Wie kommt es, dass ein einziger Tag für die politische Landschaft in Deutschland eine so zentrale Rolle einnimmt? In dieser Hausarbeit soll dieser Frage nachgegangen und insbesondere beantwortet werden, warum der Tag der Arbeit ein wichtiges Datum für Rechtsextremisten nach 1945 ist. Was sind die Funktionen von 1. Mai-Demonstrationen von und für Neonazis? Im Folgenden sollen auf diese Fragen mithilfe von Fachliteratur und, indem beispielhaft ausgewählte Demonstrationen und Kundgebungen von rechten Akteuren und ihre Aufrufe, Reden, Schilder und Plakate von 1990 bis heute untersucht werden, Antworten gefunden werden.
Davor soll betrachtet werden, wie es zum 1. Mai als Protesttag kam, sowie die Relevanz des Datums für den Nationalsozialismus untersucht werden. Die historische Geschichte liefert Anhaltspunkte, warum auch für die moderne Rechte der 1. Mai ein wichtiger Tag ist. Anschließend wird erläutert, wie der moderne 1. Mai von rechts wieder in Erscheinung trat, und es werden verschiedene Inhalte, die von rechts propagiert werden, analysiert.
Feiertag, Demonstrationen, Ausschreitungen – der 1. Mai steht für vieles und hat eine lange Geschichte. Von Kundgebungen mit roten Fahnen und sozialistischen Liedern über die Ansprache des Deutschen Gewerkschaftsbundes, die alljährlich die aktuellen Entwicklungen in der Arbeitswelt zusammenfasst, bis hin zu brennenden Autos und Wasserwerfern wird der Tag der Arbeit meist, trotz der genannten massiven Unterschiede, mit der politischen Linken verbunden. Doch auch radikal rechte Parteien von NPD, III. Weg bis hin zur AfD beanspruchen den Tag für sich und halten seit Jahrzehnten Veranstaltungen ab.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Was ist der 1. Mai? - Geschichte eines Tages
2.1 Ursprung
2.2 Internationaler Kampftag
2.3 Feiertag in Deutschland
2.4 Der 1. Mai im Nationalsozialismus
2.5 Der 1. Mai von 1945 bis heute
2.6 Der 1. Mai von rechts nach 1945
3 Warum feiern Rechte den 1. Mai? Funktionen des 1. Mai für Rechtsradikale ..
3.1 Rekurs auf den Nationalsozialismus
3.2 Volksgemeinschaft
3.3 Kapitalismus- und Globalisierungskritik
3.4 Kampf gegen Gewerkschaften
4 Fazit
5 Literatur
6 Quellen
7 Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
Feiertag, Demonstrationen, Ausschreitungen - der 1. Mai steht für vieles und hat eine lange Geschichte. Von Kundgebungen mit roten Fahnen und sozialistischen Liedern über die Ansprache des Deutschen Gewerkschaftsbundes, die alljährlich die aktuellen Entwicklungen in der Arbeitswelt zusammenfasst, bis hin zu brennenden Autos und Wasserwerfern wird der Tag der Arbeit meist, trotz der genannten massiven Unterschiede mit der politischen Linken verbunden. Doch auch radikal rechte Parteien von NPD, III. Weg bis hin zur AfD beanspruchen den Tag für sich und halten seit Jahrzehnten Veranstaltungen ab. Wie kommt es, dass ein einziger Tag für die politische Landschaft in Deutschland eine so zentrale Rolle einnimmt? In dieser Hausarbeit soll dieser Frage nachgegangen und insbesondere beantwortet werden, warum der Tag der Arbeit ein wichtiges Datum für Rechtsextremisten nach 1945 ist.
In Zeiten der aktuellen Coronapandemie, Wirtschaftskrisen oder der Klimakrise wird immer schnell über Arbeitsplätze und Löhne diskutiert. Die Arbeit nimmt allein schon zeitlich einen großen Teil unseres Lebens ein. Politische Protestbewegungen und Wahlen sind zu einem großen Teil von der Lage des Arbeitsmarktes und der Wirtschaft abhängig. Aus diesen Gründen ist es spannend zu beobachten und zu analysieren, wie die radikale Rechte mit dem Thema Arbeit umgeht und wie sie sich positioniert. Was sind die Funktionen von 1. Mai-Demonstrationen von und für Neonazis?
Im Folgenden sollen auf diese Fragen mit Hilfe von Fachliteratur und, indem beispielhaft ausgewählte Demonstrationen und Kundgebungen von rechten Akteuren und ihre Aufrufe, Reden, Schilder und Plakate von 1990 bis heute untersucht werden, Antworten gefunden werden.
Davor soll betrachtet werden, wie es zum 1. Mai als Protesttag kam, sowie die Relevanz des Datums für den Nationalsozialismus untersucht werden. Die historische Geschichte liefert Anhaltspunkte, warum auch für die moderne Rechte der 1. Mai ein wichtiger Tag ist. Anschließend wird erläutert, wie der moderne 1. Mai von rechts wieder in Erscheinung trat, und es werden verschiedene Inhalte, die von rechts propagiert werden, analysiert.
2 Was ist der 1. Mai? - Geschichte eines Tages
2.1 Ursprung
In den USA galt der 1. Mai lange Zeit als Moving Day, der Tag an dem Arbeitsverträge ausliefen und neu unterzeichnet wurden und auch Mietverträge neu unterschrieben wurden, weshalb Arbeiter:innen umzogen oder auf der Suche nach neuer Arbeit umsiedelten.1 Die Gewerkschaft „American Federation of Labor“ wollte den Acht- Stunden-Tag erkämpfen und rief zu einem bundesweiten Streik ab dem 1. Mai 1886 auf, um die kürzere Arbeitszeit in die neuen Verträgen aufzunehmen. 400.000 Beschäftigte streikten mehrere Tage, für 20.000 Arbeiter:innen konnte der Acht- Stunden-Tag durchgesetzt werden. Auf einer Kundgebung in Chicago am Haymarket explodierte eine Bombe, woraufhin anschließend die Polizei eine Schießerei begann, die mehrere hundert Demonstrant:innen und wenige Polizist:innen tötete. Acht Anarchisten wurden für die Bombe verantwortlich gemacht und vier von ihnen zum Tode verurteilt. Zwei Jahre später riefen amerikanischer Gewerkschaften wieder dazu auf, am 1. Mai 1890 Kundgebungen mit der Forderung der Arbeitszeitverkürzung abzuhalten und der Getöteten zu gedenken.
2.2 Internationaler Kampftag
Am 100. Jahrestag des Sturms auf die Bastille in der französischen Revolution trafen sich am 14. Juli 1889 400 Delegierte sozialistischer Parteien und Gewerkschaften zum „Internationaler Arbeiterkongress“ aus verschiedenen Ländern in Paris. Auf Antrag des Franzosen Raymond Felix Lavigne beschloss der Kongress weltweiten Protest im kommenden Jahr am 1. Mai und legte so den Grundstein für die Feiern bis heute.
