Die Entwicklung des kindlichen Gehirns unter dem Einfluss digitaler Medien


Facharbeit (Schule), 2015

30 Seiten, Note: 1

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Das Gehirn
2.1 Aufbau des Gehirns
2.2 Uber Neuronen & die Entwicklung des Gehirns

3 Kinder und Medien
3.1 Die Sprachentwicklung
3.1.1 Forderung der Sprachentwicklung
3.1.2 Storungen bei der Sprachentwicklung
3.1.3 Mehrsprachigkeit
3.1.4 Beeinflussung der Sprachentwicklung
3.2 Sozialverhalten
3.2.1 Computerspiele und Personlichkeit
3.3 Mediennutzung
3.3.1 Medienarten
3.3.2 Medienwahrnehmung & Umgang mit Medien
3.4 Medienerziehung und Lernen

4 Fazit

5 Bildverzeichnis

6 Literaturverzeichnis
6.1 Buchquellen
6.2 Internetquellen

1 Einleitung

Ein Mensch durchlauft im Laufe seines Lebens bzw. Heranwachsens einen in- dividuellen und komplizierten Entwicklungsprozess. Dieser auBert sich vor allem durch das Sozialverhalten, den Charakter bzw. Personlichkeit eines Menschen. Dabei spielt das Gehirn die entscheidende Rolle. Die „Entwicklung des Gehirns“, die im Titel genannt wurde, wird dabei nur teilweise auf der Ebene von neurobiologischen Faktoren betrachtet; der Schwerpunkt liegt darin, wie sich diese Entwicklung am Verhalten der Kinder zeigt. Was bedeu- tet das Wort „Entwicklung“ uberhaupt? Ganz allgemein formuliert ist Ent­wicklung ein Zusammenspiel von genetischen Grundlagen, der Umwelt und den eigenen Erfahrungen.1 Die Entwicklung beim Menschen lasst sich in geistige und korperliche Entwicklung unterteilen, zum Teil uberschneiden sich die beiden Teilbereiche.

Das Gehirn ist deshalb von groBer Bedeutung fur das Thema, da sich die Ent­wicklung eben dort abspielt. Die Entwicklung beginnt bereits im Mutterleib und endet erst mit dem Tod. Das bedeutet, dass ein Mensch sein Leben lang lernt, jedoch im Zeitraum der fruhen Kindheit bis zum Ende der Pubertat einen Hochpunkt erlebt. In dieser Zeit ist das Gehirn besonders formbar. Das ist der Grund, weshalb sich viele Hirnforscher und andere Wissenschaftler Gedanken uber die Auswirkungen von derart „lebens-einnehmenden“ Phano- menen wie den „digitalen Medien” machen. Die Medien, die fur die jetzige junge Generation wichtig sind, beschranken sich weitestgehend auf Fernse- her, Smartphone, Handy und Tablet sowie Computer und Internet und wer- den auch „neue Medien“ genannt, da sie zeitlich gesehen noch relativ jung sind.

Kinder haben in fruheren Zeiten mit anderen Dingen und vor allem viel zu- sammen gespielt, haben sich mit anderen Inhalten im Alltag beschaftigt und entwickelten sich vermutlich zu Menschen, die anders dachten und handelten als die heutigen jungeren Generationen. Ursachen dafur sind vermutlich auch die veranderte Geisteshaltung und das Weltbild einer Person, doch ge- wisse Veranderungen sind sicher auch durch Medien vonstatten gegangen. Der Umfang dieses Wandels ist kaum abschatzbar, da die Generationen, die davon betroffen sind, nur teilweise erwachsen sind. Darum ist vieles noch un- geklart, selbst die Forschung konnte uber Medien im Bezug auf ihre Auswir- kungen auf einen Heranwachsenden noch keine eindeutige Meinung bilden.

In der Fachwelt wird uber das Thema trotzdem viel diskutiert, es wird nicht immer nur auf wissenschaftlichen Grundlagen argumentiert, sondern manch- mal auch mit personlichen Erfahrungen, die wahr sind und deshalb als Argu- mente benutzt werden konnen. Allgemein wurden von mir sehr vielen Inter- netquellen benutzt, denn der Forschungsstand verandert sich standig, d.h unter Umstanden sind Bucher von vor drei Jahren schon veraltet, wahrend im Netz neueste Informationen zu finden sind. Altere Bucher, die von der Aussage mit dem Internet ubereinstimmten, habe ich trotzdem genutzt.

