Gegenstand und Struktur der Arbeit
Der Gegenstand dieser Arbeit ist das Konzept des “Clash of
Civilizations”, welches Samuel Huntington 1993 der Öffentlichkeit
vorstellte und welches für lebhafte Diskussionen gesorgt hat, die
nach wie vor anhalten.(1)
Bei dem Titel der Arbeit “Die Rolle des Islam in Huntingtons Kampf
der Kulturen” liegt die Betonung auf dem Wort “Rolle.” Dies liegt an
der Grundthese dieser Arbeit, daß Huntington sich mit seiner
Theorie vom kommenden Kampf der Kulturen an die Feindbildproduktion macht. Das Feindbild ist der Islam (unter partiellem Einschluß dessen, was Huntington den sinischen Kulturkreis nennt). Die Funktion des Feindbildes, ich werde dieses nachzuweisen versuchen, liegt in der Legitimation einer bestimmten Politik der USA, die sowohl den verbündeten Regierungen als auch den Wissenschaftlern und letztlich wohl auch den jeweiligen Bevölkerungen vermittelt werden muß.
Ich werde versuchen was man über den Islam, oder besser gesagt
Huntingtons Wahrnehmung desselben, bei ihm lesen kann,
nachzuzeichnen und zu prüfen. Zuvor werde ich einen groben
Überblick über das Gesamtkonzept Huntingtons geben um es möglich zu machen, den Islam in diesem zu verorten.
Da ich von der Feindbildproduktion ausgehe, werde ich im Anschluß
an die Untersuchung der huntingtonschen Islamperzeption zu klären
versuchen, wie und wozu das Feindbild konstruiert wird. Mir
scheinen u.a. die Ausführungen Carl Schmitts dazu erhellend zu
sein.
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1 Es gibt eine ganze Reihe von Reaktionen auf die Thesen Huntingtons. Die Foreign Affairs, in denen der Aufsatz im Sommer 1993 erschien, brachten bereits wenige Monate später ein
Sonderheft heraus (The Clash of Civilizations? The Debate), in dem verschiedene Wissenschaftler sich mit dem Aufsatz auseinander-setzten. Es erschienen Aufsätze in den verschiedenen Fachzeit-schriften (Orient 3/97, Blätter für deutsche und internationale Politik 3/94 und 2/97, etc.), das Thema wurde von wissenschaftlichen Arbeitsgruppen behandelt und dargestellt (Vgl. Schriftenreihe der Arbeitsgemeinschaft für Friedens - und Konfliktforschung
e.V., AFK ; Bd. 23) und schließlich in einer Reihe von Zeitungen und Zeitschriften beschrieben.
(Vgl. hierzu Bibliographie)
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gegenstand und Struktur der Arbeit
- Zum Begriff der Kultur und des Kulturkreises
- Darstellung der wesentlichen Aspekte der "Kultur-Knall Theorie" Huntingtons
- Kurzdarstellung der huntingtonschen Konzeption
- Zum Wesen der Kulturkreise und der Funktion von Kernstaaten
- Der Westen
- Empfehlungen an die Politik
- "Die blutigen Grenzen des Islam"- Huntingtons Islamwahrnehmung
- Konflikt- und Gewaltbereitschaft des Islam
- Die antiwestliche Tendenz des Islam
- Die "sinisch-islamische Connection"
- Das Fehlen eines islamischen Kernstaats
- Die "Bevölkerungsexplosion" der islamischen Staaten
- Denkstrukturen: Identität und der Feind
- Huntingtons Grundannahme
- Geistige Verwandschaften
- Carl Schmitt
- Oswald Spengler
- Zwischenresümee: Zur Bedeutung der geschilderten Ansätze für die huntingtonsche Theorie
- Funktion und Wirkung des Huntington Paradigmas
- Zur Funktion der Theorie Huntingtons hinsichtlich der außenpolitischen Interessen der USA
- Hegemonieanspruch des "Post-cold-war-Paradigma"
- Rezeption der huntingtonschen Theorie in der Öffentlichkeit
- Zusammenfassung und kritische Schlußbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit Samuel Huntingtons Konzept des "Clash of Civilizations" und untersucht die Rolle des Islam in dieser Theorie. Ziel ist es, zu belegen, dass Huntington durch die Konstruktion eines Feindbildes, dem Islam, eine bestimmte Politik der USA legitimiert.
- Analyse der huntingtonschen Islamperzeption
- Untersuchung der Konstruktion des Feindbildes "Islam"
- Bedeutung des "Clash of Civilizations" für die amerikanische Außenpolitik
- Kritik an Huntingtons Konzept
- Vergleich mit den Theorien von Carl Schmitt und Oswald Spengler
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt Huntingtons Konzept des "Clash of Civilizations" vor und erläutert die Bedeutung des Islam in diesem Zusammenhang. Sie skizziert die zentrale These der Arbeit, dass Huntington mit seiner Theorie ein Feindbild des Islam konstruiert, um eine bestimmte Politik der USA zu legitimieren.
- Darstellung der "Kultur-Knall Theorie" Huntingtons: Dieses Kapitel gibt einen Überblick über Huntingtons Theorie vom Kampf der Kulturen. Es beschreibt die wichtigsten Elemente dieser Theorie, darunter die Vorstellung von Kulturkreisen und die Funktion von Kernstaaten.
- "Die blutigen Grenzen des Islam": Dieses Kapitel untersucht Huntingtons Wahrnehmung des Islam. Es beleuchtet die von Huntington behauptete Konflikt- und Gewaltbereitschaft des Islam, die antiwestliche Tendenz sowie die Rolle des "sinisch-islamischen Bündnisses".
- Denkstrukturen: Identität und der Feind: Dieses Kapitel analysiert Huntingtons Grundannahme und untersucht seine Denkstrukturen im Kontext der Theorien von Carl Schmitt und Oswald Spengler. Es beleuchtet die Bedeutung der Feindbildproduktion für Huntingtons Theorie.
- Funktion und Wirkung des Huntington Paradigmas: Dieses Kapitel untersucht die Funktionen und Wirkungen von Huntingtons Theorie im Zusammenhang mit der amerikanischen Außenpolitik nach dem Kalten Krieg. Es beleuchtet die Bedeutung der Theorie als möglicher Kompass für die zukünftige amerikanische Außenpolitik.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die zentralen Themen des "Clash of Civilizations" von Samuel Huntington. Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Feindbildproduktion, Kulturkreis, Islam, Antiwestliche Tendenz, Hegemonieanspruch der USA, Krieg der Kulturen, amerikanische Außenpolitik, Ideologie, politische Legitimation, Carl Schmitt, Oswald Spengler.
- Quote paper
- Hussein Tams (Author), 1998, Die Rolle des Islam in Samuel Huntingtons Kampf der Kulturen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1368