„Es ist für einen bestimmten Zeitpunkt eine große internationale Manifestation zu organisieren, und zwar dergestalt, dass gleichzeitig in allen Städten an einem bestimmten Tage die Arbeiter an die öffentlichen Gewalten die Forderung richten, den Arbeitstag auf acht Stunden festzusetzen (...). In Anbetracht der Tatsache, dass eine solche Kundgebung bereits von dem amerikanischen Arbeiterbund (...) für den 1. Mai 1890 beschlossen worden ist, wird dieser Zeitpunkt als Tag der internationalen Kundgebung angenommen."2
2.3 Feiertag in Deutschland
Zu Beginn war der 1. Mai als Protesttag für die Acht-Stunden-Arbeit nicht längerfristig geplant. Im Oktober 1890 beschloss die SPD auf ihrem Parteitag, den 1. Mai dauerhaft feiern zu wollen. So fanden auch 1891 allein in Berlin 40 1. Mai - Veranstaltungen statt, der Tag etablierte sich sowohl international als auch in Deutschland als Arbeiter:innenkampftag. Zwischen 1915 und 1918 hielten die Gewerkschaften keine 1. Mai-Feiern ab. Sie und die Parteien beschlossen im Zeichen des 1. Weltkriegs einen Stopp von Arbeitskampfmaßnahmen wie Streiks und schlossen damit Proteste an diesem Tag mit ein, wohingegen der Spartakusbund, ein Vorläufer der KPD, bereits seit 1916 wieder zu Streiks und Maidemonstrationen aufrief.3
Im April 1919 beschloss die Weimarer Nationalversammlung den 1. Mai zum ersten Mal als tatsächlichen Feiertag, allerdings allgemein im Sinne des Weltfriedens und des Arbeitsschutzes, nicht explizit für Arbeiter:innen und auch nur für dieses Jahr. Trotz Versuche der SPD und des „Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbunds“ gelang keine Ausweitung auf weitere Jahre, bis auf wenige Ausnahmen in einzelnen Regionen.
2.4 Der 1. Mai im Nationalsozialismus
Im April 1933 führte die NSDAP den „Tag der nationalen Arbeit“ als offiziellen Feiertag ein. Die Nationalsozialisten wollten für ihren Erfolg die Masse der Arbeiter:innen und Gewerkschaften für sich gewinnen, der 1. Mai war dabei ein besonders symbolträchtiges Projekt. Joseph Goebbels, Reichspropagandaleiter der NSDAP beschrieb das Vorhaben in seinem Tagebuch:
„Den 1. Mai werden wir zu einer grandiosen Demonstration deutschen Volkswillens gestalten. Am 2. Mai werden dann die Gewerkschaftshäuser besetzt. Gleichschaltung auch auf diesem Gebiet. Es wird vielleicht ein paar Tage Krach geben, aber dann gehören sie uns. (.) Sind die Gewerkschaften in unserer Hand, dann werden sich auch die anderen Parteien und Organisationen nicht mehr lange halten können.“4
Die erste Feier wurde folgerichtig direkt am 1. Mai 1933 abgehalten. Eineinhalb Millionen Menschen kamen auf das Tempelhofer Feld in Berlin, es war die bis dahin größte Massenkundgebung der deutschen Geschichte. Durch die Ernennung des Datums zu einem Feiertag mit voller Lohnfortzahlung, worum so lange gekämpft worden war, inszenierten sich die Nationalsozialisten trotz ihrer späteren unternehmerfreundlichen Politik als Arbeiter:innenfreundlich.5
Durch die Vereinnahmung des Tages verloren außerdem die feindlichen marxistischen Teile der Arbeiter:innen an möglicher oppositioneller Kraft, indem die Arbeiter:innenklasse in die nationalistische Ideologie integriert wurde.6 Durch die bestehende Wirtschaftskrise herrschten vielfältige politische Probleme, im Juni 1932 waren allein 43,6 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder arbeitslos.7 Durch die Aneignung dieser Themen durch die NSDAP sollten der linken Arbeiter:innenbewegung ihre klassischen Inhalte entrissen und ihr ein Kampffeld genommen werden.8 Adolf Hitler erklärte in seiner Rede auf der Kundgebung in Berlin sein Konzept. Er wollte die Gesellschaft, die „in künstlichen Klassen auseinander gehalten“ und vom „Klassenwahnsinn befallen“ worden war, wieder vereinen und eine „Volksgemeinschaft“ mit gleichen Interessen bilden.9 Anstatt einem Kampf zwischen ökonomischen Klassen im eigenen Land konnte so ein versöhntes ideologisches „wir“ gegen das Ausland entstehen. So wurde beispielsweise nur ein Jahr später der Tag umbenannt und hieß von da an „Nationaler Feiertag des Deutschen Volkes“, in der Presse meist nur „Tag der Volksgemeinschaft“.10
Der Plan ging auf. Die Gewerkschaften begrüßten die Entscheidung und riefen ihre Mitglieder auf, an den Kundgebungen teilzunehmen. Schon am 2. Mai 1933 allerdings setzten die SS und die SA um, was von Goebbels schon beschrieben worden war. Deutschlandweit wurden die Gebäude der Gewerkschaften besetzt, einige Funktionäre wurden verhaftet und misshandelt. Das „Aktionskomitee zum Schutze der deutschen Arbeit“ übernahm die Gewerkschaften, die unabhängige Arbeiter:innenbewegung war größtenteils zerschlagen und in der Hand der Nationalsozialisten.11
Die Inszenierung und Vereinnahmung des 1. Mai war nicht nur elementar im Kampf gegen linke Kräfte, auch der Zweck von Massenevents war relevant. Hitler beschäftigte sich schon zehn Jahre vorher in seiner Programmschrift „Mein Kampf“ mit der Wirkung von Großveranstaltungen auf Menschen:
„Wenn er aus seiner kleinen Arbeitsstätte oder aus dem großen Betrieb, in dem er sich recht klein fühlt, zum ersten Male in die Massenversammlung hineintritt (.), wenn er als Suchender in die gewaltige Wirkung des suggestiven Rausches und der Begeisterung von drei- bis viertausend anderen mitgerissen wird, wenn der sichtbare Erfolg und die Zustimmung von Tausenden ihm die Richtigkeit der neuen Lehre bestätigen (.) - dann unterliegt er selbst dem zauberhaften Einfluss dessen, was wir mit dem Wort Massensuggestion bezeichnen.“12
Im Bewusstsein dessen arbeitete die NSDAP regelmäßig Feste und Anlässe wie den 1. Mai aus, um diese für ihre Ziele zu nutzen.13 Auch die Straße war ein Kampffeld, das es zu gewinnen galt. Goebbels wusste, wessen Territorium er damit betrat: „die Roten demonstrieren zum 1. Mai“, aber die Nationalsozialisten sollten zeigen, „wie so etwas gemacht wird."14 Die Übernahme von linken Symboliken und Protestformen wie die inszenierten Demonstrationen mit Reihen, Uniformen und roten Fahnen sollte den eigenen Zwecken dienen.
