Bernard Mandeville hinterlässt kein abgeschlossenes philosophisches System. An dieser Stelle soll jedoch nachgewiesen werden, dass sich Mandevilles Theorie durchaus systematisch fassen lässt, und welche Strömungen und Traditionen sich in Mandevilles Werk wiederfinden.
In der Literatur, die sich mit Mandeville beschäftigt, ist die ökonomische Perspektive oftmals vorherrschend. Mit Blick auf die Verarbeitung seiner Überlegungen etwa bei Adam Smith oder Karl Marx besitzt dieser Ansatz durchaus Relevanz, droht aber in gleichem Maße die Sicht auf andere, vorgeordnete philosophische Fragen, wie etwa die nach der den Mandevilleschen Überlegungen zugrunde liegenden Erkenntnistheorie oder die nach seiner Anthropologie, zu verstellen.
Im ersten Hauptteil dieser Arbeit gilt es zunächst, das Thema insofern einzuführen, als der Wissenschafts- und Philosophiebegriff, der im 17. Jahrhundert eine entscheidende Veränderung erfährt, umrissen wird. Diese Einführung soll zunächst den Rahmen abstecken, in dem sich die Vordenker Mandevilles bewegen.
Ausgehend von der Idolenlehre Francis Bacons sollen die erkenntnistheoretischen Positionen Thomas Hobbes' beschrieben werden. In allen philosophischen Perspektiven, aus denen in dieser Arbeit die Anschauungen Mandevilles beleuchtet werden sollen, wird das Denken Thomas Hobbes' eine besondere Rolle einnehmen. Denn seine Positionen besitzen die Systematik, die man bei Mandeville leider vermisst. Sie können so als Gerüst dienen, das auch den Positionen Mandevilles in der Diskussion mit der Hobbeschen Theorie Struktur geben soll. Darüber hinaus sind sich beide sowohl in erkenntnistheoretischer als auch in anthropologischer Hinsicht so nah, dass die Wahl auf Thomas Hobbes und nicht etwa auf John Locke fällt. Neben der Auseinandersetzung mit Hobbes muss besonders der Franzose Pierre Bayle als zweiter wichtiger Vordenker in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken, um über die erkenntnistheoretische Perspektive hinaus mit Blick auf die Anthropologie und die Moralphilosophie ein Grundstein für die späteren Betrachtungen zu legen.
Der zweite Hauptteil schließlich soll verdeutlichen, welche Positionen sich in Mandevilles Werk zu den unterschiedlichen Fragen der Erkenntnistheorie, der Anthropologie und der Moralphilosophie finden lassen. Verbindungen zu den Traditionslinien und Vordenkern sollen die Darstellung erleichtern und dabei helfen, Mandevilles Positionen kenntlich zu machen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einführung
- 2 Mandevilles Vordenker
- 2.1 Von der Reformation zur Aufklärung – erkenntnistheoretische Vordenker
- 2.1.1 Antitraditionelle Philosophiekritik am Beispiel der Idolenlehre Bacons
- 2.1.2 Materialismus nach Thomas Hobbes
- 2.1.3 Die skeptische Methode am Beispiel Pierre Bayles
- 2.2 Anthropologische Vordenker
- 2.2.1 Die Psychologie der Moralisten
- 2.2.1.1 Michel de Montaigne
- 2.2.1.2 François de La Rochefoucauld
- 2.2.2 Die Anthropologie des Thomas Hobbes
- 2.2.1 Die Psychologie der Moralisten
- 2.3 Moralphilosophische Vordenker
- 2.3.1 Politischer Konformismus am Beispiel Michel de Montaignes
- 2.3.2 Die Moralphilosophie des Thomas Hobbes
- 2.3.2.1 Moral und Staat nach Thomas Hobbes
- 2.3.2.2 Die Intention des Leviathan
- 2.3.3 Der sündige Mensch bei Pierre Bayle
- 2.3.4 Shaftesburys Moral Sense
- 2.1 Von der Reformation zur Aufklärung – erkenntnistheoretische Vordenker
- 2,3 Bernard de Mandeville, Leben und Schriften
- 3.1 Die Bienenfabel oder Private Laster, öffentliche Vorteile
- 4 Mandeville in der Tradition der Bürgerlichen Aufklärung
- 4.1 Mandevilles Erkenntnistheorie
- 4.1.1 Mandevilles Materialismus
- 4.1.2 Mandeville und Bayle - zwei Skeptiker
- 4.2 Mandevilles Anthropologie
- 4.2.1 Der natürliche Mensch
- 4.2.2 Die Vernunft bei Mandeville
- 4.2.3 Selbstliebe und natürliche Affekte
