Partnerwahl in der Türkei


Seminararbeit, 2006

27 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitun

2. Theoretische Hintergründe der Partnerwa
2.1 Allgemeines zu Generationen- und Geschlechterbeziehungen in Bezug auf Partnerwa
2.2 Endogamie und Exogamie
2.3 Erklärung Partnerwahlprozesse
2.3.1 Theorie sozialer Produktionsfaktoren
2.3.2 Erklärung von Partnerwahlprozessen mithilfe der Theorie sozialer Produktionsfunktionen

3. Einleitung Partnerwahl in der Türk
3.1 Partnerwahlprozesse in affinalverwandtschaftlichen Gesellschaften
3.1.1 Ausbreitun
3.1.2 Generationen- und Geschlechterbeziehung
3.1.3 Exklusivität der Famil
3.1.4 Zusammenfassung
3.2 Partnerwahlprozesse in deszendenzverwandtschaftlichen Gesellschafte
3.2.1 Ausbreitun
3.2.2 Der Brautprei
3.2.3 Die Beziehung zwischen den Geschlechtern und den Generationen
3.2.4 Exklusivität der Famil
3.2.5 Gibt es eine Möglichkeit eine Liebesehe einzugehen,oder bedeuten arrangierte Ehen gar kein Unglüc
3.2.6 Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Zu den kulturellen Universalien, die auf der ganzen Welt vorkommen, gehören zweifelsfrei Familien. Und am Anfang jeder Familiengründung steht die Wahl eines geeigneten Partners. Partnerwahl kann wie folgt definiert werden: „Partnerwahl, [1] Bezeichnung für den komplexen Prozeß von Präferenzen, Entscheidungen, und wechselseitiger Verständigung, durch und in dem ein Mann und eine Frau zu Eheleuten werden.

[2] Auch Bezeichnung für das sozialkulturelle Regelsystem, das – nach Epochen, Kulturen, Schichten usw. verschieden – die Vorbereitungs- und Entscheidungsprozesse bis zur Eheschließung ordnet (insoweit ist auch eine von den Eltern bestimmte Wahl des künftigen Ehepartners eine P.). ….“ (Fuchs-Heinritz et al.(1995), Stichwort: Partnerwahl)

In der Soziologie ist es Konsens, dass Partnerwahlprozesse keinesfalls zufällig stattfinden. (Vergl. Hill/Kopp (2004), S.148) Auch unterscheiden sich Partnerwahlprozesse in verschiedenen Kulturen ganz erheblich voneinander. Ziel dieser Arbeit ist es die Besonderheiten der Partnerwahl in der Türkei aufzuzeigen. Zuvor wird noch auf die theoretischen Hintergründe eingegangen, die zur Erklärung von Partnerwahlprozessen beitragen.

2. Theoretische Hintergründe der Partnerwahl

2.1 Allgemeines zu Generationen- und Geschlechterbeziehungen in Bezug auf Partnerwahl

Um Partnerwahlprozesse in verschiedenen Gesellschaften vergleichen zu können, muss zunächst betrachtet werden ob in der untersuchten Gesellschaft affinalverwandtschaftliche oder deszendenzverwandschaftliche Regelungen vorherrschen. (Vergl. Nauck (2001), S. 42) Das jeweils prävalente Regime hat große Auswirkungen auf die Ausgestaltung der Partnerwahlprozesse (Vergl. Nauck (2006), S.36)

In Gesellschaften mit affinalverwandtschaftlichen Regimes organisieren sich familiale Solidarbeziehungen in erster Linie über Partnerschaft und Ehe, zudem haben Männer und Frauen den gleichen Status.

Wohingegen in deszendenzverwandtschaftlichen Regimes die familialen Solidarbeziehungen über Generationenbeziehungen organisiert sind und dort eine starke Geschlechtersegregation in den persönlichen Beziehungen besteht. (Vergl. Nauck (2006),S. 36, Vergl. Nauck (2001),S. 44)

Das affinalverwandtschaftliche Regime kam in Wildbeutergesellschaften vor und ist das in modernen Wohlstandsgesellschaften vorherrschende Regime, wohingegen das deszendenzverwandtschaftliche Regime das weltweit viel verbreitetere Muster darstellt. Es hat vor allem in agrarischen Gesellschaften große Bedeutung. (Vergl. Nauck (2006), S. 36)

