (Bilder, Überschriften) untersucht, eine Gliederung des Artikels vorgenommen und die angesprochenen Themen zusammengefasst. Aufgrund der Länge des ausgewählten Textes erschien es sinnvoller, in dieser Arbeit auf eine Nummerierung der Zeilen zu verzichten (vgl. Jäger 2015: 101) und stattdessen bei Zitaten und Textbezügen die jeweilige Seite zu nennen.
Sprachlich-rhetorische Mittel:Hier erfolgt eine sprachliche Analyse, bei der die Art und Form der Argumentation untersucht wird. Dabei sollen Kollektivsymbolik, Wiederholungen und Referenzbezüge berücksichtigt werden.
Inhaltlich-ideologische Aussagen:Hier werden das Menschenbild, das Gesellschaftsverständnis und Wahrheitsvorstellungen beleuchtet, welche im Text vorausgesetzt werden (vgl. Jäger 2015: 108).
Zusammenfassende Interpretation:Analytische Zusammenschau bisheriger Untersuchungen (vgl. Jäger 2015: 51). Dieser Schritt fällt in dieser Arbeit zusammen mit der Gesamtanalyse, bei der die erarbeiteten Ergebnisse der Struktur- und Feinanalyse kurz zusammengefasst werden und ein Fazit gezogen wird.
4. Empirische Anwendung (Diskursanalyse)
4.1. Strukturanalyse
4.1.1. Tabellarische Erfassung
Titel
Datum
Textsorte
Autor
Diskursstrang
Inhaltsangabe und Diskursposition
(1) Gebt der Demokratie, was der Demokratie zusteht
1994
Stellung-nahme
Heraus-gegeben vom Hauptvor-stand der DEA
Politische Partizipation evangelikaler Christen
Angesichts zunehmender Politikverdrossenheit wird dazu aufgerufen, Verantwortung in der Gesellschaft zu übernehmen und sich politisch zu engagieren. Außerdem werden Aufgabenschwerpunkte der politischen Arbeit aufgelistet.
(2) Christen wählen Werte
2005
„Wahl-prüf-steine“ zur Bundes-tagswahl
Keine Angabe
Politische Partizipation evangelikaler Christen
Aufruf zur Wahlbeteiligung. Bei der Entscheidungsfindung sollen Wahlprüfsteine helfen, die an den zehn Geboten ausgerichtet sind. Christen sollen die Parteien und Kandidaten auf christliche Wertmaßstäbe hin überprüfen.
(3) Arbeitslosigkeit - Eine Herausforderung für Christen und Gemeinden
o.J.
Stellung-nahme
Keine Angabe
Sozialpolitik: Arbeits-losigkeit
Neben Ursachen von Arbeitslosigkeit werden mögliche politische Lösungsschritte diskutiert. Dabei wird vor einem zu starken Eingreifen des Staates gewarnt und Christen zur Wahrhaftigkeit und Eigenverantwortung aufgefordert.
(4) Steeb: 10 Punkte-Programm „Ja zum Leben"
2014
Vortrags-skript
Hartmut Steeb
Lebensschutz
Steeb äußert seine persönliche Motivation, warum er sich für den Lebensschutz zu Beginn und am Ende des Lebens einsetzt. In zehn Punkten wird vor allem die gängige Abtreibungspraxis in Deutschland kritisiert.
(5) Bedingungsloses JA für das menschliche Leben
2014
Stellung-nahme
Vorstand
Lebens-schutz: Sterbehilfe
In einer möglichen Zulassung der aktiven Sterbehilfe wird die Verletzung der Menschenrechte und eine Grenzüberschreitung der Selbstbestimmung gesehen. Gezielt werden Abgeordnete angesprochen, wobei bewusst auf eine biblische Argumentation verzichtet wird.
(6) DEA-Stellungnahme: Fremde willkommen!
2014
Stellung-nahme
Vorstand
Flüchtlings-politik
Migration wird als Herausforderung mit Chancen und Risiken bewertet. Es wird für eine aktiv gestaltete Migration und Willkommenskultur eingetreten und Ausgrenzung und Benachteiligung angeprangert. Bedingung für Integration sei die Anerkennung gemeinsamer Grundwerte. Christen sollten Gäste freundschaftlich aufnehmen und von ihrem Glauben Zeugnis geben. Das Abwerben von Fachkräften aus dem Ausland wird kritisiert.
(7) Die Familie braucht Zukunft
2013
Thesenpapier
Keine Angabe
Familien-politik
Verschiedene Forderungen zu familienpolitischen Themen. Zum einen wird die Wichtigkeit von Familie für die Entwicklung der Gesellschaft beschrieben. Zum anderen wird mit Verweis auf das Grundgesetz hervorgehoben, dass Pflege und Erziehung der Kinder Aufgabe der Eltern und nicht des Staates sind. Dem Staat komme lediglich die Schutzfunktion und die Organisation der Rahmenbedingungen für die Lebensentfaltung der Kinder zu (z.B. Wohnraum, Mutterschutz, Kindergeld).
(8) DEA-Stellungnahme zur „Ehe für alle"
2017
Stellung-nahme
Keine Angabe
Familienpolitik
Vor der Verabschiedung des Gesetzentwurfes für die „Ehe für alle“ wird sich gegen eine Ausweitung des Ehebegriffes auf homosexuelle Partnerschaften ausgesprochen. Neben verfassungsrechtlichen Bedenken wird betont, dass die Differenzierung zwischen Ehe und Lebenspartnerschaft keine Diskriminierung sei.
(9) Handreichung zur Bundestagswahl - Fragen an Kandidaten
2017
Hand-reichung (Flyer)
Keine Angabe
Politische Partizipation evangelikaler Christen
In einem Fragenkatalog können die Kandidaten auf die Wertmaßstäbe der christlichen Ethik befragt werden.
(10) Ehe als gute Stiftung Gottes - Deutsche Evangelische Allianz beschließt Leitgedanken zu Ehe und Homosexualität
o.J.
Stellung-nahme
Keine Angabe
Familien-politik
In Leitgedanken zu Ehe und Homosexualität wird bekräftigt, dass andere Lebensformen als die heterosexuelle Ehe dem biblischen Bild vom Menschen widersprechen und ihr deswegen nicht gleichgestellt werden können. Zugleich wird bekannt, in der Vergangenheit durch ungerechtes und verurteilendes Verhalten gegenüber Homosexuellen Schuld auf sich geladen zu haben.
(11) Kinderrechte dürfen nicht gegen Eltern und Familien ausgespielt werden
2018
Stellung-nahme
Hartmut Steeb
Familien-politik
In der Diskussion um Kinderrechte im Grundgesetz wird keine Notwendigkeit dieser Änderung gesehen. Es bestehe die Gefahr, dass das vorrangige Erziehungsrecht der Eltern zurückgedrängt werde und staatliche Einflussnahme auf das Elternhaus zunehme. Die Aufgabe des Staates sei aber nicht die Erziehung, sondern die Unterstützung und ökonomische Absicherung der Familien.
(12) Die Würde der Frau ist unverkäuflich
2018
Stellung-nahme
Hartmut Steeb
Sozialpolitik: Prostitution
Prostitution stehe im Widerspruch zur Würde des Menschen und sei eine moderne Form der Sklaverei. Es wird ein Sexkaufverbot nach dem sogenannten „Nordischen Modell“ gefordert, bei dem nicht die Frau, sondern der Käufer strafrechtlich verfolgt werde. Dieses Modell sei erfolgreich und würde das Denken der Gesellschaft positiv verändern. Daneben werden therapeutische Hilfsangebote und Präventionsmaßnahmen verlangt.
