Theoretische Grundlagen zur Genese von Mode


Hausarbeit, 2001

20 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Definition Mode
2.1 Charakteristika
2.2 Anthropologische Konstanten

3 Dynamik der Mode
3.1 Mode als Instrument der Warenabsatzsicherung
3.2 Mode als Reaktion auf den gesellschaftlichen Wandel
3.3 Mode als Distinktionssicherung

4 Theorien des Dualismus von Distinktion und Nachahmung
4.1 Trickle-Down
4.2 Trickle-Up
4.3 Trickle-Across

5 Weiterführende Betrachtungen

6 Literatur

1 Einleitung

Mode ist ein zyklischer Prozess. Es soll innerhalb der vorliegenden Arbeit der Versuch unternommen werden, Implikationen dieses Prozesses auf Grundlage der Ausführung von Georg Simmel zu dem Phänomen der Mode zu veranschaulichen bzw. theoretisch nachzuvollziehen.

Ausgehend von einer Zusammenfassung aller wesentlichen Merkmale einer Definition von Mode soll eine Beleuchtung auf das Zyklische, das Dynamische der Mode erfolgen.

Was ist die Ursache dafür, dass sich Mode auf weite und dennoch nur sozial determinierte Teile der Gesellschaft ausbreitet? Warum wird sie so schnell entwertet? Welche Rolle spielt die Ambivalenz zwischen der modebewussten Besonderheit des Individuums und der Sehnsucht nach zu veranschaulichenden Werten des Kollektivs?

Diese Gesetzmäßigkeit zugrunde legend aber ohne vorgreifen zu wollen, kann an dieser Stelle allerdings schon konstatiert werden, dass das Prinzip von Abgrenzung und Nachahmung der Generator von Mode ist. Abgrenzung gegen den Anderen und Nachahmung des als relevant und erstrebenswert definierten. Welchen Verlauf dieses Prinzip durch die Gesellschaft nimmt, wird zu klären sein.

2 Definition Mode

Mode versteht sich zunächst als eine allgemeine Bezeichnung für etwas, das dem vorherrschenden Geschmack in den verschiedensten Bereichen des Lebens entspricht und von ästhetischen und moralischen Kriterien beeinflusst wird. Hierbei ist zwischen der Mode als augenblicklichem Zeitgeschmack und den damit verknüpften Implikationen und dem Modewandel bzw. der Aufeinanderfolge vieler Einzelmoden als zyklisches Phänomen, der MODE an sich zu unterscheiden. Diese Tatsache ist die erste Besonderheit der Mode.

Unter Modewandel wird, wie unschwer nachzuvollziehen sein dürfte, der Wechsel von einer Mode zu einer anderen verstanden, es wird demnach die oben zuerst genannte Bedeutung zugrunde gelegt. Dieser angesprochene Modewandel ist seinerseits gleichzeitig als ein Bestandteil der zweiten Bedeutung von Mode zu begreifen. Diese MODE enthält den Wandel als Bestandteil ihrer Definition.

Die Bedeutung von Mode konzentrierte sich vornehmlich, geprägt durch den französischen Einfluss ab dem 15. Jahrhundert, auf den Bereich der Bekleidung. Im Mittelalter bis in die beginnende Neuzeit verwies eine Kleiderordnung auf die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Stand. Erst seit der Herausbildung eines Bürgertums und der Entwicklung einer modernen Industriegesellschaft hat die Mode ihre heutige Bedeutung als Zeichen des sozialen Wettbewerbs unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen bekommen. Doch darauf wird später noch genauer einzugehen sein.

2.1 Charakteristika

Grundsätzlich sind für die Definition des Modebegriffs drei Aspekte von besonderem Einfluss. Zuerst ist hierbei der Zeitaspekt zu nennen. Die Mode zielt auf eine relative Kurzlebigkeit der jeweiligen Modeausprägung. Die Formulierung „der augenblickliche Zeitgeschmack“ stellt diese Kurzlebigkeit der Mode besonders deutlich heraus. Die relative Kurzlebigkeit der Mode bezieht sich dabei nicht allein auf den Anfang, sondern eben auch auf das Ende der jeweiligen Mode. Das Neue bzw. die neue Mode entsteht nicht nur sehr schnell, sondern verschwindet auch relativ schnell wieder, was die angesprochene Kurzlebigkeit besonders herausstreicht.