2.5 Der 1. Mai von 1945 bis heute
Für linke Arbeiter:innen war die Rückgewinnung des 1. Mai nach dem Nationalsozialismus von großer Bedeutung. Schon am 1. Mai 1945 organisierten befreite Häftlingen des KZ Buchenwaldeine Feier, und ein Jahr darauf riefen auch die wieder gegründeten Gewerkschaften auf. Spätestens ab der Gründung des „Deutschen Gewerkschaftsbundes“ 1949 wurden die Planungen für jährliche Feiern zentral übernommen und der 1. Mai als wichtigstes Datum weitergeführt. Allein zu den Berliner DGB-Kundgebungen kamen in den 60er-Jahren bis zu 750 000 Teilnehmer:innen.15 Der DGB nutzt bis heute den Anlass für die Gelegenheit, sich einmal im Jahr zur aktuellen sozialen und wirtschaftlichen Lage zu äußern und Forderungen zu benennen.16
In der DDR wurde der Tag nach sowjetischem Vorbild mit großen Maifeiern und Militärparaden begangen, um den Aufbau und die Verteidigung des Sozialismus zu feiern.17
Seit den 1968ern wurde der Tag der Arbeit auch von außergewerkschaftlichen linken Gruppen wieder mehr in den Fokus genommen und gefeiert. Die Berliner Kundgebung der außerparlamentarischen Opposition mobilisierte 1971 mit 20 000 Menschen viermal so viele Menschen wie der DGB ein Jahr vorher, auch wenn der DGB aufgrund der Zersplitterung innerhalb der Linken in den Folgejahren wieder den Ton angab.18 Im Zuge von Ausschreitungen am 1. Mai 1987 in Kreuzberg entstand die Tradition des „revolutionären 1. Mai“, eine bewusst vom DGB getrennte linke Demonstration. Diese wird bis heute durchgeführt und hat zu dem heute weit verbreiteten Bild des 1. Mai mit brennenden Barrikaden und gewalttätigen Auseinandersetzungen maßgeblich beigetragen.19
2.6 Der 1. Mai von rechts nach 1945
In den ersten Jahrzenten nach dem Ende des Nationalsozialismus in Deutschland wurde der 1. Mai von bestehenden rechten Parteien und Gruppen soweit bekannt in der Öffentlichkeit nicht begangen und thematisiert. Nach der Teilung Deutschlands in verschiedene Besatzungszonen und dem Verlust der ehemaligen östlichen Gebiete dominierte das Ziel der Wiederherstellung der Grenzen von 1939 die rechte Bewegung. Zusätzlich begann durch eine zunehmende kulturelle „Amerikanisierung“ und die von rechts ausgemachte Fremdherrschaft der Alliierten über die BRD ein verstärkter Kampf um die „nationale Identität“.20 Durch das sogenannte Wirtschaftswunder ab den 1950er-Jahren sank die Arbeitslosigkeit stark und die Arbeitslöhne stiegen um mehr als das doppelte an.21 Ein großer Teil der deutschen Bevölkerung verbesserte so seine ökonomische Lage und das Thema Arbeit verlor im Vergleich zu den anderen genannten politischen Herausforderungen für die Agitation und Mobilisation der Rechten an Bedeutung.22
1978 und 1979 versuchte die NPD mit Kundgebungen in Singen, Rüsselsheim und Freiburg zum ersten Mal, den 1. Mai wieder als Thema aufzunehmen, dem Aufruf folgten allerdings nicht mehr als 50 Interessierte.23 Im selben Jahr gründete der ehemalige Hitlerjugend-Führer Martin Pape die „Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei“ (FAP). Ihr Logo zeigte ein schwarzes Zahnrad auf rotem Grund, in dem das Kürzel der Partei platziert war, eine Anlehnung an die Flagge der „Deutschen Arbeitsfront“, dem Einheitsverband der Arbeiter:innen und Unternehmen, den die NSDAP als Nachfolger für die zerschlagenen Gewerkschaften einführte.24 Auch wenn die Partei sich erst mit der Zeit radikalisierte, kann hieran schon die „sozialrevolutionäre“ Ausrichtung mit dem deutschen Arbeiter im Mittelpunkt des Parteiprogramms erkannt werden. Die NPD begann mit einem deutlich gemäßigteren Inhalt. Im zweiten Parteiprogramm der NPD von 1973 bekennt sich die Partei klar zur freiheitlich demokratischen Grundordnung, lehnt eine revolutionäre Perspektive ab und nennt noch keine antikapitalistischen Thesen.25
1977 hatte Michael Kühnen die „Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten“ (ANS/NA) gegründet, eine Organisation die sich offen zum Nationalsozialismus bekannte und die Wiederzulassung der NSDAP erkämpfen wollte. Ideologisch sah sich Kühnen dem linken revolutionären Flügel der NSDAP nahe und prägte den Leitsatz "Das System hat keine Fehler, es ist der Fehler". Schnell galt die ANS in den 80ern als wichtigste rechte Gruppe, entwickelte den neuen Nazismus maßgeblich weiter und rekrutierte viele neue Anhänger, meist Jugendliche. Doch genauso schnell, schon 1983, wurde der Verein auch vom Bundesinnenministerium verboten und aufgelöst.26 Im Anschluss rief Kühnen dazu auf, Mitglied in der FAP zu werden, um weiterhin Handlungsmöglichkeiten zu haben, und so verstärkte sich die rassistische und nationalsozialistische Haltung der Partei, sie wurde zu einem Sammelbecken zahlreicher rechter Akteure. Ziele der FAP waren nun eine Rückkehr zu den alten Grenzen, "deutsche Arbeitsplätze für deutsche Arbeitnehmer" und ein "Deutscher Sozialismus als Zukunftsvision".27
1988 sollte das Krupp Stahlwalzwerk in Duisburg geschlossen werden was den längsten Arbeitskampf der deutschen Nachkriegsgeschichte auslöste. 160 Tage lang schlossen sich die mehreren Tausend Beschäftigten zusammen, um gegen ihre drohende Entlassung anzugehen. Michael Kühnen sah das Potential, diese Stimmung auszunutzen und wollte eine 1. Mai-Demonstration in der Stadt abhalten, diese wurde ihm allerdings untersagt.28 Nach dem Fall der Mauer versuchte die NPD auch in der DDR Wähler:innen zu gewinnen. Am 1. Mai 1990 veranstalteten die „Mitteldeutschen Nationaldemokraten“, eine von NPD-Mitgliedern gegründete Partei, die sich im selben Jahr noch der West-NPD anschloss, eine Kundgebung unter dem Motto „100 Jahre 1. Mai“ in Leipzig, zu der ca. 100 Menschen kamen.29
Durch steigende Arbeitslosigkeit und die stärker werdende Enttäuschung nach der Wiedervereinigung in Ostdeutschland konnte das Thema Arbeit in den anschließenden Jahren wieder an Mobilisierungsstärke gewinnen. Die FAP organisierte von 1992 an drei Jahre hintereinander Demonstrationen in Berlin, an denen zwischen 100 und 200 Personen teilnahmen. Nachdem die Partei 1995 verboten wurde, ergriffen die „Jungen Nationalisten“, die Jugendorganisation der NPD, die Chance und ergriffen die Hoheit über den 1. Mai.30 Mit dem neuen Vorsitzenden Udo Voigt vollzog die NPD einen Kurswechsel, der Fokus der Partei sollte stärker auf sozialpolitische Themen gelegt werden. Es folgten mehr antikapitalistische Parolen, und das erklärte Ziel wurde ein nationaler Sozialismus - auf diese Agitationsthemen wird im anschließenden Kapitel ausführlicher eingegangen. Außerdem sollte eine breitere Bündnispolitik mit freien Kameradschaften und anderen neonazistischen Parteien und Gruppen betrieben werden.31 Diese Zusammenarbeit wurde mit einem Vier-Säulen-Konzept, das Grundlage einer strategischen Neuorientierung werden sollte, verbunden. Eine dieser Säulen mit großer Bedeutung ist die Massenmobilisierung bzw. der "Kampf um die Straße". Voigts Strategie: „erst wenn wir den ,Kampf um die Straße' endgültig für uns entschieden haben, kann der ,Kampf um die Parlamente' mit (...) Aussicht geführt werden.“32 Konsequenterweise stieg die Zahl der durchgeführten Demonstrationen und Kundgebungen stark an, und auch der 1. Mai erlang einen höheren Stellenwert innerhalb der NPD.
