„Die deutsche Kolonialgeschichte war (…) eine auf drei Jahrzehnte zusammengedrängte und nicht zuletzt auch deswegen besonders dramatische Erfahrung der kolonialen Situation für beide Seiten, für die deutsche ´Schutzherrschaft’ wie für ihre ´Schutzbefohlenen’ in Übersee.“
De facto setzten die ersten organisierten kolonialen Bestrebungen im Deutschen Kaiserreich erst nach der Reichsgründung am 18. Januar 1871 ein, obgleich bereits seit dem 16. und 17. Jahrhundert einige, zumeist wenig erfolgreiche Bemühungen um eine Etablierung in Übersee, vor allem aber in der Neuen Welt – dem nordamerikanischen Kontinent – die auswärtige Politik des säkularisierten Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation durchdrungen hatten. Es waren mehrere Faktoren, die einerseits das Ideal der Präsenz der vermeintlichen europäischen Großmacht in der ersten Frühphase der Kolonialpolitik zu Beginn des 16. Jahrhunderts hemmten, die andererseits jedoch die Kolonialpropaganda und das Ziel Kaiser Wilhelms II. vom deutschen ´Platz an der Sonne’ zu stützen schienen: trotz einflussreicher Entdecker, kapitalkräftiger Kaufleute und erfolgreicher Wissenschaftler konnten die Vertreter des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation bis 1806 zu keiner Zeit entscheidend auf die Entwicklung und Implementierung europäischer Interessensphären in den neuen überseeischen Besitzungen einwirken. Die inneren Zerwürfnisse der Territorialfürsten, divergente Ziele in der Expansion der regionalen Kleinstaaten im Kaiserreich bis zu dessen Zerfall im Zuge der Napoleonischen Koalitionskriege und die Tatsache der fehlenden Homogenität der deutschen Territorien per se – etwa in der Musterung und Aufstellung eines Reichsheeres – bedeuteten genauso wie die seebeherrschende Stellung Großbritanniens seit dem Beginn des 17. Jahrhunderts sowie die von den mächtigen Persönlichkeiten Spaniens, den Niederlanden und dem englischen Königshause subventionierten Expeditionsreisen und Neukonstruktionen in den unerschlossenen Gebieten einen deutlichen Rückstand der deutschen Kolonialpolitik, der bis in die 1850er Jahre hinein kaum aufgeholt werden konnte. Dessen Überwindung gelang schließlich im Zuge der gescheiterten Revolution anno 1848; allerdings bildete das Jahr 1871 den eigentlichen Beginn einer organisierten, homogenen deutschen Politik in Übersee.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung – Die deutsche Kolonialpolitik
- 2. Der Beginn der Handelsbemühungen im Fernen Osten
- 2.1 Die Ungleichen Verträge und die wirtschaftliche Öffnung Chinas.
- 2.2 Ferdinand von Richthofen und Max von Brandt - Die Eulenburg-Mission.
- 3. Missionierung und Krisen
- 3.1 Die christlichen Sendboten als Initiatoren des deutschen Handels- und Kapitalforts in Kiautschou.........
- 3.2 Der Boxeraufstand und seine Wirkungen auf die Handelsbeziehungen
- 4. Wirtschafts- und Warenaustausch mit China..........\n-
- 4.1 Li Hongzhang und Alfred Krupp – Das Konglomerat in der Waffen- und Militärtechnik
- 4.2 Die Misserfolge im Berg- und Eisenbahnbau - Trauma Kiautschou.
- 5. Die Rolle der kaiserlichen Marine und das deutsche Kulturprojekt................\n.
- 6. Schlussteil - Ergebnisse der Betrachtungen, Kritik der Kaiserlichen Kolonialpolitik und Ausblicke auf die künftige Forschungsarbeit......\n.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Ausarbeitung befasst sich mit dem ostchinesischen Schutzgebiet Kiautschou und untersucht die Funktionsweise der deutschen Kolonialpolitik in dieser Region. Sie analysiert die Gründe für die Artikulation europäischer Interessen im Reich der Mitte und beleuchtet die Ursprünge des deutschen Einflussbereichs im Pazifik.
- Die Rolle christlicher Missionare in der Förderung des deutschen Handels und Kapitalismus in Kiautschou
- Die Auswirkungen des Boxeraufstands auf die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und China
- Die Bedeutung der kaiserlichen Marine und des deutschen Kulturprojekts in Kiautschou
- Die Bilanz der deutschen Kolonialpolitik im Hinblick auf wirtschaftliche und politische Aspekte
- Die Rolle von Großunternehmen, wie Alfred Krupp, in der deutschen Kolonialpolitik in China
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Dieses Kapitel erläutert den Beginn der deutschen Kolonialpolitik nach der Reichsgründung 1871 und beleuchtet die Faktoren, die diese Entwicklung beeinflussten, darunter die nationalistische Bewegung, der Gründerboom und die Furcht vor dem Sozialismus.
- Kapitel 2: Hier werden die frühen Handelsbemühungen des Deutschen Kaiserreichs im Fernen Osten beschrieben, einschließlich der Ungleichen Verträge und der Eulenburg-Mission unter der Leitung von Ferdinand von Richthofen und Max von Brandt.
- Kapitel 3: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Rolle christlicher Missionare als Initiatoren des deutschen Handels und Kapitalismus in Kiautschou. Außerdem werden die Auswirkungen des Boxeraufstands auf die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und China diskutiert.
- Kapitel 4: Dieser Teil untersucht den Wirtschafts- und Warenaustausch zwischen Deutschland und China, wobei der Fokus auf dem Konglomerat zwischen Li Hongzhang und Alfred Krupp in der Waffen- und Militärtechnik liegt. Es werden auch die Misserfolge im Berg- und Eisenbahnbau in Kiautschou analysiert.
- Kapitel 5: Hier wird die Rolle der kaiserlichen Marine und des deutschen Kulturprojekts in Kiautschou beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themen dieser Arbeit sind: Kiautschou, deutsche Kolonialpolitik, China, Handelsbeziehungen, Missionierung, Boxeraufstand, Wirtschaftsgeschichte, Militärpolitik, kaiserliche Marine, Kulturprojekt, Großunternehmen, Alfred Krupp, Li Hongzhang.
- Quote paper
- Holger Skorupa (Author), 2008, Kiautschou – Die deutsche Kolonie im chinesischen Pazifik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122786