- 4.2.3.1 Das Mitleid
- 4.2.4 Die künstlichen Affekte
- 4.3 Die Moral bei Mandeville
- 4.3.1 Mandevilles rigorose Tugend
- 4.3.1.1 Tugend als Selbstverleugnung
- 4.3.1.2 Die Genesis der Tugend
- 4.3.1.3 Mandevilles calvinistischer Tugendbegriff
- 4.3.1.4 Falsche Tugend am Beispiel der Barmherzigkeit
- 4.3.2 Die Gesellschaft bei Mandeville
- 4.3.2.1 Der Staatszweck bei Mandeville
- 4.3.2.2 Künstliche Sittlichkeit als Instrument der Gesellschaftspolitik
- 4.3.2.3 Privates Laster, öffentlicher Vorteil
- 4.3.2.4 Der Luxus und das System der Bedürfnisse
- 4.3.2.5 Vom relativen individuellen Nutzen
- 4.3.1 Mandevilles rigorose Tugend
- 4.1 Mandevilles Erkenntnistheorie
- 4,1 Einführung
- 3,4.4 Mandeville Intention
- 5 Mandeville und seine Vordenker - Eine Zusammenfassung
- 5.1 Mandeville und Thomas Hobbes
- 5.2 Mandeville und die Moralisten
- 5.3 Mandeville und Pierre Bayle
- 6 Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit untersucht Bernard Mandevilles Werk im Kontext der Bürgerlichen Aufklärung. Ziel ist es, Mandevilles Theorie systematisch zu erfassen und ihren Bezug zu vorangegangenen philosophischen Strömungen aufzuzeigen. Die ökonomische Perspektive, die in der Mandeville-Forschung oft dominiert, wird zurückgestellt, um die erkenntnistheoretischen, anthropologischen und moralphilosophischen Grundlagen seines Denkens zu beleuchten.
- Mandevilles Erkenntnistheorie und ihr Verhältnis zum Materialismus und Skeptizismus
- Mandevilles Anthropologie und seine Konzeption des natürlichen und künstlichen Menschen
- Mandevilles Moralphilosophie und seine Vorstellung von Tugend und Laster
- Der Einfluss von Vordenkern wie Hobbes, Montaigne und Bayle auf Mandevilles Werk
- Die Einordnung Mandevilles in die Entwicklungslinien der Bürgerlichen Aufklärung
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einführung: Die Arbeit führt in das Thema ein und beschreibt den Ansatz, Mandevilles Werk systematisch zu analysieren und dessen Einbettung in die philosophischen Strömungen des 17. Jahrhunderts zu untersuchen. Sie betont die Notwendigkeit, über die ökonomische Interpretation hinauszugehen, um die tieferen philosophischen Fragen zu beleuchten, die Mandevilles Denken prägen.
2 Mandevilles Vordenker: Dieses Kapitel analysiert die erkenntnistheoretischen, anthropologischen und moralphilosophischen Vordenker Mandevilles. Es werden die Beiträge von Bacon (Idolenlehre), Hobbes (Materialismus und Anthropologie), Bayle (Skeptizismus) und den Moralisten Montaigne und La Rochefoucauld untersucht und deren Einfluss auf Mandevilles Werk herausgestellt. Besonderes Augenmerk liegt auf der Entwicklung des Anthropologie- und Moralverständnisses im Kontext der Aufklärung.
2,3 Bernard de Mandeville, Leben und Schriften: Dieser Abschnitt gibt einen Überblick über das Leben und die wichtigsten Schriften von Bernard Mandeville, um Kontext für die anschließende Analyse seines Werkes zu schaffen und seine Schlüsselwerke zu identifizieren, die später im Detail untersucht werden.
3.1 Die Bienenfabel oder Private Laster, öffentliche Vorteile: Die Zusammenfassung der Bienenfabel wird hier eingefügt. Der Fokus liegt auf den zentralen Argumenten der Bienenfabel und deren Bedeutung im Kontext der Aufklärung. Die Darstellung der komplexen Beziehung zwischen privaten Lastern und öffentlichem Nutzen wird analysiert, sowie die daraus resultierenden gesellschaftlichen und politischen Implikationen.
4 Mandeville in der Tradition der Bürgerlichen Aufklärung: Dieses Kapitel analysiert Mandevilles Werk im Licht der Bürgerlichen Aufklärung. Es untersucht seine Erkenntnistheorie, Anthropologie und Moralphilosophie im Detail und zeigt deren Beziehungen zu seinen Vordenkern auf. Die Rolle der Vernunft, der Selbstliebe, der natürlichen und künstlichen Affekte sowie die Konzeption des Staatszwecks werden ausführlich diskutiert.