Nach der erfolgreichen Demonstration in München 1997 mit 4500 Teilnehmer:innen gegen die „Wehrmachtsausstellung“ und damit der größten rechten Veranstaltung seit 20 Jahren in Deutschland folgte eine bundesweite Mobilisierung der NPD am 1. Mai mit Aufruf nach Leipzig 1997, was an einem Demonstrationsverbot scheiterte. Ein Jahr später feierten die Neonazis dann doch: 4000 bis 7000 Menschen versammelten sich unter dem Motto „Wir schaffen Arbeit - Bonn schafft nichts“ am Völkerschlachtdenkmal in Leipzig. Trotz massiver Konfrontationen mit Antifaschist:innen und der Polizei wertete die NPD das Ereignis als Erfolg und erklärte den Tag „über fünfzig Jahre nach der Kapitulation der deutschen Wehrmacht wieder zu einem Ehren- und Feiertag“.33
In den Folgejahren stieg zwar die Anzahl an rechten Aufmärschen zum 1. Mai, doch die einzelnen Veranstaltungen erreichten aufgrund der Zersplitterung auch weniger Menschen. Neben einer verstärkten Konkurrenz von freien Kameradschaften und der NPD versuchten rechte Organisationen auch bei lokalen Arbeitskämpfen Präsenz zu zeigen. Außerdem erleichterte eine zentrale Veranstaltung regelmäßig auch erfolgreiche Massenblockaden von linkem Gegenprotest.34
Bis heute haben sich rechte 1. Mai-Veranstaltungen etabliert, fast in jedem Bundesland finden sich Events an diesem Tag. Nachdem bis in die 2010er-Jahre noch bis zu 3000 Nazis mobilisiert werden konnten, versammelten sich in den letzten Jahren meist nur noch einige Hunderte. Das Auftreten diversifiziert sich, von kleinen Kundgebungen bis hin zu autonomen Nationalisten, die linke Demonstrationen mit Pyrotechnik und Vermummung nachahmen. Das gemeinsame Ziel, den Tag der Arbeit nationalistisch aufzuladen und zu vereinnahmen, eint sie aber dennoch.35
3 Warum feiern Rechte den 1. Mai? Funktionen des 1. Mai für Rechtsradikale
Die Wiederentdeckung des 1. Mai von rechts Anfang der 90er-Jahre hat verschiedene Dimensionen für die neonazistische Bewegung. Verschiedenste Themen und Ziele der radikalen Rechten lassen sich in diesem Tag vereinen und auf die Straße bringen. Über die Zeit haben sich trotz einiger Gemeinsamkeiten, die sich von den ersten Demonstrationen der neuen Rechten bis heute durchziehen, Schwerpunkte in Aufrufen und Reden auch geändert. Akteure, die die Tradition vom Tag der Arbeit wieder auferstehen ließen, wurden verboten, haben sich aufgelöst oder sind in der Bedeutungslosigkeit verschwunden, neue sind hinzugekommen. Im Folgenden soll auf eine Auswahl der wichtigsten und wiederkehrenden Inhalte genauer eingegangen und ihre Funktion in der Propaganda in Teilen analysiert werden.
3.1 Rekurs auf den Nationalsozialismus
Der 1. Mai bietet der neuen Rechten alljährlich die Chance, den historischen Ursprung des Feiertages zu betonen. So können sie sich ohne strafrechtliche Folgen in die Tradition des deutschen Faschismus stellen. Schon in verschiedenen Mobilisierungen im Vorfeld sind Anlehnungen zu erkennen. So bediente sich das „Antikapitalistische Kollektiv“ für den Aufruf zum 1. Mai 2017 in Halle an NS-Ästhetik. Das „AKK“ ist eine militante Gruppe, die sich zu den Protesten gegen die Neueröffnung der Europäischen Zentralbank in Frankfurt im März 2015 gründete und stark linke Demonstrationen nachahmt. Zwei muskulöse Arbeiter mit strengem Blick, davon einer mit einem Hammer in der Hand, die aus einem Wahlplakat der NSDAP von 1932 stammen, finden sich auf den Flyern für die Demonstration in Halle wieder.36 In Aufrufen der NPD und der Partei „der III. Weg“ wird der 1. Mai nur als „Tag der nationalen Arbeit“ bezeichnet, der Name des 1. Mai im Nationalsozialismus. Ebenso spricht der III. Weg vom „traditionellen Kampftag der nationalrevolutionären Bewegung“, einer Tradition, die die erst seit 2013 bestehende Partei im Ursprung des Feiertages 1933 sieht.37
Auch am 1. Mai selbst wird die NSDAP regelmäßig Thema. Mit einem Verweis auf die Sozialpolitik während der NS-Zeit wird die damalige Politik gelobt. So wurde auf der 1. Mai-Rede in Berlin 2003 bejubelt, dass „es in den dreißiger Jahren gelang, in nicht einmal vier Jahren sechs Millionen Arbeitslose zu Lohn und Brot zu bringen“.38 Diese Romantisierung kulminiert in der immer wiederkehrend gerufenen Parole „1. Mai - seit '33 arbeitsfrei!“ Für manche Nationalisten entsteht aus den Anfängen des Feiertages die Verantwortung, heutzutage auf die Straße zu gehen. Auf einem Transparent auf der Kundgebung in Leipzig stand auf einem Transparent: „1933 - 1. Mai - 1998 Aus unserem Schicksal wächst die Pflicht.“39
Auch sind Symboliken aus dem Nationalsozialismus auf den Demonstrationen zu finden. Die NPD nutzt auf Transparenten regelmäßig das Zahnrad der „Deutschen Arbeitsfront“, dem Einheitsverband der Arbeiter:innen und Unternehmen, auch das Logo sowie das Motto „Arbeit adelt“, des Reichsarbeitsdienstes, der Institution, die den Arbeitsdienst im Nationalsozialismus organisierte, tauchen häufig auf.40
3.2 Volksgemeinschaft
Ein zentraler Begriff, der von der radikalen Rechten am modernen 1. Mai immer wieder propagiert wird und fester Bestandteil von Motti, Aufrufen und Reden ist, ist der der Volksgemeinschaft. Schon für die NSDAP spielte dieses nationalistische Konzept eine elementare Rolle. Der marxistische Klassenkampf der Arbeiter:innen gegen das Kapital sei erst der Auslöser für einen Konflikt, der das deutsche Volk, das eigentlich zusammengehöre, spalte. Hitler definierte die Volksgemeinschaft in einem Interview als die „Gemeinschaft aller wirkenden Arbeit.“ Dieser zunächst integrierende Begriff wirkte durch angeblich naturgegebene Definitionen, wer zu dieser Gemeinschaft dazu gehöre, sowie durch die Unterscheidung des „schaffenden Volkes“ von dem „raffenden Kapital“, also Juden, die von der Arbeit profitieren und sich den Gewinn aneignen würden, rassistisch und exkludierend. Zusätzlich bekam Arbeit durch die Verknüpfung mit Leistung einen Charakter von Tätigkeiten zugunsten der Volksgemeinschaft. Wer diesen Anspruch nicht erfüllen konnte, fiel ebenso aus der Definition der Gemeinschaft.41