(13) Stellungnahme zur Flüchtlings- und Integrationspolitik - Fluchtursachen bekämpfen
2018
Stellung-nahme
Hartmut Steeb
Flüchtlings-politik: Integration
Dem Appell, die Liebe zum Nächsten gelte auch dem Fremden, folgen einige Beobachtungen und Positionspunkte. So sei Migration und Integration eine Daueraufgabe der Gesellschaft und Europa müsse Fluchtursachen bekämpfen. Das Recht auf Asyl wird bekräftigt, wie auch das Bleiberecht und der Familiennachzug. Geflüchtete sollen einer sozialversicherungspflichtigen Erwerbsarbeit nachgehen dürfen. Abschiebungen solle es nur in solche Länder geben, die Grundrechte durchsetzen.
(14) Die Deutsche Evangelische Allianz und ihr Beitrag zur politischen Debatte
2017
Artikel
Uwe Heimowski
Politische Partizipation evangelikaler Christen
Vorstellung der politischen Arbeit mit einem geschichtlichen Aufriss und Einblick in die politischen Schwerpunktthemen der DEA. Hervorgehoben wird die gesellschaftliche Verantwortung und die politische Neutralität, auch wenn zugegeben wird, evangelikale Positionen entsprächen oft konservativen Parteiprogrammen. Dem Vorwurf einer Verbindung zur AfD wird entgegengetreten.
(15) Zum Verhältnis von Christen und Juden
1999
Handreichung
Rolf Hille
Religions-politik
Der Flyer betont die besondere Beziehung, die Christen zu dem Volk der Juden haben, bemerkt zugleich die wesenhaften Unterschiede, bekennt das Fehlverhalten der christlichen Kirche in Zeiten der Judenverfolgung und erkennt bleibende Verpflichtungen. Zum Beispiel wird sich gegen jegliche Form des Antisemitismus gewandt.
(16) Das Recht des Menschen auf Leben
2017
Stellung-nahme
Keine Angabe
Lebensschutz
Vorstellung zentraler Anliegen rund um den Lebensschutz. Gefordert wird eine kinderfreundliche Gesellschaft, die das Leben des Kindes von der Zeugung an achtet. So wird der derzeitige Umgang mit Abtreibung, aber auch mit der Sterbehilfe, dem Klonen und der Pränataldiagnostik kritisiert. Zudem wird der Werteverlust beklagt, der mit dem Verlust des Gottesbezugs einhergehe.
(17) Die Würde des Menschen ist die Perle des Rechtstaates
2021
Stellung-nahme
Keine Angabe
Lebensschutz
Aus dem Verständnis von der Würde des Menschen würden ethische Konsequenzen folgen. So müsste die Gesellschaft Schwächere schützen und Gleichberechtigung anstreben. Selektion durch vorgeburtliche Untersuchungsmethoden dürfe nicht stattfinden.
(18) Sucht der Stadt Bestes
2017, in 4.Auflage
Stellung-nahme
Keine Angabe
Politische Partizipation evangelikaler Christen
Grunddokument, welches das Verhältnis von Christen zum Staat und zur Gesellschaft thematisiert. Christen komme eine zugewandte, aber kritisch begleitende Funktion zu. Im weiteren Verlauf werden sechs thematische Schwerpunkte beschrieben. Siehe Feinanalyse.
(19) „Gesetz zum Schutz vor Konversions-behandlungen“
2020
Hand-reichung
Keine Angabe
Familien-politik: Kon-versions-therapien
Es wird über den Inhalt des Gesetzes vom Mai 2020 aufgeklärt und die möglichen Folgen kritisch hinterfragt. So ginge das Verbot weit über den therapeutischen Rahmen hinaus und betreffe auch Personen, die sich hilfesuchend an christliche Gemeinden und Organisationen wenden. Dabei wird zwischen Behandlungen (die tatsächlich nicht zu akzeptieren seien) und Beratungen unterschieden, die von dem Gesetz aber nicht betroffen seien. Diese seelsorgerlichen Beratungen sollten von Ergebnisoffenheit geprägt sein.
(20) Rede frei! - Mit Recht über das Evangelium sprechen.
2020
Broschü-re
In Zu-sammen-arbeit mit Christ und Jurist und ADF Inter-national
Redefreiheit
Angesichts zunehmender Unsicherheit bei Christen und empfundener Verletzung der Redefreiheit wird darüber aufgeklärt, was die gesetzlich festgeschriebenen Freiheiten beinhalten und wie sich Christen darauf berufen können.
(21) Stellungnahme zur Aufnahme von Kinderrechten ins Grundgesetz
2020
Stellung-nahme
Keine Angabe
Familien-politik: Kinderrechte
In der Diskussion um Kinderrechte im Grundgesetz wird sich erneut dagegen positioniert. Zwar brauchten Kinder besonderen Schutz, dieser sei aber verfassungsrechtlich bereits gegeben und eine gesonderte Aufnahme reine Symbolpolitik. Stattdessen solle die Unterstützung der Eltern bei der Erziehung unterstützt werden.
(22) Und wenn es deine Tochter wäre? Über Zwangs-prostitution, Menschenhandel und politische Lösungsversuche
2020
Zeitschrift-artikel
Kerstin Rieder/ Uwe Heimows-ki
Sozialpolitik: Prostitution
Der Text kritisiert das deutsche Prostitutionsgesetz und dessen Folgen. So würden beispielsweise zu viele Frauen ausgebeutet und missbraucht. Das damit verbundene Männer- und Frauenbild in der Gesellschaft stehe im Widerspruch zur Würde des Menschen. Geworben wird für eine Veränderung der Rechtsordnung nach dem Vorbild des „Nordischen Modells“.
4.1.2. Analyse
Ein erster Blick in die Tabelle verrät dieSchwerpunkteder politischen Arbeit. An erster Stelle stehen familienpolitische Themen. Allein in den letzten zehn Jahren wurden sechs Publikationen hochgeladen, in denen sich mit Kinderrechten (11, 21), der Anerkennung der gleichgeschlechtliche Ehe (8, 10) und dem Verbot von Konversionstherapien (19) auseinandergesetzt und in denen Wichtigkeit der traditionellen Ehe und Familie begründet wird (7). An zweiter Stelle steht der Lebensschutz, bei dem sich die EAD nicht nur gegen Schwangerschaftsabbrüche richtet, sondern sich auch zu bioethischen Fragestellungen positioniert und gegen die aktive Sterbehilfe ausspricht. Von den 22 hochgeladenen Publikationen beschäftigen sich vier Texte mit dieser Thematik (4, 5, 16, 17). Daneben äußert man sich immer wieder zur politischen Partizipation evangelikaler Christen (1, 14, 18). Vor Bundestagswahlen erschienen Handreichungen, in denen Parteien und Politiker zu relevanten Themen befragt und überprüft werden (2, 9). Schließlich finden sich Stellungnahmen zu sozialpolitischen Themen, etwa zur Regelung von Prostitution (12, 22), der Flüchtlingspolitik (6, 13) und Arbeitslosigkeit (3). Außerdem wurde eine Broschüre zur Redefreiheit (20) und eine religionspolitische Stellungnahme zum Verhältnis zwischen Christen und Juden (15) veröffentlicht.
