Herkunft und Rekrutierung von Topmanagern im internationalen Vergleich


Hausarbeit, 2008

37 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Theoretischer Teil
Bourdieus Modell des sozialen Raumes und der sozialen Klassen

III. Empirischer Teil
1. Herkunft und Rekrutierung von Topmanagern im internationalen Vergleich.
1.1. USA
1.1.1. Rekrutierung
1.1.2. Herkunft
1.2. Großbritannien
1.2.1. Rekrutierung
1.2.2. Herkunft
1.3. Frankreich
1.3.1. Rekrutierung
1.3.2. Herkunft
1.4. Zwischenfazit
2. Deutschland
2.1. Rekrutierung
2.2. Herkunft
2.3. Der klassenspezifische Habitus

IV. Fazit und Ausblick

I. Einleitung

„Das Prestige Thomas Buddenbrooks war anderer Art. Er war nicht nur er selbst; man ehrte in ihm noch die unvergessenen Persönlichkeiten seines Vaters, Großvaters und Urgroßvaters[…]. Die leichte, geschmackvolle und bezwingende liebenswürdige Art freilich, in der er ihn [einen hundertjährigen Bürgerruhm, Anm. d. Verf.] repräsentierte und verwertete, war wohl das Wichtigste; und was ihn auszeichnete, war ein selbst unter seinen gelehrten Mitbürgern ganz ungewöhnlicher Grad formaler Bildung, der, wo er sich äußerte, ebenso viel Befremdung wie Respekt erregte…“ (Thomas Mann 1901: S. 410). Vor rund 150 Jahren konnten gutbürgerliche Abstammung inklusive Familienbesitz und gute Manieren genügen, um Firma und Familie über Generationen hinweg Reichtum zu bescheren. Anders als heute, war damals Firma und Familie eben meist synonym zu verstehen, es brauchte keine Bildungstitel. Vielmehr entschied in geschäftlichen Verbindungen und bei gesellschaftlichen Anlässen zumeist der Habitus einer Person über Ausgang und Erfolg der Absichten. Heutzutage hingegen sind Bildungstitel das alles entscheidende Kriterium für den Aufstieg in die wirtschaftliche Elite. Oder nicht? Hat sich möglicherweise gar nicht so viel verändert?

Zwar ist es bei den Buddenbrooks eine Reihe von Faktoren, die den Niedergang der Firma bestimmen. Doch spielt die von Generation zu Generation schwindende kaufmännische bzw. unternehmerische Begabung eine tragende Rolle für den Zerfall. Elitäre Bildungstitel hätten an diesem Prozess sicher kaum etwas ändern können.

Die vorliegende Arbeit wird sich im Folgenden nicht mehr mit dem Werk Thomas Manns beschäftigen, sondern vielmehr die gegenwärtige Wirtschaftselite betrachten.

Dem Spitzenmanagement kommen im gesamtgesellschaftlichen Kontext in verschiedener Weise tragende Rollen zu. Als Entscheidungsorgane der großen Unternehmen haben ihre Handlungen Einfluss auf einen großen Teil der Bevölkerung; etwas überspitzt ausgedrückt ist eine Volkswirtschaft ihren Topmanagern auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Somit leuchtet die Relevanz einer näheren Betrachtung dieser Elite schnell ein. Eine Möglichkeit zu verstehen, wohin Topmanager ihre Unternehmen – und gleichsam ihre Volkswirtschaft? – führen, kann es sein zu betrachten, woher sie kommen, wie sie es an die Spitze der Wirtschaft geschafft und was für Erfahrungen sie auf diesem Weg gemacht haben. Aus einer soziologischen Perspektive ergeben sich dabei Muster, die in verschiedenen Teilen der Welt ihresgleichen finden und doch überall etwas anders sind. Um die gegenwärtigen Verhältnisse des Topmanagements in Deutschland zu verstehen ist es somit sinnvoll, sowohl ins Ausland als auch in die Vergangenheit zu schauen, um strukturelle Einblicke in diese Elite zu erhalten. Die Länder, die hier neben Deutschland vergleichend in die nähere Betrachtung kommen, sind die USA, Großbritannien und Frankreich. Es wird sich dabei zeigen, dass die Bildungswege und Karrieremuster in diesen Ländern zum Teil recht verschieden waren, beziehungsweise es immer noch sind. Für die unterschiedlichen Länder ergeben sich verschiedene Relevanzen der spezifischen Bildungsabschlüsse und -titel, die – den verschiedenen Bildungssystemen geschuldet- mitunter grundlegend andersartig sind.

