Die Mongolen und der Aufstieg Moskaus. Etappen eines wechselseitigen Verhältnisses


Hausarbeit (Hauptseminar), 2018

16 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Die Grundzüge der mongolischen Herrschaft

3. Mongolische Hilfe beim Aufstieg Moskaus

4. Moskau als Zentrum des Widerstands gegen die Tataren

5. Schluss

6. Quellen- und Literaturverzeichnis
a. Internet-Quellen
b. Schriftliche Quellen
c. Literatur

1. Einleitung

„Es gibt keine Stabilität in Europa ohne die Beteiligung und Einbindung Russlands“ – Dieser Satz des ehemaligen deutschen SPD-Politikers Egon Bahr ist nur einer von vielen in der Debatte darüber, welche Haltung Deutschland gegenüber Russland einnehmen sollte. Unbestreitbar fällt letzterem Land auf der Weltbühne eine gewichtige Rolle zu: sei es der Bürgerkrieg in Syrien, in dem Präsident Putin an der Seite des Assad-Regimes steht, der Krieg in der Ukraine, in dem die Föderation mutmaßlich pro-russische Rebellen im Osten des Landes unterstützt, oder der Konflikt zwischen Nord- und Südkorea, in dem Russland als Vermittler agiert. Auch hat das Land einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat und kann damit ein Veto gegen sämtliche dort gefällte Beschlüsse einlegen.1

Die Frage, wie Russland zu dieser Macht und diesem Prestige gekommen ist, ist nicht leicht zu beantworten, da viele Faktoren eine Rolle spielen. Wenn es um den Anspruch des Landes geht, bei den wichtigen Themen der Weltgemeinschaft mitzureden, und dies auch mit zuweilen zwielichtigen Methoden durchzusetzen (man nenne nur die vermutete Einmischung Russlands in den US-Wahlkampf 2016 oder Cyberattacken auf westliche Staaten und Institutionen) hat der Autor Lothar Rühl in seinem Buch ‚Aufstieg und Niedergang des Russischen Reiches‘ eine Erklärung, die weit in die Geschichte zurückreicht und ein Volk mit einbezieht, das zeitweise den größten zusammenhängenden Herrschaftsbereich der Weltgeschichte umfasste: die Mongolen.2

„Die einzige Landausdehnung eines großen Reiches, die der des Mongolenreiches entspricht, obwohl sie weniger weitgespannt ist, brachten die Russen zuwege. Ihre Eroberungszüge nach Asien wurden ohne Zweifel von den Tatarenkriegen angestoßen, ihr Expansionsdrang mit dem Willen, den Osten zu kolonisieren und zu christianisieren, inspirierte sich am Beispiel der mongolischen Eroberung drei Jahrhunderte zuvor. […] Die mongolischen Eroberer trugen die Idee von einem eurasischen Großreich nach Rußland, pflanzten diese aber nicht nur mit ihren Hoheitszeichen in den russischen Boden, sondern auch in das Gedächtnis der Russen.“3

Und in all dem steht Moskau nicht nur als die Hauptstadt der Weltmacht Russland, sondern auch als eine der „besten Städte der Welt“4. Und das, obwohl sie bis zum Jahr 1263 nicht einmal den Status eines russischen Teilfürstentums innehatte. Durch geschickte Politik im wechselseitigen Verhältnis zu den Mongolen schaffte es Moskau, die Vormachtstellung in Russland zu übernehmen. Um zu ergründen, wie dies möglich war, muss zunächst kurz auf die Grundzüge der mongolischen Herrschaft eingegangen werden, die den Aufstieg der Stadt erst ermöglicht hatten.

2. Die Grundzüge der mongolischen Herrschaft

Die Invasion, die gemeinhin als Mongolensturm bezeichnet wird, begann im Jahr 1237. Batu Khan, der Enkel des Dschingis Khan, führte die mongolischen Truppen nach Osteuropa, wo er im selben Jahr noch in Moskau einfiel und die Stadt anzündete. 1240 eroberten die Mongolen Kiew und besiegten in der Schlacht bei Liegnitz 1241 ein polnisch-deutsches Heer. In der Schlacht bei Muhi im selben Jahr schlugen sie schließlich die Truppen des ungarischen Königs Bela IV. Doch genau wie nach den Eroberungen Dschingis Khans ab 1223 etablierten die Tataren auch dieses Mal keine dauerhafte Präsenz in Osteuropa, da sich Bhat Khan mit seiner Armee wieder in die Steppe zurückzog.5

Russland allerdings verblieb unter der Herrschaft der sogenannten Goldenen Horde, eines mongolischen Reichsteils, dessen Zentrum Batu in Sarai an der Wolga errichtete.6 Das Herrschaftsgebiet, das die Tataren im Zuge ihrer Eroberungen unterwarfen, unterstand der Goldenen Horde dabei nur mittelbar. Die Horde zielte in erster Linie auf finanzielle Leistungen. Reinhard C. Meier-Walser spricht daher im Kern von einer „Tributherrschaft“7.