Die Partnerwahl erfolgt in Gesellschaften mit affinalverwandtschaftlichen Beziehungen selbstständig und ist durch „romantische Liebe“ legitimiert. Die Solidarität zwischen den Ehegatten und die meist starke Trennung zwischen Gattenfamilie und Herkunftsfamilie sind für dieses Regime charakteristisch. In Gesellschaften mit deszendenzverwandtschaftlichem Regime ist hingegen eine Einflussnahme der Eltern auf die Partnerwahl sehr wahrscheinlich. Daraus resultiert ein entscheidender Unterschied in den Kontrollrechten: Während in affinalverwandtschaftlichen Regimes die Eheschließenden selbst ihren zukünftigen Partner auswählen, liegt die Entscheidung in deszendenzverwandtschaftlichen Regimes bei den Haushaltsvorständen der Herkunftsfamilien. (Vergl. Nauck (2001), S.42ff)

2.2 Endogamie und Exogamie

Eine relevante Unterscheidung in Bezug auf die Heiratsregeln ist die zwischen Endogamie und Exogamie. Unter Endogamie im engeren Sinne versteht man eine „Heirat innerhalb der eigenen Verwandtschaft“. (Nauck (2006), S. 40) Unter Exogamie hingegen versteht man die Heirat außerhalb der eigenen Verwandtschaft.

Während Exogamie-Regeln einen bestimmten Kreis von Verwandten verbieten, die als Ehepartner in Betracht kommen, schreiben Endogamie-Regeln genau vor innerhalb von welchem Kreis eine Ehe geschlossen werden muss, wenn ein Skandal vermieden werden soll. (Nauck (2006), S.40f.)

Endogamie & Kreuzcousinenheirat

Bei der Binnenheirat lassen sich zwei Formen unterscheiden: Zum einen Endogamie, und zum anderen die so genannte Präferenzheirat. Endogamie beinhaltet die Verpflichtung innerhalb einer bestimmten Gruppe zu heiraten, bei der Präferenzheirat bedeutet das die Verpflichtung ein Individuum zu heiraten, das zu der Person selbst in einem ganz bestimmten Verwandtschaftsverhältnis steht . (Vergl. Nauck (2006), S.41f. zitiert nach: Lévi-Strauss (1993), S.98)

„Bei den Präferenzheiraten ist zwischen Erst- und Folgeehen zu unterscheiden: Bekannte Formen für letzteres sind das Sororat (Heirat der Schwester der verstorbenen Ehefrau) und das Levirat (Heirat des Bruders des verstorbenen Ehemannes …).“ (Nauck (2006),S.42, Hervorhebungen im Original) Das bekannteste Beispiel für Präferenzheirat ist die Kreuzcousinenheirat „als dominierende Form der Erstehen-Präferenzheirat“. (Nauck (2006),S.42, zitiert nach: Lévi-Strauss (1993), S.170)

Kreuzcousinen-Präferenzheiraten findet man in vielen verschiedenen Kulturen auf der ganzen Welt. Aufgrund dieser weltweiten Verbreitung lässt es sich ausschließen, dass es sich dabei um kulturelle Diffusion handelt. Vielmehr muss man in der Kreuzcousinenheirat eine „effektive Problemlösungsstrategie“ sehen, die unter bestimmten Kontextbedingungen von Vorteil ist. (Nauck (2006), S.42)

Bei der Kreuzcousinenheirat ist vor allem wichtig zu betrachten, dass durch sie die soziale Integration ansteigt: Wenn zwei Gruppen zur gleichen Zeit, zwei Frauen austauschen, dann führt das nur in geringem Maße zur Integration der beiden Familiengruppen. Zeitverzögerte oder intergenerational versetzte Tauschakte führen hingegen zu dauerhaften Verpflichtungen. Somit sind Kreuzcousinenheiraten ein sehr wirksamer Mechanismus, um dauerhaften Allianzen zwischen zwei Familiengruppen herzustellen. (Vergl. Nauck (2006), S.43)

Bei Präferenzheiraten sind die Suchkosten der Partnerselektion gering, da Alle über vollständige Information über mögliche Partneralternativen verfügen. (Vergl. Nauck (2006), S.55) „Allen Beteiligten ist schon recht früh klar, wer aus einer abzählbaren Menge als möglicher Partner in Frage kommt, und spätestens in der mittleren Kindheit ist in den meisten Fällen der Partnerzuordnungsprozess abgeschlossen, ohne dass es noch irgendeine „Wahl“ gibt. Die zu verheiratenden Kinder scheinen solche vorstrukturierten Gegebenheiten zumeinst als ebenso „natürlich“ hinzunehmen wie andere ihre Eltern.“ (Nauck (2006), S.55)

Ein weiterer Punkt für die große Bedeutung der Endogamie in Gesellschaften mit viel Landwirtschaft ist die Weitergabe von Land an die Nachkommen. Das Land bleibt durch die Binnenheirat in Familienbesitz und wird nicht zersplittert. Da die Familienmitglieder meistens auch für die Bewirtschaftung der Bodenflächen zuständig sind, führt gerade die Kreuzcousinenheirat dazu, dass eine Familie, die eine Tochter abgibt und dafür dann eine Schwiegertochter bekommt, keine Arbeitskraft verliert, wodurch der Vorteil von reziproken Heiraten klar wird.

2.3 Erklärung Partnerwahlprozesse

2.3.1 Theorie sozialer Produktionsfaktoren

Es gibt eine Vielzahl von Theorien und Erklärungsansätzen, die sich mit der Partnerwahl beschäftigen (Vergl. hierzu Hill/Kopp (2004), Kap.3.1). In dieser Arbeit soll im Folgenden aber nur auf die „Theorie sozialer Produktionsfunktionen“ von Siegwart Lindenberg eingegangen werden, die in der von Adam Smith begründeten Theorietradition steht. (Vergl. Nauck (2006), S.21).

Ausgangspunkt dieser Theorie ist, dass nach Adam Smith „Menschen mindestens zwei Dinge maximieren wollen: soziale Wertschätzung und physisches Wohlbefinden.“ (Lindenberg (1990), S. 27]1).

Das erste Grundbedürfnis, die soziale Wertschätzung, lässt sich untergliedern in Status, Affekt und Verhaltensbestätigung. Status betrifft den Rang, den eine Person in einer Gesellschaft einnimmt. Dieser ist definiert durch die Verfügung über knappe, hochbewertete Güter. Je größer die Kontrolle ist, die jemand über diese Güter ausübt, desto höher ist auch dessen Status. Affekt bezieht sich auf den Austausch von positiven Affekten in emotionalen Beziehungen und unter Verhaltensbestätigung wird die positive Sanktionierung von Handlungen durch „signifikante Andere“ verstanden.(Vergl. Nauck (2001), S.38) Die Verhaltensbestätigung ist umso höher,

„je homogamer die Struktur des sozialen Netzwerks ist und je konformer die Handlungen“ sind. Demzufolge wird eine Handlungsalternative umso eher gewählt, je größer die erwartende soziale Anerkennung durch diese Handlung ist. (Nauck (2006), S.22)

Das zweite Grundbedürfnis das Menschen befriedigen wollen ist physisches Wohlbefinden. Es kann unterteilt werden in physisches Überleben und Wohlbefinden. Hierbei geht es in erster Linie darum die Ressourcen zu sichern, die für das Überleben des Einzelnen notwendig sind. Dies kann erreicht werden durch produktive Arbeit, durch Wettbewerb um knappe Güter und durch effektive Organisation und Kooperation bei allem was einem dabei hilft, sich gegen die Risiken des Lebens abzusichern und die äußere Sicherheit zu gewährleisten (Vergl. Nauck (2001), S.38, Vergl. Nauck (2006), S.22) Auch hieraus lässt sich folgern, dass eineHandlungsalternative umso eher gewählt wird, je größer das erwartete physische Wohlbefinden ist, das durch diese Handlung erreicht wird. (Vergl. Nauck (2006), S.22)

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Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Partnerwahl in der Türkei
Hochschule
Technische Universität Chemnitz  (Institut für Soziologie)
Veranstaltung
Familien im Kulturvergleich
Note
2,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
27
Katalognummer
V120667
ISBN (eBook)
9783640251063
ISBN (Buch)
9783656447863
Dateigröße
449 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Partnerwahlprozesse, Türkei, Familien, Kulturvergleich
Arbeit zitieren
Dipl.-Soz. Katja Hüttner (Autor:in), 2006, Partnerwahl in der Türkei, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120667

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