Die NPD übernimmt diese Ideen und möchte am 1. Mai „für die Schaffung einer deutschen Volksgemeinschaft“ demonstrieren. Diese sei der „Gegenentwurf zur wurzellosen, atomisierten und konfliktgeladenen multikulturellen Gesellschaft.“42 Von steigender Arbeitslosigkeit und Wirtschaftskrisen angeregt, starteten die Parteien ab den 70er-Jahren mit Überfremdungskampagnen. Am Tag der Arbeit konnten ökonomische Probleme rassistisch gewendet werden und die Volksgemeinschaft anhand der Jobperspektive nur für Deutsche definiert werden.43 Der III. Weg beschreibt ähnliche ausgrenzende und leistungsorientiere Ziele im Zusammenhang mit Arbeitspolitik in seinen Aufrufen zum 1. Mai in den letzten Jahren:
„Ausländerrückführungsprogramm insbesondere für che (...) zuerst in Lohn und Brot sehen, anstatt Ausländer für freie Stellen und zur Lohndrückerei hier aus fremden Ländern anzuwerben! (.) Wir fordern in unserem Land vor allem: „Arbeitsplätze zuerst für Deutsche!“44
Parolen diesen Inhalts sind in abgewandelter Form auf jeder 1. Mai-Demonstration von der Wiederentdeckung des Feiertages bis heute zu finden und bilden eine der Kernaussagen.45 Zudem lässt sich die „nationale Solidarität“ innerhalb der definierten Volksgemeinschaft auf der Straße im Rahmen von Demonstrationen praktisch ausleben und der Zusammenhalt wird spürbar.46
3.3 Kapitalismus- und Globalisierungskritik
Die Entstehung von rechten 1. Mai-Veranstaltungen seit den 90er-Jahren hängt eng mit der verstärkten Thematisierung von sozialen und wirtschaftlichen Problemen der Neonazis zusammen. Jürgen Gansel, langjähriger NPD-Abgeordneter im sächsischen Landtag, diagnostizierte in einem Artikel in der Parteizeitung „Deutsche Stimme“ den „Abschied der Linken von der sozialen Frage.“ Daher sei es in Zukunft einfacher, „die Position des Antikapitalismus aus den Traditionsbeständen der Linken herauszubrechen und mit nationalen Inhalten“ aufzuladen.47 Bereits die FAP, die sich dem 1. Mai früh annahm, verfolgte einen revolutionären Antikapitalismus mit einem „Deutsche[n] Sozialismus als Zukunftsvision“ im Sinne von Otto Strasser, der lange Führer des oppositionellen „national-revolutionären“ Flügels der NSDAP war, bis er aus der Partei austrat.48 Die 1. Mai-Demonstration des AKK in Plauen 2016 lief hinter einem Fronttransparent mit der Aufschrift „Gegen Krieg, Ausbeutung & Unterdrückung - Das kapitalistische System überwinden“ her, und auch der III. Weg mobilisiert seit mehreren Jahren mit dem Motto „Ein Volk will Zukunft! - Heimat bewahren! - Überfremdung stoppen! Kapitalismus zerschlagen!”49
Was die Rechten unter Kapitalismus verstehen, beantwortet das AKK im Aufruf für den 1. Mai 2017 mit einem Zitat von Joseph Goebbels: „Kapitalismus ist missbräuchliche Verwendung von Volksgut überhaupt, und der Mensch, der diesen Missbrauch betreibt, ist ein Kapitalist.“50 Die nazistische Unterscheidung in „schaffendes“ und „raffendes“ Kapital ist auch in moderner rechter Kapitalismuskritik wiederzufinden und völkisch aufgeladen. Die Ausbeutung der Deutschen wird meist einem internationalen Finanz- und Bankenkapital zugeschrieben und durch Antisemitismus ergänzt. So sind es oft Juden, die für Profitmaximierung und die daraus entstehende Ausbeutung verantwortlich gemacht werden. Entsprechend wird von der NPD in der Parteizeitung „die Schlüsselstellung von Juden in den privaten und staatlichen Machtzentralen des Weltkapitalismus“ behauptet und auf einem 1. MaiTransparent 2007 in Dortmund die Parole „Ob Erfurt, Dortmund oder Buxtehude - Der Feind ist & bleibt der Kapitalismus“ benutzt, der Endreim „... Jude“ wurde ersetzt.51 Deutsche mittelständische Unternehmen oder Grundprinzipien der kapitalistischen Wirtschaft wie der Markt oder der Anteil von Privateigentum an Produktionsmitteln werden hingegen nicht infrage gestellt. Die Kritik bezieht sich lediglich auf die Zirkulationssphäre des Kapitals und nicht auf die Produktionsebene.52
Dieses Kapitalismusverständnis wird, angetrieben von wachsenden Bewegungen wie Occupy Wallstreet Ende der 1990er-Jahre, zu einer Globalisierungskritik. 2001 findet eine 1. Mai Demonstration in Frankfurt unter dem Motto „Euro stoppen - Globalisierung bekämpfen“ statt, und 2003 schreibt die NPD in ihrem 1. Mai-Aufruf: „Globalisierung heißt: Verlust von Arbeit, Heimat, Identität.“53 Hieran ist zu erkennen, dass die Kritik nicht nur auf ökonomische Aspekte wie Arbeitsplatzabbau wegen Verlagerungen in Billiglohnländer oder eine Vormachtstellung von nicht-deutschen Konzernen abzielt, sondern stark die kulturelle Dimension einer multikulturellen Gesellschaft mit einschließt. So kann die Globalisierung als Aufhänger für rassistische Kampagnen zum Thema Zuwanderung und Arbeitsmarktpolitik genutzt werden.
Der 1. Mai als traditioneller Tag in Erinnerung an historische Kämpfe gegen kapitalistische Arbeitsverhältnisse wird also benützt, um, oftmals in Bezug auf den Nationalsozialismus, eine eigene Alternative zum bestehenden System zu präsentieren und für diese zu werben. Durch die eigene Definition, wer an der wirtschaftlichen Lage Deutschlands und den Arbeitsbedingungen der Deutschen Schuld sei, kann der Tag als Plattform für die Präsentation von ausgrenzenden Weltbildern dienen.
