Die Sustainable Development Goals am Beispiel Indiens. Geschlechtergerechtigkeit durch finanzielle Inklusion


Hausarbeit, 2021

25 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe

Gliederung

1 Einleitung

2 SDG 5: Geschlechtergerechtigkeit
2.1 Ziele bis 2030
2.2 Umsetzung am Länderbeispiel Indien
2.3 Prognose und Erfolge weltweit

3 SDG 1: keine Armut
3.1 Ansatz und Ziele bis 2030
3.2 Umsetzung am Beispiel Indiens
3.3 Prognose und Erfolge weltweit

4 Zusammenhang zwischen Geschlechtergerechtigkeit (SDG5) und Armut (SDG1)

5 Kritik

6 Fazit

7 Literatur

1. Einleitung

Weltweit existierende Ungleichheiten werden in Zukunft potentiell eher steigen. Um Klimakatastrophen, Hungersnöten, fehlender Wirtschaft und Umweltrisiken entgegenzuwirken und eine gerechte, lebenswerte und nachhaltige Welt für alle auch in der Zukunft zu schaffen, wurden die SDGs im Jahr 2015 verabschiedet. Anders als bei den Vorgängern, den MDGs, wurden sie von verschiedensten Akteuren, wie bspw. Wissenschaftlern, NGOs und der Zivilgesellschaft in einem langen, mehrjährigen Prozess beschlossen. In 17 Zielen mit 169 Targets und 247 Indikatoren soll die Entwicklung und der Wohlstand mit der Umweltpolitik verknüpft werden, wobei alle 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen gleichermaßen dazu angehalten sind, die Agenda 2030 zu erfüllen. Einzelne Targets und Indikatoren stellen die Maßnahmen zur Erreichung und die Messung der Ziele dar, wobei sich einige Ziele gegenseitig bedingen und ergänzen. Bei einer Nicht-Erfüllung der Ziele werden keine Sanktionen erwartet, da die Umsetzung auf freiwilliger Basis geschieht. Ziel ist es, dass alle neu beschlossenen Programme im Einklang mit den SDGs stehen. Auch finanzielle Förderungen, Unterstützung beim Capacity Development1 und Technologietransfer können, besonders für Länder im globalen Süden, Anreize zur Umsetzung darstellen.

Vor diesem Hintergrund beschäftigen wir uns mit der Fragestellung, inwiefern die finanzielle Inklusion des weiblichen Geschlechts einer Geschlechtergerechtigkeit vorausgeht. Dazu werden wir die SDGs 5 „Geschlechtergerechtigkeit“ und 1 „keine Armut“ erläutern. Daraufhin werden wir diese am Fallbeispiel Indien, ein Land bekannt für seine ungleichen Geschlechterverhältnisse und ungleichen finanziellen Verhältnisse, analysieren. Anschließend werden wir die weltweiten Erfolge der beiden SDGs, nach 6 Jahren, feststellen, um daraufhin das Zusammenspiel der SDGs zu erforschen. Dazu wird die Relevanz von Armut für die Erreichung des SDG 5 Geschlechtergerechtigkeit erläutert. Dabei steht im Vordergrund, wie unrealistisch es ist, 17 Ziele, die eine perfekte Welt symbolisieren in nur 15 Jahren umzusetzen und was bei Beschluss unbeachtet blieb.

2. SDG 5: Geschlechtergerechtigkeit

Unter dem Slogan „Achieve gender equality and empower all women and girls”2 steht das 5. von 17 Zielen der Sustainable Development Goals. Geschlechtergerechtigkeit, und die Befähigung zur Selbstbestimmung für Frauen und Mädchen ist das oberste Ziel. Es definiert sich durch sechs Kernziele und drei Strategien und setzt sich mit Themen wie Diskriminierung, Gewalt, Partizipation und Zugang zu reproduktiver Gesundheit auseinander.

