In der vorliegenden Arbeit geht es um ein Phänomen der deutschen Sprache, das noch nicht allzu lange Beachtung in der Wortbildungsliteratur genießt. Es handelt sich dabei um i-Bildungen, die häufig fälschlicherweise auch als Teilaspekt der Kurzwortbildungen gesehen werden. In vielen Fällen fällt die Umbildung zu einem i-Wort zwar mit der Reduktion des Stammes zusammen, wie etwa bei Alki (statt Alkoholiker) oder Ami (statt Amerikaner); dies muss jedoch nicht immer der Fall sein, wie an den Beispielen Hansi (statt Hans) oder Tschüssi (statt Tschüss) leicht zu erkennen ist. Das Suffix –i scheint im Deutschen äußerst produktiv zu sein, so dass ständig neue i-Wörter spontan gebildet werden können und diese auch eine gewisse Chance haben, sich in der deutschen Sprache zu „etablieren“.
Den Schwerpunkt dieser Arbeit soll jedoch ein prosodisch-morphologischer Aspekt der i-Wörter bilden. Es geht dabei um diejenige Silbe, die aus der Vollform in die i-Bildung transportiert wird und somit den neuen Wortanfang bildet. Die allgemein vertretene These besagt, dass in der deutschen Standardsprache die Tendenz zu beobachten sei, dass der linke Rand des Ausgangswortes mit dem linken Rand der neuen Form übereinstimme. Das hieße, dass im Deutschen die Form Alki den Formen Holi oder Liki vorgezogen werde.
Obwohl in den meisten Arbeiten zu den i-Bildungen diese starke Linksverankerung von i-Bildungen herausgehoben wird, weisen beispielsweise Itô und Mester auch auf Ausnahmen hin, in denen dieses Muster nicht zu beobachten ist, wie etwa bei Anton -> Toni oder Rebecka -> Becki. Da meines Wissens nach bisher niemand auf die Hintergründe oder möglichen Ursachen dieser Ausnahmen eingegangen ist, möchte ich in dieser Arbeit versuchen, ein bisschen mehr Licht in diese „Verstöße“ gegen die Linksverankerungsregel zu bringen. Den Ausgangspunkt dazu bildet eine kleine empirische Arbeit, im Rahmen derer Probanden in Fragebögen aus dreisilbigen Wörtern zweisilbige i-Bildungen formen sollten. Die Annahme ist, dass es Fälle geben wird, in denen die Regel, nach der das erste Segment der Vollform gleich dem ersten Segment der i-Form sein sollte, verletzt wird. Interessant wird dann sein, mögliche Muster freizulegen, die Aufschluss darüber geben könnten, in welchen Fällen nicht die erste Silbe des vollen Wortes die Basis für das i-Wort bildet, sondern die zweite oder die dritte.
Inhaltsverzeichnis
- I. EINLEITUNG
- 1. ERSTE VORSTELLUNGEN
- 2. LITERATURÜBERBLICK
- II. HAUPTTEIL
- 1. DER VERSUCH
- 1.1 VORÜBERLEGUNGEN
- 1.2 DARAUS FOLGENDE ANFORDERUNGEN AN DEN VERSUCH
- 1.3 DIE POPULATION
- 2. HYPOTHESEN
- 2.1 ERSTE HYPOTHESE: VOKALE UND APPROXIMANTEN WERDEN AM ANFANG DER I-BILDUNG VERMIEDEN
- 2.1.1 Darlegung der ersten Hypothese
- 2.1.2 Prüfung der ersten Hypothese am eigenen Material:
- 2.2 ZWEITE HYPOTHESE: DIE BETONUNG DER VOLLFORM BEEINFLUSST DIE WAHL DER ERSTEN SILBE DER I-BILDUNG
- 2.2.1 Darlegung der zweiten Hypothese
- 2.2.2 Überprüfung der zweiten Hypothese am eigenen Material
- 2.1 ERSTE HYPOTHESE: VOKALE UND APPROXIMANTEN WERDEN AM ANFANG DER I-BILDUNG VERMIEDEN
- 1. DER VERSUCH
- III. SCHLUSS
- IV. LITERATUR
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Bildung von i-Wörtern in der deutschen Sprache, einem Phänomen, das in der Wortbildungsliteratur noch relativ neu ist. Der Fokus liegt auf der Untersuchung der Silbe, die aus der Vollform in die i-Bildung transportiert wird und somit den neuen Wortanfang bildet. Die Arbeit zielt darauf ab, die Hintergründe und Ursachen für Ausnahmen von der Regel der Linksverankerung bei i-Bildungen zu erforschen.
- Die Rolle der Linksverankerung bei der Bildung von i-Wörtern
- Die Bedeutung von Vokalen und Approximanten am Wortanfang für die i-Bildung
- Der Einfluss der Betonung der Vollform auf die Wahl der ersten Silbe in der i-Bildung
- Die Untersuchung von Hypokorismen im Standarddeutschen
- Die Anwendung der Optimalitätstheorie auf die Analyse von i-Bildungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der i-Bildungen in der deutschen Sprache vor und gibt einen Überblick über die bisherige Forschung. Sie beleuchtet die Besonderheiten von i-Wörtern und ihre Bedeutung in der Sprache.
Der Hauptteil der Arbeit widmet sich dem Versuch, der durchgeführt wurde, um die Hypothese zu überprüfen, dass nicht immer die erste Silbe der Vollform als Basis für die i-Bildung dient. Der Versuch umfasst Vorüberlegungen, die Darlegung der Hypothesen und die Analyse der Ergebnisse.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen i-Bildungen, Linksverankerung, Hypokorismen, Vokale, Approximanten, Betonung, Optimalitätstheorie, deutsche Sprache, Wortbildung.
- Quote paper
- Christine Beier (Author), 2004, Verletzungen der Linksverankerungsregel bei deutschen i-Bildungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/128802