Der Konflikt zwischen König Heinrich II. Plantagênet und dem Erzbischof Thomas Becket, auch Thomas von Canterbury genannt, gilt als eines der exemplarischen Themen des englischen Hochmittelalters, was sich aus den zahlreich überlieferten Quellen ergibt.
Hierbei ergibt sich folgende Fragestellung: Worin unterscheiden sich die Darstellungen der beiden Parteien bezüglich des Konfliktes Thomas Becket und Heinrich II. Plantagênet von England? Die zu diesem Zwecke herangezogenen Quellen setzen sich aus einem vom Erzbischof Thomas Becket im Exil verfassten Brief an den König, der von Johannis von Salisbury verfassten Vita et Passio S. Thomae sowie der von Stephan von Rouen verfassten Draco Normannicus zusammen. Mithilfe der letzteren beiden Quellen sollen die beiden Seiten Erzbischof und König aufgezeigt und gegenübergestellt werden.
Um diese Frage beantworten zu können, wird nach Behandlung der Quellen beginnend von der Kanzlerschaft Thomas Beckets unter König Heinrich II. Plantagênet der Werdegange Thomas Beckets beschrieben, sowie neben den damit verbundenen Reaktionen des Volkes und der Kirche auch diejenigen Königs Heinrich II. und die sich daraus herleitende Veränderung der Beziehung dieser beiden Persönlichkeiten. In einem abschließenden Resümee soll unter Einbezug der Forschungsliteratur ein möglichst objektives Bild des Konfliktes gezeichnet und die Unterschiedlichkeit der Darstellungen aufgezeigt werden.
Im Folgenden wird ein kurzer Überblick über den Streit dargeboten. Der Konflikt basiert auf dem sich immer weiter verschlechternden Verhältnis der beiden Akteure Thomas Becket und Heinrich II. Plantagênet. Einst standen diese in einem engen Vertrauensverhältnis, welches sich nach Thomas Beckets Antritt des Erzbischofamtes immer weiter verschlechterte und zu Groll auf Seiten Heinrichs II. führte. Auch wenn dies vom König angeleitet wurde, ereigneten sich die folgenden Handlungen entgegen seiner ursprünglichen Vorstellungen und der zu vermeidende Konflikt zwischen Kirche und Staat eskalierte, nachdem sich dieser über mehrere Teilstationen hinweg aufgebaut hatte. Zu diesen zählten neben den Auseinandersetzungen über den "Sheriff-Zins", die Synode von Westminster, die Konstitutionen von Clarendon und das Gericht vor Northampton. Letztere können als Schlüsselereignisse der Auseinandersetzung gesehen werden und werden daher zu einem späteren Zeitpunkt tiefergehend behandelt.
Geographisch betrachtet erstreckte sich der Konflikt von England hinüber nach Frankreich, wobei der Großteil der Spannungen im Königreich England abspielte und sich in dieser Betrachtung über den Zeitraum von 1154 bis 1170 erstreckte. An dieser für beide Seiten misslichen Situation beteiligte Akteure waren neben den Protagonisten König Heinrich II. und dem Erzbischof Thomas von Canterbury die jeweiligen Anhänger der beiden Parteien wie Ritter und Bischöfe. Eine in diesem Zusammenhang besonders herauszugreifende Personengruppe war jene der Kleriker, auf die zu einem späteren Zeitpunkt näher eingegangen wird. Eine Institution, welcher dieser Konflikt besonders zu schaffen machte, ist die Kirche.
Neben zahlreichen Quellen, ist auch die Forschungsliteratur diesbezüglich sehr gut aufgearbeitet und ermöglicht tiefergehende Forschungen in sämtlichen Teilbereichen des übergeordneten Themas "Heinrich II. und der Mord an Thomas Becket".
Da das Thema in Anbetracht seiner Komplexität kaum vollständig umrissen werden kann, wird sich im Folgenden priorisiert auf den Verlauf des Konfliktes, unter Erwähnung der wichtigsten Teilstufen, konzentriert. Der Mord als Folge des Konfliktes ist nicht Teil der analysierenden Ausarbeitung.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Darstellung in den Quellen
- Die Darstellung im Becket-Brief
- Johannes von Salisbury: Vita et passio S. Thomae
- Stephen von Rouen: Draco Normannicus
- Widerspiegelung in der Literatur
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Konflikt zwischen König Heinrich II. Plantagênet und Erzbischof Thomas Becket. Sie analysiert die unterschiedlichen Darstellungen des Konflikts in den Quellen und beleuchtet den Verlauf der Auseinandersetzung sowie die beteiligten Akteure.
- Der Konflikt zwischen König Heinrich II. Plantagênet und Thomas Becket im Kontext des englischen Hochmittelalters
- Die Darstellung des Konflikts in den Quellen, insbesondere dem Brief von Thomas Becket an Heinrich II., der Vita et Passio S. Thomae von Johannes von Salisbury und dem Draco Normannicus von Stephan von Rouen
- Die Entwicklung der Beziehung zwischen Heinrich II. und Thomas Becket, einschließlich der zentralen Streitpunkte und Ereignisse
- Der Einfluss des Konflikts auf die Kirche und das Volk
- Eine vergleichende Analyse der unterschiedlichen Perspektiven auf den Konflikt
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Dieses Kapitel bietet einen Überblick über den Konflikt zwischen König Heinrich II. Plantagênet und Erzbischof Thomas Becket, die sich aus einem engen Vertrauensverhältnis in eine tiefe Fehde entwickelten. Es werden die zentralen Streitpunkte und Ereignisse des Konflikts, wie der „Sheriff-Zins“, die Synode von Westminster und die Konstitutionen von Clarendon, vorgestellt.
Die Darstellung in den Quellen
Die Darstellung im Becket-Brief
Dieses Kapitel untersucht den Brief, den Thomas Becket im Exil an den König verfasst hat. Es beleuchtet die Intention des Briefes, die persönliche Beziehung der beiden Persönlichkeiten und den subjektiven Blick des Autors auf den Konflikt.
- Arbeit zitieren
- Jasmin Christ (Autor:in), 2021, Heinrich II. und der Mord an Thomas Becket. Darstellung im Becket Brief, in Stephen von Rouens "Draco Normannicus" und in Johannes von Salisburys "Vita et passio S. Thomae", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1333583