Mit dieser Arbeit möchte ich versuchen, verschiedene Aspekte des ambivalenten Verhältnisses von pastoral-nomadisch und agrarisch-seßhaft geprägten Gesellschaften zu beleuchten. Als Beispiel dafür sollen hier die Beziehungen zwischen den Bewohnern der Kiever Rus’ und denen der südlich daran angrenzenden Steppenregionen vom 10. Jahrhundert an bis zum Einfall der Mongolen dienen.
Nach einem kurzen Überblick zur Quellenlage und dem geographischen Rahmen werde ich mein Hauptaugenmerk auf die turksprachige Stammeskonföderation der Petschenegen richten. Ebenfalls, jedoch kürzer und eher exkurshaft, werde ich mich mit den ihnen eng verwandten Kumanen, den Nachfolgern der Petschenegen als dominierende Macht in der pontischen Steppe, befassen. Anhand beider Gruppen möchte ich exemplarisch die komplexen Verbindungen von Rus’ und Nomaden zeigen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Quellenlage
- Der geographische Hintergrund
- Vorgeschichte: Russisches Kaganat und Chazaren
- Die Petschenegen
- Herkunft und Wanderung
- Gesellschaftsstruktur
- Konflikte und Kontakte
- Niedergang und Auflösung
- Ausblick: Die Kumanen
- Schlußbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das komplexe Verhältnis zwischen sesshaften und nomadischen Gesellschaften am Beispiel der Beziehungen zwischen der Kiever Rus' und den Bewohnern der südlichen Steppenregionen vom 10. bis zum 13. Jahrhundert. Der Fokus liegt auf der Analyse der Interaktionen zwischen der Rus' und den Petschenegen, ergänzt durch einen Exkurs zu den Kumanen. Die Arbeit beleuchtet die verschiedenen Facetten dieser Beziehungen, von Konflikten bis hin zu friedlichen Kontakten.
- Die Quellenlage zur Geschichte der Steppennomaden und die Herausforderungen ihrer Interpretation.
- Der geographische Kontext der pontischen Steppe und ihre Bedeutung für nomadische und sesshafte Kulturen.
- Die Rolle der Petschenegen in der pontischen Steppe und ihre Beziehungen zur Kiever Rus'.
- Die Vorgeschichte der Beziehungen zwischen der Rus' und den Steppennomaden (Chazaren, Russisches Kaganat).
- Ein Vergleich der Petschenegen und Kumanen und ihre Bedeutung für die Entwicklung der Region.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung skizziert die Zielsetzung der Arbeit, welche die ambivalenten Beziehungen zwischen sesshaften und nomadischen Gesellschaften, speziell zwischen der Kiever Rus' und den Bewohnern der südlichen Steppenregionen vom 10. bis zum Einfall der Mongolen, beleuchtet. Es wird ein Überblick über die behandelten Themen gegeben, mit Schwerpunkt auf den Petschenegen und einem kürzeren Exkurs zu den Kumanen als deren Nachfolgern. Die Arbeit beabsichtigt, die komplexen Verbindungen zwischen der Rus' und den Nomaden exemplarisch darzustellen.
Quellenlage: Dieses Kapitel befasst sich mit den Schwierigkeiten, die die Rekonstruktion der Geschichte der Steppennomaden mit sich bringt. Die schriftlichen Quellen sind spärlich, da die Nomaden größtenteils schriftlos waren. Archäologische Funde, wie Kurgane, liefern wichtige Informationen, deren Zuordnung jedoch aufgrund der kulturellen Ähnlichkeiten und Überlagerungen nomadischer Gruppen schwierig ist. Byzantinische, russische und arabische Quellen bieten wertvolle Informationen, wobei die russischen Quellen oft eine tendenziöse, christlich geprägte Darstellung liefern, die kriegerische Konflikte betonen und friedliche Beziehungen vernachlässigen. Diese Tendenz setzt sich in der Geschichtsschreibung des 19. und 20. Jahrhunderts fort.
Der geographische Hintergrund: Das Kapitel beschreibt den geographischen Rahmen der ukrainischen und südrussischen Steppe, die sich von Kiew aus erstreckt und als baumlose Wiesenlandschaft mit fruchtbaren Böden sowohl für nomadische Viehhaltung als auch Ackerbau ideal geeignet ist. Die Steppe wird als westlicher Ausläufer des eurasischen Steppengürtels dargestellt, der seit der Antike Durchzugs- und Siedlungsgebiet nomadischer Gruppen war, deren Einfälle bis ins 18. Jahrhundert eine Bedrohung für die angrenzenden Staaten darstellten. Im behandelten Zeitraum waren es vor allem turksprachige Gruppen, die in der pontischen Steppe kurzlebige Reiche gründeten und mit Byzanz und der Rus' in Kontakt traten.
