Ein Vergleich zwischen Kompanie- und Kriegsrückkehrern bei der Wiedereingliederung in ihre Heimatgesellschaft


Hausarbeit, 2021

16 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.0 - Einleitung

2.0 - Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Nahrungsversorgung und Wiedereingliederung im Vergleich

3.0 - Ökonomische und soziale Faktoren im Vergleich
3.1 - Vermögensbesitz als Vor- und Nachteil für die Wiedereingliederung
3.2 - Die Auswirkung sozialer und gesundheitlicher Gegebenheiten auf die Wiedereingliederung

4.0 - Die Chancen auf eine Wiedereingliederung in die Heimatgesellschaft im Vergleich

5.0 - Fazit

Literaturverzeichnis

1.0 - Einleitung

Angestellter von Handelskompanien oder im Kriegsdienst tätig zu sein bedeutet, seine Heimat verlassen zu müssen. Welche Faktoren sind für eine gelungene Rückkehr entscheidend und wie wirken sich diese auf die Wiedereingliederung Betroffener in ihre Heimatgesellschaft aus?

Die vorliegende Hausarbeit setzt sich mit den Gegebenheiten auseinander, die Einfluss auf die Reintegration in die Heimatgesellschaft von Handelskompanien- und Kriegsrückkehrern nehmen konnten. Anhand eines Vergleiches zwischen obigen beiden Gruppierungen sollen jene Gegebenheiten gegenübergestellt und so die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Wiedereingliederung herausgearbeitet werden. Wenn in der Hausarbeit die Begriffe „Kompanierückkehrer“, „Angestellter einer Kompanie“ oder ähnliche genannt werden, sind stets im Dienst gestandene Personen der Niederländischen Ostindien-Kompanie (VOC), Niederländischen Westindien-Kompanie (WIC), Britischen Ostindien-Kompanie (EIC) und Britischen Ostindien-Kompanie (BEIC) gemeint. Kommen Begriffe wie „Kriegsrückkehrer“, „Kriegsveteran“, „Soldaten“ und „Söldner“ zur Sprache, handelt es sich bei der Analyse um Angehörige des dreißigjährigen Krieges. Zudem wird in Kapitel 4.0 zwischen den Wiedereingliederungsaussichten von Kompanierückkehrern und Soldaten des ersten und zweiten Weltkrieges verglichen.

Zuerst wird ein Vergleich zwischen der Lebensmittelversorgung an Bord eines Handelsschiffes und der Lebensmittelversorgung für Soldaten sowie Söldner während des Krieges thematisiert. Es soll erforscht werden, ob, und falls ja, aus welchem Grund, die Nahrungsmittelversorgung indirekt ein Beeinflussungsmerkmal der Reintegration in die Heimatgesellschaft dargestellt hat und was diese für Betroffene für Folgen gehabt haben konnte. Weiterhin soll untersucht werden, ob in der Fremde verdientes Geld die Wiedereingliederung zum Vorteil oder zum Nachteil der Rückkehrer beeinflusste. Der Blick wird auch auf die Geldverdienste und weitere persönliche Bereicherungsmöglichkeiten für Kompanieangehörige und Soldaten sowie Söldner geworfen. Ferner soll neben dem Faktor Wohlstand auch die psychische Standhaftigkeit vergleichend analysiert werden sowie welche Rolle es in Anbetracht der Wiedereingliederung spielte, verheiratet gewesen zu sein oder nicht. Zuletzt wird untersucht, wie wichtig die Kommunikation mit der Heimat war und in welchem Maß eine Kontaktaufrechterhaltung mit in der Heimat lebenden vertrauten Personen die Chancen auf eine letztendliche Reintegration bedingten.

