Die strukturleitende Fragestellung dieser Arbeit lautet: Wie kann Soziale Arbeit in der Heimerziehung machtsensibel handeln und behindernde Machtstrukturen abbauen? Adressat*innen der Heimerziehung als eine der vulnerabelsten und offensichtlich machtlosesten Gruppen der menschlichen Gesellschaft soll hierdurch besondere Beachtung geschenkt werden. Das Ziel dieser Arbeit ist es, die Rolle von Macht in der Heimerziehung darzustellen und Veränderungsmöglichkeiten anzubieten. Es soll ein Bewusstsein für unsichtbare Prozesse entstehen und aufgezeigt werden, wie Sozialarbeiter*innen handeln können, um ungerechte Machtstrukturen zum Positiven zu verändern.
Macht – ein Wort, welches vor allem mit negativen Assoziationen verbunden ist und viele Menschen bereits beim Lesen abschrecken dürfte. So kreisen die Gedanken entsprechend dazu um Unterdrückung, Ungleichbehandlung und Gewalt. Folglich scheint es auf den ersten Blick nur nachvollziehbar, dass die Band Ton Steine Scherben im Jahr 1972 bereits mit ihrem zur Parole gewordenen Albumtitel "Keine Macht für Niemand" fordert. Doch so einfach, wie der Albumtitel es vermuten lässt, ist es um die Macht nicht bestellt. Macht ist nämlich überall zu finden, wo Menschen miteinander in Verbindung treten, Gemeinschaften bilden, interagieren und ihr Verhalten aufeinander abstimmen. Es entstehen hierbei in Aushandlungsprozessen gemeinsame Regeln, Ordnungen und Absprachen für ein Zusammenleben. Diese sozialen Ordnungen schränken die Freiheiten von allen Mitgliedern einer Gemeinschaft ein und weisen bestimmte Freiheiten und Einschränkungen bestimmten Rollen zu. Die Entwicklung von sozialen Ordnungen zwischen Menschen ist unvermeidbar. Daher ist auch keine soziale Beziehung vollkommen von Macht befreit.
Diese Arbeit widmet sich daher dem scheinbar omnipräsenten Thema: Perspektiven auf Macht in der Sozialen Arbeit am Beispiel der stationären Kin-der- und Jugendhilfe. Soziale Arbeit bewegt sich grundsätzlich innerhalb sozialer Beziehungen und übt dabei Hilfe und Kontrolle aus, weshalb sie untrennbar mit Macht verbunden ist. Es scheint daher nicht verwunderlich, dass auch die Erziehung eines jungen Menschen von Macht durchzogen ist, da sie eindeutig als soziale Beziehung erkennbar ist. Mehr noch ist Macht ein elementarer Bestandteil von Erziehung. So ist die stationäre Kinder- und Jugendhilfe in Bezug auf Macht ein besonders beachtenswertes Tätigkeitsfeld, da die Erziehung von Kindern und Jugendlichen die primäre Aufgabe bildet.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Der Begriffskomplex Macht
- 2.1 Vom Alltagsverständnis zur wissenschaftsbasierten Betrachtung
- 2.2 Max Weber - Soziologie
- 2.3 Hannah Arendt - Politik & Philosophie
- 2.4 Heinrich Popitz - Soziologie & Anthropologie
- 2.5 Vergleich und Nutzen der Perspektiven
- 3 Relevante Grundlagen einer Perspektive Sozialer Arbeit
- 3.1 Handlungswissenschaft und Menschenrechtsprofession
- 3.2 Vom Doppel- zum Tripelmandat
- 3.3 (Macht-)kritische Soziale Arbeit
- 4 Macht im Theoriekontext Sozialer Arbeit
- 4.1 Entstehung von Machtstrukturen
- 4.2 Legitime und illegitime Machtverteilung
- 4.3 Machtquellen und deren machthaltige Eigenschaften
- 4.4 Machtquellen in der Heimerziehung
- 5 Normative Grundlagen der Heimerziehung
- 5.1 Geschichte der Macht in der Heimerziehung
- 5.2 Gesetze als Grundlage legalen Handelns
- 5.3 Ethik als Grundlage legitimen Handelns
- 6 Macht in der Praxis der Heimerziehung
- 6.1 Fallbeispiel
- 6.2 Machtanalyse mittels W-Fragen-Modell und Systemischer Denkfigur
- 6.3 Empowerment - Konzept, Prozess, Methode
- 7 Fazit
- 8 Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht die Thematik von Macht in der stationären Kinder- und Jugendhilfe. Das Ziel ist es, die Rolle von Macht in diesem Kontext darzustellen und Möglichkeiten aufzuzeigen, wie Soziale Arbeit machtsensibel handeln und behindernde Machtstrukturen abbauen kann. Die Arbeit konzentriert sich auf vulnerable Gruppen und möchte ein Bewusstsein für unsichtbare Machtprozesse schaffen.
