Die traditionelle abendländische Philosophie betrachtete den Tod primär in einer abstrakten Weise als eine allgemeine Wesensaussage über den Menschen. Dies verdeutlicht schon der für die Logik typische Obersatz des klassischen Syllogismus, welcher bis in die Antike zurückreicht und wie folgt lautet: ‚Alle Menschen sind sterblich’. Es wird nicht gesagt, dass jeder Einzelne sterblich ist, sondern nur die Gesamtheit. So spricht auch Parmenides häufig vom Menschen als dem Sterblichen wie auch Thales und Anaximander in ihren Äußerungen zum Werden und Vergehen aller Dinge den Tod als abstraktes Phänomen betrachten. Mit der Philosophie des 20. Jahrhunderts bekommt dieses allgemeine Denken über den Tod vor allem bei Heidegger eine neue Richtung . Hier wird der Tod individuell betrachtet. Er gehört zum konkreten Lebensvollzug jedes Individuums. Der Einzelne ist konkret dieses Sterblich-sein in der Weise, dass der Tod jeden Menschen als Einzelnen beansprucht. Diese neue Einsicht beziehungsweise Zugangsweise zum Phänomen des Todes gilt es in der vorliegenden Arbeit nun im Hinblick auf seine Bedeutung für den Menschen und die Frage nach dem Sein- überhaupt zu untersuchen. Dabei soll der Schwerpunkt auf Heideggers Hauptwerk Sein und Zeit liegen. Damit sich die Arbeit hier nicht- wie unzählige andere Arbeiten über das Todesphänomen bei Heidegger- in einer guten Nacherzählung des heideggerschen Todesdenkens erschöpft, sollen auch Aspekte thematisiert werden, die dem Leser unter anderem neue Einblicke in die Todesthematik bieten, welche in Sein und Zeit nicht so ausdrücklich zur Sprache kommen. Vor allem werden hier auch methodische und kritische Überlegungen zu den Äußerungen Heideggers thematisiert. Ferner wird die vorliegende Arbeit zur Erleichterung des Verständnisses die zahlreichen theoretischen Äußerungen Heideggers mit vielen konkreten Beispielen unterlegen. Dabei werden auch Überlegungen zur Stellung des Todes über Sein und Zeit hinaus durch einen Verweis auf spätere Schriften thematisiert werden. Dabei gilt es vor allem zu prüfen, in wieweit das heideggersche Todesdenken über die Kehre hinaus noch als eine einheitliche Linie seines Denkens interpretiert werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Intension des Werkes von „Sein und Zeit“
- Daseinsanalytik
- Das,,In-der-Welt-sein“ als Seinsverfassung des Daseins
- Die Existenzialien des Daseins
- Dasein als Sorge
- Die Todesthematik
- Die existenziell-ontische Erfassung des Todes
- Vorontologische Überlegungen für eine existenzial-ontologische Analyse des Todes
- Die existenzial-ontologische Bestimmung des Todes
- Der Tod als ein Modus der Sorge
- Der alltägliche Begriff des Todes
- Die Analyse der Gewissheit und der volle existenziale Begriff
- Kritische Anmerkungen zum vollen existenzialen Todesbegriff
- Der Tod und das ganze Dasein
- Das Eigentliche Sein zum Tode
- Die Bedeutung der Freiheit für ein ganzes Dasein
- Die Rolle des Gewissens für ein ganzes Dasein
- Der existenziale Schuldbegriff
- Das richtige Anrufverstehen
- Die Entschlossenheit
- Die Bedeutung der Zeitlichkeit für das ganze Dasein
- Der Vorrang der Zeitlichkeit für die Beantwortung der Seinsfrage
- Die Zeitlichkeit als ontologischer Sinn des Seins zum Ende
- Die Stellung des Todes in Heideggers gesamten Denken
- Die Interpretation der Kehre
- Die Todesauffassung nach der Kehre
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit zielt darauf ab, die Bedeutung des Todes im Kontext von Heideggers „Sein und Zeit“ zu untersuchen und dessen Stellung in der Frage nach dem Sein zu beleuchten. Dabei soll der Fokus auf die individuelle Betrachtung des Todes liegen, wie er von Heidegger in Abgrenzung zur traditionellen Philosophie dargestellt wird.
- Der Tod als existenzielle Gegebenheit
- Die Analyse des Todes im Zusammenhang mit der Daseinsanalytik
- Die Bedeutung des Todes für die Zeitlichkeit des Daseins
- Die Rolle des Gewissens und der Freiheit im Angesicht des Todes
- Die Entwicklung des Todeskonzepts bei Heidegger nach der Kehre
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet den Wandel in der philosophischen Betrachtung des Todes vom Allgemeinen zum Individuellen, insbesondere im Werk Heideggers. Anschließend werden die Intension des Werkes „Sein und Zeit“ und die Daseinsanalytik dargestellt. Die Kapitel über die Todesthematik befassen sich mit der existenziell-ontischen und existenzial-ontologischen Bestimmung des Todes. Die Bedeutung des Todes für das ganze Dasein wird in Bezug auf das Eigentliche Sein zum Tode, Freiheit und Gewissen erörtert. Die Zeitlichkeit und ihre Rolle in der Seinsfrage werden in einem separaten Kapitel behandelt. Abschließend werden die Stellung des Todes in Heideggers Gesamtdenken sowie seine Interpretation der Kehre und die Todesauffassung nach der Kehre betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Begriffen der Philosophie Heideggers, insbesondere mit dem Tod, dem Dasein, der Zeitlichkeit, der Existenz und der Ontologie. Die Analyse des Todes im Kontext der Daseinsanalytik führt zu einer tieferen Auseinandersetzung mit den Konzepten von Sorge, Freiheit, Gewissen und Entschlossenheit. Die Betrachtung des Todes im Hinblick auf die Kehre in Heideggers Denken eröffnet weitere Perspektiven auf seine Philosophie.
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2010, Die Stellung des Todes in Martin Heideggers "Sein und Zeit", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1357447