Das Imitationslernen und die mediale Darstellung von Gewalt

Inwieweit wird aggressives Verhalten von Jugendlichen und jungen Erwachsenen durch das Spielen von Ego-Shootern erlernt?


Hausarbeit, 2022

17 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Imitationslernen

Sozial-kognitive Lerntheorie

Verstärkung und Belohnung

Aggressionen und aggressives Verhalten

Ego-Shooter

Stand der Forschung

Studie mit exzessiven Nutzern von First-Person-Shooter

Nutzung von gewalttätigen Videospielen in der Jugend

Fazit

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Einleitung

Counter-Strike ist eines der beliebtesten Ego-Shooter weltweit und es wird von mehreren Hunderttausend Menschen gespielt. „Nach dem Amok-Lauf an einer Erfurter Schule im Jahr 2002 und dem Tod von zwölf Menschen kam es auch in Deutschland zu einer Debatte, ob sich Amokläufer gezielt mit Ego-Shootern wie Counter-Strike auf ihre Tat vorbereiten würden“ (TS Dresden, o. J., Abs. 1). Psycholog*innen argumentieren, dass den Jugendlichen in diesen Spielen durch das gezielte Töten falsche Werte vermittelt werden. So sollen Ego-Shooter das Mitgefühl minimieren und fortwährend zu einer Abstumpfung der Gefühle führen. Die Darstellung von Gewalt als Konfliktlösemittel (TS Dresden, o. J., Abs. 2) stellt grundsätzlich ein Problem dar. Rund 60,3 % der Jugendlichen im Alter von 16 bis 19 Jahren präferieren gemäß einer Umfrage das Spielen von Ego-Shooter (Statista, 2016, o. S.). Jedoch sind diese Spiele meist erst ab 18 Jahren erlaubt (Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK), 2019, Abs. 3). Dies stellt ein weiteres Problem dar, denn diese Art von Videospielen sind für Spielende unter 18 Jahren ungeeignet. Zudem besteht die Gefahr, dass den Spielenden falsche Werte vermittelt werden und die dargestellte Gewalt möglicherweise im realen Leben imitiert werden könnte. Gemäß der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia Dienstanbieter e. V. (FSM) (2021, Abs. 6) wird in einer fiktiven Computerspielwelt grenzüberschreitendes Verhalten jedoch nicht bestraft.

Die Entstehung einer Aggression kann durch verschiedene Faktoren begünstigt (Gazzaniga et al., 2017, S. 690), aber auch durch das Beobachten sogenannter Modelle erlernt und nachgeeifert werden (Moser, 2019, S. 170). Das Imitationslernen, Beobachtungslernen oder auch soziale Lernen (Kiesel & Koch, 2012, S. 73) steht demnach in naher Verbindung mit aggressiven Verhalten. Deshalb soll das Imitationslernen ebenfalls in der vorliegenden Arbeit Erwähnung finden und folgende Fragestellung beantwortet werden:

Inwieweit wird aggressives Verhalten von Jugendlichen und jungen Erwachsenen durch das Spielen von Ego-Shootern erlernt?

Im ersten Teil dieser Arbeit werden die Grundlagen des Modelllernens unter anderem anhand der sozial-kognitiven Lerntheorie und des Bobo-Doll- Experiments erklärt. Darauffolgend wird die Basis der Aggression und ihre Entstehung vorgestellt. Schließlich soll der Stand der Forschung anhand von zwei Studien mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen aufgezeigt werden. Der letzte Teil der vorliegenden Arbeit widmet sich dem Fazit und der anschließenden Beantwortung der Fragestellung.

Imitationslernen

„Most of the behaviors that people display are learned, either deliberately or inadvertently, through the influence of example“ (Bandura, 1971, S. 5).

Demnach werden die meisten von Menschen gezeigten Verhaltensweisen versehentlich oder auch absichtlich durch die Beeinflussung von Beispielen erlernt. Gemäß Kiesel und Koch (2012, S. 73) ist es möglich, das eigene Verhalten durch das Beobachten der Handlungen anderer besser anzupassen. Die Imitation des beobachteten Verhaltens wird Gazzaniga et al. (2017, S. 363) zufolge als Modellierung bezeichnet. Somit wird das Verhalten durch das Beobachten von Personen, auch Modelle genannt, gelernt. Eine Modellierung wird durch verschiedene Einflussfaktoren bestimmt. Grundsätzlich ist diese jedoch erst effektiv, wenn die beobachtende Person die physische Fähigkeit besitzt, das beobachtete Verhalten zu imitieren. Zudem wird das Verhalten eines Modells eher imitiert, wenn dieses einen hohen Status besitzt, als attraktiv gilt oder es der beobachtenden Person ähnelt. Dabei führt die implizite Einflussnahme auf das eigene Verhalten durch ein Modell zu einer unbewussten Veränderung des eigenen Verhaltens (Gazzaniga et al., 2017, S. 363).

