Unterrichtsstunde: Handlungs- und produktionsorientierter Umgang mit Fabeln (Deutsch 3. Klasse Grundschule)

Szenisches Spiel der Fabel "Die Stadtmaus und die Landmaus"


Unterrichtsentwurf, 2009

19 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


1. Thema der Unterrichtseinheit:

Handlungs- und produktionsorientierter Umgang mit Fabeln

2. Übergeordnetes Lernziel der Unterrichtseinheit:

Die Schülerinnen und Schüler kennen und verstehen die literarische Gattung „Fabel“. Sie setzen sich handlungs- und produktionsorientiert mit ihr auseinander.

3. Aufbau der Unterrichtseinheit:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

4. Lernziel der Unterrichtsstunde:

Die Schülerinnen und Schüler stellen die Fabel „Die Stadtmaus und die Landmaus“ nach vorher erarbeiteten Kriterien szenisch dar.

5. Ausführungen zur Klassensituation

Die Klasse 3a wird von mir seit August 2008 eigenverantwortlich mit drei Stunden in der Woche unterrichtet. Damit teile ich den Deutschunterricht mit einer anderen Lehrkraft, die zugleich auch die Klassenlehrerin ist.

Von Anfang an ist es mir gelungen, ein offenes und von Vertrauen geprägtes Verhältnis zu der Lerngruppe aufzubauen. Das Lernklima in dieser Klasse ist durch eine freundliche und angenehme Lernatmosphäre gekennzeichnet. Insgesamt zeigen die Schülerinnen und Schüler ein gutes Arbeits- und Sozialverhalten, welches an eine hohe Lernmotivation gekoppelt ist. Eine weitere positive Eigenschaft dieser Klasse ist, dass weder schwächere noch vorlaute Schüler aus der Gemeinschaft ausgeschlossen werden. Vielmehr versuchen die Schülerinnen und Schüler sich gegenseitig zu motivieren und zu helfen.

Die Lerngruppe setzt sich aus leistungsbereiten und motivierten Schülerinnen und Schülern zusammen. Zu den leistungsstarken Kindern zählen x, x, x, x, x und x. Sie können sich sehr gut sprachlich ausdrücken und verfügen über eine schnelle Auffassungsgabe. Zu den leistungsschwachen bzw. langsam arbeitenden Schülerinnen und Schülern zählen x, x, x und x. Bei x wurde zusätzlich die LRS diagnostiziert. Beim Lesen und Schreiben ist er häufig unkonzentriert und seine Arbeitsweise ist oft unordentlich und oberflächig. Deshalb benötigt x des Öfteren aufmunternde und motivierende Worte. x ist im Hinblick auf das Arbeits- und Sozialverhalten ein auffälliger Schüler. Er hat große Schwierigkeiten, sich selbst zu organisieren und seine Arbeitszeit sinnvoll einzuteilen. Häufig beschäftigt er sich mit Dingen, die nicht unmittelbar zum Unterrichtsgeschehen gehören. Bei für ihn interessanten Themen zeigt er sich dagegen sehr engagiert. Meistens sind es Beiträge aus dem naturwissenschaftlichen und technischen Bereich. Häufig kommt es zu Situationen, in denen Fabian die Arbeitsaufträge oder Handlungsanweisungen verweigert. In diesem Fall versuche ich ihn zu motivieren, damit auch er am Ende der Stunde ein Ergebnis vorweisen kann.

Insgesamt ist für die leistungsschwächeren Schülerinnen und Schüler besonders wichtig, dass die Arbeitsaufträge klar formuliert und visualisiert sind. Zusätzlich benötigen sie konkrete Hilfestellung meinerseits, damit sie am Ball bleiben und nicht frustriert aufgeben.

6. Inhaltliche Lernvoraussetzungen

Wie sich bei der Beschreibung der Klassensituation bereits gezeigt hat, besteht ein hohes Leistungsgefälle hinsichtlich der Auffassungsgabe und des Arbeitstempos, was vor allem Konsequenzen bei der Wahl der Didaktik und Methodik nach sich zieht[1].

