Ziel der vorliegenden Arbeit ist die grundlegende Erläuterung der bilanziellen Behandlung strukturierter Finanzinstrumente aus Sicht des Investors (Gläubigers) und des Emittenten (Schuldners) sowohl im IFRS- als auch im HGB-Abschluss.
Die Darstellung erfolgt hinsichtlich der IFRS-Rechnungslegung anhand der einschlägigen Standards IAS 32 und IAS 39 sowie i.R.d. Betrachtung der handelsrechtlichen Bilanzierung auf Grundlage der allgemeinen Vorschriften und im Speziellen des Entwurfs einer Stellungnahme des IDW (IDW ERS HFA 22). Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Analyse der Trennungskonzeption für strukturierte Produkte, denn die Abspaltungsfrage bildet die Quintessenz der Bilanzierungsproblematik strukturierter Finanzinstrumente.
Die Betrachtung beginnt zunächst nach Rechtskreisen separiert mit zwei ausführlichen Abschnitten, innerhalb derer sämtliche für die Bilanzierungsproblematik strukturierter Finanzinstrumente maßgeblichen Regelungen nach IFRS und HGB erläutert werden. Hierbei erfolgt zunächst grundlegend die Darstellung der allgemeinen Vorschriften zur Bilanzierung von Finanzinstrumenten nach IFRS bzw. HGB. Die darauf aufbauende spezifische Betrachtung der Bilanzierung strukturierter Finanzinstrumente beinhaltet jeweils die Definition und Abgrenzung wesentlicher Begriffe und Anwendungsbereiche, die Darstellung der Regelungen zur ggf. notwendigen bilanziellen Abspaltung eingebetteter Derivate vom Basisinstrument sowie die Betrachtung der daraus resultierenden Auswirkungen auf den Jahresabschluss. Die für den Emittenten eines strukturierten Finanzinstruments zu beachtenden Vorschriften zur Eigen- bzw. Fremdkapitalabgrenzung der Komponenten des Geschäfts werden ebenfalls erläutert.
Innerhalb des folgenden, die vorherigen Ausführungen zusammenführenden Abschnitts erfolgt die gegenüberstellende Würdigung der Ansätze nach IFRS und HGB, wobei wesentliche Unterschiede und Gemeinsamkeiten bzgl. Anwendungsbereich, Trennungskonzeption, bilanzieller Konsequenzen und Bilanzierung aus Sicht des Emittenten herausgearbeitet werden.
I.R.d. anschließenden Fallstudie werden die theoretischen Ausführungen der vorangehenden Abschnitte anhand eines typischen Geschäfts veranschaulicht, wobei neben der grundsätzlichen Vorgehensweise auch die Bilanzierung durch Ausübung etwaiger Wahlrechte bzw. Anwendung von Sondervorschriften berücksichtigt wird.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 1.1. Gegenstand
- 1.2. Motivation
- 1.3. Aufbau
- 2. Bilanzierung strukturierter Finanzinstrumente nach IFRS
- 2.1. Wesentliche Standards
- 2.2. Grundbegriffe
- 2.3. Bilanzielle Behandlung von Finanzinstrumenten nach IFRS
- 2.4. Der Begriff des strukturierten Finanzinstruments
- 2.5. Prüfung der Abspaltungspflicht eingebetteter Derivate
- 2.5.1. Einführung
- 2.5.2. Voraussetzungen
- 2.5.3. Mehrere eingebettete Derivate
- 2.5.4. Zeitpunkt der Beurteilung eingebetteter Derivate
- 2.6. Bilanzielle Konsequenzen
- 2.6.1. Einheitliche Bilanzierung
- 2.6.2. Getrennte Bilanzierung
- 2.6.3. Anwendung der Fair Value-Option
- 2.6.4. Ausweis und Anhangangaben
- 2.7. Bilanzierung strukturierter Finanzinstrumente beim Emittenten
- 2.7.1. Einführung
- 2.7.2. Die Abgrenzung von Eigen- und Fremdkapital nach IAS 32
- 2.7.2.1. Eigenkapitalinstrument
- 2.7.2.2. Zahlungsverpflichtungen und finanzielle Verbindlichkeit
- 2.7.3. Bilanzielle Konsequenzen für strukturierte Finanzinstrumente
- 2.7.4. Ausweis und Anhangangaben
- 2.8. Aktuelle Entwicklungen: Neue Umklassifizierungsmöglichkeiten nach IAS 39.50
- 2.9. Fazit
- 3. Bilanzierung strukturierter Finanzinstrumente nach HGB unter Berücksichtigung des IDW ERS HFA 22 und des RegE BilMoG
- 3.1. Wesentliche Vorschriften und rechtlicher Hintergrund
- 3.2. Bilanzielle Behandlung von Finanzinstrumenten nach HGB
- 3.3. Derivative Finanzinstrumente und der Grundsatz der Nichtbilanzierung schwebender Geschäfte
- 3.4. Der Begriff des strukturierten Finanzinstruments
- 3.5. Prüfung der Abspaltungspflicht eingebetteter Derivate