Es fällt auf, dass sich die DEA in den betrachteten Publikationen nur zu bestimmten Themenfeldern dezidiert äußert und in anderen Bereichen eher zurückhält. Klare Positionen finden sich vor allem bei Themen, die aus evangelikaler Perspektive relevant sind und aus Sicht der DEA grundlegende Werte betreffen. Die Allianz bekräftigt dabei selbst, sich nur dann politisch zu äußern und mitzuwirken, „wenn eindeutig und direkt Gottes Gebote tangiert“ würden (Deutsche Evangelische Allianz 1994: 1) und versteht sich damit als ständiger Ermahner, der politischen Prozesse und Entscheidungen kritisch beobachtet. Mit diesem Selbstverständnis stehen automatisch ethische Fragen und Probleme im Vordergrund, die die Menschenrechte, die Glaubens- und Gewissenfreiheit, den Lebensschutz und die Förderung von Ehe und Familie betreffen. Andere Themenfelder werden zwar angesprochen, aber eher nur am Rande und vereinzelt behandelt. So gibt es zwar einen Text zur Arbeitslosigkeit (3), in dem zu dessen Bekämpfung aufgerufen wird und mögliche Lösungswege vorgeschlagen werden, aber im Vergleich zu den anderen Themen scheint dieses Thema für die DEA eher nebensächlich.
Die untersuchten Texte durchziehengemeinsame Anliegen, die immer wieder aufgegriffen und hervorgehoben werden. Zum einen wird häufig die Verantwortung des christlichen Bürgers gegenüber der Gesellschaft betont, die in der Pflicht bestehe, sich politisch zu interessieren und zu beteiligen. In einer Stellungnahme zum Lebensschutz heißt es:
Wir bitten Christen und christliche Gemeinden […] im privaten und öffentlichen Bereich für das Leben einzutreten; einschließlich der Nutzung politischer Kontakte und der Medien für dieses Anliegen […] im Gebet einzutreten für die Politiker und Verantwortlichen in Staat und Gesellschaft und begabte und geeignete Christen zur Übernahme von Verantwortung in der Demokratie zu ermutigen. (16)
Die Aufforderung zur politischen Partizipation und zur sozialen Verantwortung von Christen wurde maßgeblich durch die Lausanner Bewegung beeinflusst (vgl. Guske 2014: 77) und äußert sich beispielsweise in dem viel zitierten Aufruf „Gebt der Demokratie, was der Demokratie zusteht.“ – in Anlehnung an Jesus Worte (Mt 22,21; Mk 12,17; Lk 20,25). Damit einher geht das Bekenntnis zum deutschen Rechtstaat und zum demokratischen System. Ein Umsturz staatlicher Strukturen wird genauso ausdrücklich abgelehnt, wie das Ziel eines Gottesstaates. Für die DEA ist es deswegen selbstverständlich, neben der Bibel auch das Grundgesetz zu zitieren. Am häufigsten wird auf Artikel 1 des Grundgesetzes verwiesen ( „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ ) (4, 5, 12, 13, 14, 16, 17, 18, 22). Das geschieht vor allem im Zusammenhang mit der Abtreibungs- und Sterbehilfedebatte sowie bei der Frage nach der pränatalen Diagnostik. Auch der Artikel 6 des Grundgesetzes ( „Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht.“ ) wird in den untersuchten Texten aufgeführt (2, 7, 8, 11, 14, 18, 21), wenn es um die „Ehe für alle“ geht und um die Frage, ob Kinderrechte ins Grundgesetz aufgenommen werden sollen. Die Präambel des Grundgesetzes ( „In der Verantwortung vor Gott und den Menschen […]“ ) findet ebenfalls oft Erwähnung, um aufzuzeigen, dass das christliche Menschenbild Grundlage und Orientierung für das deutsche Recht ist (17, 18).
Anlass für die Veröffentlichungeiner Stellungnahme waren sehr häufig aktuelle politische und gesellschaftliche Ereignisse: Die Wahlprüfsteine wurden kurz vor einer Bundestagswahl (2005 und 2017) gegeben (2, 9), Stellungnahmen wurden häufig anlässlich von Bundestagsdebatten (Diskussion um Fragen der „Beihilfe zur Selbsttötung“, 2014 (5)) oder vor möglichen Gesetzesbeschlüssen („Kinderrechte im Grundgesetz“ (11, 21)) oder nach diesen gefasst („Prostituiertenschutzgesetz“ (12), „Gesetz zum Schutz vor Konversionsbehandlungen“ (19)). Ein anderes Thesenpapier wurde nach einem Bundesverfassungsgerichtsbeschluss aufgestellt (7). Weitere Texte wurden als Ergebnisse längerer und intensiver Diskussionen innerhalb der verschiedenen Arbeitskreise der DEA herausgegeben und können als Grundsatzdokumente verstanden werden (1, 3, 6, 8, 10, 13, 15, 16, 17, 18, 20). Zwei Dokumente sind veröffentlichte Zeitschriftenartikel (14, 22) und ein Dokument ein verschriftlichter Vortrag (4).
Die herausgebrachten Texte richten sich an unterschiedlicheAdressaten. In vielen Stellungnahmen wird die Politik und ihre Entscheidungsträger angesprochen, zu einer bestimmten Entscheidung aufgerufen und sich an einem gesellschaftlichen Diskurs beteiligt (8, 11, 16, 19, 21). Andere Positionierungen nehmen eher kirchliche Akteure und evangelikale Christen in den Blick (1, 2, 3, 6, 9, 15). In einer „Stellungnahme zur Flüchtlings- und Integrationspolitik“ (13) aus dem Jahr 2018 werden gesellschaftliche und kirchliche Herausforderungen beschrieben: Unter dem biblischen Grundsatz „Habt die Fremden lieb“ beruft man sich auf die tätige Nächstenliebe, die sich auch in der Missionierung der Eingewanderten zeige. Gleichzeitig richtet sich die Forderung, Fluchtursachen zu bekämpfen und das Recht auf Asyl sowie auf den Familiennachzug beizubehalten und einzuhalten, an die Politik.
In vielen Veröffentlichungen lassen sich – je nach Adressatengruppe – zweiArten der Argumentationerkennen. Da ist erstens die nicht-religiöse Argumentation. Sie zielt darauf ab, auf der politischen Ebene soziale und wissenschaftliche Aspekte in den Diskurs einzubringen und damit für oder gegen bestimmte Positionen zu werben und über die möglichen Folgen eines Gesetzbeschlusses aufzuklären. Auffallend sind die häufigen Grundgesetzbezüge und ihre entsprechende Interpretation (11, 19, 21 u.a.). Zweitens lässt sich eine religiöse Argumentation erkennen, bei der sich an biblischen Verweisen und theologischen Begründungen orientiert wird (10, 13, 16 u.a.). Beide Argumentationsmuster können sich in ein und demselben Text befinden. So wird die Stellungnahme zur „Ehe für alle“ (8) mit einem Jesuswort aus dem Matthäusevangelium eingeleitet, im Text wird dann aber ausschließlich auf der nicht-religiösen Ebene argumentiert, und auf das einleitende Bibelwort nicht mehr eingegangen.
