Seitdem sich in der Antike Aristoteles und Euklid nahezu zeitgleich angeschickt hatten, sich auf theoretischer Ebene mit der begrifflichen Fassung des „Raumes“ auseinander zusetzten, erfuhr der Begriff „Raum“ im Laufe seiner Rezeptionsgeschichte eine schier unendlich vielschichtige Ausdeutung. Während sich die antiken Autoren zunächst nur auf physikalischer und mathematischer Ebene der begrifflichen Bestimmung des Raumes gewidmet hatten, berührt das Konzept „Raum“ heute nahezu alle Bereiche des menschlichen Daseins. „Räume begegnen uns in vielen Zusammenhängen im Alltag [...]“, so gibt es z.B. den Rechtsraum in der Rechtswissenschaft, den geographischen Raum der Geographie, den Raum in der Architektur sowohl als Teil eines Gebäudes, als auch im Zusammenhang mit Landschafts- und Städteplanung, den Bauchraum in der Medizin, den Strafraum im Sport oder den sozialen Raum als Darstellungsmittel sozialer Strukturen in den Gesellschaftswissenschaften, um nur einige Anwendungsgebiete des Konzeptes „Raum“ zu nennen. Die Soziologin Martina Löw erweitert dieses Spektrum noch einmal und spricht sogar von einer großen wissenschaftlichen Aufmerksamkeit für Raumphänomene, indem sie bemerkt, dass auf „allen skalierbaren Ebenen [...] Raumkonstitutionsprozesse beobachtet [werden]: die Veränderungen territorial gebundener Nationalstaaten, die Verdoppelung der Realitätserfahrung durch elektronische Netze sowie die alltäglichen Platzierungskämpfe im Stadtteil, der Wohnung etc.“ Betrachtet man die vielfältige Ausgestaltung des Raumbegriffes als Resultat einer Entwicklung, die in der Antike ihren Anfang genommen hat und bis heute anhält, dann ließe sich ein Pluralismus des Konzeptes „Raum“ konstatieren. Eine solche Entwicklung, festgehalten in der These, der Begriff vom „Raum“ unterliegt einem kontinuierlichen Wandel, der bis heute anhält und durch Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu historischen Konzeptionen, auf der Ebene seiner Bestimmung, nachweisbar ist, gilt es, in dieser Arbeit nach zu zeichnen. Dazu möchte ich die konstatierte aktuelle Vielgestaltigkeit des Raumkonzeptes tatsächlich als Resultat einer Entwicklung ansehen, die im Denken der antiken Autoren Aristoteles und Euklid ihren Anfang genommen hatte. Ziel der Arbeit soll es sein, herauszufinden, inwieweit sich die Elemente historischer Raumkonzepte in den Konzepten der Gegenwart wieder finden lassen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Metaphysische Raumkonzepte
- René Descartes – Raum als Gefäß der Substanz
- Gottfried Wilhelm Leibniz – Ein relationales Raumkonzept
- Immanuel Kant – Raum als Bedingung der Möglichkeit sinnlicher Wahrnehmung
- Dieter Läpple - Für ein gesellschaftliches Raumkonzept
- Schlussteil
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Entwicklung des Raumbegriffs von der Antike bis zur Gegenwart. Ziel ist es, herauszufinden, inwieweit sich Elemente historischer Raumkonzepte in den Konzepten der Gegenwart wiederfinden lassen. Dabei werden die metaphysischen Raumkonstrukte von Descartes, Leibniz und Kant mit dem Konzept „gesellschaftlicher Funktionsräume“ von Dieter Läpple verglichen.
- Metaphysische Raumkonzepte der Neuzeit
- Das Konzept „gesellschaftlicher Funktionsräume“ von Dieter Läpple
- Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen historischen und modernen Raumkonzepten
- Kontinuität im Entwicklungsprozess des Raumbegriffs
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Vielgestaltigkeit des Raumbegriffs in verschiedenen Disziplinen dar und erläutert die Zielsetzung der Arbeit.
Der Abschnitt „Metaphysische Raumkonzepte“ untersucht die Raumkonstrukte von Descartes, Leibniz und Kant. Descartes betrachtet Raum als Gefäß der Substanz und setzt ihn mit Körpern gleich. Leibniz entwickelt ein relationales Raumkonzept, das Raum als Ordnung der Dinge definiert. Kant sieht Raum als Bedingung der Möglichkeit sinnlicher Wahrnehmung.
Im Abschnitt „Dieter Läpple - Für ein gesellschaftliches Raumkonzept“ wird das Konzept „gesellschaftlicher Funktionsräume“ von Dieter Läpple vorgestellt. Läpple analysiert die räumliche Organisation der Gesellschaft und die Bedeutung von Raum für soziale Prozesse.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Raumbegriff, metaphysische Raumkonzepte, Descartes, Leibniz, Kant, gesellschaftliche Funktionsräume, Dieter Läpple, Kontinuität, Entwicklungsprozess.
- Quote paper
- Sebastian Langer (Author), 2008, Über die Metaphysik des Raumes in Dieter Läpples gesellschaftlichen Raumkonzeptes, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131972