„Die Mongolen […] regierten […] durch ihre Statthalter, die vor allem für die regelmäßige Steuereintreibung verantwortlich waren.“8 „Das System der Steuereintreibung war schon früh genau geregelt worden und erfuhr auch nach mancherlei Erhebungen keine Änderung.“9 Mit der Zeit folgte ein organisiertes Steuer- und Abgabensystem, basierend auf einer ab 1257 unter Leitung von tatarischen Beauftragten durchgeführten Bevölkerungszählung.

Hier sieht man: „Die zur Zeit der mongolischen Eroberungen in der Rus […] herrschenden Siedlungs- und Gesellschaftsverhältnisse […] [blieben] trotz der erlittenen schweren Erschütterungen und Verluste in ihren Grundzügen erhalten.“10 Die Herrschaft der Tataren „ließ die innere – politische, soziale und kirchliche – Ordnung Russlands im Wesentlichen intakt.“11

[...]


1 Vgl. Ehrhardt, Christoph u.a., Eine aus Moskau gelieferte Kriegswende, 04.10.2018, siehe: http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/russland-beeinflusst-krieg-in-syrien-durch-lieferung-von-luftabwehr-15819546.html, letzter Aufruf: 09.10.2018; Russland bietet sich als Vermittler im Atomkonflikt an, 08.12.2017, siehe: https://www.spiegel.de/politik/ausland/atomkonflikt-nordkorea-will-direkt-mit-usa-verhandeln-a-1182293.html, letzter Zugriff: 09.10.2018; Dichmann, Markus u.a., Ukraine: Konflikt dauert an, das Land ist gespalten, 04.10.2018, siehe: https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/russisch-ukrainischer-konflikt-konflikt-dauert-an-land-ist-gespalten, letzter Aufruf: 09.10.2018

2 Vgl. Herrmann, Frank, US-Wahl: Spuren einer russischen Verschwörung, 18.02.2018, siehe: https://www.derstandard.de/story/2000074526621/us-sonderermittler-mueller-findet-spuren-einer-russischen-verschwoerung, letzter Aufruf: 09.10.2018; Auch die Bundesregierung sieht Russland hinter Cyberattacken, 05.10.2018, siehe: https://www.zeit.de/news/2018-10/05/auch-die-bundesregierung-sieht-russland-hinter-cyberattacken-181005-99-245098, letzter Aufruf: 09.10.2018.

3 Rühl, Lothar, Aufstieg und Niedergang des Russischen Reiches. Der Weg eines tausendjährigen Staates, Stuttgart 1992, S. 27.

4 Moskau gehört zu den „besten Städten der Welt“, 27.10.2020, siehe: https://ostexperte.de/city-ranking-moskau-ist-die-viertbeste-stadt-der-welt/, letzter Aufruf: 24.01.2022.

5 Vgl. Torke, Hans-Joachim, Lexikon der Geschichte Russlands. Von den Anfängen bis zur Oktober-Revolution, München 1985, S. 378.

6 „Eine andere Bezeichnung war Kiptschak (Quipcak), nach den dort ansässigen west-türkischen Stämmen. In ihnen und in anderen türkischen Völkerschaften gingen die Mongolen auf, und es formte sich ein neues Ethnikum, gekennzeichnet durch die Übernahme des Islam und durch die türkische Sprache – die Tataren im modernen Sinn.“ (Meier-Walser, Reinhard C. u.a., Russland. Kontinuität, Konflikt und Wandel, Grünwald 2002, S. 60.)

7 Meier-Walser, Reinhard C. u.a., Russland. Kontinuität, Konflikt und Wandel, Grünwald 2002, S. 60.

8 Kollmar-Paulenz, Karénina, Die Mongolen. Von Dschingis Khan bis heute, München 2011, S. 56.

9 Spuler, Bertold, Der Mongolische Nomadismus in einer sesshaften Gesellschaft. Die Goldene Horde in: Bulletin détudes orientales, T.30, Melanges Offerts a Henri Laoust. Volume Second, 1978, S. 205.

10 Fedorov-Davydov u.a., Städte der Goldenen Horde an der unteren Wolga, München 1984, S. 11.

11 Torke, Hans-Joachim, Lexikon der Geschichte Russlands. Von den Anfängen bis zur Oktober-Revolution, München 1985, S. 379.

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Details

Titel
Die Mongolen und der Aufstieg Moskaus. Etappen eines wechselseitigen Verhältnisses
Hochschule
Universität Leipzig  (Historisches Seminar)
Veranstaltung
Das mittelalterliche Europa und die Mongolen
Note
2,0
Autor
Jahr
2018
Seiten
16
Katalognummer
V1243803
ISBN (eBook)
9783346669124
ISBN (Buch)
9783346669131
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Mongolen, Moskau, Hauptstadt, Dschingis Khan, Verhältnis, Etappe, Mittelalter, Europa, Rus
Arbeit zitieren
Tobias Wagner (Autor:in), 2018, Die Mongolen und der Aufstieg Moskaus. Etappen eines wechselseitigen Verhältnisses, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1243803

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