Im Folgenden werden zwei Thesen aufgestellt, um den Uberblick zu behalten. Sie sollen im Weiteren untersucht und am Schluss der Arbeit bewertet wer- den:

1. Die neuen Medien beeinflussen die geistige Entwicklung von Kleinkin- dern.
2. Medien verandern das soziale Verhalten der Kinder.

Neben dem Sozialverhalten ist weiterhin interessant, ob die Kinder der „Mediengeneration“ bessere oder schlechtere Lernerfolge erzielen als die Ge- nerationen vor ihnen, denn auch im Bildungsbereich spielt der Einsatz neuer Medien eine immer groBere Rolle. Dieses Themenfeld sollte ursprunglich in meiner vorliegenden Arbeit ebenso behandelt werden, doch wahrend meiner Recherchen wurde klar, dass dies den Umfang der Arbeit sprengen wurde.

2 Das Gehirn

Die Entwicklung eines Kindes setzt sich insgesamt aus mehreren Teilen zu- sammen: die korperliche Entwicklung geht fast von allein vonstatten, wah- rend eine „positive“ geistige Entwicklung, die sich im Gehirn abspielt, die Un- terstutzung der Eltern braucht. Zu ihr gehort sowohl die Sprachentwicklung als auch die Entwicklung der motorischen und sozialen Fahigkeiten. Mit mo- torischen Fahigkeiten fasst man die Fahigkeiten der Grob- und Feinmotorik zusammen, was die unerlassliche Bedingung fur Schreiben und Malen, sowie die Gestik eines Menschen ist.2

Um die Entwicklung und das Verhalten von Kindern besser verstehen zu konnen, ist es sinnvoll, sich mit dem Ursprung der Kinderentwicklung und dem Lernen zu beschaftigen. Obwohl die Neurobiologie einiges uber das kom- plexe System Gehirn weiB, hat sie noch langst nicht alle Zusammenhange er- forscht und begriffen. Vielmehr ist bisher nur ein Ansatz fur die Funktions- weise des Gehirns vorhanden und selbst dieser ist so kompliziert, das es schwierig ist, diesen moglichst kurz vorzustellen.

2.1 Aufbau des Gehirns

Wenn man ein Gehirn von auBen betrachtet, so liegt ganz auBen die GroB- hirnrinde, auch Cortex genannt. Diese ist eine dunne, graue Schicht, die ca. zwei bis funf Millimeter dick ist und auch als „graue Substanz” bezeichnet wird. Geschutzt von den Schadelknochen und der darunterliegenden Hirn- haut gehort er zum Hauptteil des Gehirns, dem GroBhirn. Dieses nimmt uber 80% der Gehirnmasse ein, der Cortex benotigt davon die Halfte. Durch die vielen Furchen und Windungen wird die groBe Oberflache des Cortex auf klei- nem Raum ermoglicht. Denn im Cortex befinden sich die fur die Tatigkeit des Gehirns sehr wichtigen Nervenzellen, die viel Platz brauchen, da sie in sehr groBer Zahl vorliegen. Das GroBhirn besteht aus zwei Gehirnhalften, die durch den sogenannten Balken, ein Bundel aus Nervenfasern, miteinander verbunden sind. Uber ihn werden Informationen in Form von Nervenerregun- gen ausgetauscht. Die linke Gehirnhalfte ist zustandig fur die Sprache, die Mathematik und Logik und fur musikalische Ausubungen. Die rechte Halfte eher fur die Gefuhlswelt, die Phantasie, Kreativitat sowie raumliche Wahr- nehmungen und Korperkoordination. Die Gehirnhalften arbeiten grundsatz-
lich zusammen, jedoch lasst sich bei bestimmten Tatigkeiten eine vermehrte
Aktivitat in der jeweiligen Halfte feststellen.3

