Die vorliegende Ausarbeitung ist auf folgendes Ziel von explorativer Natur ausgerichtet: Es soll aufgezeigt werden, wie sich ein traditioneller Untersuchungsgegenstand – das ist, die Erklärung des außenpolitischen Handelns von Staaten – mittels theoretischer Konzepte und methodischer Verfahren aus benachbarten Disziplinen unter innovativen Gesichtspunkten erforschen lässt. Außerdem wird gezeigt, wie sich jene Konzepte, Verfahren sowie die mittels ihnen gewonnenen Erkenntnisse an bereits etablierte Forschungsprojekte der Internationalen Beziehungen angeschlossen werden können.
Genauer gesprochen wird hierbei das Ziel verfolgt einen möglichen Weg aufzuzeigen, wie gängige Erklärungsmodelle der Disziplin in ihrer Komplexität derartig angereichert werden können, dass sie reichhaltigere Erklärungsnarrative für die komplexen Phänomene, welche sie untersuchen, generieren können. Zu diesem Zweck sollen die Ausführungen der vorliegenden Untersuchung folgende Forschungsfrage beantworten: Inwiefern lassen sich Analysekonzepte aus der wissenssoziologischen Tradition an das Forschungsprojekt des „Neuen Liberalismus“ – in der Prägung von Andrew Moravcsik – koppeln und mittels korpuslinguistischer Methoden operationalisieren? Schließlich lässt sich das Forschungsinteresse dieser Arbeit in der Form einer Arbeitshypothese wie folgt konkretisieren: Wenn das Konzept der Wissensbestände an das Theoriegebäude des Neuen Liberalismus theoretisch angeschlossen und mittels korpuslinguistischer Methoden operationalisiert werden kann, dann leistet die unabhängige Variable Wissen – als Element eines mehrdimensionalen Explanans – einen komplexitätssteigernden sowie erkenntniserweiternden Beitrag für die Erklärung der außenpolitischen Handlungen von Staaten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1 Theoretische Prämissen und grundlegende Begriffe
- 1.1 Internationale Beziehungen & Politik
- 1.2 Handlung & Sinn
- 1.3 Doppelte Kontingenz und Wissen
- 1.4 Staatliche Akteure & ihre Interaktionen
- 2 Wissenschaftstheorie in den Internationalen Beziehungen
- 2.1 Erklärungslogiken der Internationalen Beziehungen
- 2.2 Der Neue Liberalismus – Präferenzen und Repräsentation
- 2.3 Exkurs: Parlamentarische Institutionen als Räume und Arenen von Präferenzbildungs-, Konkurrenz- und Durchsetzungsprozessen
- 3 Analysekonzepte und Methode
- 3.1 Analysekonzepte
- 3.2 Methode und Operationalisierung
- 4 Die Deutungsmuster Russlands – Eine Grobanalyse der Plenardebatten des deutschen Bundestags (2012-2016)
- 5 Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, inwiefern das Konzept von Wissen als (Teil-)Explanans für das außenpolitische Handeln von Staaten tauglich ist. Sie möchte zeigen, wie sich die Variable „Wissen“ in bestehende Erklärungsmodelle der Internationalen Beziehungen integrieren lässt, um deren Komplexität und Erklärungskraft zu erhöhen.
- Analyse der Erklärungslogiken in den Internationalen Beziehungen
- Integration des „Neuen Liberalismus“ als theoretisches Fundament
- Kopplung von Wissenssoziologie und korpuslinguistischen Methoden
- Empirische Analyse von Debatten im deutschen Bundestag zum Thema Russland
- Entwicklung von Ansätzen zur Komplexitätsanreicherung von Erklärungsmodellen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel erläutert grundlegende Begriffe und theoretische Prämissen der Arbeit. Es verortet das Forschungsprojekt im Kontext des analytischen Eklektizismus, um einen gemeinsamen Rahmen für die Integration verschiedener Forschungsparadigmen zu schaffen.
Kapitel Zwei beleuchtet verschiedene Erklärungslogiken in den Internationalen Beziehungen und stellt das Theoriegebäude des „Neuen Liberalismus“ vor. Es untersucht das Präferenzkonzept des „Neuen Liberalismus“ und zeigt Möglichkeiten auf, wie die Variable „Wissen“ hier integriert werden kann.
Kapitel Drei entwickelt ein Gedankenexperiment, um die Kopplung von Moravcsik's Präferenzkonzept mit der Variable „Wissen“ weiter zu untermauern. Es stellt relevante Analysekonzepte aus der wissenssoziologischen Literatur vor und erläutert die Anwendung korpuslinguistischer Methoden zur Operationalisierung dieser Konzepte.
Kapitel Vier skizziert eine explorative empirische Untersuchung, die sich aus den vorhergehenden Kapiteln speist. Es stellt konkrete Analyseverfahren und Technologien aus dem Methodenkatalog der Korpuslinguistik vor und testet diese anhand eines diachronen Untersuchungskorpus zum Thema „Russland“.
Schlüsselwörter
Internationale Beziehungen, „Neuer Liberalismus“, Wissenssoziologie, Korpuslinguistik, außenpolitisches Handeln, Staaten, Explanans, Präferenzen, Deutungsmuster, Russland, Bundestag, empirische Forschung
- Quote paper
- Gino Krüger (Author), 2016, Erklärungsansätze für das außenpolitische Handeln von Staaten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1245720