2.1 Ziele bis 2030

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Ziele und Indikatoren des SDG 5 „Geschlechtergerechtigkeit“

2.2 Umsetzung am Länderbeispiel Indien

Obwohl Frauen und Männer gesetzlich gleichgestellt sind, gilt „Indien als das für Frauen gefährlichste Land der Welt.“2 3 Gesetzesgrundlagen verbieten traditionelle Prozeduren, dennoch gelten sie als gängig. Bspw. wurden 2020 „rund 90% aller indischen Ehen [...] arrangiert.“4 Mädchen sind immer noch unerwünschte Nachkommen, zumal ebendiese die Familie in eine schwierige finanzielle Lage, durch spätere Heirat inkl. Mitgift, bringen kann.5

Während der Wandel aufgrund der SDGs in einigen Bereichen nur langsam vorankommt, sind in anderen Bereichen positive Ergebnisse zu verzeichnen. Die Strategie 5.a, zur Verbesserung der wirtschaftlichen Teilhabe von Frauen, basiert auf der Grundlage von sozialem Schutz und finanzieller Eingliederung. Im Bereich der Erwerbsarbeit wurde mit dem Mahatma Gandhi National Rural Employment Guarantee Act (MGNREGA), der eine Mindestbeteiligung von Frauen von 33% vorschreibt, eine 54%ige Beteiligung jeweils in 2018-19 und 2019-20 verzeichnet.6 Finanzielle Unterstützung in Form von Kapitalbildung und Zugang zu Kredit- und Versicherungsdienstleistungen für Unternehmerinnen sind in den letzten Jahren erheblich gewachsen. Das Deen Dayal Antyodaya Yojana - National Livelihoods Mission zielt darauf ab, Frauen zu mobilisieren, ihre Fähigkeiten auszubauen, den Zugang zu Krediten, Marketing und anderen Dienstleistungen für den Lebensunterhalt zu ermöglichen.7 Weltweit profitieren von Frauen geführte Unternehmen an nur etwa einem Prozent aller öffentlichen Aufträge, weshalb ein geschlechtergerechtes und inklusives Beschaffungswesen sowohl im öffentlichen als auch im privaten Sektor notwendig ist. Initiativen wie die Atal Innovation Mission und die Plattform für weibliches Unternehmertum des NITI Aayog zielen darauf ab, ein Ökosystem von Innovation, Forschung und Unternehmertum im ganzen Land zu schaffen, um junge Mädchen und Frauen zu fördern.8

Die finanzielle Eingliederung erhielt mit dem Pradhan Mantri Jan Dhan Yojana (PMJDY) einen großen Aufschwung, indem der Zugang zu Bankkonten zusammen mit dem Zugang zu direkten Leistungen im Rahmen verschiedener Wohlfahrtsprogramme, Kredit- und Versicherungsdienstleistungen und anderen Sparinstrumenten weit verbreitet wurde.9 Von den 380 Millionen Konten die bisher unter PMJDY eröffnet wurden, waren 54% im Besitz von Frauen. Von 2014 (43%) bis 2017 (77%) stieg der Zugang zu Bankkonten und die Geschlechterkluft sank von 19,8% auf 6,4% im selben Zeitraum.10

Das Nationale Sozialhilfeprogramm, das Renten für über 60-Jährige, Witwen, Menschen mit Behinderungen und Familien ohne erwerbstätiges Mitglied bereitstellt, deckt die finanziellen Bedürfnisse von Frauen erheblich ab. Frauen stellen 58% der Begünstigten auf zentraler und bundesstaatlicher Ebene dar. Ungleichheiten bestehen weiterhin beim Zugang zu und Besitz von Land und anderen Vermögenswerten. Im ländlichen Indien, wo 75% der Landarbeiterinnen in der Landwirtschaft tätig sind, beträgt der betriebliche Landbesitz von Frauen nur 13,96%. Das Fehlen von Landbesitz beschränkt ihren Zugang zu Betriebsmitteln wie Saatgut, Düngemitteln, Krediten sowie landwirtschaftlichen Beratungsdiensten.11

Die politische Partizipation und Repräsentation von Frauen, Ziel 5.5, ist nach wie vor gering, nimmt aber stetig zu. Die Repräsentation von Frauen im nationalen Parlament stieg von 11,4% in 2014 auf 14,4% in 2019. Im Jahr 2019 ist die weibliche Wahlbeteiligung auf 68% gestiegen und übertraf damit die der Männer. Zwischen 2015/16 und 2017/18 ist die Anzahl der Frauen in Führungspositionen gesunken, von 173 auf 167, bezogen auf 1000 Personen. Die weibliche Erwerbsbeteiligung in der Alterskategorie 15-59 Jahren sank um 7,8% von 33,1% in 2011/12 auf 25,3% in 2017/18.12