Für die Feinanalyse eignet sich die 2009 erstmals herausgebrachte und in den Folgejahren überarbeitete Stellungnahme „Sucht der Stadt Bestes – Zur Verantwortung der Christen in Staat und Gesellschaft“. In diesem Text begründet die DEA ihr politisches Engagement und positioniert sich zu verschiedenen politischen Fragen. Im Gegensatz zu den anderen Texten äußert sich die DEA hier allgemein und zu allen für sie bedeutenden Diskurssträngen. Die Schrift hat innerhalb der evangelikalen Bewegung und darüber hinaus eine größere Bekanntheit erreicht (vgl. Guske 2014: 104), auf sie wird häufiger Bezug genommen (14, 20) und kann als „politisches Grundsatzprogramm“ (Stockhausen 2018: 312) verstanden werden. Durch die feinanalytische Untersuchung dieses Textes wird sich ein tieferer Einblick in die Politische Kommunikation der DEA erhofft.
4.2. Feinanalyse
4.2.1. Institutioneller Rahmen
Die Publikation „Sucht der Stadt Bestes“ ist von der Evangelischen Allianz 2009 erstmals herausgegeben worden. Für diese Arbeit wurde eine überarbeitete Fassung aus dem Jahr 2017 verwendet. Die EAD ist als evangelikale Dachorganisation Sprecher für die deutschen Evangelikalen, vertritt ihre Interessen in der Öffentlichkeit und bringt zentrale Anliegen in politische Diskurse ein. Der Text wird als „Stellungnahme“ verstanden, in der sich die DEA zu bedeutenden Themen äußert, ihre Grundüberzeugungen veröffentlicht und ihr grundlegendes Verständnis über die politische Aktivität von Christen in der Politik erklärt. Wie aus dem Impressum zu entnehmen ist, gehören zu den Autoren Horst Afflerbach, Stephan Holthaus und Thomas Schirrmacher. Im Jahr 2009 gehörten sie zum Hauptvorstand der DEA. Über den Anlass lassen sich zwei Gründe anführen. Hartmut Steeb, damals Generalsekretär der DEA, erklärt anlässlich der Veröffentlichung:
Manche aktuelle Kritik an den ‚Evangelikalen‘ in den Medien, die einseitig einzelne Aspekte unseres gesellschaftlichen Engagements aus dem Zusammenhang reißen und damit falsch interpretieren, erfordern eine umfassendere Stellungnahme dessen, was uns wichtig ist. (Steeb 2009: o.A.)
Die Publikation möchte demnach auf die kritische Außenwahrnehmung reagieren (siehe auch Bauer 2012: 105) und dem Vorwurf, fundamentalistische Haltungen zu vertreten, begegnen. Ein weiterer Anlass könnte in der innerevangelikalen Diskussion liegen, bei der auch um das Jahr 2009 herum gestritten wurde, ob und wie Christen sich in die Politik einbringen sollen (vgl. Kotsch 2010). Dementsprechend lassen sich zwei Adressatengruppen feststellen:
Wir hoffen, dass wir damit politisch und gesellschaftlich Interessierten einen sachgerechten Einblick in die Überzeugungen der Evangelischen Allianz geben können. Diese Stellungnahme soll darüber hinaus aber auch Christen der Evangelischen Allianz selbst anregen, sich intensiver mit politischen Fragen auseinanderzusetzen und sich gesellschaftlich und politisch zu engagieren.
Die Stellungnahme richtet sich sowohl an andere Christen, als auch an Interessierte und Beobachter der evangelikalen Bewegung. Im Dokument selbst finden sich einige Aufrufe an die staatlichen Akteure, die deswegen auch zur Zielgruppe gehören.
4.2.2. Textoberfläche
Die zwanzigseitige Stellungnahme enthält ein Deckblatt und eine Schlussseite und kann entsprechend der gesetzten Überschriften in neun Abschnitte gegliedert werden. Im Folgenden sollen diese Abschnitte kurz zusammengefasst werden und zentrale Themen aufgelistet werden:
Deckblatt (Seite 1): Unter dem Logo der DEA ist ein Bild des deutschen Bundestages zu sehen. Auf grünen Hintergrund ist der an ein Zitat aus dem Propheten Jeremia (29,7) entlehnten Titel zu lesen: „Sucht der Stadt Bestes: Zur Verantwortung der Christen in Staat und Gesellschaft – Eine Stellungnahme der Deutschen Evangelischen Allianz“.
Abschnitt (1) – Einleitung (Seiten 2-3): Die Stellungnahme beginnt mit einer Selbstvorstellung der DEA, in der sie Merkmale ihres christlichen Glaubens betont und ihre Arbeitsweise erklärt. Erwähnt werden auch die Basiselemente ihrer Überzeugungen, wozu zuerst biblische Aussagen gehören, aber auch Erfahrungen aus der Geschichte und schließlich christliche Grundwerte. Die DEA hebt hervor, dass sich ihre Positionen in vielen Punkten nicht von denen der beiden christlichen Kirchen unterscheiden und dass es in der Bewegung zwar eine Vielfalt an politischen Meinungen gebe, gleichzeitig sei man sich aber bei bestimmten politischen Grundüberzeugungen einig. Das Ziel der Autoren bestehe darin, diese gemeinsamen Schwerpunkte darzustellen. Sie wollen das „gesellschaftliche und politische Engagement bekannt machen“ und damit dem „Verantwortungsbewusstsein für das äußere Wohlergehen der Gesellschaft“, wie es sich „in den vergangenen Jahren verstärkt bemerkbar gemacht hat“ (S.2), Ausdruck geben. Dabei macht die DEA klar, dass die Stellungnahme kein in Stein gemeißeltes Dokument und keine vollständige Wiedergabe aller Überzeugungen sei (S.3).
Abschnitt (2) – Das Verhältnis der Evangelischen Allianz zum Staat (Seiten 4-6): Die DEA bekennt sich zur Demokratie, Rechtstaatlichkeit, Gewaltenteilung, zum Föderalismus und zum Subsidiaritätsprinzip der Bundesrepublik. Zugleich wird ihr Verhältnis zu Gott und seinen Geboten betont, welches höher anzusetzen sei als die Bindung an den Staat. Der christliche Glaube sei im Sinne des Böckenförde-Diktums Voraussetzung der staatlichen Prinzipien. Deutlich wird, um was es nicht geht: Weder ein christlicher Staat noch eine Vermischung von Staat und Kirche sei Ziel der Allianzarbeit. Schließlich werden noch die Aufgaben der Kirche in Gesellschaft und Staat aufgezählt. Dazu gehören die Missionierung, das Beten für die Regierung, die Unterordnung unter staatliche Gesetze, aber auch das gesellschaftliche Engagement, das Wählen, das Wahrnehmen der aktiven politischen Verantwortung und die Beteiligung an Diskussionsprozessen. Ein Bild zeigt das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus und im Hintergrund den deutschen Bundestag, der wie kein anderes Gebäude für den deutschen Staat steht (S. 5). Auf der darauf folgenden Seite ist der Teilausschnitt einer deutschen Landkarte zu sehen.
Abschnitt (3) – Menschenrechte und Religionsfreiheit (Seiten 7-8): Für die DEA stehen die Menschenwürde und die dazugehörenden Werte wie Gleichheit, Freiheit und Gerechtigkeit im unmittelbaren Zusammenhang mit Gott, der den Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen haben soll. Jede Form von Ausgrenzung, Rassismus, Hass gegen Minderheiten und Diskriminierung wird abgelehnt und zugleich bekannt, dass in der Vergangenheit die Christenheit Schuld auf sich geladen habe. Auch der Diskriminierung Homosexueller wird widersprochen, auch wenn eine Angleichung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften an die traditionelle Ehe zurückgewiesen wird. Die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau gehöre zu einem christlichen Menschenbild, auch wenn die Unterschiedlichkeit beider Geschlechter nicht geleugnet werden dürfe und eine Gleichmacherei und Nivellierung der Geschlechter widersprüchlich sei. Schließlich wird zur Religionsfreiheit aufgerufen, auf die weltweiten Christenverfolgungen aufmerksam gemacht und sich für die Trennung von Kirche und Staat ausgesprochen, wobei das Christentum aber nicht aus der Öffentlichkeit verschwinden dürfe.