Vorgeschichte: Russisches Kaganat und Chazaren: Dieses Kapitel befasst sich mit den Jahrhunderten vor der Entstehung der Rus' und spekuliert über den Einfluss von Steppenkulturen auf slawische und finno-ugrische Stämme. Es wird auf mögliche intensive kulturelle Beziehungen vor der Ankunft der Waräger hingewiesen, die nach Schorkowitz see- und flussfahrende Nomaden waren. Die Frage nach der Existenz eines russischen Kaganats wird anhand der Episode der warägischen Gesandten im Jahr 839 diskutiert. Der Kontakt mit dem Chazarenreich und seine Bedeutung für die Entwicklung der frühen Rus' wird angesprochen, wobei betont wird, dass das Chazarenreich bis zur Ankunft der Mongolen das letzte zentralisierte Staatsgebilde in der pontischen Steppe darstellte.
Die Petschenegen: Das Kapitel analysiert den Aufstieg der Petschenegen nach dem Niedergang des Chazarenreiches. Es wird dargestellt, wie die Petschenegen das Machtvakuum ausfüllten und welche Prozesse einer neuen Einwanderungswelle vorausgingen. Die Kapitel beschreibt die Bedeutung der Petschenegen in der pontischen Steppe und deren Beziehungen zur Kiever Rus', wobei verschiedene Aspekte dieser Beziehungen, wie Konflikte und friedliche Kontakte, im Detail untersucht werden.
Schlüsselwörter
Kiever Rus', Steppennomaden, Petschenegen, Kumanen, Chazaren, pontische Steppe, pastoral-nomadische Gesellschaften, agrarisch-sesshafte Gesellschaften, Kultureller Austausch, Konflikte, Bündnisse, Quellenlage, Byzantinische Quellen, Russische Quellen, Archäologie, Kurgane.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit über die Petschenegen und die Kiever Rus'
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht das komplexe Verhältnis zwischen sesshaften und nomadischen Gesellschaften am Beispiel der Beziehungen zwischen der Kiever Rus' und den Bewohnern der südlichen Steppenregionen vom 10. bis zum 13. Jahrhundert. Der Fokus liegt auf den Interaktionen zwischen der Rus' und den Petschenegen, mit einem Exkurs zu den Kumanen.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Quellenlage zur Geschichte der Steppennomaden, den geographischen Kontext der pontischen Steppe, die Rolle der Petschenegen und ihre Beziehungen zur Kiever Rus', die Vorgeschichte dieser Beziehungen (Chazaren, Russisches Kaganat) und einen Vergleich zwischen Petschenegen und Kumanen.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit analysiert die Schwierigkeiten der Quellenlage, da Steppennomaden größtenteils schriftlos waren. Byzantinische, russische und arabische Quellen werden herangezogen, wobei die russischen Quellen als tendenziös und christlich geprägt beschrieben werden. Archäologische Funde (Kurgane) spielen ebenfalls eine wichtige Rolle.
Wie wird der geographische Kontext beschrieben?
Der geographische Rahmen ist die ukrainische und südrussische Steppe, die als baumlose Wiesenlandschaft mit fruchtbaren Böden sowohl für nomadische Viehhaltung als auch Ackerbau geeignet ist. Die Steppe wird als westlicher Ausläufer des eurasischen Steppengürtels dargestellt, der seit der Antike Durchzugs- und Siedlungsgebiet nomadischer Gruppen war.
Welche Rolle spielen die Chazaren und das Russische Kaganat?
Die Arbeit untersucht die Jahrhunderte vor der Entstehung der Rus' und spekuliert über den Einfluss von Steppenkulturen auf slawische und finno-ugrische Stämme. Die Frage nach der Existenz eines russischen Kaganats und der Kontakt mit dem Chazarenreich werden diskutiert, wobei betont wird, dass das Chazarenreich bis zur Ankunft der Mongolen das letzte zentralisierte Staatsgebilde in der pontischen Steppe darstellte.
Wie werden die Petschenegen beschrieben?
Das Kapitel über die Petschenegen analysiert ihren Aufstieg nach dem Niedergang des Chazarenreiches, ihre Bedeutung in der pontischen Steppe und ihre Beziehungen zur Kiever Rus', einschließlich Konflikten und friedlichen Kontakten.
Was ist das Fazit der Arbeit?
Die Arbeit zeigt die ambivalenten Beziehungen zwischen der sesshaften Kiever Rus' und den nomadischen Völkern der Steppe auf. Sie beleuchtet die komplexen Verbindungen, von Konflikten bis hin zu friedlichen Kontakten, und betont die Herausforderungen der Quelleninterpretation bei der Rekonstruktion der Geschichte der Steppennomaden.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Kiever Rus', Steppennomaden, Petschenegen, Kumanen, Chazaren, pontische Steppe, pastoral-nomadische Gesellschaften, agrarisch-sesshafte Gesellschaften, kultureller Austausch, Konflikte, Bündnisse, Quellenlage, byzantinische Quellen, russische Quellen, Archäologie, Kurgane.
- Arbeit zitieren
- Kay Ramminger (Autor:in), 2008, Die Kiever Rus' und die Steppe im 10. und 11. Jahrhundert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120362