4,1 Einführung: Eine erneute Einführung wird hier nicht separat zusammengefasst, da der Inhalt bereits in der Einleitung abgedeckt wurde.
3,4.4 Mandeville Intention: Eine Zusammenfassung dieser Passage wird hier nicht bereitgestellt, da der Text unvollständig ist und sich der Inhalt nicht erschließen lässt.
5 Mandeville und seine Vordenker - Eine Zusammenfassung: Dieser Abschnitt fasst die Beziehung zwischen Mandeville und seinen wichtigsten philosophischen Vordenkern – Hobbes, den Moralisten und Bayle – zusammen. Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in ihren Ansätzen werden herausgearbeitet und die spezifischen Einflüsse auf Mandevilles Denken verdeutlicht.
Schlüsselwörter
Bernard Mandeville, Bürgerliche Aufklärung, Erkenntnistheorie, Anthropologie, Moralphilosophie, Materialismus, Skeptizismus, Hobbes, Montaigne, Bayle, Tugend, Laster, Selbstliebe, künstliche Affekte, Staatszweck, Bienenfabel, Private Laster, Öffentliche Vorteile.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Magisterarbeit über Bernard Mandeville
Was ist der Gegenstand dieser Magisterarbeit?
Die Magisterarbeit untersucht das Werk von Bernard Mandeville im Kontext der Bürgerlichen Aufklärung. Der Fokus liegt auf der systematischen Erfassung von Mandevilles Theorie und deren Beziehung zu vorangegangenen philosophischen Strömungen. Im Gegensatz zu ökonomischen Interpretationen werden die erkenntnistheoretischen, anthropologischen und moralphilosophischen Grundlagen seines Denkens beleuchtet.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt Mandevilles Erkenntnistheorie im Verhältnis zu Materialismus und Skeptizismus, seine Anthropologie und Konzeption des natürlichen und künstlichen Menschen, seine Moralphilosophie mit seinen Vorstellungen von Tugend und Laster, den Einfluss von Vordenkern wie Hobbes, Montaigne und Bayle, und schließlich die Einordnung Mandevilles in die Entwicklungslinien der Bürgerlichen Aufklärung.
Welche Vordenker Mandevilles werden untersucht?
Die Arbeit analysiert die Werke von Francis Bacon (Idolenlehre), Thomas Hobbes (Materialismus und Anthropologie), Pierre Bayle (Skeptizismus), Michel de Montaigne und François de La Rochefoucauld (Moralisten). Der Einfluss dieser Denker auf Mandevilles Werk wird im Detail untersucht.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel, die eine Einführung, die Analyse der Vordenker Mandevilles, einen Überblick über Mandevilles Leben und Schriften, eine detaillierte Auseinandersetzung mit der "Bienenfabel", eine eingehende Analyse von Mandevilles Erkenntnistheorie, Anthropologie und Moralphilosophie im Kontext der Bürgerlichen Aufklärung, eine Zusammenfassung der Beziehung Mandevilles zu seinen Vordenkern und schließlich ein Resümee beinhalten.
Was ist das zentrale Argument der "Bienenfabel"?
Die Arbeit analysiert die "Bienenfabel" und ihre zentralen Argumente, insbesondere die komplexe Beziehung zwischen privaten Lastern und öffentlichem Nutzen und die daraus resultierenden gesellschaftlichen und politischen Implikationen im Kontext der Aufklärung.
Wie wird Mandevilles Moralphilosophie dargestellt?
Mandevilles Moralphilosophie wird im Detail untersucht, inklusive seiner Konzeption von Tugend und Laster, der Rolle der Selbstliebe, der natürlichen und künstlichen Affekte, sowie seiner Vorstellung vom Staatszweck. Seine rigorose Tugendauffassung, die Selbstverleugnung und der calvinistische Einfluss auf seinen Tugendbegriff werden ebenfalls analysiert.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Bernard Mandeville, Bürgerliche Aufklärung, Erkenntnistheorie, Anthropologie, Moralphilosophie, Materialismus, Skeptizismus, Hobbes, Montaigne, Bayle, Tugend, Laster, Selbstliebe, künstliche Affekte, Staatszweck, Bienenfabel, Private Laster, Öffentliche Vorteile.
Welche Aspekte von Mandevilles Werk werden besonders hervorgehoben?
Die Arbeit betont die Notwendigkeit, über die oft dominante ökonomische Interpretation von Mandevilles Werk hinauszugehen, um seine tieferen philosophischen Fragen und die erkenntnistheoretischen, anthropologischen und moralphilosophischen Grundlagen seines Denkens zu beleuchten.
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- Philipp Farwick (Author), 2008, Bernard Mandeville in seiner Zeit , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125379