In dieser Arbeit soll aufgezeigt werden, wie die ideologienahen Wissenschaftler der Rassenhygiene im Nationalsozialismus lebten und inwiefern wissenschaftliche Erkenntnisse aufgrund derer persönlicher Motive übergangen werden konnten, in der Hoffnung des eugenischen Zugriffs auf eine ganze Bevölkerung. Das Leben von Ernst Rüdin (1874–1952) in der Zeit des Nationalsozialismus dient dabei zur Erläuterung dieser Geschehnisse, wobei seine Person in keiner Weise verurteilt werden soll. Rüdin, einer der wichtigsten Vertreter der deutschen Psychiatrie, Genetik und Eugenik in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, legte eine umfangreiche Sammlung von Patientenstamm-bäumen an und kam zu der Schlussfolgerung, dass Geisteskrankheiten genetisch bedingt seien und deshalb vorausgesagt und durch Sterilisierung verhütet werden könnten.
Rüdin hatte die Hoffnung, dass mit Hilfe des ‚Dritten Reiches’ die rassenhygienische Utopie Wirklichkeit werden könnte. Diese Erwartung erklärt seine unermüdliche Aktivität, das Konzept der Rassenhygiene um jeden Preis politische Realität werden zu lassen. Durch Rüdins Bewunderung für die nationalsozialistische Gesetzgebung und dessen wissenschaftliches Legitimationsbedürfnis, entstand eine gegenseitige Bindung, die über bloße sachliche Erwägungen hinausging.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Wissensgesellschaft
- Eugenik und Rassenhygiene zwischen Wissenschaft und Politik
- Die Rolle Ernst Rüdins im Nationalsozialismus
- Ernst Rüdins Beziehung zur Rassenhygiene nach der Machtergreifung 1933
- Das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“
- Zwischen 1939 und 1945
- Rüdins Verhältnis zur „Euthanasie“
- Das Verhältnis zwischen Rüdin und den Nationalsozialisten
- Der Internationale Rahmen
- 1945 - Das Ende der „Rüdinschen“ Arbeit?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle von ideologienahen Wissenschaftlern der Rassenhygiene im Nationalsozialismus und wie wissenschaftliche Erkenntnisse aufgrund persönlicher Motive beeinflusst wurden. Am Beispiel Ernst Rüdins wird gezeigt, wie eugenische Bestrebungen auf eine ganze Bevölkerung angewendet wurden. Die Arbeit vermeidet eine explizite Verurteilung Rüdins und konzentriert sich auf die Analyse der Ereignisse.
- Die Wissensgesellschaft und ihre Rolle in der Verbindung von Politik und Wissenschaft.
- Eugenik und Rassenhygiene als wissenschaftliche Konzepte im Kontext des Nationalsozialismus.
- Ernst Rüdins Wirken und seine Beziehung zur Rassenhygiene und den Nationalsozialisten.
- Das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ und seine Auswirkungen.
- Die Rolle der rassenhygienischen Psychiatrie während des Krieges.
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 (Einleitung): Die Einleitung beschreibt die Geschichte der Bevölkerungspolitik und führt in die Thematik der Rassenhygiene und Ernst Rüdins Rolle im Nationalsozialismus ein.
Kapitel 2 (Die Wissensgesellschaft): Dieses Kapitel beleuchtet den Begriff der Wissensgesellschaft und die Interaktion zwischen Wissenschaft und Politik, die im Nationalsozialismus eine besonders gefährliche Dynamik erreichte.
Kapitel 3 (Eugenik und Rassenhygiene zwischen Wissenschaft und Politik): Hier wird der eugenische und rassenhygienische Denkstil des frühen 20. Jahrhunderts beschrieben und seine Verbindung mit der gesellschaftlichen Krise der Zeit herausgestellt.
Kapitel 4 (Die Rolle Ernst Rüdins im Nationalsozialismus): Dieses Kapitel beschreibt verschiedene Aspekte von Rüdins Leben und Wirken im Nationalsozialismus, ohne jedoch auf alle Unterkapitel im Detail einzugehen.
Schlüsselwörter
Rassenhygiene, Eugenik, Ernst Rüdin, Nationalsozialismus, Wissensgesellschaft, „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“, Psychiatrie, Bevölkerungspolitik, wissenschaftliche Ideologie.
- Quote paper
- Silke Mohr (Author), 2006, Rassenhygiene im Nationalsozialismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124060