Hexenprozesse in der Frühen Neuzeit


Akademische Arbeit, 2021

17 Seiten, Note: 1.9

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Zum Phanomen der Hexenverfolgungen in der fruhen Neuzeit

Was ist Hexerei?

Die Zustandigkeit von weltlichen und geistlichen Gerichten

Derlnquisitionsprozess

Die dorfliche Gemeinde

Der Hexenprozess am Beispiel der Benigna Schultzen

Fazit

Quellen- und Literaturverzeichnis

Einleitung

Noch heute ubt das Phanomen der Hexerei eine groBe Faszination auf die Menschen aus. Zahlreiche Bucher, Filme und Serien beschaftigen sich mit Hexen und Hexerei. Doch haben diese nur noch wenig mit dem zu tun, was Gegenstand dieser Hausarbeit werden soil: dem Phanomen der Hexerei in der Fruhen Neuzeit in den Gebieten des Heiligen Romischen Reiches Deutscher Nation. Entgegen der gelaufigen Meinung unserer Mitmenschen fanden die groBen Hexenprozesswellen nicht in dem dunklen und fmsteren Mittelalter statt, sondern in einer Zeit des Umbruches, der Emeuerung, und einem rapiden Klimawandel: der Fruhen Neuzeit.

Die Reformation hielt Einzug in Europa, die Bedeutung von Papst und Kirche ging zuruck, weltliche Institutionen erhielten zunehmend an Macht. Im Umbruch vom Mittelalter zur Fruhen Neuzeit veranderte sich auch die Vorstellung von Hexerei. Der Pakt mit dem Teufel, der als Ketzerei und Haresie betrachtet wurde, ruckte in den Fokus der Hexenverfolger und so beruhmte Werke wie der Hexenhammer des Inquisitors Heinrich Kramer trugen erheblich zum Hexenwahn bei. Aber auch die als „kleine Eiszeit“ bekannte Klimaveranderung im fruhen 16. Jahrhundert schurte das Misstrauen der Menschen, Hungersnote entstanden und Anklagen unter Nachbam nahmen zu.1 Es wurden Schuldige fur die Veranderungen in der Umwelt gesucht und Hexen bildeten da das ideale Opfermilieu. In ganz Europa nahm dieser Wahn seinen Lauf, tausende von Menschen, Manner, Frauen und Kinder verloren in einem geschlossenen Zeitraum von circa 300 Jahren (1400- 1700 n. Chr.) in ganz Europa ihr Leben auf den Scheiterhaufen. Hexen wurden dabei als Bose Wesen betrachtet, die Mithilfe von Magie ihrer Umwelt erheblichen Schaden zufugen konnten.

Das Thema der Hexen und der Hexenprozesse in der Fruhen Neuzeit gilt in der Wissenschaft als gut erforscht. Nicht nur die Geschichtswissenschaft, sondern auch andere zahlreiche wissenschaftliche Disziplinen, wie die Psychologie, die Juristerei, Ethnologie, Theologie, Soziologie, Medizin und viele andere Disziplinen beschaftigten sich mit diesem Thema. Der Historiker Wolfgang Behringer verweist darauf, dass seit Beginn des 20. Jahrhunderts uber dreihundert Doktorarbeiten rund um das Thema der Hexerei verfasst wurden2.

Doch was bedeutete uberhaupt Hexerei in der Fruhen Neuzeit und welche Glaubensinhalte wurden damit verbunden? Dies ist nur eine der Fragen, die in dieser Arbeit beantwortet werden soil. Unter der These, dass es unterschiedliche Vorstellungen von Hexerei in der Bevolkerung und in der Kirche gab und die Landbevolkerung durch ihre sozialen Beziehungen anfalliger fur Hexereibeschuldigen waren, soil diese Arbeit gefuhrt werden.

Dabei wird zunachst auf das Phanomen der Hexerei eingegangen und wie sich diese in der Fruhen Neuzeit darstellte. Daraufhin wird auf die Frage eingegangen, was den Tatbestand der Hexerei ausmachte, welche Glaubensvorstellungen damit verbunden waren und wie sich die Vorstellung im Ubergang vom Mittelalter zur Fruhen Neuzeit wandelte. Um ein besseres Verstandnis uber den Hergang des Hexenprozesses zu gewinnen, wird zunachst die Zustandigkeit von weltlichen und geistlichen Gerichten erortert. Darauf folgt eine knappe Erklarung des Inquisitionsprozesses, seinen Hergang um dann anhand der der Hexerei beschuldigten Bengina Schultzen aus dem mecklenburgischen Penzlin zu zeigen, wie ein Hexenprozess ablaufen konnte. B. Schultzen erfullte auBerdem alle Kriterien, die die Risikogruppe bei Hexenprozessen ausmachte. Auch kann der Fall der B. Schultzen exemplarisch dafur stehen, warum gerade die Landbevolkerung anfalliger fur Hexerei beschuldigen war. Dabei wird auch auf die sozialen Strukturen innerhalb einer dorflichen Gemeinde eingegangen.