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Hirnlappen

In beiden Gehirnhalften konnen je vier Lappen unterschieden werden: Der Frontallappen (siehe Abbildung 1 oben rechts), der Parietallappen (unten rechts), der Temporallappen (unten links) und der Okzipitallappen (oben links)- Im Fr°ntallappen, der der groBte der vier Gehirnlappen ist, befindet sich der Arbeitsspeicher, also das Kurzzeitgedachtnis, und auch der primare motorische Cortex. Dieser ist der Ursprung der Nervenbahnen, die uber das Ruckenmark bis in die einzelnen Korperteile laufen, z.B. in die Muskeln. Dort steuert das Gehirn die willkurli- chen Bewegungen.4 Der vorderste Bereich des Frontallappen wird p ra f ronta- ler C ortex (PFC) genannt. Dieser Gehirnbereich ist mit vielen anderen Ge- hirnbereichen verbunden und wirkt bei ihrer Steuerung mit. Auch steuert er die Handlungen, Planungen, Entscheidungen und das Sozialverhalten der Menschen; er gehort zu den komplexesten Teilen des Gehirns. Bis er ganz ausgewachsen und somit voll „funktionstuchtig“ ist, dauert es ungefahr bis zum 25. Lebensjahr. Oft wird er als Sitz der Personlichkeit und des Charak- ters bezeichnet. Der zweitgroBte Lappen ist der Temporallappen. Von ihm werden die Signale, die von den Sinneszellen ubermittelt werden, in die Ge- horschnecke ubertragen. Der Temporallappen ist fur auditorische Wahrneh- mungen, also das Horen von Musik und Sprache zustandig. Ebenso uber- nimmt er einen Teil des Gedachtnisses, der z.B. das Wiedererkennen von Gesichtern ermoglicht.5 Der Parietallappen ist fur die Sensibilitat zustandig, es werden Signale verarbeitet, wie z.B. wenn wir mit dem Finger etwas be- ruhren und dann erkennen, ob die Oberflache rau oder glatt ist - der Tast- sinn. Auch das raumliche Denken, mathematische Verarbeitungen und das Lesen sind hier beheimatet. AuBerdem befindet sich im Parietallappen das Langzeitgedachtnis. Der Hinterhauptlappen (Okzipitallappen) ist fur Ein- drucke zustandig, die uber die Augen kommen. Dabei wird ein primares und ein sekundares Sehzentrum unterschieden. Mit dem Primaren werden gese- hene Dinge wahrgenommen, im sekundaren werden diese Dinge mit den Er- innerungen verglichen. So werden bereits einmal gesehene Dinge wiederer- kannt.6 Das Kleinhirn liegt hinter dem Hirnstamm und besitzt ebenso wie das GroBhirn zwei Hemispharen. Die Kleinhirnrinde ist noch viel starker ge- faltet wie die GroBhirnrinde, denn im Kleinhirn sind noch viel mehr Neuro- nen vorhanden wie im GroBhirn. Die Hauptaufgabe des Kleinhirns ist die Ko- ordination von Bewegungen, was eine sehr anspruchsvolle Aufgabe ist.7

2.2 Uber Neuronen & die Entwicklung des Gehirns

Das Lernen im Gehirn, bzw. die Informationsweiterleitung wird durch Neuro- nen gewahrleistet, welche die Grundbausteine des Gehirns sind. Diese Neuro-

nen (siehe Abbildung 2) bilden im Laufe eines Menschenlebens ein riesiges

Abbildung 2: Neuron

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Netzwerk untereinander, indem sie sich uber sogenannten Synapsen miteinander verbinden. Beim Lernen sind die Neuronen fur die Informationsubertragung zustandig. Vereinfacht lasst sich sagen: Wenn der Zellkorper von anderen Synapsen ein elektri- sches Signal ubertragen be- kommt, so sendet er es uber das Axon und die entsprechende Synapse an ein weiteres Neuron. Die Synapsen bilden sich jedoch nur aus, wenn sie auch ge- nutzt werden, das heiBt im Gegenteil auch: wenn sie nicht genutzt werden, bilden sie sich zuruck. Das Gehirn bzw. das Netzwerk der Neuronen veran- dert sich somit standig.8 So lasst sich auch erklaren, warum man am besten lernt, wenn der Stoff oft wiederholt wird: Die zustandigen Nervenzellen und zugehorigen Synapsen werden oft gebraucht, starker ausgebildet und sind so fur ein spateres Abrufen des Gehirns leichter erreichbar.

