Das Tyranniskapitel in der Politik des Aristoteles


Hausarbeit, 2003

17 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Tyrannis in der aristotelischen Verfassungslehre

3. Die Gegensätze Königsherrschaft und Tyrannis

4. Theorien zur Erhaltung der Tyrannis
4.1 Die traditionelle Theorie
4.2 Die aristotelische Theorie

5. Darf Aristoteles Tipps zur Erhaltung der Tyrannis geben?

6. Fazit

1. Einleitung

Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit dem sogenannten Tyranniskapitel in der „Politik“ von Aristoteles und geht insbesondere den Fragen nach, ob es mit seiner Ethik vereinbar ist, dass Aristoteles dem Tyrannen Ratschläge zum Erhalt seiner Herrschaft gibt und ob er deshalb mit Machiavelli auf eine Stufe zu stellen ist.

Zunächst ordne ich die Tyrannisabhandlung in die gesamte Verfassungslehre des Aristoteles ein. Danach versuche ich die wesentlichen Unterschiede der beiden Alleinherrschaftsformen Königsherrschaft und Tyrannis aufzuzeigen.

Im Anschluss daran, werde ich die beiden Wege, die Aristoteles zur Erhaltung der Tyrannis beschreibt näher beleuchten.

Er teilt seine Abhandlung in zwei Teile: Im ersten beschreibt er den traditionellen, totalitären Versuch eine Tyrannis zu erhalten, während er im zweiten Teil einen neuen, seinen eigenen Weg beschreibt, mit dem er es für möglich hält, dass eine Tyrannis über einen längeren Zeitraum als bisher Bestand hat.

Am Schluss der Arbeit werde ich dann auf die Frage eingehen, ob Aristoteles den Tyrannen Tipps zur Stabilisierung ihrer Herrschaft geben darf, obwohl seine Ethik in der „Nikomachischen Ethik“ eindeutig auf Gerechtigkeit und Glück ausgerichtet ist. Diese Ausrichtung widerspricht eigentlich der Unterstützung eines Tyrannen. In diesem Zusammenhang gilt es auch der Frage nachzugehen, ob, wie teilweise behauptet, Aristoteles deshalb mit Machiavelli und seinen Ausführungen in „Der Fürst“ vergleichbar ist.

Ich werde versuchen, in meiner Arbeit diese These des machiavellistischen Aristoteles zu widerlegen.

2. Die Tyrannis in der aristotelische Verfassungslehre

Aristoteles behandelt in den Büchern IV bis VI der „Politik“[1] sechs verschiedene Verfassungsformen. Er ordnet sie dabei in drei gute und drei entartete Verfassungen. Monarchie, Aristokratie und Politie hält er für gute Staatsformen, Oligarchie, Demokratie und die Tyrannis bezeichnet er als entartet. Als Kriterien zur Einordnung stellt er in erster Linie die Fragen wer in der jeweiligen Staatsform herrscht und ob das Ziel der Verfassung das allgemeine Wohl oder das Wohl einer kleinen Gruppe oder gar eines Einzelnen ist. Bei den guten Verfassungen erkennt Aristoteles als Ziel das allgemeine Wohl, hingegen hätte die Demokratie nur den Vorteil der Armen, die Oligarchie den der Reichen und die Tyrannis den des Tyrannen im Auge und seien deshalb entartet.[2]

Genau wie für Platon ist auch für Aristoteles die Tyrannis die schlechteste aller Verfassungen. Aristoteles begründet dies damit, dass sich die Tyrannis aus „der äußersten Oligarchie und der Demokratie“[3] zusammensetzt.[4]

„Demnach ist sie also auch die für die Beherrschten schädlichste Verfassung, weil sie eben aus zwei Übeln zusammengesetzt ist und über die Abweichungen und Fehler dieser beiden Staatsverfassungen verfügt.“[5]

Mit der extremen Oligarchie hat die Tyrannis den Drang zum Geld, mit der Demokratie „den Kampf gegen alles Vornehme und Tüchtige“[6] gemeinsam.

„Weil die Tyrannis 1) die schlechteste aller politischen Ordnungen darstellt, bildet ihre Analyse eine Abhandlung über die vollendete Polis-Unordnung.“[7]

Kamp geht deshalb sogar soweit die Auffassung zu vertreten, dass es sich bei der Tyrannis gar nicht um eine Politeia im eigentlichen Sinne handelt, da in einer tyrannischen Polis keine Bürger existieren würden, sondern lediglich Beherrschte. Die Existenz von Bürgern sei aber Bedingung für eine Politeia. Aristoteles vermeide deshalb auch peinlich genau die Formulierung „Bürger“ und verwende lediglich die Begriffe „Beherrschte“ und „Einheimische“.[8]

Alle Aussagen, die Aristoteles in der „Politik“ zur Tyrannis macht, beziehen sich ausdrücklich auf die eigentliche Tyrannis, die er wörtlich als die Tyrannis bezeichnet, „die am ehesten eine Tyrannis zu sein scheint“[9]. Damit meint er die Tyrannis, die das Gegenstück zur absoluten Königsherrschaft bildet. Zwitterformen, die der Königsherrschaft ähneln, werden nicht näher behandelt.[10]

[...]


[1] Aristoteles: Politik. Schriften zur Staatstheorie. Übersetzt von Franz F. Schwarz. Stuttgart: Philipp Reclam Jun. 1989.

[2] Vgl. Ottmann, Henning: Geschichte des politischen Denkens. Band 1: Die Griechen. Teilband 2: Von Platon bis zum Hellenismus. Stuttgart, Weimar: J.B. Metzler. 2001. Seite 196.

[3] Aristoteles: Pol. V, 10, 1310b1-5.

[4] Vgl. Kamp, Andreas: Die aristotelische Theorie der Tyrannis. In: Philosophisches Jahrbuch 92. 1985. Seite 17-34. Hier: Seite 17.

[5] Aristoteles: Pol. V, 10, 1310b5-10.

[6] Ottmann, Henning: Geschichte des politischen Denkens. Seite 201.

[7] Kamp, Andreas. Die aristotelische Theorie der Tyrannis. Seite 18.

[8] Vgl. Kamp, Andreas. Die aristotelische Theorie der Tyrannis. Seite 19.

[9] Aristoteles: Pol. IV, 10, 1295a15-20.

[10] Vgl. Ottmann, Henning: Geschichte des politischen Denkens. Seite 201.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Das Tyranniskapitel in der Politik des Aristoteles
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Geschwister-Scholl-Institut für Politische Wissenschaft)
Note
2,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
17
Katalognummer
V13160
ISBN (eBook)
9783638188845
Dateigröße
600 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Tyranniskapitel, Politik, Aristoteles
Arbeit zitieren
Philipp Vetter (Autor:in), 2003, Das Tyranniskapitel in der Politik des Aristoteles, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13160

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