- Machtbegriff und dessen wissenschaftliche Betrachtung
- Perspektiven Sozialer Arbeit im Umgang mit Macht
- Entstehung und Analyse von Machtstrukturen in der Heimerziehung
- Normative Grundlagen und rechtliche Rahmenbedingungen
- Macht in der Praxis der Heimerziehung und Möglichkeiten des Empowerments
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik Macht in der Sozialen Arbeit, speziell in der stationären Kinder- und Jugendhilfe, ein. Sie stellt die zentrale Forschungsfrage nach machtsensiblem Handeln und dem Abbau behindernder Machtstrukturen. Die Arbeit betont die omnipräsente Natur von Macht in sozialen Beziehungen und die besondere Vulnerabilität von Kindern und Jugendlichen in Heimerziehung. Der negative Alltagsbegriff von Macht wird kritisch hinterfragt und die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtungsweise wird begründet.
2 Der Begriffskomplex Macht: Dieses Kapitel analysiert den vielschichtigen Begriff "Macht" aus verschiedenen soziologischen und philosophischen Perspektiven. Es werden die Ansätze von Max Weber, Hannah Arendt und Heinrich Popitz vergleichend dargestellt, um ein umfassendes Verständnis von Macht und ihren verschiedenen Ausprägungen zu entwickeln. Die Kapitel differenziert zwischen Begriffen wie Zwang, Gewalt und Herrschaft und legt den Grundstein für eine differenzierte Betrachtung von Macht in der Sozialen Arbeit.
3 Relevante Grundlagen einer Perspektive Sozialer Arbeit: Dieses Kapitel beschreibt die grundlegenden Annahmen Sozialer Arbeit, insbesondere im Hinblick auf Handlungswissenschaft und Menschenrechtsprofession. Es wird das Konzept des "Tripelmandats" erläutert und argumentiert, dass Soziale Arbeit als (Macht-)kritische Profession verstanden werden muss, um den Bedürfnissen und Rechten der Klienten gerecht zu werden. Ein systemisches Menschenbild wird eingeführt.
4 Macht im Theoriekontext Sozialer Arbeit: Dieses Kapitel analysiert die Entstehung von Machtstrukturen und differenziert zwischen legitimer und illegitimer Machtverteilung. Es untersucht verschiedene Machtquellen und deren Auswirkung auf die Praxis der Heimerziehung, unter Einbezug theoretischer und erziehungswissenschaftlicher Perspektiven, um die komplexe Dynamik von Macht in diesem Kontext zu verstehen.
5 Normative Grundlagen der Heimerziehung: Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung von Machtstrukturen in der Heimerziehung und zeigt die Notwendigkeit von Regularien und ethischen Grundsätzen auf. Die aktuellen Gesetze (SGB VIII) und ihre Bedeutung für legalen Handlungsrahmen werden erläutert. Die ethische Dimension des Handelns wird anhand des dritten Mandats und des Menschenrechtsansatzes der Sozialen Arbeit hervorgehoben.
6 Macht in der Praxis der Heimerziehung: Dieses Kapitel betrachtet Macht in der Praxis anhand eines Fallbeispiels und einer Machtanalyse mittels des W-Fragen-Modells und systemischer Denkfiguren. Das Kapitel erläutert das Konzept des Empowerment als Ansatz zur Stärkung der Adressaten und zum Abbau ungerechter Machtverhältnisse.
Schlüsselwörter
Macht, Soziale Arbeit, Heimerziehung, Kinder- und Jugendhilfe, Machtsensibel, Machtstrukturen, Empowerment, Legitimität, Illegitimität, Menschenrechte, Handlungswissenschaft, Systemisches Denken, SGB VIII, Max Weber, Hannah Arendt, Heinrich Popitz, Silvia Staub-Bernasconi.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Bachelorarbeit: Macht in der stationären Kinder- und Jugendhilfe
Was ist der Gegenstand der Bachelorarbeit?