Das menschliche Gehirn beginnt sich bereits zwei bis drei Wochen nach der Befruchtung zu bilden. Ab der achten Woche wachsen die ersten Neuronen, die dann bis zur 40. Woche auch Synapsen bilden. Wenn der Fotus 24 Wochen alt ist, speichert das Gehirn erste Eindrucke ab, z.B. ein Musikstuck, das es dann bis nach der Geburt wiedererkennen kann.9 Die erste Zeit nach der Ge- burt eines Menschen, genauer gesagt seine ersten drei bis funf Lebensjahre, sind fur die Gehirnentwicklung von groBer Bedeutung. Sein Gehirn ist auBert empfanglich fur Reize, die auf es einwirken, da in dieser Phase eine groBe An- zahl von Synapsen hergestellt werden und somit eine intensive Gehirnent- wicklung stattfindet. Dies ist also der optimale Zeitpunkt, lebenslang beno- tigte Fahigkeiten zu lernen wie zum Beispiel die Sinne durch Erfahrungen mit der Umwelt zu scharfen oder durch viel Bewegung die Muskeln auszubil- den. AuBerdem sind diese ersten Jahre eines Menschen bestimmend fur die Leistungsfahigkeit eines Gehirns.10 Kinder lernen vor allem durch Bewegung und standiges Wiederholen. Deshalb brauchen Babys und Kleinkinder die Nahe und Anregungen der Eltern.

Das bedeutet jedoch nicht, dass ein alteres Gehirn nichts mehr lernt, im Ge- genteil: Das Hirn wird lebenslang verandert und umgebaut, es stellt sich auf veranderte Bedingungen ein. Diese Fahigkeit des Gehirns ermoglicht das Ler- nen und wird Neuroplastizitat genannt. Je alter ein Mensch wir, desto star­ker ist das Netz der Neuronen in seinem Gehirn ausgebildet und desto schwe- rer fallt es ihm, neue zu knupfen. Deshalb nimmt das Gehirn immer wieder „Reinigungen“ vor, bei dem es kaum benutzte Synapsen kappt und nur die als wichtig eingestuften beibehalt.

[...]


1 vgl. Stangl, Werner: Lexikon online fur Psychologie und Padagogik.

2 vgl. Lerch, Melanie: Motorische Entwicklung. Die Bewegungsentwicklung vom Neugeborenen zum Kleinkind.

3 vgl. Textor, Martin: Gehirnentwicklung im Kleinkindalter - Konsequenzen fur die fruhkindliche Bildung.

4 vgl. Dr. Schafers, Andrea: Die GroBhirnrinde - Neo- und Isocortex.

5 vgl. Dr. Wicht, Helmut: Der Temporallappen.

6 vgl. Dr. Schafers, Andrea: Die GroBhirnrinde - Neo- und Isocortex.

7 vgl. Dr. Schafers, Andrea: Das Kleinhirn.

8 vgl. Spitzer, Manfred: Digitale Demenz. (S. 37/48f.)

9 vgl. Herschkowitz, Norbert: Was stimmt? Das Gehirn. Die wichtigsten Antworten. (S. 87)

10 vgl. Lohle, Monika: Wie Kinder ticken.Vom Verstehen zum Erziehen. (S. 16)

Ende der Leseprobe aus 30 Seiten

Details

Titel
Die Entwicklung des kindlichen Gehirns unter dem Einfluss digitaler Medien
Veranstaltung
Digitalisierung
Note
1
Jahr
2015
Seiten
30
Katalognummer
V1242727
ISBN (eBook)
9783346667670
Sprache
Deutsch
Schlagworte
entwicklung, gehirns, einfluss, medien
Arbeit zitieren
Anonym, 2015, Die Entwicklung des kindlichen Gehirns unter dem Einfluss digitaler Medien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1242727

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