Dennoch ergibt sich darüber hinaus eine ähnliche Herkunft der jeweiligen Eliten über die nationalen Grenzen hinweg. Es zeigt sich, dass die wirtschaftliche Elite von heute zumeist einer sozialen, kulturellen, finanziellen oder andersartigen Elite von gestern entspringt. Als soziologisches Konzept für diese Untersuchung dient dabei der klassenspezifische Habitus von Pierre Bourdieu, mit Hilfe dessen diese Selektion greifbar und nachvollziehbar gemacht wird. Die vorliegende Arbeit wird sich diesem Konzept zunächst abstrakt widmen, bevor es auf das Topmanagement in den USA, Großbritannien und Frankreich sowie Deutschland angewandt wird. Dabei wird der Blick auf das deutsche Topmanagement genauer ausfallen; die Rekrutierung desselben wird vor dem zeitlichen Hintergrund beleuchtet, wobei kurz die Entwicklung vom koordinierten Kapitalismus zu einem Investor- oder Finanzmarktkapitalismus dargestellt wird.

Mit diesen Betrachtungen im Hinterkopf werden sich hoffentlich erkennbare Strukturen herausbilden, die helfen, Ausblicke in die Zukunft des Topmanagements in Deutschland zu wagen.

II. Theoretischer Teil

Bourdieus Modell des sozialen Raumes und der sozialen Klassen

Als theoretische Grundlage für diese Hausarbeit dient Bourdieus Modell des sozialen Raumes und der sozialen Klassen. Dem Konzept des klassenspezifischen Habitus, als Kern des Modells, kommt in diesem Zusammenhang herausragende Bedeutung zu.

Den Ausgangspunkt des Modells bildet die Differenzierung verschiedener sozialer Felder, wie etwa das Feld der Kunst, das ökonomische oder das akademische Feld, in denen unterschiedliche Interessen herrschen. Sie sind durch die jeweils geltenden Spielregeln und die ungleiche Verfügungsgewalt von Ressourcen strukturiert, die Bourdieu Kapital nennt.

1. Kapital

Bourdieu bezeichnet das Kapital als „akkumulierte Arbeit“ (Bourdieu 1983), das entweder in Form von Materie oder in inkorporierter Form vorliegen kann. Wechselspiele des gesellschaftlichen Lebens, insbesondere des Wirtschaftslebens, sind dank des Kapitals nicht einfache Glücksspiele, bei denen man ganze Vermögen in kürzester Zeit anhäufen, oder aber auch genauso schnell wieder verlieren kann. Die Akkumulation von Kapital, ob in verinnerlichter oder objektivierter Form, braucht Zeit. „Dem Kapital wohnt eine Überlebenstendenz inne“ (Bourdieu 1983). Damit ist gemeint, dass es Profite produzieren, sich selbst reproduzieren oder wachsen kann.

Das Gesamtvolumen des Kapitals ist die „Summe aller effektiv aufwendbaren Ressourcen und Machtpotentiale“ (Bourdieu 1987: S.196) und wird in die drei Formen ökonomisches, soziales und kulturelles Kapital unterschieden.

Die Verteilungsstruktur der verschiedenen Arten des Kapitals entspricht der immanenten Struktur der gesellschaftlichen Welt. Nach Bourdieu ist die Verwendung des wirtschaftswissenschaftlichen Kapitalbegriffs nicht angemessen, denn er reduziert die Gesamtheit der gesellschaftlichen Austauschverhältnisse auf den bloßen Warenaustausch, der auf Profitmaximierung ausgerichtet und von (ökonomischem) Eigennutz geleitet ist (Bourdieu: 1983). Vielmehr vertritt er die Ansicht, dass es nur möglich ist, der Struktur und dem Funktionieren der gesellschaftlichen Welt gerecht zu werden, wenn man den Begriff des Kapitals „in all seinen Erscheinungsformen“ (Bourdieu 1983: S. 184), verwendet. Es entspricht einem allgemeinen Konsens, dass auch unverkäufliche Dinge ihren Preis haben. Nicht zuletzt deshalb müsse nach Bourdieu eine allgemeine ökonomische Praxiswissenschaft in der Lage sein, auch die Praxisformen, die zwar nach außen hin ökonomischen Charakter besitzen, denen in der Gesellschaft aber ein anderer Wert beigemessen wird, mit einzubeziehen. Des Weiteren muss diese Wissenschaft die Gesetze bestimmen, nach denen die verschiedenen Kapitalsorten ineinander transformiert werden können.