Zum Phanomen der Hexenverfolgungen in der fruhen Neuzeit

Noch heute denken die Menschen mit grausen an die Hexenjagden, die in ganz Europa stattfanden und tausenden von Menschen, von Schottland bis Spanien, das Leben kostete. Entgegen der gelaufigen Meinung fanden diese Hexenjagden jedoch nicht im „finsteren Mittelalter“ statt, sondern in der fruhen Neuzeit und umfassen einen Zeitraum von circa 300 Jahren.3 Lediglich der Anfang dieser „Hexenjagden“ findet seinen Ursprung im 14 Jahrhundert in Sudfrankreich in der Dauphine. Doch erst um 1400, mit der Etablierung eines neu auftauchenden, grausigen abendlandischen Hexenbildes, in denen der Tatbestand der Hexerei nicht mehr blob mit Bube und Verbannung geahndet, sondern mit Ketzerei gleichgestellt wurde, konnten regelrechte Hetzjagden auf „Hexen“ stattfmden. Besonders intensive Phasen der Verfolgung fanden um 1590, 1630 und 1660 statt und traten zeitgleich mit Hungersnoten und groben Epidemien auf4 Die Hexenverfolgungen waren ein Produkt der konfessionell bestimmten fruhen Neuzeit und in seiner ausufernden Art und Weise so nur im Abendland zu finden. Dabei waren die Gebiete innerhalb des Heiligen romischen Reiches besonders schwer betroffen.5 Die Hexenverfolgungen besaben nicht nur religiosen Charakter, wie viele Menschen heute annehmen wurden. Vielmehr stellten sie ein kompliziertes Zusammenwirken von Obrigkeit und Untertanen dar, in denen religiose, soziale sowie politische Faktoren eine wichtige Rolle spielten.6

Erst um 1700 gingen die Hexenverfolgungen zuruck und wurden in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhundert zunehmend als Beweis von Ruckstandigkeit betrachtet.7 Dabei dauerten die Hexenverfolgungen in katholischen Gebieten langer als in protestantischen Gebieten an. Nun kommt die Frage auf, was uberhaupt den Tatbestand der Hexerei ausmachte und wie er sich in der fruhen Neuzeit definierte. Dies soil im folgenden unter Berucksichtigung zweier verschiedener Glaubensansichten, namlich die der Bevolkerung und die der Kirche, naher beleuchtet werden.

l Wunder, Heide: Hexenprozess und Gemeinde, in: Wilbertz, Gisela, Schwerhoff, Gerd, Scheffler, Jurgen (Hg.): Hexenverfolgung und Regionalgeschichte. Die Grafschaft Lippe im Vergleich, Bielefeld 1994, S. 61.

2 Behringer Wolfgang:Hexen, Glaube, Verfolgung, Vermarktung, Munchen 2020 'S. 7.

3 Riedl, Gerda: Der Hexerei verdachtigt. Das Inquisitions- und Revisionsverfahren der Penzliner BurgemBenigna Schultzen. Gottingen 1998. S. 37.

4 Levack, Brian: Hexenjagd. Die Geschichte der Verfolgung in Europa. Munchen 1995. S. 7 und S. 89­96.

5 Riedl, Gerda: DerHexerei verdachtigt.S. 35.

6 Ebd.: S. 42. Vgl: Levack, Brian: Hexenjagd: S. 7

7 Riedl, Gerda:Der Hexerei verdachtigt. S. 40.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Hexenprozesse in der Frühen Neuzeit
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum  (Historisches Institut)
Note
1.9
Jahr
2021
Seiten
17
Katalognummer
V1242809
ISBN (eBook)
9783346666536
ISBN (Buch)
9783346666543
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Diese Arbeit handelt von den Hexenverfolgung in der Frühen Neuzeit auf dem Gebiet des Hl. römischen Reiches Deutscher Nation
Schlagworte
Hexenverfolgung Hexenprozesse, Frühe Neuzeit Hexenjagd, Malleus maleficarum
Arbeit zitieren
Anonym, 2021, Hexenprozesse in der Frühen Neuzeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1242809

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