Um dem ungleichen Geschlechterverhältnis in Indien entgegenzuwirken wurde das Programm „Beti Bachao Beti Padhao“13 - Rette das Mädchen, ermögliche ihr Bildung, ins Leben gerufen. Durch Bewusstseinsbildung und landesweite Kampagnen, soll der Trend umgekehrt werden. Gesundheit und Ernährung von Frauen und Mädchen sind weiterhin besorgniserregende Bereiche. Die POSHAN Abhiyan (National Nutrition Mission) zielt darauf ab, das Ausmaß von Unterernährung, Anämie und niedrigem Geburtsgewicht bei Säuglingen durch die Reduzierung von Fehl- und Unterernährung bei Kleinkindern, heranwachsenden Mädchen, schwangeren Frauen und stillenden Müttern zu verringern. Das Programm für heranwachsende Mädchen zielt auch darauf ab den generationenübergreifenden Lebenszyklus der Ernährungs- und Geschlechterbenachteiligung zu durchbrechen, indem ein Mädchen im Alter von 11 bis 14 Jahren ein unterstützendes Umfeld zur Selbstentfaltung geboten bekommt.14 Das Mutterschaftsgeld-Programm, Pradhan Mantri Matru Vandana Yojana, wurde im Jahr 2016 initiiert und zielt darauf ab einen teilweisen Ausgleich für den Lohnverlust, in Form von Geldprämien, zu bieten. Besonders bei den Zielen 5.1 und 5.2 hat Indien in den nächsten Jahren Nachholbedarf.

2.3 Prognose und Erfolge weltweit

Das Engagement für die Förderung der Gleichstellung der Geschlechter hat in einigen Bereichen Verbesserungen gebracht, aber die Aussicht auf eine gleichberechtigte Welt auf sozialer, wirtschaftlicher und rechtlicher Ebene, ist auch durch die Covid-19-Pandemie in weitere Ferne gerückt.

Für das Ziel 5.3 konnten weltweit bereits Besserungen verzeichnet werden. Wie in Abbildung 1 auf der folgenden Seite zu erkennen, sank die Quote der 20 bis 24 jährigen, die vor ihrem 15. oder 18. Lebensjahr verheirateten waren, in 2009 von ca. jeder 4. Frau auf etwa jede 5. in 2019, weltweit. Der höchste Rückgang in diesem Zeitraum ist in Südasien zu verzeichnen, obwohl das Risiko einer Kinderheirat in Südasien in 2019, vor vollendetem 15. Lebensjahr, mit 17,2% im Vergleich am höchsten war. Das Risiko einer Heirat zwischen 15 und 18 Jahren ist in Afrika südlich der Sahara mit 24% am höchsten, wo „mehr als jede dritte Frau (34,5%) zwischen 20 und 24 Jahren vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet [war].“15 Folgen der Pandemie, wie Schulschließungen und steigende Armut durch fehlende Wirtschaft und Lockdowns könnten mehr Mädchen diesem Risiko aussetzen.

Anmerkung der Redaktion: Abbildung wurde aus urheberrechtlichen Gründen entfernt.

Abbildung 1: Anteil der Frauen, die vor ihrer Volljährigkeit in Partnerschaft oder Ehe gelebt haben16

