Unter Berücksichtigung der genannten Primär- und Sekundärliteratur soll mit der vorliegenden Arbeit ein neuer Blick auf die Ära Chruschtschow geworfen werden. Im Fokus steht dabei der Zeitraum 1953-57, ergo jene Jahre in denen Chruschtschow seinen Machtbereich ausbaute. Auf welche Hilfsmittel griff er zurück? Welche Wege wählte er, um an den Zenit seiner Macht zu gelangen? Mit welchen Instrumenten versuchte er, seine Stellung zu legitimieren und welche Rolle spielte dabei die Entstalinisierung?
Im Laufe der letzten Jahrzehnte wurde die Ära Chruschtschow immer wieder zum zentralen Betrachtungsgegenstand wissenschaftlicher Publikationen. Viele wichtige geschichtspolitische Untersuchungen erschienen, die mitunter Chruschtschows Persönlichkeit, aber auch seine Regierungskompetenzen sehr differenziert bewerteten. Eine Gemeinsamkeit gab es dennoch: nahezu alle Wertungen fußten auf Chruschtschows Entstalinisierungspolitik. Für Roy Medwedew beispielsweise gleicht die Geheimrede Chruschtschow, mit der er die Entstalinisierung ins Leben rief, einer Offenbarung. Lothar Kölm geht sogar noch weiter und sieht die Ära Chruschtschow als Startpunkt im Prozess des Zerfalls der Sowjetunion, wohingegen er die Perestroika Gorbatschows auf den „Kulminations- und Endpunkt“ dieses Prozesses reduziert. Zu den wichtigsten biografischen Publikationen zählt neben der als Selbstdarstellung ausgelegten Veröffentlichung ‚Chruschtschow erinnert sich‘, vor allen Dingen auch die von Sergej Chruschtschow verfasste Vita ‚Nikita Chruschtschow. Marionette des KGB oder Vater der Perestroika‘. Wenngleich es sein Sohn war, der dieses Werk niederschrieb, liefert es ein Kompendium aus Tagebuchaufzeichnungen, persönlichen Erinnerungen und wichtigen Gesprächen, die durchaus neue Facetten der Person Nikita Chruschtschow ans Licht bringen können. Möchte man allerdings auf eine weniger subjektiv gefärbte Biografie zurückgreifen, empfiehlt sich das wesentlich jüngere Werk ‚Krushchev. The Man and his Era‘ von William Taubman.
Was die Verfügbarkeit primärer Quellen angeht, so ist die Einsicht in russische Archive noch immer eingeschränkt. Dennoch verbesserte sich die Lage im Vergleich zu früher und so liegen heute u.a. auch die Protokolle zum XX. sowie zum XXII. Parteitag vor. Darüber hinaus erschienen seither mehrere Ausgaben der Geheimrede Chruschtschows, die nicht nur Auszüge, sondern den gesamten Redetext enthalten.
Inhaltsverzeichnis
- I. EINLEITUNG: FRAGESTELLUNG, METHODE, QUELLENLAGE
- II. DIE ÄRA CHRUSCHTSCHOW
- 1. NIKITA CHRUSCHTSCHOW UND DER WEG ZUR MACHT
- 1.1 Biographischer Hintergrund
- 1.2 Politisches Wirken als Gefährte Stalins
- 1.3 Machtzentrierung nach 1953
- 2. NIKITA CHRUSCHTSCHOW UND DIE PARTEI
- 2.1 Partei als Kalkül der Macht
- 2.2 Der XX. Parteitag
- 2.3 Chruschtschows Geheimrede
- 2.4 Der XXII. Parteitag
- 3. NIKITA CHRUSCHTSCHOW UND DIE ENTSTALINISIERUNG
- 3.1 Gesellschaftliche und kulturelle Veränderungen
- 3.2 Wirtschaftliche und juristische Veränderungen
- 3.3 Grenzen der Entstalinisierung
- III. SCHLUSSBETRACHTUNG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit widmet sich der Analyse des Aufstiegs Nikita Chruschtschows zur Macht in den Jahren 1953-57. Der Fokus liegt dabei auf der Rolle der Entstalinisierung als Instrument seiner Machtergreifung und -sicherung. Die Arbeit untersucht die Indikatoren von Chruschtschows Karriere, seine Strategien zur Machtübernahme und Legitimierung sowie die Auswirkungen der Entstalinisierung auf die sowjetische Gesellschaft.
- Nikita Chruschtschows Aufstieg zur Macht
- Chruschtschows Rolle in der Entstalinisierung
- Die Nutzung der Entstalinisierung als politisches Instrument
- Die Auswirkungen der Entstalinisierung auf die sowjetische Gesellschaft
- Die Grenzen der Entstalinisierung
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel I beleuchtet die Fragestellung, die Forschungsmethode und die verfügbaren Quellen. Es wird die Bedeutung der Ära Chruschtschow für die russisch-sowjetische Geschichte aufgezeigt und die historische Einordnung der Entstalinisierung diskutiert.
Kapitel II widmet sich der Analyse von Chruschtschows Karriere. Im Unterkapitel 1.1 wird sein biographischer Hintergrund dargestellt, während Unterkapitel 1.2 seinen Aufstieg im politischen System während der Stalin-Ära beschreibt. Unterkapitel 1.3 untersucht die Machtzentrierung Chruschtschows nach Stalins Tod im Jahr 1953. Unterkapitel 2 analysiert Chruschtschows Beziehung zur Partei und die Bedeutung von Parteitagen für seinen Machtausbau. Unterkapitel 3 befasst sich mit der Entstalinisierungspolitik Chruschtschows und ihren Auswirkungen auf die Gesellschaft, Wirtschaft und das Rechtssystem. Die Grenzen der Entstalinisierung werden ebenfalls beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe der Arbeit sind Nikita Chruschtschow, Entstalinisierung, Machtergreifung, politische Instrumente, sowjetische Gesellschaft, Parteitagspolitik, Geheimrede, XX. Parteitag, XXII. Parteitag, Stalin, Sowjetunion.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2012, Chruschtschows Aufstieg in den Jahren 1953-57. Die Entstalinisierung als politisches Instrument, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1315680