Die Textsorte „Fabel“ war der Lerngruppe vor Beginn der Unterrichtseinheit noch nicht bekannt. Deshalb stand in den ersten Stunden dieser Einheit die Einführung in die literarische Gattung der Fabel im Vordergrund. Die Schülerinnen und Schüler haben mit Hilfe der Fabel „Der Löwe und die Maus“ (Aesop) die typischen Textmerkmale der Fabel[2] erarbeitet. Zudem haben sie die typischen Eigenschaften der Tiere analysiert und diese als Stellvertreter für Personen mit bestimmten Charakteren herausgearbeitet. Durch die Loslösung vom Bereich der Tiere hat die Lerngruppe die Lehre der Fabel formuliert und auf den menschlichen Bereich übertragen. Die Schülerinnen und Schüler verfügen bereits durch die Thematisierung des szenischen Spiels zu den Themen „Pantomimische Darstellung von Gedichten“ und „Szenische Gestaltung von Dialogen“ über grundlegende Erfahrungen in diesem Bereich. Dabei zeigte sich, dass viele Kinder bereits in der Lage sind, szenische Spiele umzusetzen und über ein grundlegendes Repertoire an spielerischen Sprach- und Bewegungsmustern verfügen. Einigen Schülerinnen und Schülern fällt es noch schwer, in eine Rolle zu schlüpfen und diese durchzuhalten und vor der Klasse zu spielen.

Um die Kinder auf das szenische Spiel der Fabel „Die Stadtmaus und die Landmaus“ vorzubereiten, wurde die Fabel im Vorfeld inhaltlich analysiert (Charaktereigenschaften der beiden Mäuse, Lehre der Fabel, Übertragung auf reale Lebenssituationen). Weiterhin haben die Schülerinnen und Schüler die jeweiligen Charaktere sowie die typischen Bewegungsmuster (Mimik und Gestik) der beiden Mäuse pantomimisch dargestellt. Dabei wurde das Kriterium „Tiere durch Bewegungen und Gesichtszüge darstellen “ von der Lerngruppe erarbeitet und reflektiert. Danach haben die Kinder in Gruppenarbeit den Fabeltext in ein Drehbuch umgeschrieben. Anschließend wurden verschiedene Sprechhaltungen erarbeitet. Dabei haben sich die Kinder überlegt, mit welchen Gefühlen ihre Figur in der bestimmten Situation spricht. Im Anschluss wurde der Text mit verteilten Rollen vorgelesen. Dabei wurden zwei weitere Kriterien („Deutliches und flüssiges Sprechen “ und „Gefühle wiedergeben “) für ein gelungenes „Szenisches Spiel“ erarbeitet und reflektiert. Die Lerngruppe hat bis jetzt eine hohe Leistungsbereitschaft und großes Interesse bei dem Thema „Fabeln“ und der szenischen Umsetzung gezeigt. Ich gehe davon aus, dass die szenische Gestaltung der Fabel „Die Stadtmaus und die Landmaus“ in dieser Stunde zu guten Ergebnissen führen wird.

Die Kinder sind sowohl in frontalen als auch in offenen Unterrichtsphasen sehr motiviert und leistungsbereit. Daher erwarte ich ein lernziel- und ergebnisorientiertes Arbeiten und eine reflektierte Sicherung der Ergebnisse. Dabei spielen vor allem die methodische Wahl sowie der Einsatz unterschiedlicher Differenzierungsformen eine entscheidende Rolle[3].

7. Sachinformation

7.1 Die Fabel

Die Fabel (lat. fabula: das Erdichtete)[4] ist ein knappe Erzählung, die episch und dramatisch zugleich ist und eine der ältesten Erzählformen darstellt. Laut Dithmar (1988, S. 155) liegt der Ursprung in der griechischen und indischen Antike[5]. Einer der bedeutendsten Fabelschreiber ist der griechische Sklave Äsop (6. Jahrhundert v. Chr.)[6]. Viele spätere Fabeldichter, wie Martin Luther, Jean de La Fontaine und Wilhelm Busch wurden durch seine Fabeln inspiriert und zur eigenen Gestaltung angeregt. Das Aufbauschema der Fabel besteht aus einer Situation, einer Aktion (Rede/Handlung) und der darauf folgenden Reaktion (Gegenrede/ Gegenhandlung). Zum Schluss folgt das Ergebnis und es wird meist eine Lehre formuliert. Das Letztere kann auch zu Anfang erfolgen oder es wird ganz auf die Moral verzichtet und der Leser muss sich diese selbst erschließen[7]. Dabei stehen die Lehren der Fabel als Stellvertreter für Lebensregeln und sollen den Leser zum Nachdenken anregen.

Die wesentlichen Figuren der Fabel sind Tiere, die miteinander sprechen und menschliche Eigenschaften besitzen und somit als Stellvertreter für das menschliche Handeln stehen.

