In der Arbeit soll zunächst grundlegend aufgezeigt werden, was Kant Anlass gibt für eine gültigkeitsbezogene Herausstellung des Geschmacksurteils. Auf dieser Basis folgt dann die Untersuchung, ob und wie in Kants Konzept, Irrtum im Geschmack definiert ist. Zu guter Letzt können Befürchtungen bezüglich einer Freiheitsbeschränkung des Geschmacks weitgehend aus dem Weg geräumt werden, wenn auch Kants Kritik durchaus zu größerer Sorgfalt in der Wahl der Urteilsprädikate sensibilisiert.
Einen Gegenstand aus Natur oder Kunst als schön zu beurteilen drückt nach Immanuel Kant kein lediglich privates Empfinden aus. Wenn das sogenannte Geschmacksurteil auch ein subjektives Lustgefühl mitteilt, so doch mit einem Anspruch auf „jedermanns Beistimmung“. Diese sogenannte subjektive Allgemeinheit unterscheidet Kant zufolge das Geschmacksurteil von subjektiven Urteilen anderer Art und ist Anlass für eine sorgfältige „Zergliederung“ in seiner Kritik der Urteilskraft. Trotz aller Präzision in Kants Ausführungen entsteht der Eindruck eines Widerspruchs: Auf den ersten Blick scheint unbestritten, dass das Geschmacksurteil nicht objektives Erkenntnisurteil sein kann. Und doch impliziert Kants beanspruchte Allgemeinheit eine über das Subjekt hinausreichende Gültigkeit solcher Urteile, somit in irgendeiner Weise deren Überprüfbarkeit und die Möglichkeit zu irren. Letzteres steht der geläufigen Vorstellung entgegen, jeder Mensch sei völlig frei in seinem Geschmack.
Es stellt sich also die Frage, ob Kant mit dieser entdeckten Allgemeinheit beansprucht, spontane Gedanken und Äußerungen über Schönheit als fehlerhaft zu ‚entlarven‘ und ob wir mit einer solchen ‚ästhetische Perspektive‘ unserem eigenen Empfinden nicht mehr trauen, uns im Urteilen über das Schöne folglich unsicher fühlen sollten. Kant selbst liefert Antworten auf diesbezügliche Fragen nicht auf dem Serviertablett. Die Arbeit soll daher eine Bündelung der zum Thema verstreuten Äußerungen leisten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Urteilskraft und Geschmack
- Kritik als Kompass
- Urteilskraft und Subsumtion
- Schematismus und Zweckmäßigkeit
- Teleologische und ästhetische Reflexion
- Urteilskraft und Lust
- Zweckmäßigkeit ohne Zweck
- Interesselosigkeit und subjektive Allgemeinheit
- Schöne Natur und schöne Kunst
- Übergang zum Irrtum
- Irrtum im Geschmack
- Dialektik und Schein
- Schein im Geschmack
- Zwei Arten von Irrtum
- Das trockene Wohlgefallen und der nicht-differenzierende Irrtum
- Die Autonomie des Geschmacks und der normative Irrtum
- Freiheit im Geschmack
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Möglichkeiten des irrtümlichen ästhetischen Urteils bei Immanuel Kant. Sie analysiert, wie Kants Konzept der subjektiven Allgemeinheit des Geschmacksurteils mit der Möglichkeit zu irren zusammenhängt. Die Arbeit beleuchtet die Rolle der Urteilskraft, der Schematismus und des Interesses im ästhetischen Urteilsprozess.
- Der Zusammenhang zwischen Urteilskraft und Geschmack
- Die Rolle des Schematismus im ästhetischen Urteil
- Die Bedeutung der subjektiven Allgemeinheit
- Das Konzept des Irrtums im ästhetischen Urteil
- Die Freiheitsdimension des Geschmacksurteils
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik des irrtümlichen ästhetischen Urteils bei Kant vor und erläutert die Notwendigkeit einer genaueren Analyse. Kapitel 1 beleuchtet die Rolle der Urteilskraft in Kants System der reinen Vernunft und untersucht die spezifischen Eigenschaften des Geschmacksurteils. Kapitel 2 setzt sich mit der Frage auseinander, wie Irrtum im Geschmack nach Kant definiert ist. Es werden verschiedene Arten von Irrtümern im ästhetischen Urteil analysiert und die Freiheitsdimension des Geschmacks im Kontext der normativen und subjektiven Aspekte des Urteils beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen der Urteilskraft, des Geschmacksurteils, des Irrtums, der subjektiven Allgemeinheit, des Schematismus, der Teleologie, der Ästhetik und der Freiheit im Kontext von Immanuel Kants Philosophie.
- Arbeit zitieren
- Sophie Blaumann (Autor:in), 2021, Irrtum im Geschmack, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1191953