In Bayern pflegen viele Mittel- und Kleinstädte eine traditionelle Festkultur, die häufig auf verschiedenen historischen Ereignissen basiert. Nennenswert sind vor allem der Rothenburger Meistertrunk, die Landshuter Hochzeit, das Kaufbeurer Tänzelfest oder die Veranstaltung „Wallenstein-Sommer“ in Memmingen, deren Grundlage der Memminger Aufenthalt Wallensteins im Sommer 1630 ist. Doch dürfen sich solche Feste schon deshalb "historisch" nennen, nur weil sie auf historische Gegebenheiten zurückgreifen? Handelt es sich bei diesen Ereignissen um Feste im "feierlichen" Sinne oder haben sie mehr den Charakter „historischer Nachspiele“? Am "Wallenstein-Sommer" in Memmingen soll dies exemplarisch untersucht werden.
Auch die Person Wallensteins polarisiert in dieser Thematik. Darf eine so zwiespältig dokumentierte Persönlichkeit, ein so kriegerischer Feldherr wie Wallenstein überhaupt "gefeiert" werden oder will man in Memmingen nur "einen Tag wie zu Wallensteins Zeit" begehen? Naheliegend ist insofern, dass die Veranstaltung "Wallenstein-Sommer" schon in der Planungsphase für reichlich Diskussionspotenzial in der Memminger Bevölkerung gesorgt haben dürfte, wie in dieser Arbeit noch genauer dargestellt werden soll.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Geschichtsvermittlung via historisches Fest: Chancen und Risiken
- Das historische Fest: Definition und wesentliche Bestandteile
- Das historische Fest und seine Vermittlung von Geschichte
- Der Einfluss historischer Feste auf das Geschichtsbewusstsein
- Das historische Fest im Wandel der Zeit
- Die Person Wallenstein
- Wallenstein im Kontext des Dreißigjährigen Krieges
- Die zwiespältige Erinnerung an Wallenstein
- Wallensteins Einzug und Aufenthalt in Memmingen
- Die Entwicklung der Wallensteinveranstaltungen bis zur Gegenwart
- Die Entstehung und Entwicklung bis 1945
- Die Neugestaltung des Großen Fischertags 1980
- Die Beweggründe und die Debatte um das Wallenstein-Motiv
- Die Vorbereitungen der Memminger Bevölkerung auf „ihren Wallenstein-Sommer“
- Die weitere Entwicklung bis heute
- Der Programmablauf des „Wallenstein-Sommers\" und seine historische
- Die Gruppen
- Der Einzug Wallensteins
- Der historische Kirchgang
- Die,,Beschau der Weberwar"
- Das Theater
- Lagerleben und Lagerspiele
- Ergebnisse
- Der,,Wallenstein-Sommer\" als „feierlicher“ Event?
- ,,Imitatio historiae“ oder „Luxurierung“?
- Die Geschichtsvermittlung beim „Wallenstein-Sommer“
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht den „Wallenstein-Sommer“ in Memmingen, eine historische Veranstaltung, die seit 1980 jährlich stattfindet und den Aufenthalt des berühmten Feldherrn Albrecht von Wallenstein in der Stadt im Jahr 1630 nachspielt. Die Arbeit befasst sich mit der Frage, inwiefern der „Wallenstein-Sommer“ Geschichte vermittelt und welche Chancen und Risiken diese Form der Geschichtsvermittlung birgt. Im Mittelpunkt stehen die Analyse der historischen Begebenheiten, die Gestaltung des Festprogramms und die öffentliche Wahrnehmung der Veranstaltung.
- Vermittlung von Geschichte durch historische Feste
- Die Person Wallensteins und seine Rolle im Dreißigjährigen Krieg
- Die Entwicklung des „Wallenstein-Sommers“ in Memmingen
- Die Darstellung von Geschichte in der Festkultur
- Die Rezeption und das Geschichtsbewusstsein der Zuschauer
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Thematik des „Wallenstein-Sommers“ in Memmingen im Kontext der historischen Festkultur in Bayern vor und erläutert die Problematik der Geschichtsvermittlung durch historische Veranstaltungen. Kapitel 1 beschäftigt sich mit der Definition des historischen Fests und seinen Möglichkeiten und Risiken bei der Vermittlung von Geschichte. Kapitel 2 beleuchtet die Person Wallensteins im Dreißigjährigen Krieg und seine Bedeutung für die Stadt Memmingen. Kapitel 3 zeichnet die Entwicklung der Wallenstein-Veranstaltungen in Memmingen bis zur Gegenwart nach, einschließlich der kontroversen Debatte um die historische Relevanz des Festes. Kapitel 4 beschreibt den Programmablauf des „Wallenstein-Sommers“ und seine historische Einbettung, wobei die verschiedenen Elemente der Veranstaltung, wie der Einzug Wallensteins, der historische Gottesdienst, die „Beschau der Weberwar“ und das Lagerleben, im Detail beleuchtet werden. Die Ergebnisse der Analyse werden in Kapitel 5 dargestellt, die sich insbesondere mit den Fragen der „feierlichen“ Inszenierung, der historischen Genauigkeit und der Geschichtsvermittlung durch den „Wallenstein-Sommer“ auseinandersetzen.
Schlüsselwörter
Geschichtsvermittlung, historisches Fest, Wallenstein, Dreißigjähriger Krieg, Memmingen, Festkultur, „Wallenstein-Sommer“, Geschichtsbewusstsein, Rezeption, „Imitatio historiae“, „Luxurierung“, Chronik, Quellenkritik, historische Genauigkeit, öffentliche Wahrnehmung.
- Arbeit zitieren
- Sinus Grünwald (Autor:in), 2018, Der Memminger "Wallenstein-Sommer". Das Spannungsfeld zwischen historischer Vergegenwärtigung und "Luxurierung", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1376975