Abschnitt (4) – Außenpolitik und Weltverantwortung (Seiten 9-10): Als weltweite Bewegung spricht sich die Allianz für Frieden und gewaltfreie Lösungen politischer Konflikte aus. Abrüstungsprozesse sollten beschleunigt werden. Christen sollten als „Friedensstifter“ ihre Beziehungen und internationalen Kontakte für den Frieden einsetzen. Aus der Liebe zum Nächsten entspringe auch die Aufnahme und Integration von Migranten. Dazu passend ist ein Bild von Einreise- bzw. Migrationsstempel zu sehen (S.9). Gleichzeitig gehöre es auch zur Pflicht der Ankommenden, sich in die Gesellschaft einzubringen und die freiheitlich-demokratische Grundordnung zu achten. Kurz wird auch darauf eingegangen, dass die Europäische Union sich nicht über die Souveränität der Nationalstaaten erheben dürfe. Gegen Antisemitismus und für das Existenzrecht Israels wird sich klar ausgesprochen.
Abschnitt (5) – Ehe und Familie (Seiten 11-12): Als gottgegebene Ordnung, sicherer Ort der Kindererziehung und Grundlage der Gesellschaft werden Ehe und Familie verstanden. Mit Verweis auf den Grundgesetzartikel 6 Absatz 1 wird dazu aufgefordert, die Ehe zwischen Mann und Frau zu fördern und die klassische Familie gegenüber der Angleichung alternativer Lebensmodelle zu schützen. Das Familienbild der DEA wird durch das Bild einer vierköpfigen und glücklich aussehenden traditionellen Familie mit Vater, Mutter und Kindern verdeutlicht (S. 11). Missbrauch, Pädophilie und Kinderpornographie müssten hart bekämpft werden. Die Erziehung der Kinder liege in den Händen der Eltern und gehöre nicht in das Aufgabengebiet des Staates. Es sollten Anreize geschaffen werden, dass angesichts der Alterung der Bevölkerung mehr Kinder geboren werden. Alte Menschen und Pflegefälle seien keine Lasten, sondern wichtiger Bestandteil der Gesellschaft.
Abschnitt (6) – Lebensrecht und Lebensschutz (Seiten 13-14): Unter dem Bild eines Embryos im Mutterleib (S. 13), wird daran erinnert, dass jeder Mensch ab der Verschmelzung von Samen und Eizelle bedingungsloses Lebensrecht besäße. Jede Art der vorgeburtlichen Selektion und deren gesetzlichen Legitimierung schade den betroffenen Menschen und widerspräche den kulturellen Werten der Gesellschaft. Der medizinische Fortschritt wird begrüßt, er dürfe aber nur in einem festgesetzten Rahmen stattfinden. Statt aktiver Sterbehilfe, soll die Palliativmedizin und Hospizarbeit ausgebaut werden. Abtreibungen sollten unbedingt vermieden werden.
Abschnitt (7) – Wirtschaft und Soziales (Seiten 14-16): Die soziale Marktwirtschaft wird befürwortet und als diejenige Marktform angesehen, die Deutschland Wohlstand und Stabilität gebracht habe. Zugleich dürfe aufgrund des Sünderseins des Menschen nicht die Augen vor Entartungen und Missbrauch verschlossen werden. Die soziale Marktwirtschaft müsse auf ethischen Grundsätzen basieren. Neben einem verantwortungsvollen Umgang des Staates mit den Steuern, wird eine Verschuldung zu Lasten der nachfolgenden Generationen abgelehnt. Der Staat solle zudem das Privateigentum schützen und Chancengleichheit garantieren. Arbeitslosigkeit und Armut sollten durch eine inländische Entwicklungshilfe eingedämmt und von Christen mitgetragen werden. Ausländische Entwicklungshilfen sollte sich zum Ziel setzen, Korruption zu bekämpfen, Armut entgegenzuwirken und Gesundheitsfürsorge zu betreiben. Eingetreten wird für christliche Werte, wie Fleiß, Wahrhaftigkeit, Transparenz, Disziplin, Loyalität und Leistungsbereitschaft. Gefordert wird der Schutz des Sonntags vor Ladenöffnungszeiten.
Abschnitt (8) – Die Schöpfung bewahren (Seite 17): Die DEA spricht sich für eine Bewahrung der Schöpfung Gottes aus und erkennt in der Sorge um die Erhaltung der Natur den Auftrag Gottes. Auch an dieser Stelle wird das falsche Verhalten und der ausbeuterische Raubbau an der Natur von Christen in der Vergangenheit erkannt und bekannt. Die Regierung wird aufgefordert, sich in Verantwortung für die nächste Generation für die Erhaltung der Umwelt, den Tier- und Pflanzenschutz mit nachhaltigen Entscheidungen einzusetzen. Aufgrund des drohenden Klimawandels könnten auch härtere Maßnahmen drohen. Die Grenze dieser eingreifenden Maßnahmen sei dann erreicht, wenn Bedürfnisse der Wirtschaft übergangen werden. Aufgeräumt wird mit der Vorstellung, eine ideale vollkommene Welt herzustellen. Dies sei erst in Gottes neuer Schöpfung möglich. Abgebildet sind zwei Händepaare, die Pflanzen halten (S. 17) und vermutlich den Erhaltungsauftrag des Menschen in Bezug auf die Natur symbolisieren.
Abschnitt (9) – Epilog (Seite 18): Das vom Evangelium verkündigte Heil ist für die DEA das Zentrum des christlichen Glaubens und untrennbar mit dem Wohl des Menschen verbunden. Somit habe die christliche Botschaft auch Auswirkungen auf das Leben in der Gesellschaft. Es folgt ein Aufruf an Christen sich aktiv in Gesellschaft und Politik einzubringen und für die Regierung zu beten. Auf der Seite befindet sich ein Bild von gemeinsam springenden Fallschirmspringern, die sich an den Händen haltend in einem Kreis formatieren (S. 18). Das Bild symbolisiert den Zusammenhalt und die Ausrichtung auf die gemeinsame Mitte.
Schlussseiten (Seiten 19-20): Neben dem Impressum sind hier weitere Informationen und Verweise auf weitere Stellungnahmen zu finden.