3.4 Kampf gegen Gewerkschaften
Ein weiterer Gegner der Rechten, der anlässlich von 1. Mai-Kundgebungen regelmäßig angegangen wird, sind Gewerkschaften. Wahlweise werden sie als „Verräter“ der deutschen Arbeiter:innen oder, wie schon im Kapitel über den Begriff der Volksgemeinschaft angerissen, durch ihren Tarif- und Arbeitskampf als „künstliche Spaltung der organischen Einheit Volk betrachtet“.54
Ihrer Hauptaufgabe, sich für Arbeitsplatzsicherheit und höhere Löhne zu engagieren, würden sie nicht oder nicht mehr nachgehen, so das Diktum. Diese These wird meist durch die ausländerfeindliche Programmatik ergänzt, dass Gewerkschaften sich mehr um berufliche Perspektiven für Migrant:innen anstatt für Deutsche einsetzen würden. Stattdessen würden Funktionäre, „Gewerkschaftsbonzen“ wie der III. Weg sie nennt, sich nur um ihr eigenes Wohl kümmern. Sie würden lediglich „eigene Pfründe sichern und im kapitalistischen System individuell vorankommen“ wollen.55 Auch die NPD thematisierte am 1. Mai 1998 den angeblichen Verrat am deutschen Arbeiter: „Wir wissen, wie die Gewerkschaftsbosse mit den Wohnungen der Neuen Heimat spekuliert haben, wir vergessen auch nicht, dass sie Jahrzehnte die ausländischen Arbeitnehmer verhätschelt haben.“56 Das Thematisieren der Gewerkschaften soll die Rechte als Konkurrenz und Alternative inszenieren. Die AfD rief zum 1. Mai 2017 in Erfurt mit dem Motto „Sozial ohne rot zu werden!“ auf. In einer Werbegrafik für den Tag wurde in Anspielung auf den DGB die Gewerkschaftsfarbe Rot mit einem AfD-Blau übermalt.57 Die NPD freute sich zwanzig Jahre vorher, dass die Gewerkschaften die Konkurrenz „spüren (...) und fürchten, dass es der NPD gelingt, den l. Mai inhaltlich zu besetzen. Sie fangen an, unsere Argumente zu übernehmen.“58 Dieser antigewerkschaftliche Kurs äußerte sich schon mehrmals in gewalttätigen Angriffen von Neonazis auf DGB-Kundgebungen. Sowohl 2009 in Dortmund als auch 2015 in Weimar wurden Teilnehmer der Gewerkschaftskundgebungen verletzt.59
4 Fazit
Mit dieser Hausarbeit sollte der 1. Mai als Protesttag für die radikale Rechte in Deutschland genauer untersucht werden. Der historische Hintergrund und aktuelle ideologische Ansätze der neonazistischen Bewegung wurden beleuchtet, um ein Verständnis zu erlangen, warum der Tag heutzutage eine wichtige Rolle im rechten Terminkalender spielt und welche Funktionen er damit in der rechtsradikalen Propaganda einnimmt. Durch die Analyse von Primärquellen, also Reden, Aufrufen, Parolen und Plakaten von Demonstrationen sollte ein Einblick gelingen. Trotz der unzureichenden Dokumentation von Protesten im Allgemeinen und rechten Straßenereignissen im speziellen konnte in Ansätzen die sozialpolitische Theorie von NPD, FAP, AfD, dem III. Weg und freien Kameradschaften veranschaulicht werden.
Der 1. Mai vereint einige Themen, die für diese Organisationen in ihrer Propaganda und Weltanschauung elementar sind in einem Anlass und bietet durch Veranstaltungen die Gelegenheit, diese in die Öffentlichkeit zu bringen. Der Aufsatz von Harriet Scharnberg, der in dieser Arbeit mehrmals herangezogen wurde, fasst den 1. Mai zusammen, danach „verdichtete sich das Datum (...) zu einem Erinnerungsort der extremen Rechten, in dem der völkisch-nationalistisch aufgeladene Arbeitsmythos Ausdruck und Aktualisierung fand“.60
Obwohl Strategien und Themenfelder der radikalen Rechten tiefgängig erforscht wurden und auch der 1. Mai als neonazistisches Ereignis in der Forschung thematisiert wird, gibt es wenig Ergebnisse, die Inhalte und Bedeutung des Feiertages zusammenbringen. Dem soll diese Arbeit einen Ansatz entgegenstellen und aufzeigen, dass dieses Thema tiefgründiger untersucht werden sollte. An Bewegungen wie den Coronaleugner:innen kann erkannt werden, welche Radikalisierung beispielsweise durch Veränderungen in der Arbeitswelt wie Ladenschließungen entstehen kann. Soziale Proteste, die von Rechten wie auch am 1. Mai aufgenommen werden, können ein Gefahrenpotential für demokratische Verhältnisse entwickeln. Daher ist es von Bedeutung, die rechten Antworten auf die soziale Frage zu analysieren und zu kennen.
5 Literatur
Böthel, Leroy: Gemeinschaft, in: Bente Gießelmann u.a. (Hg.): Handwörterbuch rechtsextremer Kampfbegriffe, Frankfurt 2019, S. 117-129
Casquete, Jesus/Grastorj, Ingo: „Die Schlacht um die Straße": Die 1. Mai Demonstration der NPD in der "Reichshauptstadt" in: Rucht, Dieter (Hg.): Berlin, 1. Mai 2002, Politische Demonstrationsrituale, Wiesbaden 2003, S. 101-142.
Dilger, Andreas/Frevert, Ute u. a.: Kursbuch Geschichte - Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Berlin 2003
Grumke, Thomas/Wagner, Bernd (Hg.): Handbuch Rechtsradikalismus, Personen - Organisationen - Netzwerke vom Neonazismus bis in die Mitte der Gesellschaft, Opladen 2002
Miteinander e. V.: „Seit 33 arbeitsfrei“, 06.04.2017, http://www.beratungsnetzwerk- sachsen-anhalt.de/images/docs/Hintergrundinformationen/170406miteinanderaktuell- Seit33arbeitsfrei-DieNeonaziaufmaerschezum1iMai.pdf
Pfahl-Traughber, Armin: Der „zweite Frühling” der NPD, Sankt Augustin/Berlin 2008
Scharnberg, Harriet: >Tag der nationalen Arbeite Der 1. Mai als Erinnerungsort der extremen Rechten in: Langebach, Martin/Sturm, Michael (Hg.): Erinnerungsorte der extremen Rechten, Wiesbaden 2015, S. 121-138
Schmidt, Jens: Den 1. Mai nationalisieren, in: der rechte Rand, Nr. 141 2013, S.7
Schmidt, Sascha: »Tag der nationalen Arbeit«, in: der rechte Rand, Nr. 171 2018, S. 38
Schuster, Dieter: Zur Geschichte des 1. Mai in Deutschland, Düsseldorf 1991
Virchow, Fabian: Von der „antikapitalistischen Sehnsucht des deutschen Volkes“, in:
UTOPIEkreativ 198 (2007) S. 352-360
6 Quellen
Apfel, Holger (Hg.): „Alles große steht im Sturm“ Tradition und Zukunft einer nationalen Partei, Stuttgart 1999
Deutsche Stimme 10 (2004), S. 18
Domarus, Max: Hitler. Reden 1932 bis 1945. Bd. I: Der Triumph, München 1965
Hitler, Adolf: Mein Kampf, München 1925
NPD Düsseldorfer Programm 1973
Winkelsträter, Andreas: Neonazis attackieren DGB-Kundgebung, in: Westfälische Rundschau, 01.05.2009, https://www.wr.de/wr-info/neonazis-attackieren-dgb- kundgebung-id655450.html
Fachstelle mobirex: Ein Blick auf die Region Heilbronn, Sersheim/ Stuttgart 2021, https://www1.wdr.de/archiv/am-rechten-rand/tagderarbeit-demo-rechte-100.html
Aufruf der NPD zum 1. Mai 2018: https://npd.de/2018/04/heraus-zum-1-mai-fuer- ein-deutschland-in-dem-wir-deutschen-gut-und-gerne-leben-koennen/,
Aufruf des „III. Weg“ zum 1. Mai 2022 in Zwickau: https://der-dritte- weg.info/2021/11/1-mai-2022-arbeiterkampftag-in-zwickau/,
Fotos der beiden Logos in: http://www.gustfoto.de/Galerie/Leben/Leben3/910817neobayrflag.jpg und https://www.zeitklicks.de/nationalsozialismus/zeitklicks/zeit/politik/organisationen/d af-deutsche-arbeitsfront/
https://www.vice.com/de/article/nn5anb/merkel-ins-kz-der-1-mai-in-sachsen
Nachbericht des III. Weg zum 1. Mai in 2020 in München: https://der-dritte- weg.info/2020/05/nationalrevolutionaere-erste-mai-kundgebung-in-muenchen- pasing/
Foto: https://www.antifainfoblatt.de/artikel/r%C3%BCckblick-npd-kundgebung-1- mai-1998-leipzig#footnote1_o02wyea
Foto des 1. Mai 2008 in Nürnberg: https://www.alamy.de/deutschen-rechtsextremen- nationale-demokratische-partei-npd-mitglieder-und-unterstutzer-beteiligen-eine- maikundgebung-in-nurnberg-1-mai-2008-reutersmichaela-rehle-deutschland- image379421065.html
https://www.omnia.ie/index.php?navigation_function=2&navigation_item=%2F437 %2Fitem_EPK2ALX2PABV4FVDLV56CBPKZSB7CNWL&repid=1
Video der Demonstration: https://www.youtube.com/watch?v=yVxngVt79XQ
Fotos der 1. Mai-Demonstration in Dortmund: http://www.mein-dortmund.de/01- mai-2007.html
Werbung der AfD für den 1. Mai 2017 in Erfurt: https://www.afd- thueringen.de/veranstaltungen/1-mai-demonstration-der-afd-thueringen-in-erfurt/
Angriff auf DGB-Kundgebung am 1. Mai 2015, in: Antifa Infoblatt, 11.10.2017, https://www.antifainfoblatt.de/artikel/angriff-auf-dgb-kundgebung-am-1-mai-2015
7 Abkürzungsverzeichnis
AfD - Alternative für Deutschland
AKK - Antikapitalistisches Kollektiv
DDR - Deutsche Demokratische Republik
DGB - Deutscher Gewerkschaftsbund
FAP - Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei
KPD - Kommunistische Partei Deutschland
NPD - Nationaldemokratische Partei Deutschlands
NSDAP - Nationalsozialistische deutsche Arbeiterpartei
SA - Sturmabteilung
SS - Schutzstaffel
SPD - Sozialdemokratische Partei Deutschland
[...]
