Die Regierung des Imperii Romani soll nach Edward Nicolae Luttwak, hauptamtlicher Berater der US-amerikanischen Militärführung, eine bewusste "grand strategy" verfolgt haben. Da sich die Geschichtswissenschaftler über die Thesen Luttwaks uneinig sind, resultiert die Aufgabe der Thesis darin, dieser umstrittenen Debatte ein wenig Klarheit zu verschaffen. Unter der Berücksichtigung der verschiedenen Strategien Luttwaks und der Befestigungsanlagen jener Epoche soll verglichen werden, welche dieser Strategien dem Römischen Reich zugutekam und welche zu dessen Untergang beitrugen. Dazu soll zur jeder Periode ein direktes Beispiel präsentiert werden.
In unserer Weltgeschichte gab es zahlreiche Staaten, in denen Regierungsapparate bewusst oder unbewusst eine Gesamtstrategie ihrer Selbsterhaltung wegen verfolgten. Auch heute noch entscheiden die hohen Köpfe entsprechender Regierungen über die Gesamtstrategie ihres jeweiligen Staates. Damit ein Staat auch in Zukunft ohne große Probleme funktionieren kann und sich selbst erhält, muss der Regierungsapparat dafür sorgen, dass entsprechende Vorkehrungen im Voraus geplant werden. Als wichtigster Punkt, um sich vor äußeren Bedrohungen zu schützen, benötigt der Staat, wenn dieser nicht unter einer Schutzmacht steht, ein kampfstarkes Heer zur Verteidigung und Durchsetzung ihrer Interessen. Damit dieses angeworben werden kann, muss die Regierung eine entsprechend propagandistisch/militärische Politik verfolgen, um Menschenmassen zu mobilisieren. Auch die Wirtschaft spielt eine wichtige Rolle, denn das Aufrechterhalten eines Heeres benötigt Geld und Materialkosten. Ein Staat braucht demnach eine Gesamtstrategie, um diesen Punkten gerecht zu werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definition der grand strategy
- Die Strategie der imperialen Sicherheit (imperial security) von Augustus bis Nero (31 v. Chr. - 68 n. Chr.)
- Grenzverteidigung und Befestigungsanlagen
- Beispiel des Systems der imperialen Sicherheit: Roms Verträge mit Karthago und Sagunt im Zweiten Punischen Krieg
- Die Strategie der präklusiven Verteidigung (preclusive defense) von den Flaviern bis zu den Severern (68 – 211 n. Chr.)
- Grenzverteidigung und Befestigungsanlagen
- Beispiel einer präklusiven Verteidigung: Hadrians Politik der Konsolidierung nach der Expansionspolitik Trajans
- Die Strategie der Tiefenverteidigung (defense-in-depth) in der Krise des 3. Jh. (235 – 285 n. Chr.)
- Grenzverteidigung und Befestigungsanlagen
- Beispiel einer Tiefenverteidigung im Osten: Nisibis, Amida, Singara, Bezabde
- Die Strategien im direkten Vergleich
- Die Existenz der grand strategy als bewusste Strategie der römischen Kaiser: Traum oder Wirklichkeit?
- Fazit
- Ausblick
- Quellen- und Literaturverzeichnis
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die grand strategies des Römischen Reiches von der frühen Kaiserzeit bis zur Spätantike unter besonderer Berücksichtigung der Strategietheorie von Edward N. Luttwak. Ziel ist es, die verschiedenen Strategien im Detail zu analysieren und zu vergleichen, um zu ergründen, ob eine Abwärtsentwicklung vom System der imperialen Sicherheit bis zur Tiefenverteidigung stattfand.
- Die verschiedenen grand strategies des Römischen Reiches nach Luttwak
- Die Bedeutung von Grenzverteidigung und Befestigungsanlagen in den verschiedenen Strategien
- Die Rolle der imperialen Sicherheit, der präklusiven Verteidigung und der Tiefenverteidigung für die Stabilität des Reiches
- Die Frage, ob die römischen Kaiser bewusst oder unbewusst eine grand strategy verfolgten
- Die Relevanz der Strategietheorie von Edward N. Luttwak für das Verständnis der römischen Geschichte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung definiert den Begriff der grand strategy und stellt die Forschungsfrage der Arbeit vor. Kapitel 2 analysiert die Strategie der imperialen Sicherheit (imperial security) von Augustus bis Nero, wobei die Rolle der Grenzverteidigung und Befestigungsanlagen sowie das Beispiel Roms Verträge mit Karthago und Sagunt im Zweiten Punischen Krieg beleuchtet werden. Kapitel 3 befasst sich mit der Strategie der präklusiven Verteidigung (preclusive defense) von den Flaviern bis zu den Severern, wobei die Grenzverteidigung und Befestigungsanlagen sowie das Beispiel von Hadrians Politik der Konsolidierung nach der Expansionspolitik Trajans im Vordergrund stehen. Kapitel 4 betrachtet die Strategie der Tiefenverteidigung (defense-in-depth) in der Krise des 3. Jahrhunderts, wobei die Grenzverteidigung, Befestigungsanlagen sowie das Beispiel von Nisibis, Amida, Singara, Bezabde im Fokus liegen.
Schlüsselwörter
Grand strategy, Römisches Reich, imperiale Sicherheit, präklusive Verteidigung, Tiefenverteidigung, Grenzverteidigung, Befestigungsanlagen, Edward N. Luttwak, militärische Strategie, Geschichte
- Arbeit zitieren
- Erhan Kahraman (Autor:in), 2022, Die Grand Strategies des Römischen Reiches und ihr Wandel von der frühen Kaiserzeit bis zur Spätantike. Die Strategietheorie Edward N. Luttwaks, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1324357