- 3.5.1. Grundsatz der einheitlichen Bilanzierung
- 3.5.2. Getrennte Bilanzierung
- 3.5.3. Einheitliche Bilanzierung zur Erzielung einer zutreffenden Darstellung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage
- 3.5.3.1. Überblick
- 3.5.3.2. Bewertung mit dem niedrigeren beizulegenden Wert
- 3.5.3.3. Erwerb zu Handelszwecken
- 3.5.3.4. Bestehen einer vertraglich vereinbarten unbedingten Kapitalgarantie
- 3.5.4. Zeitpunkt der Beurteilung eingebetteter Derivate
- 3.6. Bilanzielle Konsequenzen
- 3.6.1. Einheitliche Bilanzierung
- 3.6.2. Getrennte Bilanzierung
- 3.6.3. Ausweis und Anhangangaben
- 3.7. Bilanzierung strukturierter Finanzinstrumente beim Emittenten
- 3.7.1. Einführung
- 3.7.2. Die Abgrenzung von Eigen- und Fremdkapital nach HGB
- 3.7.3. Bilanzielle Konsequenzen
- 3.8. Fazit
- 4. Gegenüberstellung der Grundsätze nach IFRS und HGB
- 4.1. Begriff und Anwendungsbereich
- 4.2. Trennungskonzeption
- 4.3. Ansatz und Bewertung
- 4.4. Bilanzierung beim Emittenten
- 5. Fallstudie: Bilanzierung einer Aktienanleihe
- 5.1. Grundlagen
- 5.2. Ausgangsdaten
- 5.3. Basisfall
- 5.3.1. Einführung
- 5.3.2. Bilanzierung nach IFRS
- 5.3.3. Bilanzierung nach HGB
- 5.3.4. Bilanzierung beim Emittenten
- 5.3.5. Ergebnis
- 5.4. Variationen des Basisfalls
- 5.4.1. Variation 1: Einheitliche Bilanzierung durch Nutzung von Wahlrechten
- 5.4.2. Variation 2: Erwerb zu Handelszwecken
- 5.4.3. Variation 3: Nutzung neuer Umklassifizierungsmöglichkeiten (nur IFRS)
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit hat zum Ziel, die bilanzielle Behandlung strukturierter Finanzinstrumente nach IFRS und HGB umfassend darzustellen und zu vergleichen. Der Fokus liegt auf der Prüfung der Abspaltungspflicht eingebetteter Derivate und den daraus resultierenden Konsequenzen für die Bilanzierung.
- Bilanzierung strukturierter Finanzinstrumente nach IFRS
- Bilanzierung strukturierter Finanzinstrumente nach HGB
- Vergleich der Bilanzierungsgrundsätze nach IFRS und HGB
- Abspaltungspflicht eingebetteter Derivate
- Fallstudie zur Bilanzierung einer Aktienanleihe
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einführung: Dieses Kapitel führt in die Thematik der bilanzielle Behandlung von strukturierten Finanzinstrumenten ein. Es beschreibt den Gegenstand der Arbeit, die Motivation für die Untersuchung und den Aufbau der vorliegenden Arbeit. Es dient als Grundlage für die folgenden Kapitel und stellt den Kontext der Analyse dar.
2. Bilanzierung strukturierter Finanzinstrumente nach IFRS: Kapitel 2 befasst sich eingehend mit der bilanzielle Behandlung von strukturierten Finanzinstrumenten nach den International Financial Reporting Standards (IFRS). Es erläutert die relevanten Standards, definiert grundlegende Begriffe und beschreibt die bilanzielle Behandlung von Finanzinstrumenten im Allgemeinen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Prüfung der Abspaltungspflicht eingebetteter Derivate, den verschiedenen Bilanzierungsmöglichkeiten (einheitlich, getrennt) und den daraus resultierenden Konsequenzen für den Ausweis in der Bilanz und im Anhang. Das Kapitel beleuchtet auch die Bilanzierung beim Emittenten, die Abgrenzung von Eigen- und Fremdkapital und aktuelle Entwicklungen bezüglich Umklassifizierungsmöglichkeiten.
3. Bilanzierung strukturierter Finanzinstrumente nach HGB unter Berücksichtigung des IDW ERS HFA 22 und des RegE BilMoG: Dieses Kapitel widmet sich der Bilanzierung strukturierter Finanzinstrumente nach dem Handelsgesetzbuch (HGB) unter Berücksichtigung des IDW ERS HFA 22 und des Referentenentwurfs des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes (BilMoG). Es beschreibt die wesentlichen Vorschriften und den rechtlichen Hintergrund, die bilanzielle Behandlung von Finanzinstrumenten im Allgemeinen und geht detailliert auf die Prüfung der Abspaltungspflicht eingebetteter Derivate ein. Die verschiedenen Bilanzierungsmöglichkeiten und deren Konsequenzen werden ebenso ausführlich erläutert wie die Bilanzierung beim Emittenten und die Abgrenzung von Eigen- und Fremdkapital nach HGB.