1 Schuster, Dieter: Zur Geschichte des 1. Mai in Deutschland, Düsseldorf 1991. S. 9
2 Ebd. S. 6
3 Schuster: Geschichte 1. Mai, S. 39f
4 Schuster: Geschichte 1. Mai, S. 72
5 Harriet Schamberg: >Tag der nationalen Arbeite Der 1. Mai als Erinnerungsort der extremen Rechten in: Langebach, Martin/Sturm, Michael (Hg.): Erinnerungsorte der extremen Rechten, Wiesbaden 2015, S. 121-138. hier S. 123
6 Jesus Casquete / Ingo Grastorj: „Die Schlacht um die Straße": Die 1. Mai Demonstration der NPD in der "Reichshauptstadt" in: Rucht, Dieter (Hg.): Berlin, 1. Mai 2002, Politische Demonstrationsrituale, Wiesbaden 2003, S. 101-142. hier S. 104
7 Schuster: Geschichte 1. Mai, S. 69f
8 Scharnberg: Erinnerungsort, S. 123
9 Max Domarus: Hitler. Reden 1932 bis 1945. Bd. I: Der Triumph, München 1965, S. 259 f
10 Scharnberg: Erinnerungsort, S. 125
11 Schuster: Geschichte 1. Mai, S. 72
12 Adolf Hitler: Mein Kampf, München 1925, S. 536
13 Casquete/Grastorj: 1. Mai 2002, S. 103f
14 Ebd. S. 104
15 Casquete/Grastorj: 1. Mai 2002, S. 26
16 Schuster: Geschichte 1. Mai, S. 73
17 Ebd. S. 79f
18 Casquete/Grastorj: 1. Mai 2002, S. 103f
19 Ebd. S. 57 - 62
20 Scharnberg: Erinnerungsort, S. 130
21 Andreas Dilger, Ute Frevert u. a.: Kursbuch Geschichte - Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Berlin 2003, S. 381.
22 Scharnberg: Erinnerungsort, S. 130
23 Jens Schmidt: Den 1. Mai nationalisieren, in: der rechte Rand, Nr. 141 2013, S.7
24 Fotos der beiden Logos in: http://www.gustfoto.de/Galerie/Leben/Leben3/910817neobayrflag.jpg und https://www.zeitklicks.de/nationalsozialismus/zeitklicks/zeit/politik/organisationen/daf-deutsche- arbeitsfront/, wie alle nachfolgenden Internetquellen zuletzt aufg
25 NPD Düsseldorfer Programm 1973
26 Thomas Grumke/Bernd Wagner (Hg.): Handbuch Rechtsradikalismus, Personen - Organisationen - Netzwerke vom Neonazismus bis in die Mitte der Gesellschaft, Opladen 2002, S. 44 & 353f
27 Grumke/Wagner (Hg.): Handbuch, S. 375
28 Scharnberg: Erinnerungsort, S. 132
29 Sascha Schmidt: »Tag der nationalen Arbeit«, in: der rechte Rand, Nr. 171 2018, S. 38
30 Ebd.
31 Armin Pfahl-Traughber: Der „zweite Frühling” der NPD, Sankt Augustin/Berlin 2008, S. 24
32 Pfahl-Traughber: „zweite Frühling”, S. 27 & 43
33 Holger Apfel (Hg.): „Alles große steht im Sturm“ Tradition und Zukunft einer nationalen Partei, Stuttgart 1999, S. 386 Schmidt: »Tag der nationalen Arbeit«, S. 38 & Schmidt: Den 1. Mai nation> Holger Apfel (Hg.): „Alles große steht im Sturm“ Tradition und Zukunft einer nationalen Partei, Stuttgart 1999, S. 386 Schmidt: »Tag der nationalen Arbeit«, S. 38 & Schmidt: Den 1. Mai nationalisieren, S.7
34 Schmidt: Den 1. Mai nationalisieren, S.7
35 Ebd. & https://www.vice.com/de/article/nn5anb/merkel-ins-kz-der-1-mai-in-sachsen
36 Miteinander e. V.: „Seit 33 arbeitsfrei“, 06.04.2017, http://www.beratungsnetzwerk-sachsen- anhalt.de/images/docs/Hintergrundinformationen/170406miteinanderaktuell-Seit33arbeitsfrei- DieNeonaziaufmaerschezum1iMai.pdf
37 Aufruf der NPD zum 1. Mai 2018: https://npd.de/2018/04/heraus-zum-1-mai-fuer-ein-deutschland- in-dem-wir-deutschen-gut-und-gerne-leben-koennen/, Aufruf des „III. Weg“ zum 1. Mai 2022 in Zwickau: https://der-dritte-weg.info/2021/11/1-mai-2022- arbeiterkampftag-in-zwickau/, Nachbericht zum 1. Mai in 2020 in München: https://der-dritte- weg.info/2020/05/nationalrevolutionaere-erste-mai-kundgebung-in-muenchen-pasing/
38 Schmidt: »Tag der nationalen Arbeit«, S. 39
39 Foto: https://www.antifainfoblatt.de/artikel/r%C3%BCckblick-npd-kundgebung-1-mai-1998- leipzig#footnote1_o02wyea, sowie Scharnberg: Erinnerungsort, S. 121
40 Ebd. sowie Foto des 1. Mai 2008 in Nürnberg: https://www.alamy.de/deutschen-rechtsextremen- nationale-demokratische-partei-npd-mitglieder-und-unterstutzer-beteiligen-eine-maikundgebung-in- nurnberg-1-mai-2008-reutersmichaela-rehle-deutschland-image379421065.html,
41 Scharnberg: Erinnerungsort, S. 123-126
42 Aufruf der NPD zum 1. Mai 2018: https://npd.de/2018/04/heraus-zum-1-mai-fuer-ein-deutschland- in-dem-wir-deutschen-gut-und-gerne-leben-koennen/
43 Scharnberg: Erinnerungsort, S. 132
44 Aufruf des „III. Weg“ zum 1. Mai 2022 in Zwickau
45 Beispielhafte Auswahl: Schilder in Leipzig 1998: "Arbeitsplätze zuerst für Deutsche", NPD-Motto Heilbronn 2011: „Fremdarbeiterinvasion stoppen - Arbeit zuerst für Deutsche!“, NPD-Flyer Mönchengladbach 2015: „Asylbetrug macht uns arm. Wir arbeiten, Fremde kassieren.“ https://www.omnia.ie/index.php?navigation_function=2&navigation_item=%2F437%2Fitem_EPK2A LX2PABV4FVDLV56CBPKZSB7CNWL&repid=1, Fachstelle mobirex: Ein Blick auf die Region Heilbronn, Sersheim/ Stuttgart 2021, https://www1.wdr.de/archiv/am-rechten-rand/tagderarbeit-demo- rechte-100.html