4.2.3. Sprachlich-rhetorische Mittel
Die Stellungnahme ist stringent aufgebaut und zeichnet sich durch eine leicht verständliche Sprache aus. Das erscheint nachvollziehbar, da die DEA mit dem Text möglichst viele Menschen – auch im säkularen Umfeld – erreichen möchte. Um die adressierten Zielgruppen anzusprechen, verzichtet die Allianz auf biblische Argumentationslinien, ohne aber theologischen Begründungen aus dem Weg zu gehen. Diese Vorgehensweise zeigt sich darin, dass Bibelverse nur dann angeführt werden, wenn es um das konkrete Verhalten der Christen geht (S.5-6). So soll der Eindruck verhindert werden, die Regierung habe sich unmittelbar nach biblischen Vorgaben zu richten und eine christliche Politik zu verfolgen. Dennoch hält die DEA ihren Glauben an die Bibel als Fundament allen Denkens und Handelns nicht verborgen. In „Hochachtung vor der Bibel als Wort Gottes“ und als „Ausgangspunkt unserer Überzeugungen“ (S.2) könne und solle auch heute noch eine „biblische Ethik“ (S.7; S.8; S.15) umgesetzt werden. In jeden der angesprochenen Diskursstränge wird die eigene Position theologisch begründet. Die Menschenrechte werden eng mit der Gottesebenbildlichkeit verknüpft (S.7), der Einsatz in der Außenpolitik mit der Verantwortung für den Nächsten und dem friedlichen und von Gott gewollten Miteinander (S.9). Ehe und Familie werden als gottgegebene Ordnungen anerkannt (S.11), im Lebensschutz am Anfang und am Ende des menschlichen Lebens wird Gott als der Geber und Erhalter des Lebens angeführt (S.13). Der Dienst an Armen und der verantwortungsvolle Umgang mit gegebenen Gütern werden als Gottesdienst angesehen (S.15) und die Natur wird als Schöpfung Gottes verstanden, die dem Menschen zum Verwalten anvertraut sei (S.17). Kritisch anzumerken sei hier, inwieweit diese Vorstellungen in einer religiös-pluralistischen Gesellschaft umsetzbar sind. Der universalistische und exklusive Anspruch scheint nur schwer mit der Religionsfreiheit und dem Säkularismus vereinbar zu sein. Was ist mit Menschen anderen Glaubens oder atheistischer Weltanschauung, die sich nicht in die „alles umfassende Herrschaft Christi“ (S. 6) eingliedern lassen wollen? Eine Antwort der DEA könnte darin bestehen, zu betonen, dass sie in Anspielung an Luthers „Zwei-Reiche-Lehre“ (vgl. Kummer 2017: 313ff) keine Theokratie anstrebe und den geistlichen Auftrag nicht mit der weltlichen Herrschaft durchsetzen wolle (S.4-5). Die Trennung von Kirche und Staat bedeute aber nicht den Rückzug der Religion aus der Öffentlichkeit (S.8). Die DEA sieht sich als Teil des öffentlichen Spektrums und damit berechtigt, ihre politische Stimme abzugeben. Als „konstruktiv-kritische Begleiterin“ (S. 6) möchte sie ihre aktive Mitverantwortung wahrnehmen und politische Entscheidungen aus christlicher Perspektive beurteilen: „Die Kirche macht selbst keine Politik, trägt aber zur Wertorientierung in der Politik bei.“ (S. 5) An mehreren Stellen ruft die DEA in ihrer Stellungnahme die Christen dazu auf, Verantwortung zu übernehmen (insgesamt taucht das Wort 31-mal auf), indem sie ihre Positionen in den Diskurs mit einbringen (S. 6), selbst aktiv Gesetze und Verordnungen der Politik umsetzen (S. 15) und Politiker unterstützen (S. 18). Die Verantwortung für Staat und Gesellschaft zeige sich nicht erst im öffentlichen Wirken, sondern beginne schon im privaten Umfeld. So heißt es im Schlusswort:
Als verantwortungsvolle Christen wollen wir unseren Beitrag dazu leisten, dass sich in unserem privaten Umfeld Gerechtigkeit und Versöhnung entfalten, Arme und Schwache geschützt, Familien erneuert, die Schöpfung gepflegt und Freiheit und Frieden ausgebreitet werden. Vor allem verpflichten wir uns zum regelmäßigen Gebet für alle Regierenden unseres Landes, damit Gott ihre Bemühungen um Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden gelingen lässt – zum Segen unseres Volkes und unserer Gemeinden. (S. 18)
Politische Aktion als Christenpflicht wird auch in dieser Stellungnahme mit der in evangelikalen Kreisen bekannten Redewendung „Gebt der Demokratie, was der Demokratie zusteht“ ausgedrückt (S. 6).
Klischees, Redewendungen und Kollektivsymbolik, die nur einem Teil der Zuhörer verständlich wären, treten eher selten auf. Auffallend ist aber die Symbolik der „Wurzel“, die in dem Dokument 3-mal zu finden ist und auf die christlichen Grundlagen der Demokratie anspielt (S. 4). Europa und das deutsche Staatssystem würden ohne ihre kulturellen Wurzeln des Christentums Wesentliches verlieren (S. 8). Dies müsse von Politikern berücksichtigt und von den hier lebenden Menschen anerkannt und respektiert werden (S. 10). Die Werte und Traditionen des Christentums, die Europa geprägt haben, werden mit den „Voraussetzungen“ des Böckenförde-Diktums gleichgesetzt (S. 4), die der Staat selbst nicht garantieren kann (vgl. Dreier 2018: 189ff). Anzufragen ist hier, ob es nicht auch andere Wurzeln des modernen Europa geben könnte und ob das Festhalten an alten Wertvorstellungen in einer zunehmend kirchenfernen Gesellschaft, die sich gerade von diesen Wurzeln lösen möchte, noch möglich und gewünscht ist. Ob der Verweis auf das Diktum des Verfassungsrichters Ernst Wolfgang Böckenförde in seinem Sinne ist, ist fraglich (vgl. Guske 2014: 113f).
Insgesamt fällt auf, dass die DEA zwar klare Positionierungen macht, dabei aber eine zurückhaltende Haltung einnimmt. Das gilt zum einen für Positionen, die innerhalb der DEA selbst umstritten sind. Um Ziele und politische Einflussnahme zu erreichen, wird auf theologische Diskurse verzichtet und stattdessen eine kollektive Einheit konstruiert. Dieser „undogmatischer Pragmatismus“ (Guske 2014: 78) zeigt sich bei der Haltung zur militärischen Gewaltanwendung (S. 9). Die verschiedenen Positionen werden kurz vorgestellt, aber nicht bewertet. Das Ausklammern von strittigen Diskursen, die das Potential haben, die Evangelikalen zu spalten, bringt den Effekt mit sich, dass trotz dieser Differenzen ein gemeinsames Auftreten und Diskursfähigkeit möglich ist. Zum anderen gilt die Zurückhaltung auch für das Bewusstsein, in der Vergangenheit Schuld auf sich geladen zu haben (S. 5; S. 7; S. 8; S. 17). Solche Schuldbekenntnisse zeigen auf, dass die Allianz ihre eigene Geschichte wenigstens zum Teil kritisch reflektiert hat. Beim Leser der Stellungnahme soll die Zurückhaltung vermutlich Offenheit und Wertschätzung bewirken, denn einer kritikresistenten Diskursgemeinschaft wird nicht zugehört.