2.0 - Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Nahrungsversorgung und Wiedereingliederung im Vergleich

Vom Krieg zurückkehrende Soldaten und Söldner sowie Matrosen, die von einem langen Aufenthalt in der Fremde heimkehrten, standen vor der Hürde, sich in den alltäglichen Tagesablauf wieder einleben zu müssen. Hierbei erging es beiden Gruppen unterschiedlich. Im Folgenden soll untersucht werden, inwiefern die Verpflegungssituation auf dem Schiff die spätere Wiedereingliederung von Kompanieangehörigen und Soldaten sowie Söldnern beeinflusste

Sollten Angehörige einer Kompanie während ihres Aufenthalts in Asien nicht an Krankheiten wie Malaria1 erkrankt oder durch kriegerische Auseinandersetzungen in Mitleidenschaft gezogen worden sein, waren die Aussichten dafür, wohlbehalten zu Hause anzukommen, vorerst positiv. Doch muss in diesem Fall die Verpflegungssituation auf dem Schiff, auf der Rückreise nach Europa, welche nach dem Aufenthalt bevorstand, betrachtet werden. Hiernach ist es möglich, sich ein Bild über die Zusammenhänge zwischen Versorgungsumständen auf See und einer wohlbehaltenen Rückkehr und der folgenden Wiedereingliederung in die Heimatgesellschaft machen zu können. Dass die Schiffsbesatzung Probleme aufgrund minderwertiger oder mangelnder Versorgung bekam, z.B. in Form von Krankheiten, wäre nach einem Blick auf die Lebensmittelfülle, die auf den Schiffen der Kompanien vorherrschte,2 möglicherweise schwer zu erahnen. Jedoch war die Nahrung zumeist „eintönig und schwer verdaulich“3. Da Obst und Gemüse nicht lange haltbar waren4 und Pökelfleisch nur in geringen Mengen ausgeteilt wurde,5 wurde die meiste Zeit auf hartes Brot zurückgegriffen.6 Es lässt sich daran zweifeln, dass dies einer gesunden und ausgewogenen Nahrungsaufnahme gleichkam und die Gesundheit bis zur Ankunft in der Heimat im unbedenklichen Zustand blieb. Zudem beinhaltete das Brot Insekten, welche vor dem Verzehr entfernt werden mussten.7 Ob diese nach dem Mitverzehr in höheren Mengen der Gesundheit wohltuend waren, kann bezweifelt werden. Soldaten und Söldner konnten hingegen nicht auf regelmäßige Mahlzeiten zugreifen, wie es für Kompanieangestellte auf See der Fall war8, da es im Krieg „[...] eine aufwendige Logistik erforderte [.,.|“9, Nahrungsmittel für tausende10 Krieger zu beschaffen. Dass der Dienst für Soldaten und Söldner ein größerer Überlebenskampf gewesen sein muss als er es für Kompanieangehörige war, lässt sich beim Lesen des folgenden Zitates aus den Aufzeichnungen eines Söldners erschließen. „[.| da habe Ich In Waldt schaffe antroffen, die haben wir fordtgetrieben [.|, Ich fur meine perschon, habe 2 genommen, vndt geschlagtet.“11 Kompanieangehörige waren nicht dazu gezwungen, während einer Seereise aus Not Zwischenstopps einzulegen, um sich fremder Tiere zu bereichern und sie zu schlachten, um nicht zu verhungern. Überfälle auf Dörfer, um sich Nahrung gewalttätig zu verschaffen, war Ausdruck soldatischer Hungersnot. Der Zeitzeuge Hans Heberle dokumentiert ebenfalls ein derartiges Erlebnis: „Da fallen sie unß in das landt, blündern unß alle auß, roß und vüch, brot, salz, schmalz [.|. Sie haben die leit [.| erstochen und zu todt geschlagen.“12 Diese Handlungen können durchaus als Verzweiflungstaten betrachtet werden und es lässt vermuten, dass die Wahrscheinlichkeit, an Hungerleiden zu sterben, im Krieg höher gewesen sein muss als auf dem Schiff einer Kompanie. Dies hatte Folgen für eine erfolgreiche Wiedereingliederung in die Heimatgesellschaft. Wenn es einem verwehrt blieb, viel und ausgewogen essen zu können, war die Wahrscheinlichkeit hoch, nicht gesund zu bleiben und zu einem Pflegefall zu werden. Wer physisch nicht dazu in der Lage war, für sich selbst zu sorgen oder einen Hof zu bewirtschaften, war auf eine Ehefrau oder Gesellen angewiesen. Es kann angenommen werden, dass Mangelernährung zu Depressionen und daraus folgender Isolation führen kann. Mit resultierender zurückgehender Gesundheit schwindet, so kann behauptet werden, gleichzeitig die Lust zu leben. Wer dann keine Ehefrau oder Gesellen hatte, die sich nach dem Kriegsdienst um einen selbst sowie um die Ernte13 kümmerten, war von der Gesellschaft abgeschnitten. Armut14 verringerte das Leiden sichergehend.