Im Folgenden sollen nun die drei grundlegenden Kapitalformen, ihre Besonderheiten und ihre möglichen Transformationen dargestellt werden.

Die erste Erscheinungsform ist die Ökonomische. Sie beinhaltet alle Formen des materiellen Reichtums, wie zum Beispiel Geld, Besitz oder Eigentum. Das ökonomische Kapital ist somit unmittelbar und direkt in Geld konvertierbar und eignet sich insbesondere zur „Institutionalisierung in der Form des Eigentumsrechts“ (Bourdieu 1983: S.185).

Als soziales Kapital werden hingegen Ressourcen bezeichnet, die „auf Zugehörigkeit zu einer Gruppe beruhen“ (Bourdieu 1983: S. 190f). Es ist Kapital „an mondänen Beziehungen, die bei Bedarf einen nützlichen Rückhalt bieten“ (Bourdieu 1987: S.204). Diese gänzlich unromantische Vorstellung versteht beispielsweise Familie, Freunde, Vereine oder Organisationen als Beziehungen, auf die jemand nutzenmaximierend zurückgreifen kann. Sozialkapitalbeziehungen können nur in der Praxis, auf Grundlage von materiellen und/ oder symbolischen Tauschbeziehungen bestehen. Des Weiteren tragen sie zur Aufrechterhaltung dieser Beziehungen bei. In den Austauschbeziehungen auf denen das Sozialkapital beruht, sind materielle und symbolische Aspekte also untrennbar miteinander verknüpft.

Der Umfang des Sozialkapitals, das ein Individuum besitzt hängt insbesondere von zwei Dingen ab. Zum Ersten von der Ausdehnung des Netzes von Beziehungen, die das Individuum mobilisieren kann. Zum Zweiten vom Umfang des ökonomischen, kulturellen und symbolischen Kapitals, dass die ´Beziehungspartner` besitzen. Eine weitere Besonderheit des Sozialkapitals stellt die Tatsache dar, dass Anerkennung in den Tauschbeziehungen institutionalisiert wird. Dies geschieht beispielsweise durch die Übernahme eines gemeinsamen Namens, der die Zugehörigkeit zu einer Familie, Klasse, Schule, etc. kennzeichnet. Aus der Zugehörigkeit zu einer solchen Gruppe ergeben sich materielle Gewinne, wie etwa gegenseitige Gefälligkeiten oder symbolischen Profite, die z.B. aus der Mitgliedschaft in einer angesehenen Gruppe entstehen. (Bourdieu 1983). Das Beziehungsnetz ist „das Produkt individueller oder kollektiver Investitionsstrategien, die bewusst oder unbewusst auf die Schaffung und Erhaltung von Sozialbeziehungen gerichtet sind, die früher oder später einen unmittelbaren Nutzen versprechen“ (Bourdieu 1983: S.192). Allerdings bringen diese Beziehungen auch Verpflichtungen mit sich, wenn beispielsweise bestimmten Personen und Gruppen aufgrund der Beziehungen Anerkennung und Respekt gezollt werden muss.

Durch die gegenseitige Anerkennung und die Anerkennung der Gruppenzugehörigkeit wird die Gruppe reproduziert. Für die Reproduktion des Sozialkapitals ist eine ständige „Beziehungsarbeit“( Bourdieu 1983) notwendig, bei der viel Zeit und Geld also ökonomisches Kapital, investiert werden muss. Das Kapital an sozialen Verpflichtungen oder Beziehungen ist unter bestimmten Voraussetzungen in ökonomisches Kapital transformierbar und eignet sich besonders zur „Institutionalisierung in Form von Adelstiteln“ (Bourdieu: 1983). Auch hier wird somit wieder die enge Verflechtung zwischen den verschiedenen Kapitalsorten sichtbar.