4.2.4. Inhaltlich-ideologische Aussagen
Die in der Stellungnahmen veröffentlichten Positionen und Forderungen speisen sich unmittelbar aus dem biblischen Welt- und Menschenbild. Urteile zu verschiedenen politischen Diskursen lassen sich deshalb machen, weil die Bibel „Leitlinien und Prinzipien für das richtige Handeln im privaten wie auch im öffentlichen Leben, vor allem durch ihr Menschbild und ihre Ethik“ (S. 2) gebe. Häufige Erwähnung findet dabei die in der Genesis aufgeführte Erzählung von der Schöpfung der Welt und der Erschaffung des Menschen nach Gottes Ebenbild (S. 8; S. 13; S. 17). Entgegen der anerkannten historisch-kritischen Erforschung der Bibel, die die Texte der Bibel als zeitbedingte und kulturabhängige Dokumente liest (vgl. Hemminger 2016: 135ff), hält die DEA daran fest, aus der alten Erzählung Werte mit aktuellen Bezügen abzuleiten. Weil jeder Mensch im Bilde Gottes geschaffen wurde (Gen 1,27), erhält er eine unverlierbare, unantastbare und höchste Würde und soll deswegen auch als Ebenbild Gottes behandelt werden (S. 7). Der Einsatz für Menschenrechte und Religionsfreiheit hat für die DEA eine wichtige und historische Bedeutung. So sei die Unterstützung verfolgter Christen und Abschaffung der Sklaverei „untrennbar mit der Bewegung verbunden“ (S. 7). Diese selbstbewusste Vorstellung zeigt, wie wichtig die Allianz ihre Bedeutung und ihren Einfluss einschätzt. Auf Grundlage der Schöpfungserzählung wird außerdem das Ehe- und Familienverständnis der DEA gebildet. Weil Gott den Menschen als Mann und Frau füreinander geschaffen habe und Sexualität nur in dieser Verbindung verankere (Gen 1,26-27), könnten gleichgeschlechtliche Partnerschaften nicht gutgeheißen werden (S. 8). Ein weiterer Referenzpunkt zur biblischen Schöpfungsordnung findet sich in dem Verwaltungsauftrag (Gen 2,15), aus dem die Notwendigkeit des Klimaschutzes und der nachhaltigen Lebensweise geschlussfolgert werden (S. 17). Ein weiterer Schwerpunkt ist das von Gott angebotene und geschenkte Heil in Jesus Christus, welches eine positive Veränderung des zum Glauben gekommenen Menschen bewirke und auch Auswirkungen auf das öffentliche Engagement und Verhalten habe. Neben der Mission, gehöre dazu auch das „Salz und Licht“ sein (S. 5), eine Anlehnung an die Worte Jesu in der Bergpredigt (Mt 5,13-16). Erneut kommt das exklusive Selbstverständnis der Evangelikalen zum Vorschein und offenbart womöglich ein dualistisches Selbstbild. Denn wenn Christen das Licht der Welt sind, müssen alle Nichtchristen in der Dunkelheit sein. Ob und inwieweit Menschen anderes Glaubens wahrheitsfähig sein können, wird nicht beantwortet. Auch wenn in der Stellungnahme Gegenteiliges vertreten wird (S.5), besteht die Gefahr der Diskursunfähigkeit, da man sich von vornherein auf der Seite der Wahrheit sieht. In der Stellungnahme wird im Kontext der Ehen- und Familienpolitik deutlich, dass die DEA sich gegen Modernisierungs- und Liberalisierungstendenzen wendet und sich damit in Opposition zu „gegenwärtigen politischen Entwicklung sieht“, bei der „Kräfte am Werk“ seien, die „die klassische Ehen und Familien schwächen“ würden (S. 11). Mit dem Eintreten für ein Festhalten an traditionellen Werten und der Sorge, dass die christlichen Wurzeln vergessen werden, treffen die oben genannten Merkmale des Antimodernismus auch auf die DEA zu.
5. Zusammenfassung und Fazit
Die in dieser Arbeit vorgelegte Untersuchung brachte einige Erkenntnisse über das evangelikale Verhältnis zum Staat. Die DEA, die unter ihrem Dach die verschiedenen Ausrichtungen der Evangelikalen bündelt, agiert in einem weltanschaulich neutralen Staat und versteht sich als Stimme in einer religiös vielfältigen Gesellschaft. Um ihre Stimme hören und wirken zu lassen, strebt sie auch politischen Einfluss an. Als politische Bewegung wird sie dort aktiv, wo aus ihrer Sicht ethische Maßstäbe verschoben werden und die Gesellschaft ihre christlichen Grundlagen übersieht. Das wichtigste Politikfeld ist dabei die Familien- und Sozialpolitik. Hier tritt die DEA für das klassische Familienbild ein, gegen die Gleichstellung homosexueller Partnerschaften, gegen Abtreibungen und spezielle biomedizinische Forschungen. Andere Themenfelder werden zwar erwähnt, sind aber weniger von Bedeutung.
Die Aktivität und das Selbstverständnis als ständige Mahnerin der Gesellschaft und kritische Begleiterin der Politik zeigt sich in der Veröffentlichung von Stellungnahmen und Positionspapieren und in der Arbeit des Politikbeauftragten in Berlin. In dieser Arbeit lag der Schwerpunkt nicht so sehr auf den personellen und institutionellen Besetzungen, sondern in den veröffentlichten Stellungnahmen. Dabei konnte gezeigt werden, dass sich die Veröffentlichungen an staatliche Akteure und an andere evangelikale Christen richten. Erstere werden aufgefordert Entscheidungen im Sinne der Bewegung zu treffen. Letztere werden aufgefordert, sich politisch zu engagieren. In den verschiedenen Politikfeldern wird die eigene Position sowohl biblisch-theologisch als auch politisch-wissenschaftlich begründet.
Aufgefallen ist der absolute und exklusive Wahrheitsanspruch, der in einigen Texten zum Vorschein kam. Die Gefahr besteht, dass die DEA den religiösen bzw. theologischen Wahrheitsanspruch, der selbst noch nicht friedensgefährdend sein muss, auch auf das politische Agieren und das staatliche Handeln überträgt. Um die Spannung zwischen der Beanspruchung von absoluter Wahrheit auf der einen Seite und der Vielfalt der pluralistischen Gesellschaft auf der anderen Seite auszuhalten, sollte es nicht mehr darum gehen, einem säkularem Umfeld eine christliche Ethik aufzuzwingen. Das Ziel sollte darin bestehen, auf Grundlage der Trennung von Kirche und Staat eine politische Liberalität zu entwickeln, die die Vielfalt der pluralistischen Gesellschaft akzeptiert und sich als pluralismusfähiger, kooperationsbereiter und kompromisswilliger Akteur unter anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren versteht und gleichzeitig nicht der Beliebigkeit verfällt. Wenn die DEA und ihre Anhänger die Distanz zum demokratischen System weiter abbauen, können sie das Freiheitsangebot des säkularisierten Staates als Chance und nicht als Gefahr annehmen – eine Chance, die sie zu erhalten und in der sie mitzuwirken haben.
6. Literaturverzeichnis
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Jäger, Siegfried (2015): Kritische Diskursanalyse. Eine Einführung. 7.Aufl. Münster: Unrast.
Jung, Friedhelm (1992): Die deutsche Evangelikale Bewegung – Grundlinien ihrer Geschichte und Theologie. Frankfurt: Peter Lang.
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Kotsch, Michael (2010): Politik. Ein schmutziges Geschäft? Lage: Lichtzeichenverlag.
Kummer, Joachim (2017): Kirche und Staat – Gottes Wirken in der Welt. In: Schwarz, Berthold [Hrsg.]: Martin Luther. Aus Liebe zur Wahrheit. CVD, S.313-326.
Lambrecht, Oda/ Baars, Christian (2009): Mission Gottesreich – Fundamentalistische Christen in Deutschland. 2.Aufl. Berlin: Ch.Links.
Laubach, Fritz (1972): Aufbruch der Evangelikalen. Wuppertal: Brockhausverlag.
Malessa, Andreas (2017): Als Christ die AfD unterstützen? Ein Plädoyer für Moers: Brendow-Verlag.
Mühling, Markus (2007): Grundinformation Eschatologie. Göttingen: Vandenhoeck Ruprecht.
Pally, Marcia (2010): Die neuen Evangelikalen in den USA – Freiheitsgewinne durch fromme Politik. Berlin: University Press.