Auf Schiffen der Kompanien wurden Bier und Wasser als Getränke zur Verfügung gestellt, woran es vor allem an Letzterem mangelte.15 Zudem keimte Wasser nach kurzer Zeit, was die Besatzung dazu veranlasste, eingefangenes Regenwasser aus den geteerten Segeln zu trinken.16 Dass dies der Gesundheit nicht förderlich war, ist ersichtlich. Der Wohlstand, welchen manchen in Asien, Zielort vieler Handelskompanien, begleitete und welchen er mit in die Heimat zu nehmen versuchte, wurde auf der Rückreise zur Nebensächlichkeit.

[...]


1 Vgl. Chaiklin, Martha. Surat and Bombay. Ivory and Commercial Networks in Western India. In: Clulow, Adam; Mostert, Tristan (Hrsg): The Dutch and English East India Companies. Diplomacy, Trade and Violence in Early Modern Asia. Amsterdam 2018. S. 107.

2 Vgl. van Gelder, Roelof. Das ostindische Abenteuer. Deutsche in Diensten der Ostindischen Kompanie der Niederlande (VOC), 1600-1800. Amsterdam 2004. S. 123.

3 Ebd.

4 Vgl. Driessen, Christoph. Geschichte der Niederlande. Von der Seemacht zum Trendland. Regensburg 2016. S. 74.

5 Vgl. van Gelder. 2004. S. 123.

6 Vgl. ebd.

7 Vgl. ebd.

8 Vgl. ebd.

9 Böning, Holger. Dreißigjähriger Krieg und Öffentlichkeit. Zeitungsberichte als Rohfassung der Geschichtsschreibung. Bremen 2018. S. 323.

10 Vgl. Schmidt, Georg. Der dreißigjährige Krieg. München 2018. S. 89.

11 Peters, Jan. Ein Söldnerleben im Dreißigjährigen Krieg. Eine Quelle zur Sozialgeschichte. Berlin 1993. S. 74.

12 Zillhardt, Gerd. Der Dreißigjährige Krieg in zeitgenössischer Darstellung. Hans Heberles "Zeytregister" (1618-1672). Stuttgart 1975. S. 148.

13 Vgl. ebd. S. 159.

14 Vgl. ebd. S. 148.

15 Vgl. Parthesius, Robert. Dutch Ships in Tropical Waters. The Development of the Dutch East India Company (VOC) Shipping Network in Asia 1595-1660. Amsterdam 2010. S. 109.

16 Vgl. van Gelder. 2004. S. 124.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Ein Vergleich zwischen Kompanie- und Kriegsrückkehrern bei der Wiedereingliederung in ihre Heimatgesellschaft
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Veranstaltung
Proseminar "Geld, Gott und Gewürze - Die Handelskompanien in der Frühen Neuzeit"
Note
1,0
Autor
Jahr
2021
Seiten
16
Katalognummer
V1182249
ISBN (eBook)
9783346612977
ISBN (Buch)
9783346612984
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Handelskompanien, Kompanien, Frühe Neuzeit, Geld, Gott, Gewürz, Gewürze, Handel, Matrose, Söldner, Krieg, Vergleich, Wiedereingliederung, Heimatgesellschaft, Heimat, Kriegsrückkehrer, dreißigjähriger Krieg, VOC, WIC, EIC, BEIC, East India Company, West India Company, Niederländische Ostindien-Kompanie, Kampf, Hunger, Essen, Nahrung, Seefahrer, Proseminar, Indien, Europa
Arbeit zitieren
Christoph Rothemund (Autor:in), 2021, Ein Vergleich zwischen Kompanie- und Kriegsrückkehrern bei der Wiedereingliederung in ihre Heimatgesellschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1182249

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