4. Gegenüberstellung der Grundsätze nach IFRS und HGB: Kapitel 4 vergleicht die Grundsätze der Bilanzierung strukturierter Finanzinstrumente nach IFRS und HGB. Es beleuchtet die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in Bezug auf Begrifflichkeiten, Trennungskonzeptionen, Ansatz und Bewertung sowie die Bilanzierung beim Emittenten. Dieser Vergleich dient als zentrale Grundlage zum Verständnis der unterschiedlichen Anforderungen und deren Auswirkungen.
5. Fallstudie: Bilanzierung einer Aktienanleihe: Die vorliegende Fallstudie analysiert die Bilanzierung einer Aktienanleihe nach IFRS und HGB. Es werden verschiedene Szenarien durchgespielt, um die Anwendung der Regeln in der Praxis zu veranschaulichen und die Auswirkungen unterschiedlicher Entscheidungen aufzuzeigen. Die Fallstudie dient als praktische Anwendung der im vorhergehenden Kapiteln erläuterten theoretischen Grundlagen.
Schlüsselwörter
Strukturierte Finanzinstrumente, IFRS, HGB, eingebettete Derivate, Abspaltungspflicht, Bilanzierung, Eigenkapital, Fremdkapital, Emittenten, Fair Value, IDW ERS HFA 22, BilMoG, Aktienanleihe, einheitliche Bilanzierung, getrennte Bilanzierung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Bilanzierung strukturierter Finanzinstrumente nach IFRS und HGB
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit befasst sich umfassend mit der bilanzielle Behandlung strukturierter Finanzinstrumente nach den International Financial Reporting Standards (IFRS) und dem Handelsgesetzbuch (HGB). Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf dem Vergleich der beiden Bilanzierungsmethoden und der Prüfung der Abspaltungspflicht eingebetteter Derivate.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Bilanzierung strukturierter Finanzinstrumente sowohl nach IFRS als auch nach HGB, einschließlich der relevanten Standards und Vorschriften. Es wird detailliert auf die Abspaltungspflicht eingebetteter Derivate, die verschiedenen Bilanzierungsmöglichkeiten (einheitliche und getrennte Bilanzierung), die Bilanzierung beim Emittenten und die Abgrenzung von Eigen- und Fremdkapital eingegangen. Ein Vergleich der beiden Bilanzierungsansätze und eine Fallstudie zur Bilanzierung einer Aktienanleihe runden die Arbeit ab.
Was sind strukturierte Finanzinstrumente?
Die Arbeit definiert den Begriff „strukturierte Finanzinstrumente“ im Kontext von IFRS und HGB. Es wird erläutert, welche Merkmale diese Finanzinstrumente aufweisen und wie sie sich von anderen Finanzinstrumenten unterscheiden. Die genaue Definition wird im Haupttext der Arbeit erläutert.
Welche Rolle spielen eingebettete Derivate?
Eingebettete Derivate sind ein zentraler Bestandteil der Arbeit. Es wird detailliert erklärt, wie die Abspaltungspflicht eingebetteter Derivate geprüft wird und welche Konsequenzen sich daraus für die Bilanzierung ergeben. Die Prüfung der Abspaltungspflicht ist ein Kernthema der Arbeit, sowohl unter IFRS als auch unter HGB.
Wie unterscheiden sich die Bilanzierungsgrundsätze nach IFRS und HGB?
Die Arbeit vergleicht die Bilanzierungsgrundsätze nach IFRS und HGB im Detail. Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten bezüglich Begrifflichkeiten, Trennungskonzeptionen, Ansatz und Bewertung sowie der Bilanzierung beim Emittenten werden ausführlich dargestellt. Dieser Vergleich bildet einen zentralen Teil der Arbeit.
Welche Rolle spielt der IDW ERS HFA 22 und der Referentenentwurf des BilMoG?
Im Kontext der HGB-Bilanzierung werden der IDW ERS HFA 22 und der Referentenentwurf des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes (BilMoG) berücksichtigt. Ihre Bedeutung für die Bilanzierung strukturierter Finanzinstrumente wird im entsprechenden Kapitel erläutert.
Was beinhaltet die Fallstudie?
Die Fallstudie analysiert die Bilanzierung einer Aktienanleihe nach IFRS und HGB. Es werden verschiedene Szenarien und Variationen durchgespielt, um die praktische Anwendung der Bilanzierungsgrundsätze zu veranschaulichen. Die Fallstudie dient als Anwendungsbeispiel der theoretischen Grundlagen.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Wichtige Schlüsselwörter der Arbeit sind: Strukturierte Finanzinstrumente, IFRS, HGB, eingebettete Derivate, Abspaltungspflicht, Bilanzierung, Eigenkapital, Fremdkapital, Emittenten, Fair Value, IDW ERS HFA 22, BilMoG, Aktienanleihe, einheitliche Bilanzierung, getrennte Bilanzierung.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit richtet sich an alle, die sich mit der Bilanzierung strukturierter Finanzinstrumente befassen, insbesondere Bilanzbuchhalter, Wirtschaftsprüfer und Studenten der Wirtschaftswissenschaften.
- Arbeit zitieren
- Michael Jahke (Autor:in), 2009, Die bilanzielle Behandlung strukturierter Finanzinstrumente nach IFRS und HGB, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125663