Die kulturelle schließlich stellt die wichtigste Kapitalform dar und lässt sich in drei weitere Erscheinungsformen unterteilen: den inkorporierten, den institutionalisierten sowie den objektivierten Zustand. Inkorporiertes oder verinnerlichtes Kulturkapital meint „sämtliche Wissensformen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die durch Bildung erworben werden können“ (Jäger/ Meyer 2003: 70). Die Akkumulation von Kultur in inkorporiertem Zustand setzt einen Verinnerlichungsprozess voraus, der viel Zeit kostet. Diese Form muss selbst erlernt, kann also nicht vererbt, verschenkt oder gekauft werden. Verkörperlichtes Kulturkapital bleibt immer von den Umständen seiner ersten Aneignung geprägt, so hinterlässt beispielsweise die typische Sprechweise in einer Klasse ihre Spuren (Bourdieu 1983). Das kulturelle Kapital liegt in Form von dauerhaften Dispositionen des Organismus vor und bildet somit den Kern des klassenspezifischen Habitus.

Institutionalisiertes kulturelles Kapital ist sozusagen die Objektivierung von inkorporiertem Kulturkapital. Es liegt etwa in Form von Bildungstiteln (Schulabschlüssen, Diplomen, etc.) vor. Das kulturelle Kapital wird durch schulische Titel sanktioniert und rechtlich garantiert. Der schulische Titel bildet somit ein Zeugnis für kulturelle Kompetenz, dessen Bedeutung relativ unabhängig von der Person seiner Trägers ist. Durch den schulischen oder akademischen Titel wird dem von einer Person besessenen kulturellen Kapital „institutionelle Anerkennung“ (Bourdieu 1983: S.190) verliehen. Dadurch wird es möglich, die Träger dieser Titel miteinander zu vergleichen und sogar auszutauschen. Der Titel ist das Produkt eines Umwandlungsprozesses von ökonomischem und inkorporiertem in institutionalisiertes kulturelles Kapital. (Die Rückumwandlungsstrategien hingegen, also der Gegenwert des erworbenen Titels, d.h. der Wert des Titelinhabers auf dem Arbeitsmarkt, ist ein veränderlicher Faktor.)

Objektiviertes Kulturkapital ist „von der Geschichte produziert und akkumuliert in Form von Büchern, Artikeln, Dokumenten, Instrumenten“ (Bourdieu 1987: S.358). Die Objekte haben einen materiellen Wert. Sie sind in diesem Zustand also besonders eng an das ökonomische Kapital gebunden (Treibel 2006: 230). Anders als bei ökonomischen Gütern ist bei diesen Objekten allerdings der vorausgängige Bildungserwerb Grundlage für den Genuss.

Das symbolische Kapital, auch Prestige oder Renomeé, ist eine weitere Kapitalform. Es wird von den anderen Formen unterschieden, tritt aber meistens nur in Verbindung mit einer der weiteren Kapitalformen auf (Jäger/ Meyer 2003: 71f.). Auszeichnungen, Ehrungen, Statussymbole und Distinktionsmerkmale sind nur einige Manifestationen der vielfältigen Erscheinungsformen (Jäger/ Meyer 2003: 72.).

All diese verschiedenen Kapitalformen sind im sozialen Raum ungleich verteilt, weshalb unentwegt Kämpfe um die Machtpositionen stattfinden. Überlegene, günstigere Ausgangpositionen sichern deutlich bessere Aussichten bei diesen Verteilungskämpfen; die Sieger stehen somit in den meisten Fällen von vornherein fest.

2. Klassen

Deutlich wird dies auch anhand der dem Kapital zuzuordnenden Klassen. Bourdieu geht von theoretischen, gesellschaftlichen Klassen aus, die er in Ober-, Mittel- und Unterklasse teilt. Eine soziale Klasse „ist definiert durch die Struktur der Beziehungen zwischen allen relevanten Merkmalen“(Bourdieu 1987: S.182), wobei Merkmale z. B. Geschlecht, Alter, soziale und ethnische Herkunft, Einkommen, Ausbildungsniveau, etc. sind. Die Verteilung der Klassen „erstreckt sich mithin von den am reichhaltigsten mit ökonomischen und kulturellem Kapital ausgestatteten bis zu den unter beiden Aspekten am stärksten benachteiligten“ (Bourdieu 1987, S.196).