Die Bachelorarbeit untersucht die Thematik von Macht in der stationären Kinder- und Jugendhilfe. Sie analysiert die Rolle von Macht in diesem Kontext und zeigt Möglichkeiten auf, wie Soziale Arbeit machtsensibel handeln und behindernde Machtstrukturen abbauen kann. Der Fokus liegt auf vulnerablen Gruppen und dem Bewusstsein für unsichtbare Machtprozesse.
Welche Perspektiven auf den Machtbegriff werden betrachtet?
Die Arbeit analysiert den Machtbegriff aus verschiedenen soziologischen und philosophischen Perspektiven, insbesondere die Ansätze von Max Weber, Hannah Arendt und Heinrich Popitz. Die unterschiedlichen Perspektiven werden verglichen, um ein umfassendes Verständnis von Macht und ihren verschiedenen Ausprägungen zu entwickeln. Die Unterscheidung zwischen Zwang, Gewalt und Herrschaft wird explizit behandelt.
Wie wird Macht im Kontext Sozialer Arbeit betrachtet?
Die Arbeit beschreibt die grundlegenden Annahmen Sozialer Arbeit im Hinblick auf Handlungswissenschaft und Menschenrechtsprofession. Das Konzept des "Tripelmandats" wird erläutert und die Soziale Arbeit als (Macht-)kritische Profession positioniert, um den Bedürfnissen und Rechten der Klienten gerecht zu werden. Ein systemisches Menschenbild wird integriert.
Wie werden Machtstrukturen in der Heimerziehung analysiert?
Die Arbeit analysiert die Entstehung von Machtstrukturen in der Heimerziehung und differenziert zwischen legitimer und illegitimer Machtverteilung. Verschiedene Machtquellen und deren Auswirkungen werden untersucht. Theoretische und erziehungswissenschaftliche Perspektiven werden einbezogen, um die komplexe Dynamik von Macht zu verstehen.
Welche normativen und rechtlichen Grundlagen werden behandelt?
Die Arbeit beleuchtet die historische Entwicklung von Machtstrukturen in der Heimerziehung und betont die Bedeutung von Regularien und ethischen Grundsätzen. Die aktuellen Gesetze (SGB VIII) und ihre Bedeutung für den legalen Handlungsrahmen werden erläutert. Die ethische Dimension des Handelns wird anhand des dritten Mandats und des Menschenrechtsansatzes der Sozialen Arbeit hervorgehoben.
Wie wird Macht in der Praxis der Heimerziehung dargestellt?
Macht in der Praxis wird anhand eines Fallbeispiels und einer Machtanalyse mittels des W-Fragen-Modells und systemischer Denkfiguren betrachtet. Das Konzept des Empowerment als Ansatz zur Stärkung der Adressaten und zum Abbau ungerechter Machtverhältnisse wird erläutert.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Macht, Soziale Arbeit, Heimerziehung, Kinder- und Jugendhilfe, Machtsensibel, Machtstrukturen, Empowerment, Legitimität, Illegitimität, Menschenrechte, Handlungswissenschaft, Systemisches Denken, SGB VIII, Max Weber, Hannah Arendt, Heinrich Popitz, Silvia Staub-Bernasconi.
Welche Kapitel beinhaltet die Arbeit?
Die Arbeit umfasst Kapitel zu Einleitung, dem Machtbegriff, den Grundlagen Sozialer Arbeit, Macht im Theoriekontext Sozialer Arbeit, den normativen Grundlagen der Heimerziehung, Macht in der Praxis der Heimerziehung, Fazit und Literaturverzeichnis. Ein detailliertes Inhaltsverzeichnis ist im Dokument enthalten.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Das Ziel der Arbeit ist es, die Rolle von Macht in der stationären Kinder- und Jugendhilfe darzustellen und Möglichkeiten aufzuzeigen, wie Soziale Arbeit machtsensibel handeln und behindernde Machtstrukturen abbauen kann. Es soll ein Bewusstsein für unsichtbare Machtprozesse geschaffen werden.
- Quote paper
- Christopher Feles (Author), 2022, Perspektiven auf Macht in der Sozialen Arbeit am Beispiel der stationären Kinder- und Jugendhilfe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1284807