Leseprobe
Inhalt
1. Vorwort
2. Der Kaschmirkonflikt – Ein Überblick
3. Informationsquellen
a. Offizielle Regierungsquellen
b. Nachrichtenportale
c. Nichtregierungsorganisationen
4. Literaturverzeichnis
a. Regierungsquellen
b. Journalistische Quellen
c. NGO-Quellen
d. Andere Quellen
1. Vorwort
Indien ist mit einer Bevölkerungsgröße von etwa 1,4 Milliarden im Jahr 2021 nach China die einwohnerstärkste Nation der Welt. Und nicht nur das: Da das Reich der Mitte von Xi Jinping und seiner Kommunistischen Partei autoritär regiert wird, gilt Indien außerdem als die weltweit größte funktionierende Demokratie. Doch die jüngere Geschichte des asiatischen Landes ist keinesfalls konfliktfrei verlaufen. Im Zuge ihrer Unabhängigkeit von Großbritannien 1947 entstanden aus der Kolonie Britisch-Indien, die fast den gesamten indischen Subkontinent umfasst hatte, die beiden Republiken Indien und Pakistan. Bereits seit Beginn ihres Bestehens liegen die beiden Atommächte im Streit, und zwar um die Region Kaschmir. Unter anderem die Fülle an Rohstoffen ist der Grund dafür, dass es in dem von Indien kontrollierten Himalaya-Gebiet regelmäßig zu Anschlägen und Gewaltakten kommt.1
In dem bereits Jahre andauernden Konflikt kann es aufgrund der komplizierten Lage und der verschiedenen Akteure schwer sein, verlässliche und vielseitige Informationen zu bekommen. Dieser Leitfaden soll daher verschiedene Informationsquellen auflisten sowie darlegen, welche Informationen sie genau bereitstellen, wie gut sie zugänglich und wie verlässlich sie sind. Zunächst folgt allerdings ein kurzer Überblick über den Kaschmirkonflikt an sich.
2. Der Kaschmirkonflikt – Ein Überblick
Die vom indischen Generalgouverneur und Vizekönig Mountbatten vorgelegte Zwei-Nationen-Theorie sah vor, dass Britisch-Indien in einen indischen und einen pakistanischen Staat geteilt werden sollte. Die semi-autonomen Fürstenstaaten erhielten dabei die Möglichkeit, über einen Anschluss an eine der beiden Nationen frei zu entscheiden. Zur Zeit der Unabhängigkeit vom britischen Kolonialreich 1947 war Jammu und Kaschmir ein solches indisches Fürstentum. Der herrschende Maharaja blieb zunächst unabhängig, schloss nach einer Invasion paschtunischer Stammesmilizen, die von Pakistan unterstützt wurden, allerdings ein Abkommen mit Indien. Gegen militärische Unterstützung erklärte er am 26.10.1947 den Anschluss seines Fürstenstaates an die Indische Union.2
Bereits einen Tag später begannen bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen den beiden Nachbarländern: der Erste Indisch-Pakistanische Krieg. Im Januar des Folgejahres trug Indien die Frage über die Zugehörigkeit des ehemaligen Fürstenstaates vor die Vereinten Nationen, die einen Waffenstillstand sowie die anschließende Durchführung eines Referendums forderten. Dazu kam es bis heute jedoch nie. Seit 1949 ist der größte Teil der Himalaya-Region in eine indische sowie eine pakistanische Verwaltung gegliedert. Dennoch kommt es noch regelmäßig zu Anschlägen, Luftangriffen und Grenzscharmützeln – auch mit der Volksrepublik China, die ebenfalls Anspruch auf Teile des umstrittenen Territoriums erhebt. Die Hauptkonfliktparteien sind allerdings Indien und Pakistan.3
Anmerkung der Redaktion: Diese Abbildung wurde aus urheberrechtlichen Gründen entfernt.