Innerhalb der Oberklasse, die die herrschende Klasse oder „Classe dominante“ bildet, wird eine weitere Differenzierung anhand der Kapitalstruktur vorgenommen. Bourdieu unterscheidet Bourgeoisie, die über ein hohes ökonomisches Kapital verfügen und Intellektuelle, die über mehr kulturelles Kapital verfügen. Verteilungen und Übergänge sind dabei fließend, da sich – wie oben angesprochen – die verschiedenen Kapitalformen gegenseitig begünstigen. In der Mittelklasse wird das Kleinbürgertum platziert und die Unterklasse bildet die Klasse der Beherrschten.

3. Klassenspezifischer Habitus

Der Habitus, als zentraler Begriff, bezeichnet einen Komplex von Denk- und Sichtweisen, von Wahrnehmungsschemata, von Prinzipien des Urteilens und Bewertens, der das Handeln der sozialen Akteure strukturiert (Kaesler 1999: Seite 258).

In den Dispositionen des Habitus ist die „gesamte Struktur des Systems der Existenzbedingungen angelegt“( Bourdieu 1987: S.278); das bedeutet, dass sämtliche Merkmale, die man durch die Sozialisation verinnerlicht hat, sich im Habitus niederschlagen. Der Habitus repräsentiert somit die soziale Welt.

Einer jeden Klasse kommt ein spezifischer Habitus zu. Dieser klassenspezifische Habitus- als strukturierte und zugleich strukturierende Struktur- spielt eine entscheidende Rolle bei der Reproduktion von Klassenstrukturen.

Des Weiteren konstituiert er – durch klassifizierbare Praxisformen und den so genannten Geschmacksformen – den Lebensstil einer Klasse (Bourdieu 1987: 277f.). Jeder Klasse kommt ein spezifischer Geschmack zu. Bourdieu beschreibt den Geschmack als „die Neigung und Fähigkeit zur (materiellen und/oder symbolischen) Aneignung einer bestimmten Klasse klassifizierter und klassifizierender Gegenstände und Praktiken“ (Bourdieu 1987, S.283). Er lenkt sozusagen die Individuen auf praktische Handlungen, Aktivitäten und Güter ebenso wie auf soziale Positionen, die zu ihnen passen. (Bourdieu 1987: S.728 f.). Der Geschmack bewirkt, dass „man hat, was man mag, weil man mag, was man hat“ (Bourdieu 1987: S.286).

Die Oberklasse verfügt über den legitimen Geschmack. Dieser Geschmack äußert sich unter anderem in einer Präferenz für Theater und Oper, klassische Musik sowie für Museen und Kunst in all seinen Facetten. Sie widmet sich tendenziell Aktivitäten, denen höchstes Prestige zugeschrieben wird, etwa in sportlicher Hinsicht dem Golf oder ehemals Tennis, in modischer Hinsicht dem vornehmen Schick (Bourdieu 1987: S. 350), Urlaub an besonderen Orten oder Aufenthalte in Clubs deren Mitgliedschaft einer erlesenen Gruppe vorbehalten bleibt. Die Oberklasse versucht sich mit allen Mitteln, sei es durch die größere Finanzkraft oder durch eine bestimmte Art von Konsum, nach unten hin von dem ´vulgären` Geschmack der unteren Klassen, abzugrenzen.

Der Mittelklasse wohnt der prätentiöse oder mittlere Geschmack inne. Er bezieht sich nach Bourdieu auf „die minderbewerteten Werke der legitimen Künste“ (Bourdieu 1987: S.38). Die Mittelklasse ist stets geneigt, sich nach oben zu orientieren und nach unten abzugrenzen. Sie ist versucht, sich an der Oberklasse zu orientieren, zeichnet sich aber gerade dadurch aus, diese nicht zu erreichen. Sie versucht das Verhalten der Bourgeoisie und damit den legitimen Geschmack nachzuahmen, der dann aber eben nicht mehr zur legitimen Kultur gehört.

[...]

Ende der Leseprobe aus 37 Seiten

Details

Titel
Herkunft und Rekrutierung von Topmanagern im internationalen Vergleich
Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen  (Institut für Soziologie)
Veranstaltung
Soziologie des Managements
Note
1,0
Autoren
Jahr
2008
Seiten
37
Katalognummer
V118561
ISBN (eBook)
9783640215713
ISBN (Buch)
9783640215843
Dateigröße
580 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Herkunft, Rekrutierung, Topmanagern, Vergleich, Soziologie, Managements
Arbeit zitieren
Björn Hentschel (Autor:in)Josephine Lukowsky (Autor:in), 2008, Herkunft und Rekrutierung von Topmanagern im internationalen Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118561

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