Von Mode wird im Weiteren nur dann gesprochen, wenn diese von mehreren Individuen unterstützt wird. Als zweiter Aspekt ist somit die Kollektivität als soziale Grundlage für die Modeausprägung zu nennen. Diese Kollektivität verweist auf den Zeitgeschmack der bzw. durch die Gesellschaft. Diesem kollektiven Verhalten eine bestimmte Zahl zuordnen zu wollen, erscheint nicht sinnvoll bzw. unmöglich. Georg Simmel versteht demnach „das Wesen der Mode darin, dass immer nur ein Teil der Gruppe sie übt, die Gesamtheit aber sich erst auf dem Wege zu ihr befindet“.[1]

Die Dimension des sachlichen Aspektes erscheint hinsichtlich der Definition von Mode besonders wichtig. Wie bereits angedeutet, bezieht sich die Mode im Wesentlichen auf Formen der Bekleidung als äußerliches Merkmal (der Unterscheidung oder Zugehörigkeit). Heutzutage erscheint eine solche Definition natürlich viel zu eng gefasst. Wie die Begriffe „in“ und „out“, welche ohne Zweifel als Synonym für Mode verstanden werden können, schon vermuten lassen, erstreckt sich modisches Bewusstsein oder Verhalten auf viele Bereiche des gesellschaftlichen Lebens. Als Beispiel sei hierbei generell das Benehmen eines bestimmten „Milieus“ bzw. deren Ausdrucks- und Verhaltensformen (Sprache, Kunstverständnis, Eßgewohnheiten usw.) genannt.

2.2 Anthropologische Konstanten

Obwohl es sich bei der vorliegenden Arbeit um eine soziologische Darstellung des Phänomens der Mode handelt, muss dennoch auf anthropologische bzw. psychologische Gesichtspunkte eingegangen werden. Innerhalb der Modeforschung nehmen Theorien, nach denen die menschliche Triebstruktur als „elementare Anlage zum modischen Verhalten“[2] gesehen wird, einen wichtigen Stellenwert ein. Der Mensch und die Gesellschaft (Individuum und Kollektiv) stehen miteinander in Wechselwirkung. Somit kann davon ausgegangen werden, dass gewisse anthropologische Konstanten sich nachhaltig auf die Genese von Mode auswirken. Der Mensch ist ein soziales Wesen, welches auf seine Mitmenschen angewiesen ist und das die ihm eigene Identität im Wesentlichen durch die Auseinandersetzung mit diesen Mitmenschen gewinnt. Vor diesem Hintergrund erscheint uns eine genauere Beleuchtung dieser Konstanten als unumgänglich.

Zunächst zeichnet sich der Mensch durch einen generellen „Trieb zum Neuen“[3] aus. Die Neugier ist die wahrscheinlich am stärksten manifestierte Verhaltenskonstante der Menschheit überhaupt. Sie ist im psychologischen Sinne der Garant für Entwicklung jedweder Art.

Als ein weiterer Trieb sei der „...zum Schauen und Sich-Beschauen-Lassen, der ja in der Tat für die Mode von entscheidender Bedeutung sei“[4] genannt. Als Hintergrund dieses Triebes kann man die Erotik verstehen, die hinsichtlich der speziellen Form der Mode und ihrer Ausprägung zwischen Darbietung bzw. Herausstellen körperlicher Reize sowie der Sicherung des Schamgefühls zu wählen hat. Das Schmuckmotiv, welches dem Menschen natürlich gegeben ist und sich innerhalb der Beziehung der Geschlechter manifestiert, ist für die Mode eine wichtige Grundlage.

Der Trieb nach Auszeichnung ist ein weiterer elementarer Aspekt. Eine Auszeichnung oder anerkannte Tat bewirkt zumeist bei anderen Individuen ein Neidgefühl bzw. das Begehren zur Nachahmung. Nicht selten entsteht hierbei ein Konkurrenzkampf, wobei der Nachahmer den Ausgezeichneten zu übertreffen versucht. Im angesprochenen Wettbewerb kann man erstmals den Dualismus von Auszeichnung und Nachahmung bzw. vom modischen Wandel und dem kollektiven Charakter der Moden erkennen.

Ich verstehe die anthropologischen Konstanten nicht als elementaren Erklärungsansatz für das Phänomen Mode bzw. den Modewandel, sondern erkenne im Hinblick auf den Dualismus von Individuum und Kollektiv die „identitätsbildenden“ Aspekte einerseits und die gesellschaftlichen Voraussetzungen andererseits, welche die Basis für ein gewisses Modeverständnis bilden, als sich gegenseitig beeinflussende Faktoren. Insofern können die anthropologischen Konstanten als ein Grundbaustein für ein Modebewusstsein verstanden werden, wobei kulturelle und soziale Dimensionen als Verstärker und folglich als Verursacher von Modewandel nicht außer Acht gelassen werden dürfen.

[...]


[1] Simmel 1986: 187

[2] König 1988: 116

[3] König 1988: 114

[4] ebd.: 119

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Theoretische Grundlagen zur Genese von Mode
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Philosophische Fakultät)
Veranstaltung
Hauptseminar "Phänomenologie und Soziologie des Trivialen"
Note
1,3
Autor
Jahr
2001
Seiten
20
Katalognummer
V126924
ISBN (eBook)
9783640332854
ISBN (Buch)
9783640332861
Dateigröße
447 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Mode, Simmel
Arbeit zitieren
Dipl.-Soz. Uwe Liskowsky (Autor:in), 2001, Theoretische Grundlagen zur Genese von Mode, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126924

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