Schnabel, Eckhard J. (1995): Sind Evangelikale Fundamentalisten? 1.Aufl. Wuppertal/Zürich: TVG Brockhaus.
Stockhausen, U. Elisabeth (2018): Evangelikalismus und Politik. In: Elwert, Frederik/ Radermacher, Martin/ Schlamelcher, Jens [Hrsg.]: Handbuch Evangelikalismus. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung, S. 305-320.
Stolz, Jörg/ Favre, Olivier/ Gachet, Caroline/ Buchard, Emmanuelle (2014): Phänomen Freikirchen. Analysen eines wettbewerbsstarken Milieus. Zürich: Pano.
Taylor, Charles (2012): Ein säkulares Zeitalter. 2.Aufl. Frankfurt: Suhrkamp.
Till, Markus (2019): Zeit des Umbruchs: Wenn Christen ihre evangelikale Heimat verlassen. Witten/Holzgerlingen: SCM Brockhaus.
Ulrich, Peter (2008): Diskursanalyse, Diskursforschung, Diskurstheorie. Ein- und Überblick. In: Freikamp, Ulrike/ Leanza, Matthias/ Mende, Janne [Hrsg.]: Kritik mit Methode? Forschungsmethoden und Gesellschaftskritik. Berlin: Dietz, S. 19-31.
Voigt, Karl Heinz (2004): Freikirchen in Deutschland (19. und 20. Jahrhundert). Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt.
Formatierung-, Zitations- und Bibliographievorgaben wurden entnommen aus:
Hiller, Jens (2016): Studienhandbuch wissenschaftliches Arbeiten und Schreiben. 2.Aufl. Bergische Universität Wuppertal.
Veröffentlichungen der Deutschen Evangelischen Allianz
Die veröffentlichten Stellungnahmen und Positionspapiere finden sich auf der Website der DEA https://politik.ead.de/material/ und können dort kostenlos heruntergeladen und gelesen werden. Die in Klammern gesetzten Nummern geben die Position in der obigen Tabelle (4.1.1.) an und sollen eine leichtere Zuordnung ermöglichen:
Deutsche Evangelische Allianz (Hrsg.) (o.A.): Arbeitslosigkeit. Eine Herausforderung für Christen und Gemeinden. Eine Stellungnahme der Deutschen Evangelischen Allianz. (3)
Deutsche Evangelische Allianz (Hrsg.) (o.A.): Ehe als gute Stiftung Gottes. Deutsche Evangelische Allianz beschließt Leitgedanken zu Ehe und Homosexualität. (10)
Deutsche Evangelische Allianz (Hrsg.) (1994): Gebt der Demokratie, was der Demokratie zusteht. Stellungnahme der Deutschen Evangelischen Allianz 1994. (1)
Deutsche Evangelische Allianz (Hrsg.) (1999): Zum Verhältnis von Christen und Juden. Eine Handreichung der Deutschen Evangelischen Allianz. (15)
Deutsche Evangelische Allianz (Hrsg.) (2005): Christen wählen Werte. Wahlprüfsteine der Deutschen Evangelischen Allianz für die Wahl zum 16. Deutschen Bundestag. (2)
Deutsche Evangelische Allianz (Hrsg.) (2013): Die Familie braucht Zukunft. Familienpolitisches Thesenpapier der Deutschen Evangelischen Allianz. (7)
Deutsche Evangelische Allianz (Hrsg.) (2014): Bedingungsloses JA für das menschliche Leben. Stellungnahme der Deutschen Evangelischen Allianz. (5)
Deutsche Evangelische Allianz (Hrsg.) (2014): DEA-Stellungnahme: Fremde willkommen! (6)
Deutsche Evangelische Allianz (Hrsg.) (2017a): Suchet der Stadt Bestes. Zur Verantwortung der Christen in Staat und Gesellschaft. Eine Stellungnahme der Deutschen Evangelischen Allianz. 4.Aufl. (18)
Deutsche Evangelische Allianz (Hrsg.) (2017b): Das Recht des Menschen auf Leben. Die Evangelische Allianz nimmt Stellung. (16)
Deutsche Evangelische Allianz (Hrsg.) (2017c): DEA-Stellungnahme zur „Ehe für alle". (8)
Deutsche Evangelische Allianz (Hrsg.) (2017d): Handreichung zur Bundestagswahl – Fragen an Kandidaten. (9)
Deutsche Evangelische Allianz (Hrsg.) (2018): Kinderrechte dürfen nicht gegen Eltern und Familien ausgespielt werden. (11)
Deutsche Evangelische Allianz (Hrsg.) (2018): Die Würde der Frau ist unverkäuflich. Ein Jahr Prostituiertenschutzgesetz – Deutsche Evangelische Allianz fordert Sexkaufverbot. (12)
Deutsche Evangelische Allianz (Hrsg.) (2018): Stellungnahme zur Flüchtlings- und Integrationspolitik – Fluchtursachen bekämpfen. (13)
Deutsche Evangelische Allianz (Hrsg.) (2019): Rede frei! Mit Recht über das Evangelium sprechen. (20)
Deutsche Evangelische Allianz (Hrsg.) (2020): Gesetz zum Schutz vor Konversionsbehandlungen. Eine Handreichung für christliche Gemeinden. (19)
Deutsche Evangelische Allianz (Hrsg.) (2020): Stellungnahme zur Aufnahme von Kinderrechten ins Grundgesetz. (21)
Deutsche Evangelische Allianz (Hrsg.) (2021): Die Würde des Menschen ist die Perle des Rechtsstaates. Die Evangelische Allianz nimmt Stellung. (17)
Heimowski, Uwe (2017): Die Deutsche Evangelische Allianz und ihr Beitrag zur politischen Debatte. Monitor Religion und Politik. In: Konrad Adenauer Stiftung: Monitor Religion und Politik. (14)
Heimowski, Uwe/ Rieder, Kersten (2020): Und wenn es deine Tochter wäre? Über Zwangsprostitution, Menschenhandel und politische Lösungsversuche. In: Evangelische Verantwortung. 7+8/2020, S. 3-7. (22)
Steeb, Hartmut (2014): 10 Punkte-Programm „Ja zum Leben“. (4)
Internetquellen
Pro-Medienmagazin (2010): Merkel: Evangelikale sind “intensiv evangelische Christen”. URL: https://www.pro-medienmagazin.de/merkel-evangelikale-sind-intensiv-evangelische-christen/ (zul. abg. 10.09.2021).
Steeb, Hartmut (2009): Für christliche Grundwerte in unserem Staat. URL: https://www.ead.de/2009/mai/22052009-fuer-christliche-grundwerte-in-unserem-staat/ (zul. abg. 10.09.2021).
Deutsche Evangelische Allianz (2018): Über uns. Die gemeinsame Basis des Glaubens. URL: https://www.ead.de/ueber-uns/ (zul. abg. 14.09.2021).
Deutsche Evangelische Allianz (2021): Selbstverständnis. URL: https://www.ead.de/ueber-uns/auftrag/selbstverstaendnis/ (zul. abg. 10.09.2021).
Duden Onlinewörterbuch (2021): Diskurs, der. URL: https://www.duden.de/rechtschreibung/Diskurs (zul. abg. 10.09.2021).
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- Arbeit zitieren
- Felix Vom Stein (Autor:in), 2021, Die deutsche evangelikale Bewegung und ihre politische Kommunikation. Eine Diskursanalyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1181931