7.2 Die Fabel „Die Stadtmaus und die Landmaus“ nach Aesop

In der Fabel handelt es sich um zwei Mäuse, die bestimmte menschliche Charaktermerkmale repräsentieren. Die Landmaus ist bescheiden, unsicher und unerfahren. Dagegen ist die Stadtmaus reich, eingebildet und verwöhnt.

In der Ausgangssituation wird dargestellt, wie die Landmaus die Stadtmaus zu sich nach Hause einlädt. Die verwöhnte Stadtmaus rümpft jedoch nur ihr Näschen, als die Landmaus die Speisen auftischt und mag gar nichts zu sich nehmen. Die Gegenhandlung besteht darin, dass die Stadtmaus die Landmaus zu sich in den Palast einlädt. Die Landmaus ist zunächst sehr begeistert von den leckeren Speisen. Die Situation wendet sich jedoch schlagartig, als die beiden Mäuse von den Dienern überrascht werden. Die Stadtmaus flieht und versteckt sich. Die Landmaus rettet sich jedoch nur mit Mühe und Not. Zu Tode verängstigt beschließt sie, lieber ein ärmliches Leben in Frieden als ein reiches in Angst und Lebensgefahr zu führen[8]. Die Lehre dieser Fabel lautet: Ein genügsames Leben in Frieden macht glücklicher als Reichtum und Überfluss unter großen Sorgen.

7.3 Szenisches Spiel

Das szenische Spiel ist ein Teil der Theaterpädagogik[9] und eine Verfahrensweise des handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterrichts[10]. Dabei wird die „traditionelle Textanalyse und Interpretation im Unterrichtsgespräch[11]“ durch „Grundformen eines aktiv – produktiven Tuns der Schüler[12]“ ergänzt. Das szenische Spiel ermöglicht den Schülerinnen und Schülern, sich den literarischen Text mit allen Sinnen anzueignen und mit der eigenen Persönlichkeit zu verbinden, um einen besseren Zugang zum Text zu finden und diesen zu verstehen. Scheller (2007, S.26) spricht beim szenischen Spiel von einer sinnlich – ästhetischen Lernform: „Dabei aktivieren die Spieler eigene Vorstellungen, Erlebnisse, körperliche und sprachliche Handlungsweisen, handeln in der Rolle nach ihren Möglichkeiten und geben ihr dadurch eine Gestalt[13]“. Die Zielvorstellung beim szenischen Spiel ist nicht das fertige Produkt, sondern „die Interpretation des Textes durch die Handlungen[14]“ der Schülerinnen und Schüler.

Ein wichtiger Aspekt bei der Durchführung des szenischen Spiels ist die Einfühlungsphase in die Figur, um in eine Rolle hineinzuwachsen[15]. Einfühlungstechniken, wie „Sammeln von Informationen zur Figur“ und „Erprobungen von Körper- und Sprechhaltungen“ sind dabei geeignete Verfahrensweisen[16].

[...]


[1] vgl. didaktische und methodische Begründungen

[2] vgl. Sachinformation

[3] vgl. didaktische und methodische Überlegungen

[4] vgl. Dithmar 1988, S. 163

[5] vgl. ebd., S. 155

[6] vgl. ebd., S. 158

[7] vgl. ebd., S. 193

[8] vgl. Wilkening 2007, S. 36

[9] vgl. Bartnitzky 2006, S. 40

[10] vgl. Haas 1994, S. 24

[11] ebd., S. 17

[12] ebd., S. 18

[13] Scheller 2007, S. 26

[14] Scheller 1996, S. 22

[15] vgl. Grenz, 1999, S. 26

[16] vgl. ebd., S.27

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Unterrichtsstunde: Handlungs- und produktionsorientierter Umgang mit Fabeln (Deutsch 3. Klasse Grundschule)
Untertitel
Szenisches Spiel der Fabel "Die Stadtmaus und die Landmaus"
Hochschule
Studienseminar Hameln für die Lehrämter an Grund-, Haupt- u. Realschulen
Note
1,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
19
Katalognummer
V133035
ISBN (eBook)
9783640415441
ISBN (Buch)
9783640410927
Dateigröße
826 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Prüfungsentwurf, Handlungs-, Umgang, Fabeln, Szenisches, Spiel, Fabel, Stadtmaus, Landmaus
Arbeit zitieren
Elena Peters (Autor:in), 2009, Unterrichtsstunde: Handlungs- und produktionsorientierter Umgang mit Fabeln (Deutsch 3. Klasse Grundschule), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/133035

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