46 Leroy Böthel: Gemeinschaft, in: Bente Gießelmann u.a. (Hg.): Handwörterbuch rechtsextremer Kampfbegriffe, Frankfurt 2019, S. 117-129, hier S. 117 und Aufruf der NPD zum 1. Mai 2018
47 Fabian Virchow: Von der „antikapitalistischen Sehnsucht des deutschen Volkes“, in: UTOPIEkreativ 198 (2007) S. 352-360, hier S. 352
48 Grumke/Wagner (Hg.): Handbuch, S. 375
49 Video der Demonstration: https://www.youtube.com/watch?v=yVxngVt79XQ Aufruf des „III. Weg“ für den 1. Mai 2022
50 Miteinander e. V.: „Seit 33 arbeitsfrei“, 06.04.2017
51 Deutsche Stimme 10 (2004), S. 18 Fotos der 1. Mai-Demonstration in Dortmund: http://www.mein-dortmund.de/01-mai-2007.html
52 Miteinander e. V.: „Seit 33 arbeitsfrei“, 06.04.2017 sowie Virchow: antikapitalistische Sehnsucht, S. 355
53 Ebd. S. 354 und Schmidt: Den 1. Mai nationalisieren, S.7
54 Scharnberg: Erinnerungsort, S. 131 sowie aus dem 1. Mai Aufruf des „III.Weg“: „die Vertreter der Gewerkschaften (.) haben die deutschen Werktätigen verraten und treten die soziale Ehre mit Füßen“
55 Ebd.
56 Apfel (Hg.): Tradition und Zukunft, S. 387
57 Werbung der AfD für den 1. Mai 2017 in Erfurt: https://www.afd-thueringen.de/veranstaltungen/1- mai-demonstration-der-afd-thueringen-in-erfurt/
58 Apfel (Hg.): Tradition und Zukunft, S. 387
59 Andreas Winkelsträter: Neonazis attackieren DGB-Kundgebung, in: Westfälische Rundschau, 01.05.2009, https://www.wr.de/wr-info/neonazis-attackieren-dgb-kundgebung-id655450.html sowie: Angriff auf DGB-Kundgebung am 1. Mai 2015, in: Antifa Infoblatt, 11.10.2017, https://www.antifainfoblatt.de/artikel/angriff-auf-dgb-kundgebung-am-1-mai-2015
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Inhalt dieses Dokuments über den 1. Mai?
Dieses Dokument ist eine Analyse des 1. Mai als Feiertag und Kampftag, insbesondere im Hinblick auf seine Bedeutung und Nutzung durch rechtsextreme Gruppen in Deutschland nach 1945. Es untersucht die historische Entwicklung des 1. Mai, seine Rolle im Nationalsozialismus und die Gründe, warum rechtsextreme Parteien und Organisationen ihn für ihre Zwecke vereinnahmen.
Welche historischen Ursprünge des 1. Mai werden im Dokument behandelt?
Das Dokument beleuchtet den Ursprung des 1. Mai in den USA als "Moving Day" und den Kampf für den Acht-Stunden-Tag. Es geht auch auf den Internationalen Arbeiterkongress von 1889 ein, der den 1. Mai als internationalen Kampftag etablierte.
Wie wurde der 1. Mai im Nationalsozialismus genutzt?
Die NSDAP führte 1933 den "Tag der nationalen Arbeit" ein, um die Arbeiter für sich zu gewinnen und die Gewerkschaften zu zerschlagen. Der 1. Mai wurde als Masseninszenierung genutzt, um die "Volksgemeinschaft" zu propagieren und linke Kräfte zu schwächen.
Welche Rolle spielt der 1. Mai für Rechtsextremisten nach 1945?
Nach 1945 versuchten rechtsextreme Gruppen, den 1. Mai wiederzubeleben, um ihre Ideologien zu verbreiten. Sie nutzen den Tag, um an den Nationalsozialismus anzuknüpfen, die "Volksgemeinschaft" zu propagieren, Kapitalismus- und Globalisierungskritik zu üben und gegen Gewerkschaften zu hetzen.
Welche Themen werden von Rechtsextremisten am 1. Mai angesprochen?
Zu den zentralen Themen gehören die Berufung auf den Nationalsozialismus, die Propagierung der "Volksgemeinschaft", eine völkisch geprägte Kapitalismus- und Globalisierungskritik sowie die Agitation gegen Gewerkschaften.
Welche rechtsextremen Organisationen werden im Zusammenhang mit dem 1. Mai erwähnt?
Das Dokument erwähnt Organisationen wie die NPD, die FAP, den III. Weg und freie Kameradschaften, die den 1. Mai für ihre Zwecke nutzen.
Was ist die "Volksgemeinschaft" im Kontext rechtsextremer Ideologie?
Die "Volksgemeinschaft" ist ein nationalistisches Konzept, das die Einheit des deutschen Volkes betont und sich gegen "wurzellose, atomisierte und konfliktgeladene multikulturelle Gesellschaften" richtet. Sie dient oft zur Ausgrenzung von Minderheiten und zur Propagierung rassistischer Ideologien.
Wie äußert sich die Kapitalismus- und Globalisierungskritik der Rechten am 1. Mai?
Rechtsextreme Gruppen kritisieren den Kapitalismus oft in Bezug auf die Ausbeutung der Deutschen durch ein internationales Finanzkapital, das häufig antisemitisch konnotiert ist. Sie sehen die Globalisierung als Bedrohung für Arbeit, Heimat und Identität.
Wie positionieren sich Rechtsextremisten gegenüber Gewerkschaften?
Gewerkschaften werden von Rechtsextremisten oft als "Verräter" der deutschen Arbeiter oder als Instrumente zur Spaltung der "Volksgemeinschaft" dargestellt. Ihnen wird vorgeworfen, sich mehr um Migranten als um deutsche Arbeiter zu kümmern.
- Arbeit zitieren
- Jasper Schaer (Autor:in), 2022, Der 1. Mai von rechts. Die Bedeutung des Tags der Arbeit für Neonazis und Rechtsextremisten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1281148