Tanjung Dua ist ein kleines Fischerdorf an der Peripherie eines der bedeutendsten Wirtschaftsräume Südostasiens im Südchinesischen Meer. Die Ökonomie des Dorfes beruht fast ausschließlich auf der konventionell betriebenen Fischerei, die zwar ökologisch nachhaltig, aber zum Teil wenig produktiv ist. Trotzdem erfreut sich das Dorf eines unvermuteten Wohlstands und einer prosperierenden Wirtschaft, die gerade angesichts der herrschenden Wirtschaftskrise in Asien einige Rätsel aufgab. Neben den natürlichen Ressourcen sind es vor allem die durch soziale Institutionen und Beziehungen geprägten Produktionsverhältnisse, die das wirtschaftliche Verhalten ordnen und regeln. Unter der Annahme der von Marshall Sahlins aufgestellten Thesen zur häuslichen Produktionsweise und ihrer Modifizierung und Erweiterung für die Fischereigesellschaft von Tanjung Dua wird die besondere Form der maritimen Wirtschaftsweise in Tanjung Dua in einen theoretischen Bezugsrahmen gesetzt. Dieser Ansatz erlaubt die Verknüpfung wirtschaftstheoretischer Prinzipien und kultureller Gesichtspunkte, weist aber bezüglich der Dynamik und Transformationsfähigkeit ökonomischer Systeme einige Schwachstellen auf. Im Spannungsfeld zwischen subsistenzorientierter und marktorientierter Produktion ergeben sich Widersprüche und Gegensätze, die sich in der Darstellung verschiedener Produktionssektoren aufschlüsseln lassen und zu einer umfassenderen Bewertung ökonomischer Handlungsorientierung anleiten. Dabei steht die Frage im Vordergrund, ob die Fischereiwirtschaft von Tanjung Dua zukunftsfähig ist, ihre Bewährung und ihr Aufblühen in der Krise ein Zeichen für Nachhaltigkeit oder aber nur ein letztes, gerade durch die Wirtschaftskrise begünstigtes Erheben gegen die Industriefischerei ist.
Grundlage der Arbeit ist eine Feldforschung in Tanjung Dua im Sommer 1999.
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung
- 1. Einleitung
- 2. Der Forschungsprozess/Methoden
- 3. Die wirtschaftliche Gesamtsituation in Indonesien zur Zeit der Feldforschung
- 4. Tanjung Dua - ein Fischerdorf im Lingga Archipel
- 4.1 Die Provinz Riau und das Wachstumsdreieck Singapur-Johor-Riau
- 4.2 Das Lingga-Archipel und die Insel Selaya
- 4.3 Klimatische und ökologische Bedingungen in der Untersuchungsregion
- 4.4 Das Fischerdorf Tanjung Dua
- 4.5 Zusammenfassung
- 5. Die Fischerei als besondere Wirtschaftsform – eine theoretische Darstellung
- 6. Die Fischer von Tanjung Dua
- 6.1 Die Organisation der Fischerei
- 6.2 Technik und Ergobgie
- 6.3 Die Vermarktung des Fanges
- 6.4 Das Einkommen der Fischer
- 6.5 Problemkreise
- 6.5.1 Überfischung
- 6.5.2 Arbeitskräftemangel und Migration
- 6.5.3 Nachhaltigkeit und Entwicklung
- 6.5.4 Weltmarktabhängigkeit
- 6.6 Zusammenfassung
- 7. Das Sozialgefüge der Gesellschaft und seine politische Dimension
- 7.1 Haushalt, Familie und Verwandtschaft
- 7.2 Wie stabil ist das Sozialgefüge? Unterschiede reicher und armer Haushalte
- 7.3 Der Islam im Dorfkontext
- 7.4 Dorf- und Weltpolitik – Die Wahrnehmung politischer Transformationsprozesse
- 7.5 Zusammenfassung
- 8. Die Nachhaltigkeit einer marktorientierten Fischerei auf Haushaltsbasis
- 8.1 Von der häuslichen Produktionsweise zur Verflechtung von Produktionssektoren
- 8.2 Ökologisch-ökonomische Vernunft oder Müßiggang?
- 8.3 Beständigkeit in der Krise
- 8.4 Bedrohungen und Hoffnungen
- 8.5 Zusammenfassung
- 9. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Ökonomie eines indonesischen Fischerdorfes, Tanjung Dua, am Rande des Weltmarktes. Sie analysiert die Bedingungen und Entwicklungen einer Dorfwirtschaft im Kontext der globalen Wirtschaftsverflechtungen und der ökologischen Herausforderungen der Fischerei. Die Arbeit zielt darauf ab, die besondere Form der maritimen Wirtschaftsweise in Tanjung Dua in einen theoretischen Bezugsrahmen zu setzen und die Nachhaltigkeit dieser Form der Fischerei in ökonomischer und ökologischer Hinsicht zu bewerten.
- Die Einbettung der Fischerei in das soziale und räumliche Umfeld des Dorfes
- Die Interaktion zwischen traditionellen und modernen Wirtschaftsformen in der Fischerei
- Die Auswirkungen der Weltmarktintegration auf die Dorfwirtschaft und das Leben der Fischer
- Die ökologischen Herausforderungen der Fischerei und die Frage der Nachhaltigkeit
- Die Rolle politischer Transformationsprozesse in der Wahrnehmung und Gestaltung des dörflichen Lebens
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Forschungsgegenstand und die Forschungsfrage vorstellt. Anschließend werden die Methoden und der Forschungsprozess beschrieben, sowie die makroökonomischen Rahmenbedingungen in Indonesien zur Zeit der Feldforschung. Kapitel 4 bietet eine detaillierte Beschreibung des Fischerdorfes Tanjung Dua, einschließlich seiner geographischen Lage, der klimatischen und ökologischen Bedingungen sowie der sozialen Strukturen. Kapitel 5 beleuchtet die Fischerei als besondere Wirtschaftsform, indem es die theoretischen Grundlagen der Fischerei-Ökonomie diskutiert. In Kapitel 6 wird die konkrete Organisation der Fischerei in Tanjung Dua untersucht, einschließlich der Technik, der Erträge, der Vermarktung des Fanges und des Einkommens der Fischer. Kapitel 7 behandelt das Sozialgefüge der Gesellschaft und seine politische Dimension, indem es Themen wie Haushalt, Familie, Verwandtschaft, Religion und politische Partizipation beleuchtet. Schließlich analysiert Kapitel 8 die Nachhaltigkeit einer marktorientierten Fischerei auf Haushaltsbasis und beleuchtet die Herausforderungen und Chancen dieser Form der Fischerei in ökonomischer und ökologischer Hinsicht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Fischerei, Dorfwirtschaft, Weltmarktintegration, Nachhaltigkeit, Sozialgefüge, politische Transformation, Indonesien, Tanjung Dua, Lingga-Archipel, häusliche Produktionsweise.
- Arbeit zitieren
- Markus Böning (Autor:in), 2000, Fisch für Singapur - Ein indonesisches Fischerdorf am Rande des Weltmarkts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1288