Schon die Fragestellung zeigt auf: der Petrarkismus ist ein System, in dem recht regelhaft sprachliche und motivische Elemente aus Petrarcas „Canzoniere“ übernommen werden, wobei durch die Imitation und Ausformung insbesondere des antithetischen Motivs eine gewisse Formelhaftigkeit entsteht. Zugleich werden der angebeteten Dame Attribute in Art eines „Schönheitskatalogs“ zugesprochen, um sie – ähnlich wie in der Minnelyrik – emporzuheben. Sie ist ein bezauberndes, aber abweisendes Wesen, das den Dichter lustvollen Schmerz über die unerfüllte Liebe artikulieren lässt.