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Abb. 1: Verwaltungsgliederung Kaschmirs4
3. Informationsquellen
a. Offizielle Regierungsquellen
Geht es nun darum, an Informationen über den Kaschmirkonflikt zu kommen, gibt es für verschiedene Anliegen auch unterschiedliche Möglichkeiten. Um einen tieferen Einblick in die Motivationen, Überzeugungen und Hintergründe der beteiligten Konfliktparteien zu erhalten, kann man sich direkt mit offiziellen Regierungsstellen befassen. Als gute Beispiele können hier die Außenministerien und Botschaften der beiden involvierten Länder dienen. So hat beispielsweise das indische Ministry of External Affairs Mitte Juni 2008 auf seiner Website eine ausführliche Stellungnahme zum Konflikt veröffentlicht, nachdem es im Mai desselben Jahres zu massiven Protesten gekommen war. Grund dafür war unter anderem die Entscheidung des Bundesstaates, 400.000 Quadratmeter Land an die hinduistische Pilgerstätte Amarnath zu übertragen, die sich im muslimisch dominierten Kaschmirtal befindet. Etwas mehr als ein Jahr später zog die indische Botschaft in Washington D.C. mit der zwölfteiligen ‘ Comprehensive Note on Jammu & Kashmir ‘ nach.5
Auf pakistanischer Seite veröffentlicht das Ministery of Foreign Affairs regelmäßig Neuigkeiten über die Situation in Kaschmir. Zuletzt hatte sich die Behörde Anfang 2010 zu den Hintergründen des Konflikts geäußert und die Sichtweise der pakistanischen Regierung geschildert. Im Jahr davor war es im Zuge der Vergewaltigung und Ermordung zweier junger Frauen in der indisch verwalteten Stadt Shopian zu Protesten gekommen.6
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Informationen über die Auseinandersetzung in der Bergregion sind auf den verschiedenen Websites zwar nicht auf den ersten Blick einsehbar, sind dort immerhin auch viele weitere Themen präsent. Die Suchfunktion macht es in jedem Fall allerdings schnell und unkompliziert möglich, zu erfahren, ob es beispielsweise neuerliche Stellungnahmen der verschiedenen Regierungen gibt. Behält man sich dabei im Hinterkopf, dass es sich nicht um neutrale, objektive Berichterstattung handelt, kann man hier gute Einblicke in die Sichtweisen der beteiligen Akteure erhalten.
b. Nachrichtenportale
Um auf der anderen Seite eben jene neutrale, objektive Berichterstattung zu erhalten, sind klassische Nachrichtenportale eine gute Option. Zunächst scheint es dabei am einfachsten, hiesige Medien zu konsultieren. Lokal deswegen, weil etwa westliche Medienhäuser wie die Deutsche Welle oder Die Zeit zwar darüber berichten, was in Kaschmir passiert – so etwa über das Abriegeln mehrerer Orte nach dem Tod eines Separatistenanführers Anfang September 2021 oder das versehentliche Abfeuern mehrerer indischer Raketen auf Pakistan Mitte März des Folgejahres –, dabei aber bei weitem nicht die gesamte Bandbreite an Neuigkeiten abbilden.
Über Medienhäusern in den beteiligten Konfliktländern ist es im Gegensatz dazu nicht nur möglich, in Kontakt mit lokalen Experten, Augenzeugen und Menschen allgemein zu kommen. Sie liefern auch in einer größeren Dichte Informationen zu Ereignissen, die beispielsweise in westlichen Medien nicht erwähnt werden. So berichtete die Zeitung ‚ Greater Kashmir ‘, am 04. April 2022 auf ihrer Website etwa darüber, dass es in einem Viertel der Stadt Baramulla seit mehreren Wochen kein fließendes Wasser gibt. Ein Ereignis, das in keinem bekannten deutschen Medium Erwähnung fand. Abgesehen von ‚ Greater Kashmir ‘ gibt es noch sechs weitere kaschmirische, sowie vier pakistanische und über 20 indische Zeitungen, die bereits über den Konflikt berichtet haben.7
Die konkrete Suche nach Informationen auf den Nachrichtenwebsites gestaltet sich dabei grundsätzlich ähnlich unkompliziert wie bei den Regierungsquellen. Durch die Suchfunktion oder in diesem Fall auch die Unterteilung in verschiedene Kategorien kann die Übersicht unterschiedlicher Artikel gut auf solche über den Kaschmirkonflikt heruntergebrochen werden.
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1 Vgl. Die 20 Länder mit der größten Einwohnerzahl im Jahr 2021.
2 Vgl. Wie sich der Konflikt zwischen Indien und Pakistan immer wieder entzündet, 20.01.2022; Instrument of Accession; Destradi, Sandra, Kschmir, 29.04.2021.
3 Vgl. ebd.; Dittrich, Silke & Webermann, Jürgen, Das Trauma ewiger Feindschaft, 27.02.2019; Konflikt; Indische und chinesische Soldaten bewerfen sich mit Steinen, 16.08.2017; Pabst, Martin, Indisch-chinesische Spannungen in der Kaschmir-Region, 14.12.2020.
4 Kaschmir.
5 Vgl. The Jammu and Kashmir Issue; Kashmir – missed chances for peace, 22.08.2008; Thottam, Jyoti, Valley of Tears, 04.09.2008; Non-violent protest in Kashmir, 14.10.2008; A Comprehensive Note on Jammu & Kashmir, 27.11.2009.
6 Vgl. Kashmir Dispute: Background, 05.01.2010.
7 Vgl. Indien riegelt Orte in Kaschmir ab, 02.09.2021; Indien schießt versehentlich Rakete auf Pakistan ab, 11.03.2022; Mohalla in Baramulla without drinking water, 04.04.2022.