Der folgende Text befasst sich mit dem religiösen Aspekt der Figur Adolf Hitlers, basierend auf der neuen Untersuchung von Thomas Schirrmacher „Hitlers Kriegsreligion“. Dabei werden Belege für die Selbstwahrnehmung des Diktators Belegen über die Wahrnehmung der Bevölkerung gegenübergestellt, um so einen umfassenden Antwortversuch zu ermöglichen. „Wir sind eine Gemeinschaft von Menschen, die erkennen, daß das höchste Gut des höchsten Einsatzes wert ist. Wir sind keine Partei fauler Spießbürger, keine Bewegung fauler Brüder, die sich begnügen an den Tatsachen des Tages und als Männer zu ihren Frauen sagen: Mein liebes Weib, der Herr hat es gegeben, der Herr hat es genommen, der Wille des Herrn sei gelobt, und wenn es ihm gefällt, dann macht er uns wieder frei. Nein! Der Herr hat uns seinen Segen gegeben, weil wir ihn verdienten, er hat uns seinen Segen genommen, weil wir seiner nicht mehr würdig waren, der Herr wird uns seinen Segen wiedergeben, wenn er ein neues Volk vor sich hat.“
Mit diesen Worten begeisterte der spätere Führer des Dritten Reiches 1927 die Massen auf einer NSDAP-Versammlung. Es sollte nicht bei einem Ausspruch dieser Art bleiben. Es gibt hunderte von Belegen, in denen deutlich wird, dass er nicht nur eine politische Ideologie vertrat, sondern einen politischen Glauben verkünden wollte.
Welche Rolle Hitler innerhalb dieses Glaubens selber spielte, soll Gegenstand dieser Arbeit sein. Auf den folgenden Seiten gehe ich zunächst auf die Forschungsdiskussion über die Authentizität der Selbstaussagen Hitlers ein, um dann sein Weltbild und seine religiösen Vorstellungen zu beschreiben. In einem nächsten Schritt werde ich versuchen sein eigenes Rollenverständnis darzustellen um dann auf die Außensicht, also die Sicht des Volkes einzugehen.
Ich habe mich dabei im Wesentlichen auf das zweibändige Werk von Thomas Schirrmacher „Hitlers Kriegsreligion“ gestützt, welches sich nicht nur zu einem Großteil mit meinem Thema deckt, sondern in seinem zweiten Band eine vollständige Zitatsammlung religiöser Aussagen Hitlers zur Verfügung stellt.
Da sich gut begründete Aussagen über das Hitlerbild in Selbst- und Fremdwahrnehmung nur mit Textbelegen wagen lassen, ist diese Arbeit ungewohnt zitatlastig.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Authentizität der Aussagen Hitlers
- Hitlers Weltbild
- Hitlers geistige Herkunft
- Hitlers Weltbild
- Erste Säule: Krieg
- Zweite Säule: Blut
- Dritte Säule: Persönlichkeit
- Hitlers Kriegsreligion
- Hitlers Gottesvorstellung
- Gott und Volk
- Gott und Kampf/Krieg
- Hitlers Selbstwahrnehmung – Prophet, Messias, Religionsstifter?
- Hitler als Prophet
- Exkurs: Der biblische Prophet
- Hitler als Messias
- Exkurs: Der biblische Messias
- Hitler als Religionsstifter
- Hitler als Christus?
- Hitler als Prophet
- Hitler – Rezeption im deutschen Volk
- Zur Problematik der „Volksmeinung“
- Quellenlage
- Meinungsbildung
- Das Bild Hitlers in der Bevölkerung
- Die Umstände des Reiches vor der Machtergreifung
- Hitler in der Sicht der breiten Masse - Arbeiter und Mittelstand
- Hitler als Retter
- Hitler als „Pater Patriae“
- Die religiösen Aspekte des Hitlerbildes
- Hitler-Jugend
- Die Katholiken
- Zur Problematik der „Volksmeinung“
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Frage, inwieweit Adolf Hitler als religiöse Figur betrachtet werden kann. Sie analysiert Hitlers Selbstbild und die Wahrnehmung seiner Person durch die deutsche Bevölkerung. Dabei werden seine religiösen Vorstellungen, seine Weltanschauung und die Rezeption seiner Ideologie im Kontext der damaligen Gesellschaft beleuchtet.
- Hitlers religiöse Weltanschauung und Gottesvorstellung
- Hitlers Selbstverständnis als Prophet, Messias oder Religionsstifter
- Die Rolle von Krieg, Blut und Persönlichkeit in Hitlers Ideologie
- Die Rezeption Hitlers als religiöse Figur in der deutschen Bevölkerung
- Die unterschiedliche Wahrnehmung Hitlers bei verschiedenen Bevölkerungsgruppen (z.B. Arbeiter, Mittelstand, Hitlerjugend, Katholiken)
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und skizziert den Forschungsansatz. Das erste Kapitel diskutiert die Authentizität von Hitlers Aussagen. Kapitel 2 beleuchtet Hitlers Weltbild, geprägt von Krieg, Blut und der Betonung der Persönlichkeit, und seine religiösen Vorstellungen, die einen vagen, monotheistischen Gott beinhalten. Kapitel 3 analysiert Hitlers Selbstwahrnehmung in Bezug auf die Rollen des Propheten, Messias und Religionsstifters, stets im Kontext des christlichen Denkens. Kapitel 4 untersucht die Rezeption Hitlers in der deutschen Bevölkerung, differenziert nach verschiedenen Bevölkerungsgruppen und beleuchtet den Mythosbildungsprozess um seine Person.
Schlüsselwörter
Adolf Hitler, Religiöse Figur, Weltanschauung, Kriegsreligion, Prophetie, Messias, Religionsstiftung, Volksmeinung, Propaganda, Drittes Reich, Nationalsozialismus, Katholische Kirche, Hitlerjugend.
- Quote paper
- Mark Bothe (Author), 2008, Adolf Hitler – eine religiöse Figur?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123681