Das Interpretieren und Analysieren mittelalterlicher Literatur stellt den modernen Rezipienten nicht selten vor große Herausforderungen. Die Literatur des Mittelalters ist behaftet mit einer „Andersartigkeit“, die befremdlich auf den Leser wirkt und Kohärenzen nur scheinbar bruch-stückhaft freigibt. Ein Grund hierfür sind nicht allzu oft die divergierenden kulturellen Kon-texte, indem die mittelalterlichen Texte verfasst wurden und die sich vor einem postmodernes Leseverständnis verschließen.
Als mögliche Abhilfe können literarische Texte mittels der Kulturtheorie gedeutet werden. Hierbei wird davon ausgegangen, dass jeder Text in einem kulturellen Zusammenhang einge-bettet ist und das Begreifen der textinhärenten Kultur zu einem Verstehen des Werkes führt.
Demnach sollen folglich einige Kulturtheorien vorgestellt und deren Nutzen für die Litera-turwissenschaft bewertet werden. Zunächst ist aber eine engere Betrachtung des Begriffs „Kultur“ notwendig, um eine Annäherung an die multiperspektivische Kulturtheorie zu be-werkstelligen.
Inhaltsverzeichnis
- Das Interpretieren und Analysieren mittelalterlicher Literatur stellt den modernen Rezipienten nicht selten vor große Herausforderungen.
- Als mögliche Abhilfe können literarische Texte mittels der Kulturtheorie gedeutet werden.
- Im Wissenschaftsbetrieb herrscht derzeit kein Konsens über einen einheitlichen Kulturbegriff.
- Diese Vielschichtigkeit des Kulturbegriffs setzt sich auch in der Kulturtheorie fort.
- Die Anthropologische Kulturtheorie ist im Kern philosophisch-historisch ausgerichtet und befasst sich mit der Frage: Was ist der Mensch?
- Als Mitbegründer der Strukturalistischen Kulturtheorie können der Ethnologe Claude Lévi-Strauss und der Sprachwissenschaftler Ferdinand de Saussure genannt werden.
- Diesen theoretischen Überlegungen folgend und aufgrund des breiten Zeichenrepertoires kann die kulturstrukturalistische Analyse eines literarischen Textes in vielfältiger Art und Weise, und mit unterschiedlichen Zielsetzungen durchgeführt werden.
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay befasst sich mit der Frage, welchen Beitrag die Literatur unter dem Blickpunkt der Kulturtheorie leisten kann. Dabei werden verschiedene Kulturtheorien vorgestellt und deren Nutzen für die Literaturwissenschaft bewertet. Der Schwerpunkt liegt auf der Analyse von Texten im Kontext ihrer kulturellen Einbettung und der Erforschung von Mensch-Kultur-Beziehungen.
- Der Essay untersucht die Vielschichtigkeit des Kulturbegriffs und seine Bedeutung für die Kulturtheorie.
- Er stellt die Anthropologische Kulturtheorie vor und analysiert die Rolle des Menschen als „Mängelwesen“ in der Geschichte.
- Der Essay beleuchtet die Grundprämissen des Strukturalismus und die Anwendung der Strukturalistischen Kulturtheorie auf die Analyse von Kultur und Literatur.
- Er zeigt auf, wie die Kulturtheorie als Interpretationsinstrumentarium für die Analyse von Texten genutzt werden kann.
- Der Essay diskutiert die Bedeutung von Zeichen und Strukturen in der Literatur und die Möglichkeiten der kulturstrukturalistischen Analyse.
Zusammenfassung der Kapitel
Der Essay beginnt mit einer Einleitung, die die Herausforderungen des Interpretierens und Analysierens mittelalterlicher Literatur für den modernen Rezipienten beleuchtet. Die „Andersartigkeit“ der mittelalterlichen Literatur wird auf die divergierenden kulturellen Kontexte zurückgeführt, in denen diese Texte entstanden sind. Als mögliche Abhilfe wird die Kulturtheorie vorgestellt, die davon ausgeht, dass jeder Text in einem kulturellen Zusammenhang eingebettet ist und das Begreifen der textinhärenten Kultur zu einem Verstehen des Werkes führt.
Im zweiten Kapitel wird der Kulturbegriff näher betrachtet. Es wird gezeigt, dass der Kulturbegriff im Wissenschaftsbetrieb nicht einheitlich definiert ist, sondern über Oppositionsverhältnisse beschrieben werden kann, beispielsweise über das Verhältnis von Natur vs. Kultur. Kultur wird als ein Raum von historischen Veränderungen, als ein Prozess der Zivilisation und als ein unstatischer, variabler Begriff verstanden.
Das dritte Kapitel widmet sich der Anthropologischen Kulturtheorie. Hans Blumenberg wird als Vertreter dieser Theorie vorgestellt, der den Menschen als „Mängelwesen“ betrachtet, das sich seine eigene Welt schafft, um seine Nichtigkeit auszublenden. Blumenberg nennt drei große Ent-Täuschungen der Menschheit, die diese Sichtweise untermauern: das heliozentrische Weltbild, die Evolutionstheorie und die Psychoanalyse. Der Essay beleuchtet die unterschiedlichen Menschenbilder in den Epochen (Conditio humana) und zeigt, wie sich das Verständnis des Menschen im Laufe der Geschichte verändert hat.
Im vierten Kapitel werden die Grundprämissen des Strukturalismus vorgestellt. Claude Lévi-Strauss und Ferdinand de Saussure werden als Mitbegründer dieser Theorie genannt. Der Strukturalismus geht davon aus, dass die Sprache – und somit auch die Wirklichkeit - durch ein Zeichensystem geordnet ist. Es wird gezeigt, wie die Sprache als „Baukasten“ funktioniert und wie die gesamte Welt, einschließlich der Kultur, durch Strukturen geordnet ist.
Das fünfte Kapitel befasst sich mit der Anwendung des Strukturalismus auf die Kultur (Strukturalistische Kulturtheorie). Lévi-Strauss' Übertragung der strukturalistischen Prämissen auf die Kultur wird erläutert. Es wird gezeigt, wie die Strukturale Anthropologie als Typus einer aufklärerischen Zivilisationskritik verstanden werden kann, die Erkenntnisse über verborgene kulturelle Ordnungen zum Vorschein bringt. Der Essay beleuchtet die Bedeutung von Zeichen und Strukturen in der Kultur und zeigt, wie diese Erkenntnisse für die Analyse von Texten genutzt werden können.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Kulturtheorie, die Anthropologische Kulturtheorie, die Strukturalistische Kulturtheorie, die Literaturwissenschaft, die Interpretation von Texten, die Analyse von Kultur und Literatur, die Bedeutung von Zeichen und Strukturen, die Mensch-Kultur-Beziehung, die Conditio humana, die Ent-Täuschungen der Menschheit, das heliozentrische Weltbild, die Evolutionstheorie, die Psychoanalyse, das Inzestverbot, die Strukturale Anthropologie und die Zivilisationskritik.
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- Daniel Loch (Author), 2008, Was leistet die Literatur unter dem Blickpunkt der Kulturtheorie?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130362