Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung und Gang der Untersuchung
2 Fachlichen Grundlagen
2.1 Der Finanzmarkt
2.2 Der Kapitalmarkt
2.3 Der Wertpapierhandelüber Börsen
3 Börsensegmente in Deutschland
3.1 Prime und General Standard
3.2 Scale Standard
4 Finanzierungsinstrumente im Börsensegment Scale
4.1 Finanzierung über Eigenkapital
4.2 Finanzierung über Fremdkapital
4.3 Finanzierung im Mezzaninen-Bereich
5 Leitgedanken eines Börsengangs
5.1 Leitgedanken von KMU's bei einem Börsengang
5.2 Leitgedanken der Eigentümer bei einem Börsengang
6 Erfolgsbeurteilung von IPO's in Scale
6.1 Stemmer-lmagingAG
6.2 Exasol AG
7 Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Finanzmarktübersicht
Abbildung 2: Die Börsensegmente
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
Klein- und Mittelständische Unternehmen (KMU) stehen in den nächsten Jahren vor hohen finanziellen Hürden.1 Zum einen werden die deutschen KMU's viel Kapital zum Ausbau der Digitalisierung aufwenden müssen, um mit der stetigen Entwicklung der Industrie 4.0 auf dem Markt wettbewerbsfähig zu bleiben.2 Auf der anderen Seite sehen sich die KMU's immer höheren bürokratischen Auflagen unterworfen und der Bedarf nach lohnintensiven Fachkräften nimmt weiter zu.3 Darüber hinaus wird es immer wichtiger, dass diese Unternehmen auch in wirtschaftlich komplizierten Situationen, wie der Corona Pandemie, zahlungsfähig bleiben.4 Für diese Herausforderungen benötigen die Unternehmen Kapital. Ein Börsengang (IPO) ist für KMU's eine Option, das benötigte Kapital zu erhalten. Aus diesem Grund etablierte die deutsche Börse im März 2017 das Börsensegment Scale, indem sich unter anderem Klein- und Mittelständler mit geringeren Auflagen an der Börse listen lassen können.5 Bisher meidet der Großteil der deutschen KMU's diesen Schritt.6 Das hat unter anderem den Grund, dass ein Börsengang genau geplant werden muss.7 Beispielsweise benötigt es für einen Börsengang eine Vielzahl von kostenintensiven Bankern und Unternehmensberatern, die die Grundlagen für diesen Schritt schaffen. Davon abgesehen ist der Schritt an die Börse eine geeignete Möglichkeit an das benötigte Kapital für Innovationen zu kommen, bei gleichbleibendem Abhängigkeitsgrad zur Hausbank. Ebenfalls wird ein IPO häufig durch umfangreiches Medienaufkommen begleitet, was die Bekanntheit des Unternehmens steigert. Diese Seminararbeit beschäftigt sich mit der Forschungsfrage, ob ein Börsengang für deutsche KMU's, speziell im Segment Scale, sinnvoll ist.
1.2 Zielsetzung und Gang der Untersuchung
Ziel der Arbeit ist eine literaturbasierte Untersuchung, ob Scale ein sinnvoller Kapitalmarktzugang für Klein- und Mittelständler ist. Dazu soll die Arbeit diesen Unternehmen einen detaillierten Überblick über die Börse geben und Möglichkeiten aufzeigen, wie ein Börsengang die Finanzierungsaktivitäten von KMU's unterstützen kann. Die Arbeit umfasst insgesamt sieben Kapitel. Im ersten Kapitel wird der Bedarf nach alternativen Finanzierungsquellen veranschaulicht und die Forschungsfrage gestellt, ob ein Börsengang für KMU's speziell im Segment Scale sinnvoll ist. Anschließend wird Zielsetzung und Gang der Arbeit beschrieben. Um die Börse und ihre fachspezifischen Begrifflichkeiten besser einordnen zu können, werden diese im zweiten Kapitel genauer erläutert. Anschließend werden die unterschiedlichen Börsensegmente genauer beschrieben und abgegrenzt, um besonders die Relevanz des Segments Scale für Klein- und Mittelständler begreifbar zu machen. Darauf aufbauend werden im vierten Kapitel die unterschiedlichen Finanzierungsinstrumente besprochen, die ein börsennotiertes Unternehmen nutzen kann. Durch die verschiedenen Möglichkeiten, die ein Börsengang für ein Unternehmen bietet, werden daher im fünften Kapitel die Leitgedanken von den Eigentümern und die des Unternehmens näher erläutert. Da die in der Forschungsfrage angesprochene Sinnhaftigkeit eng verknüpft ist mit dem Erfolg eines Kapitalmarktzugangs im Segment Scale, werden im sechsten Kapitel zwei IPO's aufihren Erfolg hin untersucht. Zum Abschluss werden die Forschungsergebnisse der Arbeit im Fazit zusammengefasst und eine Einschätzung zur Beantwortung der Forschungsfrage abgegeben.
