Hinter jeder Übersetzung steht ein Übersetzer und damit verbunden seine Ideologie und seine Absichten, die er mit ihr verfolgt. Jeder Übersetzer wird sich sicherlich vor seiner Arbeit die Frage stellen, was er mit seiner Übersetzung erzielen möchte und wie er dies erreichen kann.
Ziel dieser Untersuchung wird sein, mittels eines Übersetzungsvergleiches von Michel Garneaus Übersetzung von Macbeth in das québécois mit François-Victor Hugos Übersetzung in das Standardfranzösische zu klären, welche Absichten hinter den Übersetzungen standen und welche Unterschiede zwischen den beiden bestehen. Es wird gezeigt werden, hinter welchem Hintergrund sich Garneau entschlossen hat, das berühmte Theaterstück von William Shakespeare ins québécois zu übersetzen. Um diesem Anspruch gerecht werden zu können, wurde dem Übersetzungsvergleich eine Übersicht über die Entwicklung des Quebecer Theaters seit den 1960er Jahren und den politischen Ereignissen in Quebec zu jener Zeit vorangestellt mittels derer ersichtlich wird, dass sich Politik und Übersetzung durchaus einander bedingen können.
Dieser Übersicht folgt dann der bereits angesprochene Übersetzungsvergleich, dem eine Untersuchung der seit den 1960er Jahren erschienenen Wörterbücher über das québécois angeschlossen wurde, da sich wichtige parallele Entwicklungen zwischen den Übersetzungen ins québécois und den Werken über das québécois finden lassen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. La nouvelle dramaturgie québécoise - das Quebecer Theater von 1968 bis heute
- 3. François-Victor Hugos Macbeth vs. Michel Garneaus Macbeth
- 3.1 Übersetzungsvergleich
- 3.2 Funktionen der Übersetzungen
- 4. Untersuchung der Vorworte in Wörterbüchern über das québécois
- 4.1 Zeitraum 1968 – 1990
- 4.2 Von 1990 bis heute
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Untersuchung analysiert die Übersetzungsstrategien von Michel Garneaus québécoiser und François-Victor Hugos standardfranzösischer Macbeth-Übersetzung im Vergleich zur Shakespeare-Originalfassung. Das Hauptziel ist die Klärung der jeweiligen Absichten und Unterschiede beider Übersetzungen, insbesondere Garneaus Entscheidung, Shakespeares Werk ins Québécois zu übertragen. Der Kontext der Entwicklung des Quebecer Theaters seit den 1960er Jahren und die politischen Ereignisse dieser Zeit werden beleuchtet.
- Der Einfluss politischer Ereignisse auf die Quebecer Theaterlandschaft und Literatur.
- Übersetzungsvergleich zwischen Garneaus und Hugos Macbeth-Übersetzungen.
- Die Rolle der Sprache (Québécois) in der Quebecer Identitätsfindung und Autonomiebewegung.
- Analyse der Vorworte in Wörterbüchern des Québécois und deren Entwicklung über die Zeit.
- Die Funktion von Übersetzung als Mittel der politischen und kulturellen Legitimation.
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 (Einleitung): Die Einleitung skizziert das Forschungsziel: einen Vergleich der Macbeth-Übersetzungen von Garneau und Hugo durchzuführen, um die jeweiligen Absichten der Übersetzer zu ergründen. Es wird die Bedeutung des Kontextes – der Entwicklung des Quebecer Theaters – hervorgehoben.
Kapitel 2 (La nouvelle dramaturgie québécoise): Dieses Kapitel beschreibt die bedeutenden Veränderungen im Quebecer Theater seit 1968, verbunden mit der Stillen Revolution und dem wachsenden Bestreben nach Unabhängigkeit. Die Aufführung von Tremblays „Les Belles-Sœurs“ wird als Wendepunkt genannt, der die Verwendung des Québécois im Theater etablierte. Garneaus Macbeth-Übersetzung wird als Meilenstein dieser Entwicklung vorgestellt.
Kapitel 3 (François-Victor Hugos Macbeth vs. Michel Garneaus Macbeth): Dieser Abschnitt vergleicht detailliert die Übersetzungen von Hugo und Garneau. Es werden Unterschiede in der musikalischen Gestaltung, der Übersetzung von Begriffen wie „palace“, „Ihre Majestät“, und Ortsangaben aufgezeigt und im Kontext der Quebecer Identität und des politischen Hintergrunds interpretiert. Es wird die Strategie Garneaus analysiert, wie er Shakespeares Text an die Quebecer Realität anpasst.
Kapitel 4 (Untersuchung der Vorworte in Wörterbüchern über das québécois): Dieses Kapitel untersucht Vorworte in Wörterbüchern über das Québécois aus verschiedenen Jahren (1973, 1984, 1990 und 1999). Der Fokus liegt auf der Entwicklung der Darstellung des Québécois und seiner Beziehung zum Standardfranzösisch. Die Entwicklung der Position des Québécois im Kontext der politischen und kulturellen Entwicklungen wird nachgezeichnet.
Schlüsselwörter
Québécois, Standardfranzösisch, Übersetzungstheorie, Macbeth (Shakespeare), Michel Garneau, François-Victor Hugo, Quebecer Theater, Stille Revolution, nationale Identität, politische Funktion von Übersetzung, Lexikographie, Autonomiebestrebungen Quebecs, Adaptationen, Tradaptation.
- Quote paper
- Andreas Kirchmann (Author), 2006, Ziele von Übersetzung – "Macbeth" im "québécois" und "français de France" im Übersetzungsvergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122232