In dieser Arbeit geht es darum, zu verstehen, wie eine Gesellschaft (oder speziell eine soziale Bewegung wie Fridays for Future) Praktiken des Verzichts nutzt, moralisiert, idealisiert und symbolisch bewertet. Die Kernthese dieser Arbeit lautet, dass Fridays for Future Anhänger:innen oftmals nicht für den Klimaschutz verzichten, sondern weil sie den Verzicht als Mittel zur Ermächtigung, Sinnstiftung und Schuldabfuhr nutzen. Diese These wird aus der Diskussion des von Nietzsche etablierten Begriffes des „asketischen Ideals“ abgeleitet.
Die menschengemachte globale Erwärmung stellt die gesamte Menschheit vor eine große Herausforderung. Der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) – oft als "Weltklimarat" bezeichnet – hat seit Jahrzehnten Klimaschutzziele festgelegt, die von den Regierungen der Welt jedoch immer wieder verfehlt werden. Soziale Bewegungen wie Fridays for Future kritisieren dieses Politikversagen und propagieren individuellen Verzicht als valides Mittel im Kampf gegen den Klimawandel. Dabei wird von den Demonstranten und Demonstrantinnen oft übersehen, dass es bei dem Thema Klimaschutz nicht nur darum geht, was wir zu verhindern haben, sondern auch darum, was der Klimaschutz uns kostet.
Inhaltsverzeichnis
- Warum Fridays for Future Anhänger:innen Verzicht fordern.
- „Der Anfang von Morgen“
- Einschub: Grundlegendes zum Thema Klimawandel
- Textauswahl und Methode: Nietzsches Genealogie der Moral
- Gliederung
- Die Genealogie der asketischen Ideale
- Der Weg von der Umwertung aller Werte zu den asketischen Idealen
- Vorwort zur, genealogischen Methode' Nietzsches
- Nietzsches,,Genealogie der Moral“
- Die erste Umwertung aller Werte
- Die zweite Umwertung aller Werte
- Zum Begriff der Askese
- Problematisierung der Begriffe „Askese“ und „asketisches Ideal“
- Wissenschaftsglaube und Nihilismus
- Reevaluierung des asketischen Ideals: Wenn Askese zum Selbstzweck wird.
- Die Funktionen des Asketismus für die Fridays for Future Bewegung
- Praktische Askese als Folge von Klimawandel und Konsumkritik
- Ermächtigung mithilfe von Askese
- Rationalisiertes Versagen
- Gefahren einer szientistischen Klimapolitik
- Sinnstiftung mithilfe von Klimaschutzidealen
- Fridays for Future als quasichristliche Bewegung.
- Moralisierung der Askese durch Fridays for Future
- Schuldabfuhr mithilfe von Askese
- „Übertribunalisierung der Lebenswelt“: Schuld sind immer die anderen
- Die Bedeutung der asketischen Ideale für Fridays for Future
- Reevaluation des asketischen Ideals aus Sicht der ökonomischen Werttheorie
- Problematisierung der idealistischen Askese
- Vorwurf des Quietismus
- Vorwurf der unnötigen Psychologisierung
- Von dem Wunsch, Gutes zu tun und der Pflicht, gerecht zu handeln.
- Das Klima: Eine Frage der Gerechtigkeit
- Exkurs: Wie schädlich sind unsere CO2-Emissionen?
- Sollten wir all unser Geld in den Klimaschutz stecken?
- Über die Vereinbarkeit von Klimaschutz und Idealismus
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die asketischen Ideale der Fridays for Future Bewegung und analysiert, wie diese Ideale genutzt und symbolisch bewertet werden. Sie hinterfragt die Motivationen hinter dem Verzicht und betrachtet die Rolle von Askese bei der Sinnstiftung, Schuldabfuhr und Ermächtigung innerhalb der Bewegung.
- Analyse des asketischen Ideals in der Fridays for Future Bewegung
- Bewertung der Rolle von Askese bei der Sinnstiftung und Ermächtigung
- Kritik an der unreflektierten Moralisierung von Askese
- Untersuchung der Verbindung zwischen Askese und Schuldabfuhr
- Reevaluation des asketischen Ideals aus der Perspektive der ökonomischen Werttheorie
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt die Fridays for Future Bewegung und die Kritik am Klimawandel vor. Es beleuchtet den Kontext und die Debatte um Verzicht im Kampf gegen die globale Erwärmung.
Kapitel zwei erörtert Nietzsches "Genealogie der Moral" und analysiert den Weg von der Umwertung aller Werte hin zum asketischen Ideal. Es untersucht die Funktion von Askese als Mittel zur Selbstüberwindung und Sinnstiftung.
Kapitel drei analysiert die Funktionen des Asketismus innerhalb der Fridays for Future Bewegung, indem es die Verbindung zwischen Verzicht, Ermächtigung, Sinnstiftung und Schuldabfuhr betrachtet.
Kapitel vier untersucht die Moralisierung von Askese durch Fridays for Future und die Übertragung von Schuld auf andere Akteure.
Kapitel fünf reevaluiert das asketische Ideal aus der Perspektive der ökonomischen Werttheorie und kritisiert die idealistische und moralische Sichtweise auf Verzicht.
Schlüsselwörter
Asketisches Ideal, Fridays for Future, Klimawandel, Verzicht, Sinnstiftung, Ermächtigung, Schuldabfuhr, Ökonomische Werttheorie, Moral, Genealogie der Moral, Nietzsche
- Arbeit zitieren
- Vladislav Shenker (Autor:in), 2023, Die Ohnmächtigen. Eine Reevaluation des asketischen Ideals am Beispiel der Fridays for Future-Bewegung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1357967