2 Fachlichen Grundlagen
2.1 Der Finanzmarkt
Der Finanzmarkt ist die Gesamtheit aller Märkte auf denen Nachfrage und Angebot von Finanzprodukten aufeinandertreffen.8 Im Genaueren besteht der Finanzmarkt aus den vier Teilmärkten Devisen-, Kredit-, Geld-, und Kapitalmarkt.9
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Finanzmarkt Übersicht
Quelle: Eigene Darstellung
Der Devisenmarkt ist der größte und liquideste Markt unter den oben genannten Teilmärkten. Dort kann jede Währung der Welt gehandelt werden, was speziell für Wechselkursspekulanten interessant ist. An einem Tag können die gehandelten Devisen einen Wert von über 6,6 Billionen US-Dollar ausmachen.10
Auf dem Kreditmarkt werden Kreditverträge nachgefragt und angeboten. Die Besonderheit hierbei ist, dass die Konditionen individuell ausgehandelt werden können.11 Bei Übereinkunft eines Kreditnehmers mit einem Kapitalgeber, entsteht damit ein Darlehensvertrag.
Unter dem Geldmarkt versteht man den Handel mit Finanzmitteln von kurzer Fristigkeit.12 Beispielsweise können hierüber Bankkunden ihre ersparten Mittel in Tagesoder Termineinlagen halten oder Banken leihen sich untereinander kurzfristig Geld.
Im Gegensatz zum Geldmarkt steht der Kapitalmarkt für den Handel von langfristigen Finanzmitteln. Daher besitzen Anlagen am Kapitalmarkt eine Laufzeit von mindestens einem Jahr.13
2.2 Der Kapitalmarkt
Da der Kapitalmarkt Angebot und Nachfrage von mittel- und langfristigem Kapital zusammenbringt, dient dieser Unternehmen und Staaten zur Finanzierung von Investitionen und Wachstum.14 Der Kapitalmarkt gliedert sich in organisierten und unorganisierten Kapitalmarkt.15 Die organisierte Form des Kapitalmarktes zeichnet sich durch kostengünstige, schnelle und durch Regulierungen sichere Transaktionen aus. Dazu zählen neben dem Aktienmarkt ebenfalls der Rentenmarkt, worüber Anleihen und Teilschuldverschreibungen gehandelt werden.16 Den Aktienmarkt untergliedert man wiederum in Primär- und Sekundärmarkt.17 Es wird von einem Primärmarkt gesprochen, wenn beispielsweise ein Unternehmen im Rahmen des Börsengangs oder durch eine Kapitalerhöhung neue Aktien ausgibt. Daher wird der Primärmarkt ebenfalls Emissionsmarkt genannt.18 Auf dem Sekundärmarkt findet dann der Handel von bereits emittierten Aktien und Anleihen statt, weshalb dieser auch als Zirkulationsmarkt bezeichnet wird.19
Der nicht organisierte Kapitalmarkt vereint Finanzgeschäfte, welche sehr geringen Auflagen unterliegen und somit durch Intransparenz ein deutlich höheres Risiko aufweisen. Ebenso zählen dazu Over The Counter Geschäfte, wie der Handel mit Contractfor Difference Verträgen, womit Finanzwetten außerhalb von reglementierten Börsen verbrieft werden.20
2.3 Der Wertpapierhandel über Börsen
Unter einer Börse versteht man einen Handelsplatz an dem Käufer und Verkäufer von Vermögenswerten zusammenkommen.21 Zu den gehandelten Werten gehören Aktien und Anleihen, sowie Derivate und Termingeschäfte. Ebenfalls können an Börsen Rohstoffe wie Gold, Silber, Getreide, aber auch Orangensaft gehandelt werden. Das Besondere hierbei ist, dass die gehandelten Werte physisch oftmals nicht vorhanden sind, sondern der Erwerb elektronisch verläuft und der Wert in der Regel ausschließlich im Depot des Kunden sichtbar ist. Für eine Partizipation am Handel der Werte, ist eine Bank beziehungsweise ein Broker obligatorisch, wo das Depot hinterlegt wird und worüber man die jeweiligen Handelsaufträge erteilt.22
Die Entstehung der Börse geht auf das 12. Jahrhundert zurück, wo Handelsleute ihre Waren und Schuldscheine auf öffentlichen Plätzen anboten.23 Mitzunehmender Popularität des Handels über Marktplätze wurden Rahmenbedingungen notwendig, wodurch die ersten Handelsvorschriften entstanden. Eines der ersten Unternehmen, welches eigene Aktien emittierte, war die East-India Trading Company, wodurch die hohen Produktionskosten der Schiffsflotte, sowie die Handelswaren aus Asien finanziert werden sollen.24 In Deutschland entstanden die ersten Börsen im 16. Jahrhundert, wobei sich Frankfurt durch seine geografische Lage in der Mitte Europas, zu einem der wichtigsten Handelszentren Europas entwickelte.25