Der Zugang zur Erwerbsarbeit ist für Frauen oft mit Hindernissen verbunden, diese wurden durch pandemiebedingte Schließungen vermehrt. Frauen verbringen deutlich mehr Zeit mit unbezahlter Hausarbeit und etwa das Dreifache an Zeit im Vergleich zu Männern mit unbezahlten Pflegetätigkeiten.17 Im Jahr 2019 waren 39% der Arbeitskräfte weiblich, wobei weltweit im selben Jahr nur 28% der Führungspositionen von Frauen besetzt waren.18 Ziel 5.5 ist es, Frauen eine Chancengleichheit in Führungspositionen zu gewährleisten. Der Anteil an Frauen in den nationalen Parlamenten stieg in 5 Jahren (2015-20) nur um 2,6%. Dieses Wachstum ist überwiegend „auf gesetzlich festgelegte Geschlechterquoten zurückzuführen.“19 Nichtsdestotrotz haben nur ca. 13% aller Länder eine ausgeglichene Repräsentation der Geschlechter in nationalen Parlamenten, d.h. von mindestens 40 Prozent.20 In Gesundheits- und Sozialberufen hingegen liegt der Frauenanteil weltweit bei fast 70%, weshalb es vor allem im Zusammenhang mit der Pandemie wichtig ist, dass Frauen „in für die Pandemie relevanten Führungspositionen gerecht vertreten sind, damit sich bestehende Ungleichheiten nicht verschärfen und damit vor und nach der Pandemie geschlechtsspezifische Dimensionen und Investitionen in die Gleichstellung der Geschlechter, in die Gesetze, Konjunkturpakete und Etats zur Bekämpfung und Überwindung von COVID-19 einbezogen werden.“21

3. SDG 1: keine Armut

Das Sustainable Development Goal 1 „keine Armut“ beschreibt das Ziel, dass bis 2030 die extreme Armut weltweit beseitigt werden soll. Im Folgenden wird in drei verschiedene Arten der Armut unterschieden: In extreme Armut, finanzielle Armut und multidimensionale Armut. Die Armutsgrenze für extreme Armut liegt nach Angaben der UN bei weniger als 1,25$ täglich pro Person. Die Grenze für finanzielle Armut beträgt 1,90$ pro Tag pro Person, doch Ziel des SDG 1 ist es nicht, auch diese bis 2030 ganz zu beenden.22 Der Global Multidimensional Poverty Index (MPI) hat drei Kategorien und zehn Indikatoren für multidimensionale Armut aufgestellt. Die Kategorie Gesundheit mit den Indikatoren Unterernährung und Kindersterblichkeit, die Kategorie Bildung mit den Indikatoren der Anzahl von abgeschlossenen Schuljahren für Erwachsene und die Einschulung von Kindern und die Kategorie Lebensstandard mit den Indikatoren Kochbrennstoff, Hygiene, Trinkwasser, Elektrizität, Wohnen und Besitztümer.23

[...]


1 Hilfe zur Selbsthilfe

2 Vgl. United Nations. Sustainable Development Goal 5

3 Rios, 2020

4 Ebd.

5 Vgl. Rieker, 2014

6 Vgl. NITI Aayog, India VNR 2020, S.59

7 Vgl. India.gov.in, Deen Dayal Antyodaya Yojana (DAY)

8 Vgl. NITI Aayog, India VNR 2020, S.63

9 Vgl. Government of India, Ministry of Finance. Pradhan Mantri Jan Dhan Yojana (PMJDY)

10 Vgl. NITI Aayog, India VNR 2020, S.60

11 Ebd.

12 Vgl. NITI Aayog, India VNR 2020, S.60

13 Government of India, Ministry of women & child development.

14 Vgl. NITI Aayog, India VNR 2020, S.61

15 United Nations, 2020, S.34

16 Ebd.

17 Vgl. United Nations, 2020, S. 35

18 Vgl. United Nations, 2020, S. 35

19 Vgl. United Nations, 2020, S. 35

20 Ebd.

21 Ebd.

22 Vgl. United Nations, Sustainable Development Goal 1

23 Vgl. United Nations Development Programme, 2019

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Die Sustainable Development Goals am Beispiel Indiens. Geschlechtergerechtigkeit durch finanzielle Inklusion
Hochschule
Universität Bielefeld
Note
1,0
Jahr
2021
Seiten
25
Katalognummer
V1301527
ISBN (Buch)
9783346779090
Sprache
Deutsch
Schlagworte
sustainable, development, goals, beispiel, indiens, geschlechtergerechtigkeit, inklusion
Arbeit zitieren
Anonym, 2021, Die Sustainable Development Goals am Beispiel Indiens. Geschlechtergerechtigkeit durch finanzielle Inklusion, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1301527

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Im eBook lesen
Titel: Die Sustainable Development Goals am Beispiel Indiens. Geschlechtergerechtigkeit durch finanzielle Inklusion



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden