War die erste Hälfte dieses Jahrhunderts von der Psychoanalyse dominiert, so folgten in den 50er Jahren die
Verhaltenstherapie, gefolgt vom Humanistischen Ansatz und als bisher letzte einheitliche Richtung der systemische
Ansatz resp. die Familientherapie, die verstärkt erst etwa seit Anfang der 70er Jahre Verbreitung
fand. Der Therapeut sollte sich dabei als Diener im Dienst am Kranken - er muß zuhören, selbstlos zuhören
und ist im Zuhören ganz auf den Klienten eingestellt, gelegentlich läuft superbia therapeutica aber Gefahr, sich
zur Omnipotenz, zum Alleskönnertum aufzublähen, oder zumindest zur Besserwisserei. Letztere ist Kommunikationsbarriere
im Dialog zwischen Patient und Therapeut. Und nicht zuletzt definieren sich
Ziele in der Psychotherapie auch aus der vorangehenden Beschreibung der 'pathologischen' Prozesse, wobei
letztere naturgemäß von Richtung zu Richtung teilweise stark differieren. --
Die Behandlungsziele in der Psychoanalyse wiederum unterscheiden sich im allgemeinen etwas von den normalen
therapeutischen Zielen anderer Therapieformen. In der Literatur spricht man häufig von therapeutischen
Zielen und den analytischen Zielvorstellungen. Während die therapeutischen Ziele sich überwiegend auf die
Symptombeseitigung beziehen und auf eine Verhaltensänderung mit korrelierenden Änderungen im Erleben
beziehen, so stellen die analytischen Ziele eher darauf ab, beim Patienten eine selbstanalytische Fähigkeit
aufzubauen und die Durcharbeitung und Auflösung einer Übertragungsneurose zu sichern.
In der modernen Psychoanalyse spielen Werte und Normen bei der Handlungsregulierung eine überaus wichtige
Rolle, so etwa stellt die Internalisierung von Werten einen der hauptsächlichen Faktoren der therapeutischen
Verbesserung und der Persönlichkeitsänderung im Verlauf der analytischen Behandlung dar.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Familien Therapie
- Einleitung und Exkurs: Richtungen der Familientherapie
- Zur Entwicklung Systemischer Therapieansätze
- Familientherapie und Psychoanalyse - die Wurzeln
- Entwicklung zu anderen Richtungen
- "Therapie ist Dienen" - Grenzen in der Therapie
- Ziele am Beispiel der 'Dynamischen Familientherapie'
- Bezogene Individuation
- Delegation, Vermächtnis und Verdienst
- Interaktionsmodi von Bindung und Ausstoßung
- Allgemeine Aspekte der Interventionsziele in der Dyn. Familientherapie
- Ziele am Beispiel der 'Erfahrungszentrierten Familientherapie'
- Spontaneität und Authentizität
- Aufbrechen von erstarrten Kommunikationsstrukturen
- Bedingungen schaffen
- Konkrete Ziele und Grenzen
- Ziele am Beispiel der 'Strukturellen Familientherapie'
- Ziele am Beispiel der 'Strategischen Familientherapie'
- Ziele und Normen in der Psychoanalyse
- Allgemeines zur Psychoanalyse und einige Definitionen
- Ziele der Psychoanalyse
- Allgemeine Ziele der Psychoanalyse
- Behandlungsziele der Psychoanalyse
- Ziel des Therapeuten
- Ziele des Patienten
- Normen in der Psychoanalyse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Ziele und Normen in Familientherapie und Psychoanalyse, indem sie die verschiedenen Ansätze und Entwicklungen beider Therapieformen vergleicht und kontrastiert. Sie beleuchtet die Unterschiede in den Behandlungszielen und -methoden und analysiert die Rolle von Werten und Normen im therapeutischen Prozess.
- Vergleichende Analyse von Zielen in Familientherapie und Psychoanalyse
- Entwicklung und Differenzierung systemischer Therapieansätze
- Rolle von Werten und Normen in der therapeutischen Praxis
- Grenzen und Herausforderungen in der therapeutischen Beziehung
- Einfluss psychoanalytischer Konzepte auf die Familientherapie
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 behandelt die Familientherapie, beginnend mit einem Überblick über verschiedene Richtungen und deren historische Entwicklung. Es werden die Wurzeln in der Psychoanalyse beleuchtet und der Übergang zu eigenständigen Ansätzen wie der systemischen Therapie beschrieben. Die Kapitel 1.3 bis 1.6 betrachten die unterschiedlichen Ziele in verschiedenen Familientherapie-Schulen (Dynamische, Erfahrungszentrierte, Strukturelle, Strategische).
Kapitel 2 widmet sich den Zielen und Normen der Psychoanalyse. Es werden allgemeine und spezifische Behandlungsziele erläutert, sowie die Rolle des Therapeuten und des Patienten im therapeutischen Prozess. Die Bedeutung von Werten und Normen für die therapeutische Wirkung wird hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Familientherapie, Psychoanalyse, Systemischer Ansatz, Therapieziele, Behandlungsziele, Normen, Werte, Bezogene Individuation, Übertragungsneurose, Spontaneität, Authentizität, superbia therapeutica.
- Quote paper
- Mag. Arno Krause (Author), 1995, Ziele und Normen in Familientherapie und Psychoanalyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121683