Mit den zunehmenden technischen Möglichkeiten digitalisierte sich der Handel an den meisten Börsen der Welt, wodurch elektronisch Handelsaufträge abgewickelt und Preise automatisiert festgesetzt werden konnten. Heute ist die Frankfurter Wertpapierbörse der bedeutendste Handelsplatz in Deutschland und wickelt über 90% des deutschen Wertpapierhandels ab.26 Damit der Handel auch weiterhin so sicher und fair wie möglich abläuft, gibt es in vielen Ländern staatliche Überwachungsinstitutionen, wie die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht in Deutschland oder die Securities and Exchange Comission in den USA.27
3 Börsensegmente in Deutschland
Die unterschiedlichen Börsensegmente stellen Teilmärkte der Börse dar, an denen die jeweiligen Emittenten bestimmte Zulassungs-, Publizitätsvoraussetzungen und Folgepflichten zu erfüllen haben.28 Durch die Vielzahl und Vielfalt der Unternehmen entschied man sich aus Gründen der Markttransparenz diese in Börsenteilmärkte zu segmentieren. Börsensegmente können zunächst durch rechtliche oder sachliche Kriterien gebildet werden.29
Nach rechtlichen Gesichtspunkten unterscheidet man vorrangig zwischen dem regulierten Markt, welcher durch die EU überwacht wird und dem von der Börse selbst überwachten börsenregulierten Markt.30 Der Prime und General Standard der Frankfurter Wertpapierbörse (FWB), in denen die größten börsennotierten deutschen Unternehmen vertreten sind, gehört dem regulierten Markt an. Der regulierte Markt wird durch hohe Transparenzstandards gekennzeichnet. In dem durch niedrigere Anforderungen geprägten und börsenregulierten Open Market, sind die Teilsegmente Quotation Board, Basic Bord und Scale vertreten.31 Im weiteren Verlauf von Kapitel 3 wird im Detail auf die Teilsegmente Prime- und General Standard, sowie Scale eingegangen.
Börsensegmente werden auch nach sachlichen Kriterien unterschieden. Hierbei spielt beispielsweise die Größe eine Rolle, in welchem Index das Unternehmen aufgenommen wird oder je nachdem, welcher Branche oder Wirtschaftszweig es angehört.32
[...]
1 Vgl. Ternes, A., Schieke, S., Digitalisierung, 2018, S.16.
2 Vgl. Ballwieser, W., Hachmeister, D., Unternehmensbewertung, 2019, S.44.
3 Vgl. Janke, A., Burkhardt, N., Technologien, 2018, S. 193.
4 Vgl. Mansch, H., Gebhardt, G., Liquidität, 2019, S. 1.
5 Vgl. Buck-Heeb, P., Kapitalmarktrecht, 2019, S. 73.
6 Vgl. https://www.wiwo.de/unternehmen/mittelstand/finanzierung-warum-mittelstaendler-nicht-an- die-boerse-wollen/22875738.html , Zugriff 20.01.2022
7 Vgl. Deutsche Börse, Handbuch, 2006, S.134.
8 Vgl. Bösch, M., Finanzwirtschaft, 2019, S. 39.
9 Vgl. Lindmayer, K., Geldanlage, 2008, S. 59.
10 Vgl. Pilbeam, K., Beckmann, J., Wirtschaft, 2017, S. 2.
11 Vgl. Toepfer, T., USA, 1999, S. 7.
12 Vgl. Weber, M., Geldmarkt, 2013, S. 34.
13 Vgl. Ahnenfeld, M., Performance, 2007, S. 1.
14 Vgl. Blatz, M. etal., Unternehmensfinanzierung, 2006, S. 112.
15 Vgl. Werner, T., Burghardt, R., Kapitalmarkt, 2006, S. 15.
16 Vgl. Schuster, T., Uskova, M., Finanzierung, 2018, S. 34.
17 Vgl. Wilhelm, J., Kapitalgesellschaftsrecht, 2009, S. 271.
18 Vgl. Heussinger, W. etal., Optionsscheine, 2000, S. 30.
19 Vgl. Bosch, R., Market-Maker, 2001, S. 8.
20 Vgl. Heinrich, M. etal., Rohstoffrisiken, 2009, S. 308.
21 Vgl. Von Wieding, F., Rechnungslegung, 2020, S. 162.
22 Vgl. Matthes, D., Architecture, 2011,S.15.
23 Vgl. Köhler, K., Relations, 2015, S. 121.
24 Vgl. Endreß, M., Matys, T., Organisation, 2009, S. 122.
25 Vgl. Burghof, H. etal., Kreditderivate, 2015, S. 174.
26 Vgl. Burghof, H. etal., Kreditderivate, 2015, S. 174.
27 Vgl. Buck-Heeb, P., Kapitalmarktrecht, 2006, S. 326.
28 Vgl. Bösl, K., Börsengang, 2004, S. 79.
29 Vgl. Ehrhardt, O., Börseneinführung, 1997, S. 78.
30 Vgl. Köhler, K., Relations, 2015, S. 139.
31 Vgl. Schuster, T., Uskova, M., Finanzierung, 2018, S. 46.
32 Vgl. Everting, O. etal., Transparenzrating, 2012, S. 80.
- Arbeit zitieren
- Lukas Lehnstaedt (Autor:in), 2022, IPO im Börsensegment Scale. Sinnvoller Kapitalmarktzugang für KMUs?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1183651
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