Die Nachahmung lässt sich auf angeborene sowie automatisch ablaufende Imitationsmechanismen zurückführen (Kiesel & Koch, 2012, S. 73). Das automatische Imitationslernen kann nach Bak (2019, S. 40) anhand der an einem Gespräch beteiligten Person erklärt werden: Gähnt die Person gegenüber unvermittelt, verspürt die andere Person meist das Bedürfnis, ebenfalls zu gähnen. Dies wird als Chamäleon-Effekt bezeichnet (Bak, 2019, S. 40).

Dem Nachahmungseffekt wird in sozialen Zusammenhängen eine große Rolle zugeschrieben. Wie ein jedes Individuum im sozialen Kontext lernt, wird durch die sozial-kognitive Lerntheorie von Albert Bandura erklärt (Bak, 2019, S. 41). Diese soll im Folgenden Erwähnung finden und anhand des Bobo-Doll-Experiments veranschaulicht werden.

Sozial-kognitive Lerntheorie

Das Bobo-Doll-Experiment von Bandura war unter anderem die Ausgangslage für die Entwicklung der sozial-kognitiven Lerntheorie. Das Experiment ist eins der bekanntesten Experimente, das den Zusammenhang von Beobachtungslernen und Aggression untersuchte (Bak, 2019, S. 42).

Im Rahmen des Bobo-Doll-Experiments wurden gemäß Moser (2019, S. 169) Vorschulkinder in Gruppen eingeteilt und in ein Spielzimmer eingeladen. Dort stand ein Fernseher, auf dem jeweils ein Film mit aggressiven Inhalten gezeigt wurde. Im Film treffen das aggressive Modell Rocky und Johnny, der mit interessanten Spielsachen spielte, aufeinander. Den jeweiligen Gruppen wurde ein unterschiedlicher Ausgang des Films gezeigt, so wurde zum einen das aggressive Verhalten von Rocky belohnt und zum anderen wurde Rockys Verhalten mittels Gewalt bestraft. Im Anschluss an den Film wurden die Gruppen in ein weiteres Zimmer geführt, in dem ihnen die im Film gezeigten Gegenstände zur Verfügung standen. Schließlich wurden die Kinder beobachtet, um festzuhalten, in welchem Maß eine imitative Aggression stattfindet. Das Ergebnis der Beobachtung war, dass eine Imitation von der Verhaltenskonsequenz abhängig ist. „Kinder, die die Belohnung aggressiver Modelle erlebten, zeigten mehr Aggressionsnachahmung und gaben auch häufiger an, dass sie dem erfolgreichen Aggressor nacheifern würden als die Kinder der zweiten Experimentalgruppe (Bestrafung aggressiven Verhaltens); letztere ahmten weder das Modell-Verhalten nach noch zeigten sie eine Präferenz, dem Modell nachzueifern“ (Moser, 2019, S. 170).

Innerhalb der sozial-kognitiven Lerntheorie wird zwischen „Akquisitionsprozessen, in denen gelernt wird, und Performanz, bei der das Gelernte gezeigt wird“ (Bak, 2019, S. 43) unterschieden. Die Aufmerksamkeits- und Gedächtnisprozesse sind nach Bak (2019, S. 43) im Rahmen der Akquisition besonders bedeutsam. Zunächst setzt das Imitationslernen voraus, dass das Verhalten des Modells und dessen Folgen von der beobachtenden Person mit ausreichend Aufmerksamkeit beachtet wird. Demnach kann der Lernprozess durch die Quantität der Ablenkungen und Aufmerksamkeitsressourcen, aber auch durch das Ausmaß an Involviertheit beeinflusst werden. Um das Beobachtete zu lernen, „müssen entsprechende mentale Repräsentationen aufgebaut und behalten werden. Außerdem muss das Gelernte später abrufbar sein“ (Bak, 2019, S. 43). Die Motivation und die motorische Reproduktionsfähigkeit sind für die Performanz ebenfalls von Bedeutung. Demzufolge muss eine entsprechende Motivation vorhanden sein. Darüber hinaus muss der Lernende über ausreichend motorischer Reproduktionsfähigkeit verfügen, also grundsätzlich in der Lage sein, das Gelernte umzusetzen (Bak, 2019, S. 43).

Das beobachtete Verhalten wird nach Kiesel und Koch (2012, S. 77) nur bei der Erwartung, dass das Verhalten verstärkt oder belohnt wird, imitiert. Die Verfassenden nennen drei verschiedene Arten, wie das Verhalten verstärkt werden kann.

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Das Imitationslernen und die mediale Darstellung von Gewalt
Untertitel
Inwieweit wird aggressives Verhalten von Jugendlichen und jungen Erwachsenen durch das Spielen von Ego-Shootern erlernt?
Hochschule
( Europäische Fernhochschule Hamburg )
Note
1,0
Autor
Jahr
2022
Seiten
17
Katalognummer
V1184821
ISBN (eBook)
9783346609335
ISBN (Buch)
9783346609342
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Immitationslernen, Modelllernen, mediale Gewaltdarstellung, Ego-Shooter, Gewalt, erlernen von Gewalt
Arbeit zitieren
Lisa Schulz (Autor:in), 2022, Das Imitationslernen und die mediale Darstellung von Gewalt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1184821

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